dachtsstätte ein, dazu eine niedliche Sakristei. Zum Weihnachtsfest 1935 konnte ich durch den liebens würdigen Kardinal Dr. Innitzer der Opferstätte die kirchliche Weihe geben lassen, so daß die in dieser dicht besiedelten Gegend wohnhaften Katholiken schon zu Weihnachten reiche Geschenke im neuen Heiligtum abholen konnten. Das Glöcklein hing über dem einsti gen Eingang ins Wii-tslokal, und es mag für die vielen, die am Christabend über die belebte Klosteimeuburger Straße gingen, eine seltene Überraschung gewesen sein, wenn sie auf einmal der Klang eines geweihten Glöckleins aus ihren vielleicht sehr erdhaften Gedanken und weltlichen Begierden herausriß und in himmlische Ehren emporhob. Das Heiligtum stand den ganzen Tag offen und der göttliche Hausherr gab denen, die betrübten Herzens und gläubigen Sinnes waren, ununterbrochen Audienz und .,erfüllte ihre Herzen mit Gütexm". Wie viele Trauernde er in diesem einstigen Bierlokal getröstet, wieviel Unselige er beseligt, wieviel Arme er bereichert hat, das weiß Gott allein, Gott und Maria, der die Kapelle an der Klosterneuburger Straße geweiht wor den war. Sie ist ja unsere Fürsprecherin bei Gott und sie wird es uns dereinst wissen lassen, wie oft sie uns allen eine beseligende Mutter war in ihren Marien heiligtümern, auch in dem an der Klosterneuburger Straße. Beten wir recht oft das Salve Regina mit dem Gebet: „Süßes Herz Maria sei unsere Rettung" und „Maria süß und mild, sei meine Rettung, sei mein Schild". 5. Die Blut-Christi-Kirche in der Gartenstadt Lange Zeit war es bei mir eine beschlossene Sache, draußen in Floridsdorf, wo eine ganze Stadt — die Gartenstadt — neu erstanden war, eine Gottesdienst stätte zu errichten. Eines Tages trieb mich eine ge heime, unsichtbare Macht, wie das so oft der Fall war, aus dem Zentrum der Millionenstadt hinaus in das Hinterland nach Nordwesten, diesmal nach Floridsdorf. Das war längst kein Dorf mehr,sondern eine Stadt,,die sogenannte Gartenstadt, mit bereits 5000 Menschen neben mehr als 100.000 Floridsdorfer Katholiken. Es gelang mir, in der Moltkegasse eine Filmkopieranstalt aufzutreiben, die — Gott sei Dank gesagt! — leer stand. Solgeich nach dem Ankauf wurde mit dem Ausbau einer sehr geräumigen Gottesdienststätte begonnen. Für den Marienaltar hatte ich eine Holzstatue der Schmex'zhaften erhalten. Sie wurde später allerdings beim Neu bau nicht mehr verwendet, sondern steht heute (mit abgebrochener Hand) im Nebenbau am Flötzex'steig, auf ihi-e Reparatur und Wiederaufstellung hax-rend. Auch eine Priesterwohnung konnte im Gebäude eingei'ichtet werden, desgleichen ein großer Saal, der für Versammlungen und Lichtbildabende verwendet wurde. Auf dem schönen Spielplatz zwischen Kirche und dem Nachbargrundstück hatte ich eine Heiliggrab kapelle eingerichtet, die jedoch bald vei-ftel. Ein eifriger Priestex", ein Mann mit Geist, der auch diesen Namen trug, hat nach der Flucht des Gx-ünders aus Wien vor den mit Recht zu fürchtenden Gewaltmenschen die Seelsorge an dieser Kirche übernommen. Die Erzdiözese baute nach Jahx-en, als die Macht des kix-chenfeindlichen Reiches gebrochen wai*, in der Gartenstadt ein schönes Gotteshaus, an dem noch lange nach Fertigstellung der Seelsorger seines heiligen Amtes waltete. Mögen alle Getreuen stets den Preis unserer Erlösung dem Kostbaren Blut Christi, dem zu Ehren das Gotteshaus der Gartenstadt geweiht war und ist, die schuldige Anbetung und Ehrfurcht erweisen! Es ist und bleibt ja wahr, daß unter allen FoiTtien der Christusverehx-ung das von Jesus für uns vergossene Blut eine segensvolle Stellung einnimmt. Es vergehe kein Tag, an dem wir uns nicht ge drängt fühlen, Jesu kostbares Blut anzubeten und es dem himmlischen Vater aufzuopfern: „Ewiger Vater*, ich opfex'e Dir atxf das kostbax'e Blut Deines Sohnes Jesus Christus durch das Unbefleckte Herz Maria zur Genugtuung für meine Sünden, zum Tröste der armen Seelen am Reinigungsort und für die Anliegen der hei ligen Kirche." 6. Die Barackenldrche in der Schwarzlackenau Noch weiter di'außen, jedoch noch zu Wien ge hörend, breitet sich die sogenannte „Schwarzlackenau" aus, eine Siedlung, die fast durchwegs aus Hütten und — man verzeihe den nicht ganz hoffähigen Ausdruck — aus „Misthaufen" bestand. Die Ärmsten der Armen hatten sich hier niedergelassen und waren verurteilt, seelisch zugrunde zu gehen, weil weit und breit kein Gotteshaus zu erreichen war. Als dem plötzlich in die Gartenstadt hineingeschneiten Seelsorger dieses unvor stellbare Elend zu Ohren und zu Gesicht kam, ergab sich, wenn ich mich recht erinnere, noch im selben Jahr die zwingende Notwendigkeit der Erriditung einer Gottesdienststätte zwischen Erdhaufen und Ratten löchern der Schwarzlackenau. Heller Jubel durchströmte mich, als ich ans heilige Werk ging. Ich war inmitten von Schrebergärten und Hütten auf eine Holzbaracke gestoßen, in der ein Tisch ler hauste. Der Grund gehörte dem Stift Klostemeuburg, von dem ich ihn geschenksweise für die Erz diözese erhielt. Da ich zu dieser Zeit von einer Ordens frau eine Holzstatue des hl. Antonius geschenkt bekam — was Leute an „Heiligkeiten" besaßen und womit sie nicht wußten, wohin sie sie schaffen sollten, brachte man dem .,Barackenkirchenerbauer" —. wurde der wohl recht bescheidene, aber durchaus nicht unwürdige Kirdxenraum dem Patron armer Leute, dem hl. Anto nius, geweiht, und so gewann der Liebling der Kinder Gottes auch beim Notkirchenbauwerk sein Plätzchen. Wie viele Gebete werden von diesem einfachen Barackenaltar vor der Statue des hl. Antonius empor gestiegen sein, empor in den vielen Jahren zum Thron des Freundes aller jenei-, die zwar arm an irdischen Mitteln sind, aber reich an Liebe und Vertrauen zum Helfer in aller Not? Setzt weiterhin euer Vertrauen auf den Heiligen von Padua, ihr Verehrer dieses gx-oßen Gottesfreundes, dem zu Ehren diese Kirche erbaut wurde; laßt nicht ab, ihn mit euren Rufen zu bestürmen. Allen Verehx-ern des Heiligen von Padua sei der hl. Antoniussegen ans Hei'z gelegt. Er hat folgenden Wortlaut: „Seht das Kreuz des Herrn! Fliehet ihr feindlichen Mächte! Er hat gesiegt, der Löwe vom Stamme Juda, aus dem Geschlechte Davids, Alleluja." Wir sollten uns zur Regel machen, diesen Segen oft zu sprechen. 7. Maria Rast in Steinbach Der Wiener Gottesmann Dr. Rudolf^), den viele Leser dieser Zusammenstellung der in den letzten Jahx*- zehnten vom Kirdienbauverein ins Leben gerufenen Gottesdienststätten persönlich kannten, machte gerne mit Jugendgruppen Sonntagsausflüge in den schönen Wienerwald. Als er einst von einem solchen Ausflug durch das Steinbachtal ging, suchte er einige Tage spä ter mich, den Kirchenbaumann, auf — es war jedesmal ein Fest, wenn wir zusammenkamen — und bestürmte mich mit seinem Wunsch, daß ich im Steinbachtal ein Kirchlein baue. Er hatte das richtige Gespür, daß es den Wanderer und Ausflügler förmlich dx-änge, an die sem Tal Rast zu halten und dem Geber alles Guten, dem Schöpfer des Waldes, zu danken für seine über große Liebe, die er den Wienern in besonderem Maße geoffenbart hat. So ist der leider allzu früh von uns gegangene Dr. Rudolf als der geistige Urheber und eigentliche Anlaß des Marienkirchleins „Maria Rast im Steinbachtal" anzusehen. Gleich lenkte ich auf seine Bitte hin mein bescheidenes Wägelchen hinaus nach rechts und nach links. Die liebende Vorsehung lenkte mich dorthin, wo heute ein schönes Kirchlein die erholungssuchenden Sonntagsspaziergänger Rast zu hal ten lädt. Über dem Altar des damals wie aus dem Boden gestampften Marienkirchleins hatte ich für fx-eie Tage der Eiiiolung ein Zimmerchen gebaut, daxdn mir Gott in den immer näherrückenden Jahren der un heimlichen Macht- und Gewaltherrschaft Stunden der Ruhe und der Stille als kostbax*es Geschenk verleben ließ. Viele Arbeiter Gottes sehnten sich in jenen un ruhigen Zeiten nach Einsamkeit, besser nach der Zweisamkeit mit Gott oder mit der Mutter Jesu, die auch 47
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