Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Der Anstaltsseelsorger Schiemer wurde durch sei nen Bischof Ende September 1945 abberufen. Er war dann von Oktober 1945 bis September 1949 Religions professor am Gymnasium in Innsbruck, danach in glei cher Tätigkeit bis zu seinem Tode in Landeck. Schiemer starb am 12. Juli 1966 in der Klinik zu Innsbruck und wurde auf dem Wiltener Friedhof be erdigt®®). P. Gottfried Steiner wurde von Mähren nach Deutschland ausgewiesen. 15 Jahre hindurch versah er die Pfarre Wimmental und seit 11 Jahren die Pfarre Sauggart (über Riedlingen, Diözese Rottenburg), wo er heute noch lebt und hofft, „noch einige Jahre im Dienste der Seelsorge wirken zu können"®®). VIII. Nachfolger in der Anstaltsseelsorge, aber nur für ein Jahr, wurde der Kamillianer-Ordenspriester P. Josef Carduck. Geboren 1890 in Münsterbusch/Aachen; 1920 in Köln zum Priester geweiht. Im Rahmen seines Ordens versah P. Carduck vielerorts Aufgaben, so in Heid hausen/Deutsch.(1921), in Vaals/Holland (1922), in Wien (1922—27), in Neuss/Rhein (1927—33), in Dortmund und Mönchengladbach (1933—36), in Hindenburg/Oberschlesien (1936—45). Nach Wien versetzt, wurde er am 1. November 1945 Seelsorger an der Landesheil- und Pflegeanstalt in Gugging. Aber bereits im Oktober 1946 beendete er hier seine Tätigkeit. In den nächsten Jah ren war er Seelsorger in Wiener Spitälern: FranzJoseph-Spital, Wilhelminenspital, am Steinhof, wieder im Wilhelminenspital.Von Wien kam er 1956 alsKaplan an die Heilstätte Hochzirl in Tirol; 1966 selber im Krankenstand (im Krankenhaus von Mönchenglad bach). 1970 erfolgte die Rückkehr nach Österreich (Losensteinleiten, Kloster der Kamillianer), wo er am 2. Juli 1971 starb und im Klosterfriedhof beerdigt wurde®"^). Das Leben dieses Kamillianers war ausgefüllt im Dienste der Kranken, ganz im Sinne des Ordensstifters, des hl. Kamillus von Lellis. Sein kurzes Arbeiten in Gugging fiel in die schwere Nachkriegszeit mit allen Nöten der Lebensmittel knappheit. IX. Der häufige Wechsel der Anstaltsseelsorger fand 1946 ein Ende. Johannes Chrysostomus Kirchmayer wurde am 1. Oktober 1946 Seelsorger und blieb es bis 1955. Geboren 1873 in Aspersdorf, N. 0., wurde er 1898 als Priester des Prämonstratenserordens (Stift Tepl in Böhmen) geweiht. Die folgenden Jahre sind ohne nähere Angaben. Das Stift Tepl war bis 1945 von deut schen Klerikern bewohnt,danach übernahmen es tsche chische; es lag ja im Nachfolgestaat Tschechoslowakei. Als Kirchmayer nach Gugging kam, war er Pfarrer im Ruhestande und Konsistorialrat der Erzdiözese Prag. Nach seinem Weggang 1955 wurde der Jubelpriester noch Seelsorger im Caritas-Kurhospiz in Bad Hall, Oberösterreich, wo er am 14. Juni 1962 im 89. Lebens jahre und im 64. Jahre seines Priestertums verstarb®®). Die Nachkriegszeit wurde allmählich bewältigt, es kam Hilfe vom Ausland, so z. B. Ausspeisung von der Schweiz, Dänemark und Nordamerika. Die Kapelle im Kinderhaus wurde 1947 renoviert. Am 25. Juli 1948 konnte der Seelsorger das goldene Priesterjubiläum begehen: feierliches Hochamt (Kir chenmusik von Gugging), Festgedicht, Glückwünsche der Kinder, Spiel der Kinder „Wanderung durch die Heimat". Die Leistungen der Kinder fanden bewun dernde Anerkennung®®). Am 16. Oktober 1949 feierte die Anstalt in großer Weise das Erntedankfest. Vormittags die kirchliche Feier. Nachmittags Festzug aller mitarbeitenden Patienten, wobei die neugegründete Sängerrunde der Anstaltsangestellten Chöre sang. Auch im folgenden Jahre wurde der Erntedank in ähnlicher Weise began gen, aber 1952 nur noch im kirchlichen Rahmen.— Die Sängerrunde war ebenso in der Mitternachtsmesse von Weichnachten beteiligt""). 1950 erfolgte am 3. Mai die kirchliche Visitation durch Kardinal Dr. Innitzer: Besuch der Anstaltskirche und des Kinderhauses mit der Kapelle'^). Im Jänner 1951 erkrankte der Seelsorger und war auch in den folgenden Jahren mehrmals in Spitals aufenthalt. Immer vertraten ihn andere Priester. So waren für kürzere oder längere Zeit Aushilfs seelsorger in der Anstalt: P. Viktor Paddberger aus der Kongregation der Missionare von der hl. Familie (MSF): geboren in Mel den in Westfalen 1901, Priester 1933, Kaplan in Temitz (1946—51), in der hiesigen Anstalt 1951, in der Pfarre Gugging 1952, Pfarrer in der Gerasener Pfarre Eiben stein a. d. Thaya 1952—56, Pfarrer in Scharndorf (bei Bruck a. d. Leitha, Niederösterreich) 1956—62. Von 1962 bis jetzt Krankenhausseelsorger in Siegen a. d. Sieg, Bundesrepublik Deutschland'-). Dr. Leopold Wockaun: geboren 1894 in Wien, Dr. theoL, Religionsprofessor, gestorben am 27. Juni 1969 in Wien, beerdigt in Gablitz. Oft war er hier und unterrichtete auch die Kinder, so 1952 und 1954, und später unter dem Seelsorger Nemeth"). Kanonikus Jakob Pich 1953: geboren 1873 in Großsteurowitz, Erzdechant und Pfarrer, gest. am 25. August 1959 im Spital der Barmherzigen Brüder, beerdigt in Hernleis^"'). 1954 war das letzte Mal Aufbahrung und Einseg nung eines Angehörigen der Anstalt in der Anstalts kirche. Direktor Dr. Karl Oman war am 26. März ver storben und wurde am 30. März im Kierlinger Fried hof bestattet'®). X. Nachfolger von Kirchmayer wurde Georg Nemeth. Geboren am 19. April 1911 in Szabadka (Sobotica, Maria Theresianopel) in Ungarn. Priester der Diözese Belgrad 1937. Er kam als Flüchtling nach Österreich, machte das Lagerleben mit seinen Plagen und Schika nen durch. Am 8. März 1955 begann er seine Tätigkeit in der Anstalt; er beherrschte damals noch nicht die deutsche Sprache, doch nahm er sich gleich der Kinder im Kinderhause an"®). Mit 1. Jänner 1956 wurde er definitiver Anstalts seelsorger und Rektor.Die österreichische Staatsbürger schaft wurde ihm vom Amte der n. ö. Landesregierung am 15. Februar 1956 verliehen'^). Als im Mai 1957 im Kinderhaus eine Infektions krankheit ausbrach (Meningitis), wurden Firmung und Bischofsbesuch abgesagt und allen Patienten der An stalt der sonntägliche Kirchenbesuch untersagt"^®). Am 22, Februar 1959 sollte die goldene Hochzeit der Patientin Anna Kindler gefeiert werden. Kurz vor her erfuhr man, daß beide vor 20 Jahren zum evange lischen Bekenntnis übergetreten waren. So wurde der evang. Pfarrer Dr. Wölfel von Klosterneuburg ver ständigt. In der Kapelle konnte die Festfeier stattfin den. Alle Anwesenden waren erbaut über das christ liche Entgegenkommen"®). Auf die Bitte des Anstaltsseelsorgers schenkte Papst Johannes XXIII. der Anstaltskirche eine Marien statue Mater amabilis (liebenswürdige Mutter). Es ist eine Holzstatue in Silberfarbe, im byzantinischen. Stil gehalten. Sie fand ihren Platz in einer Nische über dem Altar. Am 17. Oktober 1959 wurde sie in der Fest messe durch Dechant Taschner, Klosterneuburg, ge weiht®"). Seit dem Zweiten Weltkriege hatte in der Anstalt keine Glocke geläutet. Nun konnte Rektor Nemeth am 16. September 1960 die 90 kg schwere Marienglocke für die Kirche weihen®^). Noch eine zweite Statue wurde von^ Rektor Nemeth vermittelt: Die geistlichen Schwestern erhielten für die Kapelle im Kinderhause eine Kopie der Muttergottes statue in Fatima, angeblich Geschenk des Staatspi-äsi21

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