von den für das Predigtamt bestimmten Patres ent sprechend den Ordenskonstitutionen, und dem Willen des Oberhirten an Sonn- und Feiertagen ausgeübt. Die Namen der Prediger sind in den Aufzeichnungen der Provinzkapitel erhalten und lassen das Niveau der Predigttätigkeit erahnen. Der begabteste und erfolg reichste unter den Predigern des Landstraßer Klosters war Alphons Staimos, „Verbi Dei praeco celeberrimus Rex Concionatorum". Seine Predigttätigkeit erstreckte sich von Wien bis Regensburg und von Salzburg bis Budapest. Während Staimos noch lebte und das Amt des Priors von St. Thomas in Brünn bekleidete, ging ein anderer Prediger und Seelsorger aus dem Wiener Konvent hervor, P. Aegidius Knor ein „concionator zelosus". Auch wurde ihm eine seelsorgliche Berufung nach Florenz zuteil. Das überdurchschnittliche und zum Teil sehr hohe Niveau vieler Predigten läßt sich mit der besonderen Situation des Klosters erklären. Aus Gründen des Studiums im Kloster und bei der Lehrtätigkeit an der Universität wurden auf der Land straße die besten Kräfte der Ordensprovinz vereinigt. Damit hängen auch die zumeist in lateinischer Sprache vor akademischen Foren gehaltenen Fest predigten zusammen. Entsprechend der Zahl der Patres im Landstraßer Konvent wurden in der allen Gläubigen zugänglichen Klosterkirche täglich mehrere Messen gefeiert. Als Zelebranten standen grundsätzlich alle zu Priestern geweihen Mitglieder des Konvents zur Verfügung, so fern sie nicht durch Krankheit oder auswärtige Ver pflichtungen verhindert waren. Zur Zahl der Zelebran ten gehörten neben den Predigern auch Priester- und Lehrerpersönlichkeiten wie Nikolaus Donellan, Gregor Tittel, Alphons Mitisini, Christoph Fromiller, Paul Wutschnig, Fulgenz Kerth und Joseph Achinger,ferner Vorsteher- und Verwalterpersönlichkeiten, wie Johan nes Bonus Hauswirth, Columban Sifferlinger, Caesarius Syrott und Ferdinand Hartisch. Die priesterliche Tätigkeit der Augustiner fand auch seitens der Gläubigen Anerkennung durch immer neue Messenstiftungen, deren bedeutendste die Stif tung Ferdinands III. war. Diese und andere Stiftungen verpflichteten die A,ugustiner, auch an anderen Orten, nämlich in der Brigittenau, in der Stadt zu St. Barbara, zu St. Ivo bei den Juristen und in der Kirche des Passauer Offizials Maria Stiegen sowie zu St. Jakob auf der Hülben und auch außerhalb der Stadt zu Erd berg, die heilige Messe zu lesen. Dadurch wurde die • pastorale Tätigkeit der Augustiner enorm ausgeweitet. Ein Mitglied des Ordens, P. Bonavenura Lindenperger, versah die Pfarre Enzersdorf. In der eigenen Kirche auf der Landstraße mußten die Patres vielfach „Jahr tage" und Seelenmessen für verstorbene Wohltäter feiern. Ein Zeichen des guten Verhältnisses zur Be völkerung! Die Stiftungen waren ohne Zweifel eine Hilfe bei der Beschaffung der finanziellen Mittel für die Erhaltung des Konvents, den Bau des Klostei-s und der Kirche und für die Wiederinstandsetzung nach den Zerstörungen von 1651 und 1683. Dem Geist der Barock zeit entsprechend, wurden die Gottesdienste an den Hochfesten des Herrn, den Festen der Gottesmutter und der Titelheiligen mit besonderer Feierlichkeit gehalten. Gewisse Festlichkeiten wurden durch die Anwesenheit des Kaisers und seines Hofes ausgezeichnet. Die Spendung der heiligen Sakramente — eben falls eine Grundfunktion der Seelsorge — ist für diese Zeit am schwierigsten zu erfassen. Von den sieben Sakramenten waren von vornherein Taufe und Ehe der Dompfarre, wozu die Landstraße von 1645 bis 1782 gehörte, vorbehalten. Firmung und Weihe wurden vom Bischof persönlich gespendet. Die Spendung der Eucharistie, der Buße und der Krankensalbung dage gen war den Augustinern anvertraut. Gläubige ohne Bindung zu einer Bruderschaft empfingen für gewöhn lich zu Ostern die Sakramente der Buße und der Eucharistie und in schwerer Krankheit, vielleicht erst knapp vor dem Sterben, die „Sterbesakramente". Ein reicheres sakramentales Leben führten die Mitglieder der Bruderschaften. Bei den Augustinern auf der Land straße gab es im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts zwei Bruderschaften, die durch gemeinsam gefeierte Gottesdienste und mit Hilfe von Ablässen und päpst lichen Segen das sakramentale Leben bewußt förder ten. Die Seelsorge in den Bruderschaften wurde sowohl von den Patres ausgeübt, die die Bruderschaften im geistlichen Bereich leiteten, als auch von jenen Patres, die den Verbrüderten die Sakramente spendeten. Damit war den Augustinern ein großes Feld intensiver Seel sorge geöffnet. Eine vom irdischen Standpunkt ver lustreiche, aber vom übernatürlichen Standpunkt segensreiche Bewährungsprobe bedeutete für die Seel sorger des Augustinerklosters die verheerende Pest des Jahres 1679. Es gibt keinen Hinweis, daß die Augu stiner ihren Mitmenschen den priesterlichen Beistand verwehrten. Im Gegenteil! Die große Zahl der Pest opfer in den Reihen der Augustiner zeigt den Einsatz und die Solidarität mit den Ärmsten. Die Reliquienverehrung der Barockzeit entspricht wohl nicht mehr unserem Empfinden, ist aber trotz al ler Mängel als ein peripheres Mittel der Seelsorge an zusehen und in die pastoralen Bemühungen der Augu stiner einzuordnen. Reliquiare der damaligen Zeit sind ein Teil der gesamten Kultur der Barockzeit und als solcher zu betrachten. Daher kann auch die Seelsorge der Augustiner als zeitgemäß beurteilt werden. Die Seelsorger aus den Reihen der Augustiner standen sicher nicht alle auf der gleichen sittlich religiösen Höhe. Streben nach Privilegien und Titeln führte zuweilen zu Streitigkeiten unter den Konventualen. Dies und eigenmächtiges Handeln einzelner Mitglieder behinderten die Seelsorge. Auch die Ver bindung von Geld und sakralen Funktionen wirft ein zwiespältiges Licht auf die pastoralen Bemühungen. Die Errichtung der Nikolauskapelle auf der Land straße in unmittelbarer Nähe des Augustinerklosters im Jahre 1698 durch einen Gastwirt läßt die Vermutung zu, daß sich einige Bewohner der Landstraße von der Seelsorge der Augustiner freimachen wollten. Eine genaue Untersuchung würde den Rahmen der Arbeit sprengen. Dennoch bleibt die Tatsache unangefochten, daß die Augustiner des Landstraßer Konvents sowohl im Bereich der Landstraße als auch in der Stadt und deren Umgebung den pastoralen Auftrag ernst nahmen und ihn mit viel Energie und persönlichem Einsatz er füllten. 55. Die Inhaber der Pfarre Krems (a. d. Donau). Personalgeschichtliche Studien*) (Von Beziehungen einzelner zu Wien bzw.zum Wiener Bistum) Aus deren Reihe — sie weist 68 Namen aus und beginnt im Jahr 1158 — sei hiemit einiges angeführt: 1242, 1246 Reinher. S. 240 f. — 1360—1364 Mag. Gerung v. Bierbaum. S. 246. — 1366—1371 Mag. Fridiieb. S. 247. — 1371—1417 Mag. Marguard Treberger. S. 247 f. — 1418—1424 Rupert (Truckner) v. Weltz. S. 248 f. — 1424 Wenzeslaus Thiem. S.249.— 1425—1428 Thomas Ebendorfer. S. 249 f. — 1428—1430 Mag. Johan nes Schallermann. S. 250. — 1430—1440 Mag. Johannes Schallermann. S. 251. — 1440—1454 Mag. Petrus v. Linz. S. 252 f. — 1454—1460 Mag, Nikolaus v. Lützel burg. S. 253. — 1460—1473 Friedrich Graf v. Hohenlohe. S. 254. — 1473—1482 Wilhelm Maroltinger. S. 254 f. — 1482—1495 Wilhelm v. Aheim. S. 255. — 1496—1500 Christoph Schachner. S. 256. — 1500—1502 Jodok(Jobst) Jungmayr — Wolfgang v. Tannberg. S. 256 f. — 1502— 1517 Wiguleus Fröschel v. Marzoll. S. 257. — 1519—1525 Dr. Stephan Rosin. S. 258/260. — 1529—1545 Andreas *) Josef Wodka. Titel oben, in: 950 Jahre Krems. Festschrift 1964. Krems a. d. D., S, 237—289. Siehe dazu die Quellen- und Literaturangaben. Dr. F. L. 29
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