der am 10. Mai 1686 erfolgten Annahme der Präsenta tion des Kaisers „auf die durch amotion Franzen Megerle gewesten Pfarrers vacierende Pfarr Groß Haselbach"'®), daß er nicht resigniert und auch nicht durch Bewerbung um eine andere Pfarre die bisherige verlassen hat. Mußte er der Macht des Stärkeren wei chen? Oder hat er zudem auch unklug gehandelt? 9.Zwei charakteristische Gedenktafeln zum Februar 1934 1. Als erste in Europa traten österreichische Arbei ter am 12. Februar 1934 mutig dem Faschismus ent gegen. Sie kämpften für Freiheit, Demokratie und Repu blik. Niemals vergessen! Sozialistische Freiheitskämpfer (Marmortafel über dem Durchgang des Heiligenstädter-Hofes). 2. Dank dem heiligen Klemens für die Errettung und Befreiung Wiens. Februar 1934. (Eines unter den vielen marmornen Votivtäfelchen an der Grabstätte des hl. Klemens Maria Hofbauer in Maria am Gestade, Wien I). Dr. F. L. 10. Zur Baugeschichte des Kollegs St. Michael in Wien P. Dr. Waldemar Posch SDS Das ehemalige Bamabitenkolleg in der Habsburger gasse 12 — zwischen Hofburg und Stephansplatz ge legen — hat in der Habsburgei-monarchie eine nicht unbedeutende Rolle gespielt. Da bezüglich der Ent stehungszeit dieses Gebäudes Unklarheiten bestehen (vgl. Dehio Wien, 3. Auflage, S. 34, Wien 1954), so habe ich versucht, diese in der beiliegenden Abhandlung zu beheben. 1705 wurde das auf dem Kohlmarkt 1650 errichtete Barnabitenkolleg ein Raub der Flammen'). Der Neu bau wurde nicht mehr auf der Brandstätte aufgeführt, sondern auf den Gründen des alten Pfarrhofs in der Bräunerstraße (= Habsburgergasse). Hier hatten die Barnabiten am 28. Jänner 1644 das dem Albrecht Herrn von Zinzendorf gehörige Freihaus um 17.300 fl käuflich erworben''). Nach der Brandkatastrophe am Kohlmarkt wurde 1.706 der Barnabit Don Franciscus Axenbruner zum Baudirektor eniannt®). Unter seiner Aufsicht gedieh der Bau bis zum Jahre 1710 — vom heutigen Haus Habsburgergasse 10 an gerechnet — bis zur 7. Fenster achse''). Er umfaßte bereits die wesentlichsten Teile der heutigen Anlage: den Kapitelsaal, die Bibliothek, eine großräumige Küche, das bis zum zweiten Stock werk hinaufreichende Refektorium, das Nebenstiegen haus und eine Reihe von Wohnzellen. Im Ganzen wur den bis 1710 drei Viertelteile des Bauwerkes fertig gestellt. Der landesfürstliche Konsens brauchte später nur „zu ausbauung des letzten Viertitheils" gegeben werden®). Wegen anderer wichtiger Bauvorhaben konnte man sich erst wieder ab 1749 mit dem Weiterbau des Kollegs befassen. Damals legten folgende Meister und Handwerker ihre Kostenvoranschläge vor: Baumeister Johann Pauli (Paulli), Steinmetzmeister Högl, Zimmer meister Ohmeyer Johannes, Tischlermeister Schuhwerckh Gabriel (Anfertigung der Pfortentüren aus Eichenholz), Schlossei*meister Köhler, Ziegeldecker Neybacher, Glasermeister Heiller, Hafnermeister Kauf mann, Kupferschmied Paui"®). Am 2. April 1756 wurde mit Johann Pauli der Kontrakt zum Weiterbau abgeschlossen'). Sein An gebot sah vor die Errichtung eines Preß-, Speise- und Holzkellers sowie die Anfertigung der Grundrisse zu drei Stockwerken. Zu dem 1710 aufgeführten Bau zeichnete er rot an, was nun neu zu erbauen war. Ferner legte er eine Ansicht der Fassade in der Brei nerstraße (=Habsburgergasse) vor sowie einen Profil riß, der das Gebäude im Hof und die Höhe der Zim mer anzeigte. Sodann wollte er alle Maurer und Hand werker als auch Werkzeuge und Baumaterialien bei stellen. Für die Fundamente berechnete er 60 Klafter Weinhauser Stein. Der Aushub der Fundamente begann am 5. April 1756®). Nach dem von ihm 1755 gezeichne ten Fassadenaufriß führte er den 1710 fertiggestellten Bauteil vom rechten Fensterrand der 8. Fensterachse bis zur 16. weiter. Eine verhältnismäßig große Anzahl Maurer und Taglöhner war am Bau beschäftigt. So standen z. B. vom 1.6. bis 22. Mai 1756 121 Personen im Einsatz: 42 Maurer, 5 Zimmerleute, 2 Ziegeldecker und 74 Taglöhner (Tagwerker)®). Beim Bau wurden 986.500 Mauer-, Gewölbe- und Pflasterziegel verwen det'®). Es wurde den ganzen Winter 1756/57 durch gearbeitet, so daß die Bauarbeiten am 13. September 1757 beendet werden konnten"). Für die Gestaltung der beiden Portale wurde der akad. Bildhauer Josef Rösler gewonnen'^). Am 4. Okto ber 1756 schloß er mit den Barnabiten den Kontrakt und beendete am 13. August 1757 seine Arbeiten. Als Hono rar erhielt er;80 fl für zwei Ornamente an der Fenster front, 120 fl für vier sitzende Kindel, 50 fl für die Alexander-Sauli-Statue am Portal und 65 fl für das Standbild Kaiser Ferdinands II. im Stiegenhaus. Dieses Denkmal war ein Dank an den Kaiser, der 1626 die Barnabiten nach Österreich berufen und mit vielen Gunsterweisen ausgezeichnet hatte'®). Nach einem ..vorgelegten Riß" schmiedete der Schlossermeister Bernhard Köhler das schöne Eisen geländer im Stiegenhaus'"'), lieferte die Tür- und Fen sterbeschläge sowie auch die eiserne Türe zum Archiv. Die Stukkaturarbeiten wurden dem Stukka teur Johann Paul Moßberger übertragen'®). Besonders hervorgehoben werden seine Arbeiten im Oratorium und im Stiegenhaus, wo er für die beiden Nischen die Muscheln formte. Einige Jahre nach Vollendung des Klostergebäudes erhielt auch der Innenhof des Kollegs eine neue Ge stalt. 1762 erhielt der Steinmetzmeister Johann Wenzl Schumkho (Schunckho, Schunkhiu)'®) den Auftrag, den 3415 Quadrat-Schuh großen Hof, in dem sich bis dahin ein „Ziergärtlein" befand, mit 4—6 Zoll dicken Stein platten zu belegen, die in der Mitte des Hofes um 9 Zoll erhöht nach dem Rand zu flach auslaufen soll ten. Die Rinnen selbst waren aus ganzen Platten zu hauen. Bis 1763 sollten die Arbeiten beendet sein. Zur Abdichtung der Fugen wurde ölkitt verwendet. Die Verlegung der Platten erfolgte vom 19. Mai bis 31. August 1764"). Der Hofbelag — ein Musterbeispiel einer barocken Entwässerungsanlage — befindet sich bis heute in einem vorzüglichen Erhaltungszustand. Zusammenfassung. Das ehemalige Barnabiten kolleg in der Habsburgergasse 12 gehört seiner wesent lichen Bausubstanz nach dem frühen 18. Jahrhundert an. 1706—1710 erbaut, ist in ihm noch die Baugesinnung des 17. Jahrhunderts lebendig geblieben. Nach einer Unterbrechnung von nahezu einem halben Jahrhundert hat 1756/57 der Baumeister Johann Pauli die Arbeiten an dem noch unvollendeten Kolleg zum Abschluß ge bracht. In der Ausführung seiner Pläne war Pauli an den schon vorhandenen Bau gebunden. Bei der Ge staltung der Hauptfassade hatte er jedoch die Möglich keit, den ernsten Charakter des Klostergebäudes durch die beiden von J. Rösler mit Bildwerken ausgestatteten Portale zu lockern. Anmerkungen; ') Lind Karl, Die Michaelskirche zu Wien, in: Ber. u. Mitt. Altert. Ver. 3, S. 18, Wien 1859. — -) Kaufbrief v. 28. Jän. 1644, zu Nr. 1, 82. Schublade (1/82), Michaeler Kollegsarchiv (MiKA). Original Pergament, Querformat 645X 410 mm mit vier anhängenden Holzkapseln drei rote Wachssiegel ent haltend, vierte Kapsel leer. — Joachim Herr v. Zinzen dorf hatte dieses beim Pfarrhof in der Preinerstr. ge legene Freihaus am 1. Okt. 1622 von Leonhard Graf v. Meggau um 11.000 fl erworben. Kaufbrief a. a. O., Orig. Pergament, Querformat 670X 335 mm,mit einem roten 13
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