Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

2.3. Seine Mutter nannte er später „Anna Maria Catharina Megerlin, eine geb. Baumanin, welche der Bischof von Augsburg H. H. Heinrich Graf von Knörig (d. i. Heinrich V. von Knörringen, 1598—1646) aus der hl. Tauf gehebt im 1.614. Jahr Decembri."^"') Sie starb SOjährig am 7. Dezember 1694 in St. Kathrein am Offenegg in der Steiermark in Poysbrunn ist sie 1681 als Taufpatin genannt.^*'*) 2.4. Die Kinder des Philipp und der Katharina Megerle: Franz (Joseph), geb. 11. 3. 1649, t 1705, Weltpriester; Johannes Ulrich, geb. 2. 7. 1651; Elisabeth, geb. 25. 9. 1652, t 1- 10. 1676; Johann Jakob (I.), geb. 25. 7. 1.654; er muß als Kind gestorben sein; Johann Sebastian, geb. 21. 1. 1656; Johann Jakob (II.), geb. 17. 7. 1657; Johann Michael, geb. 30. 10. 1659; Johann Karl, geb. 26. 2. 1662; er lebt noch 1683 als Schulmeister in St. Kathrein am Offenegg; Johann Christoph, geb. 6. 4. 1664; 1680 stirbt in Poys brunn ein Johann Georg Megerle mit 15 Jahren: Ist er mit diesem identisch oder ein 1665 geborenes weite res Kind? Anna Maria, geb. 7. 3. 1671, f 1680 in Poysbrunn.^') Mit diesen Daten müßte der Stammbaum der Megerle-Sippe ergänzt werden,''^) 3. Studium, Priesterweihe, erster Posten 3.1. Es ist wahrscheinlich, wenn auch nur in einem Punkt zu belegen, daß Franz Megerle anfangs dieselben Schulen besuchte wie sein Vetter Johann Ulrich: „Nachdem er nun das sechste Jahr erreichet, haben ihn seine frommen Eltern in die Teutsche, hernach auff besagte Stadt Meßkirch in die Latheinische Schule geschickhet."^'-') Dann war dieser drei Jahre bei den Je suiten in Ingolstadt und drei Jahre bei den Benedikti nern in Salzburg; discessit cum testimonio".^^) 3.2. Der große Förderer der Megerle, Abraham von Megerle, „hat jedenfalls noch als Domkapellmeister von Konstanz seine Verwandten in Kreenheinstetten besucht und schon damals unterstützt. Begreiflicher weise wurde der gelehrte geistliche Onkel zum Mentor der jungen Generation der Megerle. In seiner Güte übernahm er auch die finanziellen Lasten" für das Studium einiger.'^^) Franz Megerle machte die Gymnisialstudien in der erst 1618 gegründeten aufstrebenden Benediktiner-Universitiät in Salzburg. Am 2. November 1665 wird er dort in die zweitoberste Gymnasialklasse („Poesie") immatrikuliert: „Franc. Megerle, Mößkirchensis Suevus, Poeta."^^) 3.3. Wie es dazu kam und weiterging, beschreibt sein Großonkel und Wohltäter: „Den größeren Sohn darauß Franz hab ich Anno 1665 nach Saltzburg zum studieren promouiert, den ich bey mir in der Vacanz gehabt, da ich dißes geschriben Ao 1668. Welcher hof fentlich dem Closter (sc. Zoffingen bei Basel) noch vil guetes wird thain auch wegen meiner, von dem er guetdädt empfangen vnd nach Gott seineß aufkhomens nur zu danken hatt." Von diesem berichtet er auch der Priorin von Zoffingen: .,Sonst versteht er nichts von der Music; ist es schad, daß er Megerle heißt." Hat er dem guten Onkel Verdruß gemacht oder ist es ein Lob, wenn er über ihn schreibt, „wie sich vnser saube rer Frantz zu Saltzburg gehalten". Dort hatte dieser „Physika gehört vnd wii-d jetzt nach allerheiligen (sc 1668) die Casus (= Moraltheologie) vnd ds Jus Canonikum hören". Abraham hatte ihm viel Gutes getan: „Ich laß ihm sein Mäßl bier ybern tisch geben; wan er zu mir in die Vacanz khombt, dann muß man Sie nit heugl (heikel) ziegen, ds Sie auch einem armen vnd notleidenden Khinden glauben vnd guths thain .,."'"l 3.4. Wo Franz Megerle zum Priester geweiht wurde, Ist nicht bekannt; doch muß er bald nach 1670 als Weltpriester der Diözese Passau ordiniert worden sein. 3.5. Bis 1678 war er Kooperator in Böhmisch-Krut (heute: Großkrut) im nordöstlichen Niederösterreich und gleichzeitig Vicarius in dem damals zu dieser Pfarre gehörigen Erdberg bei Mistelbach.^) In beiden Orten hat sich keine Nachricht über Megerle erhalten. In Erdberg, das erst 1.716 zur Pfarre erhoben wurde--'), baute man um 1670 an eine kleine Dorfkapelle ein größeres Kirchenschiff, das um 1673 gewölbt wurde. Aus der Zeit um 1690 wird dort von Kindertaufen be richtet und an Sonn- und Feiertagen die Messe ge feiert. Der Pfarrhof aber war verfallen.-") War der Zubau ein Werk des Franz Megerle? Er wohnte aber in Böhmisch-Krut bei Pfarrer und Dechant des Dekana tes an der Hohen Leiten, Wolfgang Götterstorfer. Dort erfuhr er jedenfalls, daß die kaum 20 km entfernte Pfarre Poysbrunn nach dem Abgang des dortigen Pfarrers Johann Paul Neudegger 1678 vakant gewor den war.-") 4. Pfarrer in Poysbrunn 4.1. Das Dorf Poysbrunn liegt 8 km nw. von Poysdorf im niederösterreichischen Weinviertel und war damals eine kleine Pfarre. 1690 zählte sie etwa 300 beichtfähige Einwohner; freilich waren zehn Jahre vorher 87 an der Pest gestorben.'*'^) Die Pfründe war karg und wurde vom Patron etwas aufgebessert. Die ursprünglich gotische Pfarrkirche zur hl. Dorothea aus 1350 war baulich 1668/69 barockisiert worden.^") 4.2. Nach einer Empfehlung durch den Fürsten Liechtenstein, der um Großkrut weite Besitzungen hatte und hat, erfolgte durch den Patronatsherrn der Pfarre Poysbrunn, Paul Sixt II. Trautson Graf zu Falkenstein, am 6. Juli 1678 die Präsentation Franz Megerles auf diese Pfarre, die vom Passauer Consistorium in Wien am 5. August d. J. angenommen wurde."") Am selben Tag erhielt Megerle die Confirmatlon; er zahlte für die Verleihung 6 fl primi fioictus und 6fl dem Passauischen Offizial."^)Da derPatronatsherr seit dem 3, März 1677 bei den Friedensverhand lungen in Nymwegen weilte"-) und dort 1678 starb, hat wahrscheinlich sein Bruder Ernest Trautson, der spä tere Bischof von Wien — vielleicht auch auf Betreiben Abrahams a S. Clara, der Ernest Trautson eng ver bunden war — diese Präsentation in die Wege gelei tet. 4.3. Der neue Pfarrer übersiedelte rasch nach Poys brunn (1. Begräbnis am 20. August, 1. Taufe am 24. August."") Auch seine Eltern und jüngsten Ge schwister ließ er sofort nachkommen. Dechant Götters torfer installierte ihn erst nach einem halben Jahr am 6. Februar 1679, „dem Patrozinium selbiger Pfarr" — wahrscheinlich zu dieser Festfeier eingeladen — und berichtet, daß Megerle je zwei gleichlautende Inventarien für Kirche und Pfarre angelegt habe.""*) Diese bezeugen nicht nur die damals noch nicht barockisierte Einrichtung der Kirche, sondern auch den Eifer Meger les in der Ausstattung des Gotteshauses: „. . . 1 güldener Ring mit einem Amatist, welchen Herr Franziscus Megerle Pfarrer allhier Zu Vnser Lieben Frawen hergeschenckt ...1 mit Silber Grien vndt Aurorafarb geplummbter Frawen Rockh, welchen Franz Megerle... umb sein geld hat machen lassen... 1 von Holz geschnitteneß vndt mit ein blaw tafeten Rockh beklaites Christkindl, so ebenfalls ietziger H. Pfarrer Megerle per se procuravit...item allerley bildnussen, stätt, Schlösser, berg, welches alles H. Franz Megerle zum Cripl procuravit..."-"^). Sein Beispiel eiferte auch das Volk an. So opferte z. B. der Schulmeister Kaspar Zangenfeindt „I vbergoltes Röckl samt daran hangenten Agnus Dei mit Reliquiar zu vnser lieben frawen"."^) 4.4. Mit seinem großen Vetter in Wien war Franz Megerle sicher in Verbindung; vielleicht lud er ihn auch zu großen Festen als Prediger ein; sicher besaß er dessen gedruckte große Pest-Bußpredigt „Mercks Wienn" von 1680, deren Gedanken er bald selbst brauchte. Bis jetzt konnte freilich weder in den Wer ken des Abraham a S. Clara noch in der Literatur über ihn ein Hinweis über einen Besuch des kaiser lichen Hofpredigers in Poysbrunn gefunden werden. Auch keine der gednackten Predigten wurde dort gehalten."') 10

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