Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

der Eisenbahnbau und somit auch der Bestand der Kuratie i. J. 1852(!) beendigt werde. Sollte aber, wie sich die Notwendigkeit immer mehr herausstellt, die Kuratie bleibend ausgesprochen werden, so müssen ohnehin die vorgeschriebenen Einrichtungen getroffen werden.Dann wäre es unpraktisch, bei jeder einzelnen Beteiligung nach Schottwien (der irrtümlich als zu ständig angenommenen Pfarre) gehen zu müssen. End lich sei die Kuratie weder Schottwien, Klamm oder sonst einer Pfarre untergeordnet. Wie damit jedoch noch nicht jede Reibung und Verdrießlichkeit mit der damaligen Bureaukratie beendet war, kann in ge nannter Chronik nachgelesen werden^^). Auch bei einer Trauung, weil beide Teile aus Bayern stammend, gab es „amtliche Unannehmlichkeiten", wie dey Kurat ein gehend ausführt^"). Auch einzelne Unglücksfälle er eigneten sich öfter im Jahr. 1852 war vor allem der August ein Unglücksmonat, da in der Kalten Rinne iBllein von 8 abstürzenden Arbeitern 5 „tot blieben", so daß das betroffene Unternehmen Tallachini sich öfter äußerte, wenn nur der August schon vorüber wäre^®).'Die Statistik des Jahres 1852 weist aus: 114 Kinder in der Kirche getauft, 2 notgetauft, 5 Totgebur ten; 121 Beerdigimgen (also Taufen=Todesfälle); 44 Trauungen; Seelenzahl im Sommer 4000, im Winter 1200. Stolaeinnahmen: 157fl^"). Das Jahr 1853 brachte als Hauptereignis „erstes Befahren und Einsegnung" der Eisenbahn. Und zwar fuhr die erste Maschine (Lavant) mit 2 Waggons am 20. September von Mürzzuschlag bis zum Kalte Rin nen-Viadukt und am 15. Oktober von Gloggnitz bis zur Weinzettelwand, da die Strecke dazwischen noch nicht befahrbar war. Am 22. Oktober erfolgte zum erstenmal die ganze Uberquerung von Mürzzuschlag bis nach Gloggnitz, freilich erst noch privat. „An die sem Tage", berichtet Sedlak, „und zwar genau um 8 Uhr abends, langte ein Ersuchen des Minlsterialrates Ghega ein, ich möchte mit zugleich angekommener Gelegenheit nach Reichenau kommen. Der eröffnete mir dort: Morgen wird Se. Exz. Minister Baumgarten mit einer größeren Gesellschaft die Probefahrt von Gloggnitz nach Mürzzuschlag imd retour mitmachen. Wir wollen nun zeigen, daß wir Christen sind und mit Gott alles anfangen und beendigen wollen; seien Sie also so gut, erwarten Sie uns morgen am Breitenstein aiif einem kirchlich hergerichteten Orte im kirchlichen Ornate und sprechen Sie einige Worte des Segens. — Dies Ansuchen abzuschlagen wäre pastoral unklug und die Bewilligung einzuholen war nicht möglich, denn erst um Mittemacht konnte ich Reichenau verlassen. Ich versprach daher zu tun, was möglich ist. Als nun der Train um 11 Uhr am Breitenstein anlangte, habe ich nachstehende Worte gesprochen: „Allmächtiger, ewiger, höchst gütiger Gott! Der Du durch Deinen Stellvertreter zu mir gesagt hast: Was du immer segnen wirst, soll gesegnet sein. Segne diese Bahn, weil auf sie aller Augen gerichtet sind. Segne,diese Bahn, weil sie unter der Regierung des jenigen erbauet wurde, welchen Du als Deinen Lieb ling erklärt durch die vnmderbare Erhaltung seines Lebens^®). Segne diese Bahn, weil sie bis nun der Glanzpunkt aller menschlichen Unternehmungen ist. Wie nun der Thau auf die Blumen belebend herab kommt, so ströme der Segen des Vaters, des Sohnes und des Hl, Geistes auf diese Bahn, auf denjenigen. der sie bauen ließ, auf diejenigen, die sie entworfen . und ausgeführt, auf diejenigen, die sie befahren, und bleibe bei ihnen in Ewigkeit"^®). Nach der glücklich verlaufenen Hin- imd Rück fahrt konnte Sedlak auf Grund einer Einladung nach Payerbach mitfahren und an der Ministertafel teil nehmen. Angeeifert durch Toaste brachte auch er als getreuester Patriot einen Toast aus^°). Desgleichen am 24. Oktober, als er und seine Mutter die Unterhal tungsfahrt mit den Ingenieuren nach Mürzzuschlag mitmachen durften®^). Als Bilanz dieses Jahr^ werden angegeben: 105 Taufen in der Kapelle, 2 Nottaufen, 4 Totgeburten; 69 Beerdigungen, 33 Trauungen. Seelenzahl 2000, bzw. 800. Stola 131 fl22). Im nächsten Jahr, d. i. 1854, wurde der Kurat an läßlich der Erstlingsfahrt des Monarchen von Mürz zuschlag nach Gloggnitz am 12. April von diesem an gesprochen: „Sie werden recht viel zu tun haben"; „Sie haben in drei Sprachen gepredigt", was der Ange sprochene natürlich als höchste Auszeichnung emp fand^®). Die Bekrönung des ganzen Semmeringwerkes brachte endlich der 17. Juli mit der Eröffnung der kühnen Gebirgsbahn für den Personenverkehr. Auch der Kurat war zur Fahrt im ersten Postzug eingeladen. Es ging nach Mürzzuschlag und nach 10 Minuten Auf enthalt im Separatzug wiederum zurück bis Payer bach, wo der Handelsminister dem mit dem Ritter kreuz des Leopoldiordens dekorierten Ministerialrat Ghega „die allerhöchste Zufriedenheit zu erkennen gab" und eine Anzahl verdienter Persönlichkeiten mit Orden bedachte. Bei der folgenden Tafel brachte auch Sedlak wiederum einen Toast aus^). Der Enthusias mus schien aber nicht ganz erwünscht, bemerkte er, da sich viele in ihren Ordenshoffnungen getäuscht sahen.Er konnte im Separatzug am Abend heimreisen. Am 23. Sept. reichte er bei der Betriebsdirektion der „südlidien Bahn I. Sektion" ein Gesuch um)freie Fahrt nach Wiener Neustadt zum Lebensmittelein kauf und nach Payerbach zur Gehaltbehebung (in Reichenau) ein. was ihm bis Jahresende vorläufig gewährt wurde. Von nun ab überwies die k. k. Betriebsdirektionskasse die Dotation an den Kuraten imd seinen Mesner. Nicht gewährt wurde beiden/ aber die den Beamten zuteilgewordene Lokalzulage. • Die Statistik dieses Jahres weist aus: 47 Taufen in der Kapelle, 2 Nottaufen, 2 Totgeburten, 16 Be erdigungen, 25 Trauungen; als Seelenzahl nur mehr 400; an Stola 79 fl. 10 kr^®). Noch widmeten Wohltäter der Kapelle eine JosefsStandarte und einige Bilder, aber Seelsorger und Seelsorgestation hatten ihre eigentliche Aufgabe er füllt. Den Schlußpunkt setzte die Nachricht im Abend blatt deö Presse v. 23. März 1855: „Se. k. k. Apostol. Majestät haben mit allerhöchstem Cabinettschreiben v. 17. d. M.dem bei dem Semmering Eisenbahnbau im Adlitzgraben als Seelsorger verwendeten Curaten J. S. in Anerkennung seines daselbst an den Tag gelegten eifrigen und erfolgreichen Wirkens das goldene Ver dienstkreuz mit der Krone gnädigst zu verleihen geruht". Die Dekoration wurde am 22. April vom Dechanten nach dem Segen in der Kapelle in Anwe43

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