bezweifeln. Vielleicht lockte auch die Nähe seines Verwandten Sigmund Megerle. Großhaselbach wird noch 1811 von der Hofkam mer neben drei anderen Pfarren der Diözese St. Pölten als besonders reiche Pfründe bezeichnet; der Bischof freilich meinte, sie sei so kümmerlich, daß der Pfarrer einer Zulage aus dem Kirchenvermögen bedürfe.^") Jedenfalls trug sie mehr als Poysbrunn, war aber mit ihren 16 Filialen weit mühsamer zu betreuen.^) 5.2. Mit Eifer ging Franz Megerle wieder an die Arbeit. Am 8. Sept. 1682 behandelt das Consistorium ein Gesuch von ihm: „Franz Megerle... bringt an, wie daß er bey antritt der Pfarr die Kirchen ganz unsauber, Vndt Unordentlich, Undt Zwahr etliche Altar in denen winckhlen, die Sacristey auch einer Spiellunkhen gleich gefunden habe, Wehlen er nun dann Zue Befürderung der Ehr gottes diße Vnsauberkeit außrotten, Vndt alles soviell möglich ordentlich einzurichten Ver lange, Alß bittet er Vmb Bewilligung ds Er erstlich Zwey in den winckhlen stehenden Altar an ein sichtbahrs Vndt bequemers orth transferiren, Andertens auß einer negst der Kirchen Vorhandenen Vralten S. Sebastians Capelln ein Sacristey machen, Vndt den darin stehenten S. Sebastians Altar in die Kirchen transferiren möge."°^) Das Consistorium ersucht Dechant Johann Simon Prandtner, Pfarrer zu Raabs, um ein Gutachten darüber. Am selben Tag liegt ein zweites Gesuch vor, „wie dz Er vndt seine Pfarrkinder die Bruderschaft des Heyl. Rossen Cranzes Vnßer Lieben frawen in die Pfarrkirchen allda gern einführen wollten""^). Nach einem halben Jahr (2. Juni 1683) bittet er, die Bruder schaft der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in seiner Pfarrkirche aufrichten zu dürfen.^) Obwohl er bereits viele Monate in der Pfarre wirkte, war er vom Dechant noch immer nicht „introduciert" worden — trotz dessen Berichtes darüber."^) So ersucht er im Dezember, „dies dem Pfan-er zu Raabs aufzuerlegen", was bewilligt wird^), Megerle dürfte darauf deshalb Wert gelegt haben, um beim Dechant und beim Volk mehr Rückhalt zu haben; denn es zogen bereits Gewitterwolken auf. 5.3. Zur Pfarre gehörten auch Schloß und Herr schaft Schwarzenau; diese waren wie das nahe Hirsch bach (Bez. Gmünd)1627 von den Herbersteins erworben worden. Der damalige Inhaber war Sigmund Ladislaus Graf von Herberstein (t 1696).'"'') Die Kapuzinerpatres von Waidhofen a. d. Thaya hatten auf Wunsch der Herrschaft Herberstein im Schloß Schwarzenau ohne Vorwissen des Pfarrers sich „unterstanden, an Sonnund Feiertagen zu predigen, die hl. Messe zu halten und Sakramente zu administrieren". Darum fragt Megerle am 27. Jänner 1683 das Consistorium, wie er sich verhalten solle. Dieses fordert von den Kapuzinern einen Bericht an."") Das dürfte den Unmut des Ver walters und Herbersteins erregt haben und die nun folgenden Ereignisse verständlich machen. Die Antwort der Kapuziner kennen wir nicht, Wohl aber einen Bericht von Ezechiel Ludwig, Propst zu Eisgarn, vom 2. Juni 1683, der schon am 14. April angefordert worden war: „Wegen der Schloßkapelle zu Schwai'zenau und der zwischen dem Pfarrer zu Groß haselbach und den Kapuzinern zu Waidhofen entstan denen Strittigkeit": Gottesdienste sind dort seit langen Jahren „zu gewissen Zeiten... und meistens zur Winterszeit, wenn die Herrschaft anwesend ist... weil selbe um 11 Uhr, also nach Ende des Pfarrgottes dienstes und dabei nicht abgesammelt wird, der Pfarr kirche weder Volk noch Einkünfte entzogen". Der Herrschaftsadministrator Stephan Hertz klage aber, daß Megerle auf der Kanzel nur Fabeln vorbrächte und die Leute öffentlich ..anzutasten" pflege, ihn und seine Fi'au zwingen wolle, bei ihm zu beichten, die Kapuziner auf der Kanzel „Wölf" tituliert und einmal eine kurze und lächerliche, aber sehr „scandalose Predigt gethan". Zuletzt werden noch verleumderische Andeutungen gemacht, „welches aber derselbe alles widerspreche, außer wegen der PP. Capuziner sich in etwas vergriffen zu haben und sich... zu emendieren verspreche, dem ungeachtet am Sonntag darauf wider ihn, H. Referenten, als die PP. Capuziner und andere geschmähet".•'''^) Infolge der 2. Türkenbelagerung von Wien (15. 7. bis 12. 9. 1683), in der auch die kirchliche Verwaltung eine Zeitlang zusammenbrach, können wegen Fehlens von Akten die Ereignisse nicht klar rekonstruiert wer den. Jedenfalls kam es 1683 zu einem schweren Zu sammenstoß. Dechant Prandtner berichtet am 22. No vember 1683 dem Consistorium, daß er „die inquisition wegen der von H. Grafen von Herberstein dem... F. Megerle zugefügten schläg vorgenomben habe, diejelation darumben nit einschickhe, weil er verspür, daß gedachter Graf in der güete zuvergleichen genaigt seye". Er erhält aber den Auftrag, seinen Bericht mit allen Attestationen mit erster Post zu schicken.'^") So berichtet er am 26. Jänner 1684, daß der „Graff schon eine Zeit auf Herrn Pfarrherrn vndt dessen bruedern wegen eines strittigen undterthans einen Unwillen ge faßt, und daß Er Ihnen in cura animarum beschäftigter auf dem Weeg begegnet, mit seinem brudtern zu streitten angefangen, dessen sich H. Pfarrer annemben, den H. Grafen also erzürnet, ds Er aus dem Wagen gestie gen, Ihme pfarrherrn mit etlich schlügen und einem stoß also Traktiert, ds Er Zur Erden gefallen, vndt Vermög Attestation Zweyer bader etliche wochen in der Chur gewesen, vndt also keine gottesdienst habe versehen können..."°^) Megerle scheint aber längst — weil Wien damals nicht erreichbar war? — direkt beim Passauer Bischof Sebastian von Pötting eine Klage gegen Herberstein eingereicht zu haben. Die Erhebungen werden aber weiter vom Consistorium in Wien geführt. Dechant Prandtner weiß zu berichten: „Wiewohlen nun H. Graf... einige Gegen Klagen Zu haben Vermeint, habe Er sich doch bey Ihme mit dem Pfarrer Zuuergleichen schriftlich anerbotten.""^) Darum erhält Herberstein den Auftrag, „daß Er inuermeltem pfarrer Zu großen Haßibach gebührendten abtrag undt billiche Satisfaction leiste, wiedrigenfallß disses factum Ihro Kais. Mayst. angezeigt, undt wider Ihme mit publizirung der würckhlich Excommunication, in welche Er ipso facto gefallen, Verfahren werden solle.'"^) Am 23. Feber 1684 brachte Herberstein eine Ge genklage ein;'''"') aus der Sache wird also ein handfester Prozeß, der viel Geld kosten mußte. Darum bittet Megerle am 1.7. März das Consistorium, „er habe Zwar schon Vor längsten wider... Herberstain ...ein schrift liche Clag eingereicht, dato Zue Kainer Satisfaction ge langen Können, bittet daherro E. V. C. (Consistorio) wolle Ihme dißerorthß an die handt stehen."®") 5.4. Was weiter geschah, wissen wir nicht, weil die Akten fehlen. Das pfarrliche Gedenkbuch von Großhaselbach weiß nur vom Ende dieses ungleichen Ringens: Franz Megerle „hat ein trauriges Los getrof fen. Er wurde (1685) auf Anordnung des Consistoriums, welches den Dechant von Raabs, Prantner, als Commissär hieher schickte, der Herrschaft Schwarzenau überliefert und von dieser in Eisen und Banden in den Arrest nach Greifenstein abgeführt. Über das Ver brechen und die Ursache dieser Verhaftung liest man aber nichts.""®) Die passauische Burg Greifenstein a.d. Donau zwischen Wien und Tulln war Korrektions anstalt für verurteilte Untertanen und Priester. Das muß vor dem 12. Sept. 1685 gewesen sein. Denn seit 13. Dez. 1684 führte Bernhardin Zschuckl (Tschuckh), Steuerhandler zu den Schotten in Wien, eine Klage ge gen Franz Megerle, der 350 fl schuldete®'), und erreicht einen Auftrag zur Zahlung. Am 12. Sept. 1685 berichtet der Kläger, daß ihm Megerle am 5. Mai 100 fl angezahlt und den Rest nach Möglichkeit zu bezahlen vereprochen habe; er brauche für seinen Mandanten dringend das Geld, Megerle sei aber „in arrest geraten vnd sein Vermögen gespört worden". So bitte er aus dessen Verlassenschaft um Kapital und Zinsen.®®) Megeide ist noch am 21. Nov. 1685 in Greifenstein; denn an diesem Tag rechnet ein Cursor mit dem Consi storium seine Verköstigung ab.®°) Nach Großhaselbach kehrte er nicht mehr zurück. Wir erfahren nur aus 12
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