S. Heilig-Geist-Kirche in Edlach a. d. Rax (Nachtrag) Dr. Franz Loidi In der Liste der Heilig-Geist-Kirchen auf dem Wiener Diözesangebiet wurde dieses Gotteshaus — dazu auch das von Prellcnkirchen (um 1100, Dekanat Hainburg) und Fahndorf (1783, Dekanat Sitzendorf) übersehen^). Die Nennung sei deshalb nachgeholt, aber auch, weil die Entstehung dieses Patroziniums von eini gem Interesse ist*^). Laut Testament einer begüterten Wohltäterin wa ren nach ihren beiden hintereinander verstorbenen Ehemännern St. Josef und St. Richard als Kirchen patrone ausersehen. Tatsächlich wurde jedoch die 1938/39 vom Architekten Kramreiter erbaute „Gebirgskirche" der dritten götttlichen Pereon geweiht. Der damalige Lokalprovisor der Pfarre Reichenau a. d. Rax, wohin die Ortschaft Edlach bis zu ihrer Er hebung zur Pfarre am 1. Jänner 1947 gehörte^), Rudolf Pietrek (geb. 1898 zu Deutsch-Piekar i. Oberschlesien, 1929 Weltpriester, seit 1. September 1936 in Reichenau), war als ehemaliger Kleriker mit zeitlichem Gelübde der Gesellschaft des göttlichen Wortes (Ex-Gabrieler)"*) ein eigenwilliger und eifriger Verehrer des Heiligen Geistes und hatte daher gleich nach der Fertigstellung des Baues das Kircheninnere nach seinem Sinn aus gestalten lassen. Er holte aus Wien den Maler Karl Schmidt herbei, „der die Wand des Hochaltarraumes mit großer Schnelligkeit und wenig Herz" mit einer großen, keineswegs günstigen Gestaltung einer HeiligGeist-'Taube zierte"). Bei der nun am 3. September 1939 vorgenommenen Kirchweihe Icam es „zu einem kleinen Debakel", wo bei Provisor Pietrek seinen Willen durchzusetzen verstand^). Kardinal Innitzer kam, um die Kirche den beiden in Aussicht genommenen Heiligen Josef und Richard zu weihen, ließ sich aber leicht angesichts des Heilig-Geist-Bildes und Wunsches Pietreks für das Heilig-Geist-Patrozlnium gewinnen und bestimmen. Im kurzen Bericht der Chronik von Edlach heißt es, „Pietrek hatte es durchgesetzt, daß es eine Heilig-GeistKirche wurde". Der von Pietrek abgefaßte Bericht in der Pfarrchronik von Reichenau verlautet: „Eminenz Innitzer kam sieben Minuten vor der erwarteten Zeit, deswegen verzögerte sich der Empfang ein wenig. Dechant Johann Schulmeister"^) hatte die Güte, auch zur Weihe zu kommen, Das Wetter war günstig, die Stimmung etwas gedrückt, da Eminenz in jüngster Zeit anderswo belästigt worden war. Die Weihe wurde unter der Assistenz des hochw. Hr. Dechants Schul meister feierlich vollzogen, das Volk freute sich, eine neue Kirche zu besitzen®), hell und verlockend klan gen die Stimmen der vier Glocken.. . In seiner Fest ansprache dankte Eminenz den Mitarbeitern und Mit wirkenden an dem Bau und weihte die Kirche dem Hl. Geiste. Was konnten wir Besseres tun, als an dem Tag, da der furchtbare Krieg ausbrach, als unsere neue Kirche dem Hl. Geiste zu weihen, der die Menschen herzen lenkt wie Wasserbäche! Komm, Hl. Geist, er fülle die Herzen deiner Gläubigen, ist eine dringende Aufforderung zum Gebet, die die Inschrift auf dem Presbyterlum und das Bild des Hl. Geistes an die Gläubigen richten . . ." Anmerkungen: i) Siehe Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 1972 (13. Jg.), Nr. 5, S. 33. — ■•^) Be richte entnommen der Edlacher und der Reichenauer Pfarrchronik (Chronisten Kpl. bzw. Expositus Rudolf Matjeka und Provisor Rudolf Pietrek). — ^) Edlacher Chronik, S. 147, — Gebiet von Prein und Reichenau abgetrennt. Ebda erster Pfarrer Ludwig Preisegger seit 1. November 1945 bzw. 1. Jänner 1947. — U Personal stände der Säkular- und Regulargeistlichkeit der Erz diözese Wien. — ®) Edlacher Chronik S. 19 f.: „Bald prangte eine Heilig-Geist-Taube, einem Sturzkampfbomiber vergleichbar, der sich kopfüber in die Tiefe schwingt. Links und rechts davon starrten in ge spenstischem Blau eckige Engel ins L«eere mit Quadrat köpfen und verrenkten Gliedern. Es war alles, nur nicht zur Andacht .stimmend." Treffend beschrieben, kann vom Autor bestätigt werden. — Glücklicherweise verschwand schon 1944 diese verunglückte Darstellung, und vor zwei Jahren überhaupt die Darstellung. — ") Edlacher Chronik, S. 19 f. — Damals Pfarrer von Kranichberg, am II. Jänner 1969 als Pfarrer von Klein mariazell grausam beraubt und ermordet. — ®) Siehe Edlacher Chronik über diese Schwierigkeiten. 4. 100 Jahre Haus der Barmherzigkeit 1875—1975 Eine Jubiläumsgabe für Freunde. Wien 1975, 64 Seiten -j- 41 Photos. Der Historie, genauer Wiener Diözsangeschichte, gelten vor allem zwei Kapitel. Nr. I: Wir stellen vor (S. 11—15). Es beginnt mit einer Erklärung, was „Haus der Barmherzigkeit" bedeutet, bringt dann einen Hin weis auf „Häuser auf Wiener Boden für Arme, Kranke. Einheimische und Fremde, für Gebärende und Findel kinder, Blödsinnige, Studenten und Pilger", die zum großen Teil von der Stadt, unterstützt durch private Stiftungen und Fonds, unterhalten wurden, angefangen mit der ältesten urkundlich beglaubigten Stiftung in Wien, dem Spital vom Hl. Geist (1211), und dem älte sten Gemeindespital (1257) bis zum „Großarmenhaus" (1784), dem heutigen Allgemeinen Krankenhaus, und lenkt auch die Aufmerksamkeit auf die Entwicklung des Fürsorgewesens im XIX. Jahrhundert und auf den Fortschritt auf dem Gebiet der Medizin und der sozia len Gesetzgebung hin, womit das genannte Institut auch rechnen mußte. Nr. II: Das Haus der Barmherzig keit einst und heute überschrieben (S. 15—38) behan delt ausführlich und interessant das Auf und Ab, das ist die wechselvolle und z. T. schmerzliche Geschichte dieser einzigartigen Stiftung und echt christlichen Fürsorge — und sc^ar Alteneinrichtung. Dazu wird auch der Zweiganstalten gedacht. Es schildert die Vor bereitungen ab 1844 durch die Bruderschaft der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und wendet sich dann der eigentlichen Geschichte ab dem Gründungsjahr 1875 zu, da die ersten 22 Unheilbaren aus dem Hartmann spital (V. Bezirk) in das nunmehrige Haus übersiedel ten, gedenlct weiters der schweren Jahre des Ersten Weltkrieges, der folgenden Not- und Krisenzeit, bis 1939 Haus und Stiftung dem herzlosen Nationalsozialis mus und 1945 der Bombardierung zum Opfer fielen. Lebendig werden dann die schwierigen Verhandlungen aufgezeigt bis zur Rückstellung an die Wiener Erz diözese 1953, die Weihe der Baugrube 1957, die Feier der Dachgleiche im Jahr darauf und die Konsekration der neuen Kapelle 1960 u. n. a. Daß auch das allmäh liche Anwachsen der Zahl der Pfleglinge und Personalgeschichtliches beschrieben wird und überhaupt wis senswerte Details vorgelegt werden, ist eines weiteren Lobes wert. Alles in allem wird mit dieser Schrift ein beachtlicher und weiteste Kreise interessierender Ein blick in die Geschichte dieses Karitaswerkes geboten. Auch schließen sich noch als ergänzende Artikel an: Der chronische Kranke, Christus und der Kranke, Von der Hausmutter zur kollegialen Führung. Das liebe Geld, Das Haus der Barmherzigkeit und das Sozialrecht und selbstverständlich der mehrfache Dank an die zahl reichen um das Werk verdienten Persönlichkeiten und Institutionen. Hingewiesen und angemerkt sei noch, daß das zweiseitige Blatt „Barmherzigkeit (17. Jg., Folge 2/1975): Blätter für die Freunde des Hauses der Barmherzigkeit" über die Feierlichkeiten im Frühjahr 1975 unterrichtet. Dr. Franz Loidl
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