Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr.9 (September 1975) 113. Jahrgang Nr.5 Wien, axQ 1. September 1975 16.Jahrgang Inhalt: 37. Pfarrer Matthias Heumann (t 1931). — 38. Zum Tod Kardinal Piffls am 21. April 1932. — 39. 350 Jahre Karmeliterkirche in der Leopoldstadt. — 40. Pfarrkirche St. Josef (ehemalige Karmeliterkirche) in der Leopoldstadt. — 41. öffentliche SchloI3kapelle Schönbrunn „Maria Vermählung"'. — 42. Eine Krankenseelsorge-Instruktion 1895. — 43. Schutzmaßnahmen gegen Fliegerangriffe im Ersten Welt krieg 1917. — 44. Breitensee vom Dorf zur Großstadtpfarre. — 45. Das Erscheinungsbild des Pfarrers im 15., 16. und 17. Jahrhundert (Schluß). — 46. Die Katholische Aktion in der Pfarre (1929). 37. Pfarrer Matthias Heumann (t1931] (Verdient um den Volkskirchengesang) Dr.Franz Loidl Obwohl mir aus meiner Alumnatszeit^) PfaiTer Heumanns Verdienste um den Volkskirchengesang einigermaßen bekannt waren, bedurfte es doch einer besonderen Anregung durch die eben approbierte Dissertation^), um zu einer genaueren und verdienten Würdigung zu kommen. Geht es doch hiebei auch um eine Sparte der Diözesangeschichte. Im damals etwa zwölfeinhalbhundert Seelen zäh lenden Markt Weikersdorf 103, Dekanat Bockfließ, am 13. Jänner 1874 als Sohn des Kürschnermeisters Josef Heumann und der Maria, geb. Denk, geboren und in der seit der Mitte des 11. Jahrhunderts St. Koloman geweihten und, wie der Patron andeutet, dem Stift Melk inkorporierten Kirche am 14. Jänner getauft-''), war Heumann von 1886 bis 1894 Knabenseminarist*') und Gymnasiast in (Ober-)Hollabrunn und trat nach der mit Auszeichnung abgelegten Matura®) ins Wiener Alumnat am Stephansplatz ein, absolvierte an der Wie ner Kathol.-theol. Fakultät das Studium und empfing nach dem Subdiakonat am 10. Juli 1898, dem Diakonat am 17. Juli mit 18 Kandidaten aus dem f. e. Clerikalseminar") — darunter die drei Maturakollegen Gmeiner Rudolf), Hrodegh Anton^) und Karl Köstler^) und als Seminarkollegen Karl Rondonelf) — im Stephansdom die Priesterweihe, an dem er, ohne es damals zu ahnen, schon ein paar Jahre später in besonderer Weise wir ken sollte. Nach dem Erstlingsposten in Wiesmath, Dekanat Kirchschlag, und dem zweiten als vierter Kooperator in Altlerchenfeld (Wien VII)'^^), kam die ehrende Ver setzung nach St. Stephan 1902^^^), das nun genau für zwei Jahrzehnte sein Betätigungsfeld bleiben sollte, und zwar als Levit, ab 1907 als einer der zwei Domprediger'^®), ab 1913 als Kurat^*') und ab 1919 sogar als provisorischer Betreuer der anderen eben erledigten Dompredigerstelle''®). Daneben lief natürlich auch der Religionsunterricht in der Schule'"'). 1922 wurde Heu mann auf die Pfarre Hütteldorf installiert, bekam als Pfarrer dazu den 30. Schulinspektionsbezirk^''). Leider starb er aber schon nach nur neunjähriger Seelsorgstätigkeit am 7. August 193f®). Aioszeichnungen waren die Ernennung zum e.b. Geistlichen Rat 1913^®) und 1917 die Vei-leihung des Kriegskreuzes für Zivildienste für III. Klasse''®). Heumanns Hauptverdienst und Tätigkeit liegt auf dem Gebiet des Volkskirchengesangs in der Wiener Ei-zdiözese, um den er sich in Praxis und Theorie ge meinsam mit Professor Anton Drha^') und anderen Seelsorgern bemühte^). So wurde u. a. mit einem Volkskirchengesangtag 1915 in Wien begonnen, auch fanden in der Piaristenkirche Maria Treu (Wien VIII) öffentliche Volkskirchengesangübungen, verbunden mit Liedertexterklärungen, statt^). Da dem f.e. Ordinariat daran lag, „daß alle Fragen kirchenmusikalischer Art möglichst einheitlich und vollkommen geordnet werden, und daß namentlich der Pflege des Volkskirchengesanges über all gleichmäßig und in gegenseitigem Einverständnis die volle Aufmerksamkeit und Tätigkeit zugewendet werde, und um bei der Durchführung dieser Aufgabe die hochw. Hm. Dechanten, Religionsinspektoren und sonstigen vom f.e. Ordinariate bestellten Amtspersonen nicht mit neuen Arbeiten zu belasten", wurde mit Februar 1917 eine „Amtsstelle für Kirchenmusik" er richtet und f.e. G.R. Heumann, Kurat bei St. Stephan, als Referent mit der Geschäftsfühnmg betraut'"). An gegeben wurde als Zweck; die Durchführung aller ge eigneten Maßnahmen zur Förderung der Kirchenmusik in der Erzdiözese zu veranlassen und zu überwachen, und als nächste Aufgabe gestellt; die Regelung der Vollcskirchengesangsfrage durch Beratung aller dabei maßgebenden Personen und Körperschaften, durch Kenntnisnahme von dem jeweiligen Stand des kirch lichen Volksgesanges an den einzelnen Pflegestätten, durch Wahrnehmung und tunlichste Befriedigung vor handener Bedürfnisse auf diesem Gebiete. — Dazu wurde bemerkt, daß Anfragen, Berichte und Weisun gen der „Abteilung für Kirchenmusik" als Amtsakte des f.e. Ordinariates zu behandeln seien, damit also die amtliche Absicherung gegeben. Schon in der zweitnächsten Nummer (März) legte Heumann als „die nächsten Aufgaben" der Amtsstelle dar: Sammlung aller Kräfte, die für den Aufschwung der Kirchenmusik in Betracht kommen und zur Mit arbeit geeignet sind, Ausfüllung eines Fragebogens durch die Pfarrer, Regelung des kirchlichen Volks gesanges, Volksübungen durch Kundige, Abhält'-" von Vollcskirchengesangtagen an verschiedenen Ci-i, der Erzdiözese, sogar Einrichtung von Singschulen (fü; Kinder und Erwachsene), Organistenkurse, Gewinnung der studierenden Jugend, Mitarbeit in der katholischen Presse (Tages-, Provinz- und Fachpresse). „Literarisch ist ja das Kirchenlied, zumal das österreichische, noch wenig bearbeitet. Inhaltlich, geschichtlich, heimat geschichtlich, kunstgeschichtlich, musikalisch und methodisch ergibt sich dem, der näher zugreift, der reichste Stoff, aus dem er wählen kann. Und die Er fahrung mit und in dem singfreudigen Volk gibt Anlaß genug, um auf dem Wege der Presse vielen zu nützen und viele anzueifern und anzuregen""®). Schließlich begrüßt er freudig,daß an der k.k. Aka demie für Musik und dax-stellende Kunst eine kirchen musikalische Abteilung eingerichtet sei und im Kura torium eine kirchenmusikalische Kommission bestehe und die voi-nehmste kirchenmusikalische Zeitschrift, die „Musica Divina", erscheine, die in engster Verbin dung mit einer freien Vereinigung von Kirchenmusi kern, der „Schola Austriaca", die Forderungen des Motu proprio Pius X. erstreben helfe"®). 33

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