einmal weit fort zu fliehen sich mit St. Josef genötigt sah, als Merodes ihrem Kindlein nach dem Leben strebte. Wie manche Seele wird in den unruhigen Jah ren, die folgten, in Maria Rast sich erholt und den Herzensfrieden wiedergefunden haben? „Maria Rast" wurde dieses stille Wienerwald-Heiligtum genannt. Mögen die dort wohnenden Siedler und die an den Sonntagen Erholung suchenden Ausflügler Rast halten bei der Mutter der Gnaden, bei Maria, die sich immer freut, wenn wieder eines ihrer geplagten Kinder sich bei ihr einfindet und Trost sucht. (Mit Einbruch des Dritten Reiches in Österreich wurde die Lage für den stets „für Recht und Wahrheit" eintretenden Prälaten bedrohlich, so daß ihm geraten erschien, aus Sicherheitsgründen die Heimat zu verlas sen. Die Zeit seines Exils verbrachte er im Heiligen Land, wo er als Notldrchenbauer nicht untätig geblieben war. Fünf Jahre nach Kriegsende kam Dr. Gorbach aus Palästina über Rom glücklich in seine Heimat Vorarl berg zurück. Über Ersuchen von Erzbischof-Koadjutor Dr. Franz Jachym zog der „Kirchenbaumann" 1955 ein zweites Mal nach Wien, diesmal,um die Kirchennot der Nachkriegsjahre lindern zu helfen.) 8. Das Maria-Goretti-Heiligtum in Neukagran Zwischen der Notgottesdienststätte in der Schwarzlackenau und der Erbauung des Maria-Goretti-Kirch leins in Neukagran liegen fast 20 Jahre. Kardinal Dr. Innitzer, der allen, die ihn kannten, unvergeßbar ist, empfing mich laut Aufschreibung am 3. März 1955 mit einer Herzlichkeit, die mit Worten zu beschreiben unmöglich ist: „Sie sind unser 15. Not helfer", sagte er, „und bauen Sie nur weiter ganz ein fache Gottesdienststätten, das haben die Leute gern. Sie besitzen alle Vollmachten!" Ich habe mich an jenem Vormittag weiterhin mit „Mut und Gottvertrauen", wie es in meinem damaligen Tagesbericht heißt,„an die herrliche, wenn auch nicht immer leichte Arbeit ge macht in Jesu und Marias Namen". Außer den höchsten geistlichen Vorgesetzten, dem genannten Kardinal, hatte auch der sehr zeitauf geschlossene Erzbischof-Koadjutor Dr. Franz Jachym den Vorarlberger Kirchenerbauer sehr ins Herz ge schlossen. Dieser hatte inzwischen in seiner engeren Heimat Vorarlberg eine und in Innsbruck zwei Gottes dienststätten errichten können. Dortselbst hatte mich der liebenswürdige Erzbischof eines Tages in der Kirdie auf dem Pradler Saggen, wo ich als Seelsorger wirkte, besucht und wieder nach Wien zur Fortsetzung des Notkirchenbauwerkes eingeladen. Bischof Dr. Pau lus Rusch erteilte hiezu ohne weiteres die Erlaubnis. Mit tausend Freuden bin ich der Einladung gefolgt und habe mich sogleich um einen Kirchenbauplatz in Jedlesee umgesehen. Wenige Tage darauf konnte ich dem Herrn Kardinal Dr. Innitzer bei einer Abendfeier berichten: ,An der Erzherzog-Karl-Straße ist mir ein geeigneter Platz mit Wohnhaus und einer Waschküche um billiges Geld angeboten worden." Auf diese frohe Kunde hin brach dann der Kirchenfürst in seiner Freude in die Worte aus: „Sie sind unser Schutzengel!" „Schutzengel" sein zu dürfen, notierte ich an die sem Abend in mein Tagebuch, das höre ich gern, Schutzengel spielen für seine lieben Mitmenschen, deren Seelen in Gefahr sind, zugrunde zu gehen, wenn weit und breit kein Glöcklein sie an den Sonntagen zur Messe lädt, gibt es etwas Verlockenderes? Heil mir, es werden wieder schöne Arbeitswochen sein, die ich jetzt in meiner Arbeitsbluse bei der Waschküche in der Erzherzog-Karl-Straße verbringen darf. (Erzherzog Karl, der hier vorbeiritt, nachdem er seinem Kollegen Napoleon weiter unten in der Ebene von Aspern den Beweis geliefert hatte, daß die österreichischen Solda ten keine Strohpuppen sind, sondern daß sie den Rot hosen an Mut, Tapferkeit und Kraft absolut nicht nach stehen, kann nicht wohler gewesen sein, als er hier als Sieger vorbeiritt, als es mir in den nächsten Wochen hier ums Herz war bei der Umwandlung der alten Waschküche in ein recht gefälliges, leider viel zu klei nes Gotteshaus.) Am 3. Juni 1956 hat dann das recht würdige Heiligtum die kirchliche Weihe erhalten. So groß war damals des Erbauers Herzensglück, daß er den Satz aufs Papier warf: „Einer Steigerung möchte ich meines Herzens Jubel kaum für fähig halten!" 9. Die Hauskirche Biberhaufen Im Jahre 1956 ist den auf dem Biberhaufen, einem von der Pfarrkirche Aspern abgelegenen Siedlungs gebiet, wohnenden Katholiken die Möglichkeit ge geben worden, in ihrer Nähe die Sonntagspflicht zu er füllen und die zu ihrer schweren Wochenarbeit nötige Kraft zu schöpfen beim Besuch der Sonntagsmesse. Eine Frau"),fromm und gutherzig über die Maßen, hatte mir, eigentlich dem Kirchenbauverein, ein köst liches Angebot gemacht: sie besaß am Biberhaufen ein nettes und genug großes Haus, dessen Erdgeschoß sie dem Verein für gottesdienstliche Zwecke zur Ver fügung stellte, und zwar kostenlos. So habe ich mir alle Mühe gegeben, diese Räume in einen recht freundlichen Kirchenraum umzugestal ten. Dabei ist auch nicht auf ein Türmchen über das Hausdach und auf ein Glöcklein vergessen worden. Am 4. November 1956 hat „der Herr Baubischof" diesem Raum die Weihe gegeben. 10. Die Engelskirche im Teufelsfeld Auf welche Ortsbezeichnungen man stößt, wenn man ein klein wenig tiefer ins Volksleben hineinbohrt! Während der Umwandlung des Erdgeschosses im Haus von Frau Gradinger am Biberhaufen wurde mir ins Ohr geflüstert, bei der Breitenleer Straße dehne sich das „Teufelsfeld" aus. Es wohnen viele Menschen dort selbst: Teufelsleute wollten sie aber nicht sein; sie hät ten gern ein Haus, um darin Teufelsfeld eher in das Gegenteil umwandeln zu können. So bin ich in diese Gegend hinausgefahren, die diesen „schiachen" Namen trug, und habe mir dort eine Werkstätte gesucht, die ich in einen recht lieben sakralen Raum umschaffen konnte. Es war wiederum eine Tischlerei. Da mein Vater Tischler war, sind mir zeitlebens Tischlerwerk stätten äußerst sympathisch gewesen, besonders dann, wenn sie mietbar waren wie diese hier. Bald war sie in eine recht freundliche Gottesdienst stätte umgeschaffen, in der auch schon in jenem kir chenreichen Jahr 1956 der erste Gottesdienst gehalten werden konnte. Es verstand sich von selbst, daß wir diese Kirche, die auf dem sogenannten Teufelsfeld stand, den heiligen Engeln weihten, und daß wir diese unsere himmlischen Freunde baten, sie möchten von jetzt an alle jene, die in diesem ihnen geweihten Gotteshaus beten, besonders treu behüten und sich ihnen gegenüber als mächtige Bundesgenossen erwei sen in dem schweren Kampf, den wir alle gegen die Mächte der Finsternis zu bestehen haben. Ich möchte es nicht versäumen, hier beim Hinweis auf die Engelskirche im Teufelsfeld weit draußen an der Breitenleer Straße unmittelbar vor der Stadtgrenze, ein Gebet einzuschalten, das nicht nur in dieser Gegend, sondern überall heute mehr denn je andächtig und öfter am Tag gebetet werden sollte. „Heiliger Erzengel Michael steh' uns bei im Kampfe und sei unsere Schutzwehr gegen die Nachstellungen des Teufels. Gott, gebiete ihm mit Macht, wir bitten demütig darum und Du, Führer der himmlischen Heer scharen, stürze den Bösen und die anderen Geister, die zum Verderben der Seelen in der Welt umherwan dern, hinab in den Abgrund. Amen." (Fortsetzung folgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter: Archivdirektor Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druch und Versendung: Mechitharisten-Buchdruckerei, Wien VII, Mechitaristengasse 4. 48
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