Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

b) NS-feindliche Haltung und Äußerungen. c) „Illegale" Veranstaltungen und ähnliche Aktivi täten. d) Verbreitung NS-feindlicher Schriften. e) Hilfe für „rassisch" Verfolgte. f) Priester in Widerstandsgruppen. 3. Verbotene Aktivitäten katholischer Laien. Anmerkungen: ^) Johannes Neuhäusler. Kreuz und Hakenkreuz, München 1946; Jakob Fried. National sozialismus und katholische Kirche, Wien 1947. — ®) Es kann an dieser Stelle nur auf das einschlägige Schrifttum der Genannten verwiesen werden. — ®) Siehe dazu Fried, a.a. O., S. 12 ff. — ^) Fried, a.a. O., S. 18ff. — =) Fried, a.a.O., S. 23 ff. — ®) Karl Rudolf. Aufbau im Widerstand. Ein Seelsorgebericht aus Österreich 1938—1945, Salzburg 1947, S. 378ff. — ') Über ein geistliches Opfer der Euthanasie, Kaplan Franz Steurer, berichtet Franz Loidl in „Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte", 1967/5, S. 37f. — ®) Fried, a.a.O., S. 136 ff. — ®) Josef Karl. Auftrag des Gewis sens — Neue Dokumente katholischen Widerstands, Aoensberg-Schondorf 1957, S. 26. 48. Bitte um Unterstützung „Kommission Wien 1945' Dr. Franz Loidl der Als aktives berufenes Mitglied dieser Kommission fühle ich mich verpflichtet, alle kirchlichen Chronisten (Pfarrer, Kirchenrektoren, Klostervorstehungen) zur Mithilfe einzuladen, damit auch von unserer Seite aus historisch Leistungen aus dieser äußerst bewegten Periode festgehalten werden. Laut Geschäftsordnung hat diese Kommission die Aufgabe übernommen, Material, vor allem persönliche Erlebnisberichte und Erinnerungsstücke jeder Art, über die Vorgänge in Wien und Wien betreffend, im Jahre 1945 zu sammeln, zu sichten und wissenschaftlich aus zuwerten ... Einsendungen und Mitteilungen an die Kommission werden auf Wunsch vertraulich behan delt... Vor einer Veröffentlichung von Einsendungen oder Mitteilungen wird darüber das Einvernehmen mit dem jeweiligen Autor hergestellt... Das gesammelte Material wird nach Abschluß der Arbeiten der Kom mission dem Wiener Stadt- und Landesarchiv über geben. Nun der Aufruf aus: Wien aktuell. 30 Jahre Zweite Republik, 20 Jahre Staatsvei'trag (Heft 4, April 1975): Etwa die Hälfte der Menschen, die heute in Wien leben, hat das bedeutungsvolle Jahr 1945 nicht bewußt miterlebt. Wenn sich diese Menschen heute aus ver läßlichen Quellen darüber informieren wollen, was da mals — vor allem in den entscheidenden Monaten April, Mai und Juni — wirklich geschehen ist, finden sie nur relativ dürftiges Mateiial vor. Ich richte deshalb an alle, die das Jahr 1945 erlebt haben, den AUFRUF, ihre Erinnerungen an diese Zeit niederzuschreiben. (Wenn Sie Ihre Erinnerungen lieber auf ein Tonband sprechen wollen, teilen Sie es uns bitte mit.) Eine wissenschaftliche Kommission wird alle Bei träge zusammenstellen und auswerten. Bitte senden Sie Ihre Beiträge mit dem Vermerk: „Kommission Wien 1945", Rathaus-Information, 1082 Wien (Telephon 42800/42 10). Für Ihre Mitarbeit dankt bereits im voraus Leopold Gratz. Dazu sei die Notiz aus dem „Wiener Diözesan blatt" (L945, Nr. 10. S. 38, 15. November) in Erinnerung gebracht: Die pastorale, kultur- und kirchenpolitische und historische Bedeutung der pfarrlichen Gcdenkbücher fordert eine lückenlose und gewissenhafte Füh rung dieser Bücher. Deshalb sind überall dort, wo in den letzten Jahren Eintragungen in den Gedenkbüchern unterlassen oder nur in ungenügender Weise gemacht wurden, diese Mängel ehestens zu beheben. NB. Aufforderungen an ältere Gläubige (und viel leicht sogar durch einen Anschlag) würden,sicher auch interessantes Material an den Tag bringen helfen. Je mehr gestreut und persönlicher die Berichte über solche Erlebnisse sind, um so wertvoller wären sie. 49. P. Adolf Innerkofier (1872—1942). Priester — Volksprediger — Schriftsteller Dr. Friederike Valentin Adolf Innerkofier wurde am 18. Dezember 1872 in Sexten (Südtirol) geboren, nach dem Tod seines Vaters wurde der Fünfjährige von Pflegeeltern aufgenommen. Die Erfahrung dieser „Bauerncaritas" prägte den spä teren Priester und „15. Nothelfer". — Zunächst wurde er in Sexten (1878—1882) und Innichen (1882—1883) unterrichtet und trat 1883 ins Brixener Knabenseminar Vinzentinum ein, wo er 1891 die Reifeprüfung ablegte. Nach einjährigem Theologiestudium in Brixen trat er 1892 ins Novizat der Redemptoristen ein — sein Onkel, P. Anton, gehörte gleichfalls dieser Kongrega tion an. Im September 1893 legte er die Profeß ab und studierte anschließend an der Hauslehranstalt in Mautern/Stmk.; 1896 wurde er zum Priester geweiht. 1896—1898 widmete er sich in Wien dem Doktorats studium, das er aber nicht abschloß. 1898 wurde Innerkofier zunächst zum Lektor für Deutsch und Religion am Juvenat Katzelsdorf/Leitha bestellt und 1899 zum Lektor der Dogmatik an die Ordenshochschule berufen. Mit der Versetzung 1900 nach Leoben begann sein eigentliches Wirken als Prediger, Volksmissionar und Exerzitienleiter, Auf diesem Gebiet war er später auch als Weltpriester — wenn auch mit anderen Schwer punkten — tätig. Sein volksmissionarisches Engagement setzte er von 1901—1907 in Grulich/Nordböhmen fort, von 1907—1911 in Innsbruck und von 1911—1915 im Wiener Kolleg Hernais. Neben der Volksmission und der Vereinstätigkeit setzte sich Innerkofier für die För derung der katholischen Literatur ein, er verfaßte in diesen Jahren seine 1000 Seiten umfassende HofbauerBiographie, war an der Neubelebung des Passionsspiel gedankens beteiligt und setzte sich auch gegen die Losvon-Rom-Bewegung ein. — Die vielseitigen Arbeiten führten zu Überlastung und gesundheitlicher Schwä chung: eine eigenwillige Tageseinteilung machte es ihm unmöglich, die Ordnung der Kommunität einzuhalten. So reichte er am 10. Dezember 1915 um Entlassung au.s dem Verband der Redemptoristenkongregation ein, die er am 17. Jänner 191,6 erhielt. Anschließend war Innerkofier als Weltpriester in der Erzdiözese Wien tätig, zunächst vom 1. März bis 31. August 1916 als Kooperator in Pernitz und darauf hin in Kirchschlag, wo er neben der Hebung des reli giösen Lebens eine materielle Unterstützung für seine Gemeinde durch die Herzogin von Parma während des Ersten Weltkrieges erreichte. Hier entstanden auch zwei große Romane über Kirchschlag. Mit 1. Oktober 1919 begann der große Marienverehrer Innerkofier sein Wirken als Kooperator in Mariabrunn bei Wien, wo er vom Oktober 1921 bis 31. August 1922 auch als Provi sor wirkte. Hier war der seelsorgliche Aufbau, bedingt durch die politischen Verhältnisse, teilweise mit star kem Widerstand verbunden; die ideologische Aus einandersetzung fand in seinem schriftstellerischen Schaffen Niederschlag; der Antisemitismus Innerkoflers zeigt sich deutlich in dem zu dieser Zeit be gonnenen Roman „Maria und das Reh von Maria brunn". — 1922 hatte der überzeugte Monarchist Mög lichkeit eines Zusammentreffens mit Exkaiser Karl in der Schweiz, das er gleichfalls literarisch verarbeitete. Mit 1. Jänner 1923 wurde der Schutzengelverehrer *) Auszug aus der gleichnamigen, V + 255 Seiten umfassenden und 1975 von der katholisch-theologischen Fakultät in Wien approbierten Dissertation. Darinnen auch die Quellen- und Literaturangaben. 43

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