Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Innerkofler zum Kooperator der Pfarre Zu den heiligen Schutzengeln (Wien 4) bestellt. Die zehn Jahre an die ser Pfarre sind die arbeitsreichsten; zunächst setzte sich Innerkofler weiterhin gegen die sozialdemokrati sche Schulreform Glöckels ein, was er schon in Maria brunn begonnen hatte. Bis 1927 war er an verschiede nen Knabenhauptschulen Katechet; mit 7. April 1927 wurde er auf eigenem Wunsch pensioniert. — Somit war er freier für den Kampf um seine Heimat Südtirol, den er nach seinem letzten Aufenthalt in Sexten (1924) begonnen hatte. Zu dieser Zeit entstand seine Bro schüre „Wie Deutsch-Südtirol von den Italienern be handelt wird". Innerkofler wurde im April 1925 Ob mann des Andreas-Hofer-Bundes und brachte diesen Verein zu einer neuen Blüte. Die von diesem von 1925 bis 1929 jeweils am Weißen Sonntag auf dem Karlsplatz bzw. Heldenplatz veranstalteten Gedenkfeiern „Für die verlorene Heimat" wurden durch die Beteiligung Tau sender Menschen zu eindrucksvollen Demonstrationen. Auch konnte Innerkofler das Interesse des Auslands u. a. durch Vorträge, einen Offenen Brief an den Papst und eine Interpellation im Parlament durch einen Tiroler Abgeordneten auf das Südtirolproblem lenken. Höhepunkt und zugleich offizielles Ende dieses Engage ments war seine Rede im Berliner Sportpalast im Jän ner L932 vor 18.000 Zuhörern. Doch wollte sich Deutsch land durch dieses Problem nicht in seiner Freundsdiaftspolitik mit Italien gestört wissen, und so wurde Innerkofler nach seiner Rückkehr von Kardinal Piffl vorgeladen, der ihm auf Grund einer vatikanischen Note zu verstehen gab, daß er sich von dieser Arbeit zu distanzieren habe. In diesem Jahr wurde das Urlaubs gesuch Innerkoflers zum Anlaß genommen, ihm die Einreichung um Pensionierung nahezulegen — und während der Sedisvakanz wurde Innerkofler pensio niert. Im Herbst 1932 verließ er die Pfarre, in der er sowohl als Prediger und Vereinsseelsorger als auch in karitativer Hinsicht sich vielseitig hervorgetan hatte. Ab Herbst 1932 wohnte Innerkofler im Mutterhaus der Kalasantiner (Wien 15); mit dem Ordensgründer, P. Schwartz, hatte er noch als Redemptorist Kontakt gehabt. Hier setzte er sich in verschiedener Hinsicht — pastoral und durch Hilfsaktion — für diese junge Kon gregation ein. Auch konnte er noch vereinzelt für Süd tirol eintreten, bis 1936 die behördliche Auflösung des von Innerkofler gegründeten „Südtiroler Volksschutz" erfolgte. — Der Anschluß" 1938 brachte Innerkofler zunächst eine Einladung der NSDAP und des „Stürmer" zur Mitarbeit, da Innerkoflers antisemitische und kri tische Haltung gegenüber der Christlichsozialen Partei bekannt war, die aber der Priester ablehnte. In der Folge hatte er wegen seiner Aversion gegenüber dem NS-Regime manche Schwierigkeiten, konnte aber im Untergrund weiterhin pastoral wirken. Am 9. Oktober 1942 starb Innerkofler unerwartet an einem Herzschlag in seiner Wohnung und wurde in einem Grab der Kalasantiner auf dem Baumgartner Friedhof(Wien 14) beerdigt. Innerkofler machte sich einen Namen als Volks prediger. Seine Vorbilder waren Abraham a Sancta Clara und P. Hofbauer. Bereits kurz nach seiner Priesterweihe begann er mit dieser Tätigkeit und war bis zu seinem Tod ein begeisterter Prediger. Sein herb anschaulicher Predigtstil war gepaart mit einer roman tischen Frömmigkeit. Es ging Innerkofler — als Integralisten — um die Verchristlichung einer sich ständig entchristlichenden Gesellschaft.Pastoraler Schwerpunkt war die Männer- und Burschenseelsorge, das zeigt sich auch in seiner Vereinsarbeit (z. B. im Reichsbund). Innerkofler war ab 1900 „Vereinsvater", er gründete von den einzelnen Stationen seines Lebens aus ver schiedene Vereine oder belebte sie neu (religiöse, kari tative, literarische, politische Ausrichtung). Als Mit glied des CV (Nordgau) förderte er zahlreiche Studen ten, darunter auch manche Priesterkandidaten. Inner kofler hatte die Gabe, die von ihm geführten Vereine so zu leiten, daß sie auch nach seinem Weggang weiter hin bestanden, und er prägte auf diese Weise zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen und kirchlichen Lebens. Schließlich verstand sich Innerkofler wesentlich als Schriftsteller. Seine ersten literarischen Versuche stammen aus der Gymnasialzeit. Entscheidend war für ihn die Bekanntschaft mit Richard von Kralik anläßlich seines Studiums in Wien, durch diesen Kontakt war er aktiv im Literaturstreit als Mitbegründer des „Gral bund". Von diesem Verband aus kam auch der Impuls zu seinem Theaterengagement,speziell zur Neubelebung der Erler Passionsspiele 1912. Weiters gründete er ge meinsam mit Rudolf Sobotka 1913 auf Anregung des Reichsbundes die ..Christlich-deutsche Volksbühne", deren langjähriger Obmann er war. 1919 wurde der Priester Vorstandsmitglied des „Verbands katholischer Schriftsteller und Schriftstellerinnen Österreichs", und er konnte diesem Verband als geschäftsführender Ob mann (1925—1930)zu neuem Leben verhelfen. — Inner koflers literarisches Schaffen, das von seiner Studentatszeit bis an sein Lebensende reicht, ist vielfach an spruchslose Unterhaltungslektüre und Erbauungslitera tur; es beinhaltet literarhistorische und -kritische Schriften, Dramen religiösen und profanen Inhalts, Romane, Erzählungen, Novellen, Skizzen, Berichte zu Tagesfragen, Biographien und Hagiographien, spiri tuelle Literatur und Gedichte. Das Lebenswerk des vielseitigen Literaten und Gelegenheitsdichters umfaßt knapp 50 eigenständige Werke, mehrere hundert Ar tikel und zahlreiche Manuskripte. 50. Weltgeistliche und Ordensleute aus Oberösterreich Dr. Franz Loidl Seit jeher zog es immer wieder auch aus dem katholischen Kernland Oberösterreich tatkräftige Talente und junge Begabungen nach Wien und in die Wiener Erzdiözese, die sich als Mitglieder des Welt priester- und Ordensstandes beiderlei Geschlechts be währten, zu führenden Stellungen gelangten, durch ihre Leistungen auffielen und ihrem Stamm- und Heimatland zur besonderen Ehre gereichten und weiter gereichen. So sei gleich begonnen mit Kardinal Erzbischof Cölestin Joseph Gangibauer, geboren 1817 zu Thanstetten bzw. Schiedlberg bei Sierning, Abt von Krems münster, der 1881 bis 1889 die Wiener Erzdiözese regierte. 1911 bis 1929 stand Titular-Erzbischof Dr. theol. et ius. can. Joseph Pfluger, geboren 1857 zu Raab im Innkreis, als Generalvikar zwei Wiener Erzbischöfen zur Seite. Prälat Kanonikus Karl Handloß, geboren 1871 zu Scharnstein, leitete seit 1909 als Spiri tual und von 1922 bis 1934 das Wiener Priesterseminar und wirkte als gesuchter Seelenführer. Als Gelehrte'-^) an der Katholisch-theologischen Fakultät der Wiener Universität machten sich einen Namen: P. Dr. Cölestin Wolfsgruber, geboren 1848 zu Neukirchen bei Altmünster, Konventuale des Schotten stiftes, als Kirchenhistoriker und Hofprediger und Ver fasser zahlreicher Werke (f 1924); P. Dr. Carl Jellouschek, geboren 188. zu Linz, erst Mitglied des Schotten klosters, dann des Benediktinerstiftes Seitenstetten, als Dogmatiker (tl96L); Dr. theol. et phil. Johannes Hollnsteiner, geboren 1895 zu Linz, Chorherr des Augustiner stiftes St. Florian, erst als Kirchenhistoriker, dann als Kirchenrechtslehrer (f 1971); demselben Stift gehörte an: Dr. phil. Michael Gitlbauer, geboren 1847 zu Leon ding, der an der Wiener philosophischen Fakultät klas sische Philologie lehrte. Als Pfarrer von Währing (Wien XVIII) und Grün der der „Christlich-pädagogischen Blätter" ragte aus 44 ^) 90 Jahre Verein der Oberösterreicher in Wien, 1885—1975 (Festschrift zur 90-Jahr-Feier). Linz 1975, S. 109—111. ^) Johannes von Gmunden,der Begründer der Wie ner Mathematikerschule, Kanonikus von St. Stephan in Wien und Pfarrer von Laa a. d. Thaya (t 1442). Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 1974, Nr. 3 von Paul Uiblein.

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