Römer. S. 261. — 1545—1549 Johann Kimstinger. S.262. — 1550—1551 Baltbasar Müllauer. S. 262. — 1551—1556 (1557) Christoph Zehetner. S. 263. — 1561—1562. Dr. Michael Benz. S. 265. — 1572—1584 Christoph Villanaus. S. 266. — 1584—1587 Mag. Gregor Lambert. S. 267. — 1587—1597 Dr. Andreas Hofmann. S. 268 f. — 1597—1614 Dr. Jakob Lunbert. S. 269. — 1615—1626 Dr. Daniel Zen (Zeno). S.' 271. — 1627—1629 Mag. Jo hann Leitner. S. 272. — 1648—1660 Matthäus Schlegel, s. 274. — 1678—1679 Germanikus Graf v. Thum.S. 275. _ 1711—1738 Johann Anton Kravogl. S. 276. — 1775— 1793 Nikolaus Emst v. Gmber. S. 278. — 1810—1814 Matthias Gitlberger. S. 279. — 1815—1823 Vinzenz Eduard Milde. S. 279. — 1823—1846 Georg Stöhr. S. 280. _ 1846—1859 Joseph Bach.S. 280. — 1880—1909 Dr. An ton Kerschbaumer. S. 281. 36. Das Erscheinungsbild des Pfarrers im 15., 16. und 17. Jahrhundert Dr. phil. Walter Strauss Der Rat der Stadt Wien richtete hierauf eine Anfrage an die Universität, was zu tun sei, da einer ihrer Bür ger etlicher Glaubensartikel wegen angeklagt sei und obwohl er widerrufen habe, noch immer vom Passauer Offizial mit Ketten im Gefängnis gehalten werde. Die Universität antwortete, daß Griesser, wenn er nicht neuer Irrtümer überwiesen wäre, freizulassen sei oder die ganze Angelegenheit dem Bischof von Passau vorzulegen wäre. Darüber konnte sich Andreas nicht freuen und beschuldigte die Universität des Ein griffes in seine Gerichtsbarkeit, daß sie die Ketzerei begünstige, weil sie sich gegen das Amt des Inquisi tors vergangen habe, ja drohte mit der Exkommunika tion. Im Auftrag des Rektors suchten einige Professo ren den Offizial auf und es gelang, den Frieden wie derherzustellen. Der Wiener Chronist erzählt, was mit Griesser geschah: „Am Mitichn nach vnser Frawn Tag Nativitatis ward Hanß Griezzer verprant umb etleich Artikel, die wider Christum glawben waren und wolt die nicht abtreten, alß einer was umb das Opfer", d. h. es ging um die Leugnung des Opfercharakters der hl. Messe^). Andreas stritt noch einmal mit der Wiener Universität, als sich diese aus Anlaß der Kreuzzugs predigt gegen König Ladislaus von Neapel, der einen Teil des Kircher^taates an sich gerissen hatte, abwei send ausgesprochen. Wenn die Universität auf dem Konstanzer Konzil genötigt war, ihre Rechtgläubigkeit zu verteidigen, so stand hinter den Verdächtigungen wohl der Offizial Pfarrer Andreas von Pottenstein"). Das Vermögen des Mannes muß nicht unbeträcht lich gewesen sein; so konnte er ein Haus mit Wirt schaftsgebäuden vor dem Schottentor kaufen, das früher dem 1408 hingerichteten Wiener Bürgermeister Konrad Vorlauf gehört hat; ferner konnte er, wie es üblich war, reiche Stiftungen machen, u. a. ein „ewiges Amt" bei Maria am Gestade — wenn man bei St. Ste phan zur Prim läutet — und ein komplettes Votivchorgebet am Dom zu Passau'). Andreas starb um 1418®). 1/2 Zeitgenosse des vorigen war Ulrich, Pfarrer von Pottenstein (1390—1404) und Mödling, zugleich Domherr zu St. Stephan in Wien und herzoglicher Kaplan. Er hatte erwartet, mit der Erziehung des unmündigen Albrecht V. betraut zu werden, wurde jedoch dem berühmten Theologen Nikolaus von Din kelsbühl nachgesetzt"). Dafür erhielt er die Würde eines Dechanten von Erms, Decanus Laureacensis. Ulrich widmete seine Kräfte besonders der Bekämpfung der Waldenser; seine theologischen Vorträge gab er auch als Buch 1395 in deutscher Sprache heraus, übrigens einem frühen Denkmal der nö-wienerischen Aus sprache^"), Ein Abschnitt seines Werkes beginnt so: „Hie hebt sich an daz dritte tail des puechs, daz her vlreich weylent pharrer ze potenstain zesamm gelesen vnd in dewtsch pracht hat." Vom Magnificat aus gehend werden die 10 Gebote behandelt, von einer Er klärung des Pater, Ave, Credo eine weitschweifige Summe des katholischen Glaubens dargestellt. Er rühmt sich, daß „gar nichtes von aygem sinne sei", sondern alles von bewährten Autoritäten; so schreibt er z. B. den „Tractatus contra haeresin Waldensium" des Peter v. Pilichsdorf aus. In deutscher Sprache „den frumben und verstandenen layen" zu Liebe, damit sie eher „in dem puch" lesen „denn in den püchern der alten sagmer oder in dem Tytrell oder in dietreichs von Pern vnd den andern reckheni streyt puchern. Die nicht anders denn eytel ding leren vnd sagen". Ulrich muß besonders die von den Waldensern angegriffene Sakramentenlehre verteidigen, daß z. B. die von Prä laten und Priestern gespendeten Sakramente giltig sind, obwohl „ettwievil in unfür leben vnd besunderlich in leiplichen Lüsten". Die listigen Füchse, wie er seine Gegner nennt, behaupten: „Welicher priester den heiligen geist nicht hat, der ain vnkewscher ist oder sunst sundig, der mag die sünd nicht vergeben, als wenig mag es der pabst tun ob er süntig ist" und „der phaffen gesankh... mit orgel vnd mit andm saittespil daz sey alles tzu nichte..." Dann handelt Ulrich „von den ketzern, die die heilige Konschafft (d. h. die Ehe) verdammen, die da genant sind cathari". Das Wort Katharer erklärt er: „cathari a catto, vnd haben iren namen von der Kaczen, wann sy chuessen ire hindrew tail... wie in Lucifer in irer gestalt erschein". Für alle Ketzer fordert er ihre Ausrottung: „Die schol man von der Kirchen taylen mit peden swerten. Daz ain fawles gelid die andern icht fawl mache.,. Wer ainen Keczer oder ainen, der sy auffnymt oder freyt oder schirmt, an sy geglaubt oder yn günstik ist, wissenleich gar wegrabn, der ist dem pann vnd mag dar aus nicht choemen, er grab yn dann offenleich mit seinen hendn aus vnd trag sein gepain czu den hangern." Die religiöse Erregtheit, gepaart mit Aberglaube, dazu die Not der Hussitenkriege — Herzog Albrecht V. kam König Sieg mund zu Hilfe, aber sie „schuffen nichts"") — führte in Enns auch zu einer Judenverfolgung, während Ulrich dort Pfarrer war. Es ging plötzlich das Gerücht, die Frau des Mesners habe einem sehr reichen Juden in Enns konsekrierte Hostien verkauft, die dann an andere Judengemeinden weitergegeben und verunehrt wur den. Die angeklagten Juden leugneten, doch galt ihre Schuld wegen des Geständnisses der Mesnerin für er wiesen. Obwohl zuletzt Papst Martin V. in einer Bulle die Juden gegen derlei Anklagen in Schutz genommen hatte^2)^ befahl Herzog Albrecht V., alle Juden Öster reichs einzukerkern und ihr Vermögen einzuziehen, was die Finanzen sicherlich sehr erleichterte. Die in den Keilergefängnissen Eingeschlossenen litten mit Anbruch der rauheren Jahreszeit fürchterlich. Einzelne brachten sich selbst Wunden bei, um aus den Gelassen hinauszukommen, andere legten in der Verzweiflung Hand an ihr Leben und wieder andere entschlossen sich zur Taufe. Als dann einige der letzteren ihren Schritt bereuten und zum jüdischen Glauben zurück kehrten, wurden sie als rückfällig am 12. März 1421 in Erdberg auf einer Wiese neben der Donau verbrannt. Ulrich von Pottenstein betätigte sich auch als Bau herr in Enns: Vielleicht in Erinnerung an den kreis runden ICarner von Pottenstein ließ er 1412 eine Scheiblingkirche errichten, die aber 1565 abgerissen wurde; ihr Material verwendete man zum Bau des heutigen Stadtturmes von Enns^^). 1/3 Stephan von Hohenberg, ein weiterer Pfarrer von Pottenstein im 15. Jahrhundert, stammte aus dem Hochadel; außer Pottenstein besaß er auch die Pfarre Hainburg^^). Aus seinem Vermögen lieh er dem König Ladislaus 1500 ungarische Gulden und erhielt dafür am 4. Dezember 1454 die Herrschaft über „den marckht zu Potenstain, das Amt und das Gericht daselbst" ver pfändet^"). Nach dem frühen Tode Ladislaus' wui-de Stephan v. Hohenberg Hofkanzler und Kämmerer Herzog Albrechts VI. und stand auf dessen Seite im Kampf gegen den kaiserlichen Bruder Friedrich III. Das bekam Michael Beheim, der Verfasser des „Buches, von den Wienern" zu spüren, als er sich in Gainfarn, das im Herrschaftsgebiet der Hohenberg lag, „unsern hern Kaiser Knecht" nannte: Es wurde ihm sehr nach drücklich die Herberge verweigert^®). Als Albrecht VI. 30
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