Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge yviene,. Diözesangesdiichte BEILAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTES Nr. 5(Mai 1975) 113. Jahrgang Nr.3 Wien,am 1.Mai1975 16.Jahrgang Inhalt: 21. Ein lebendiges Bild des heiligen Klemens Maria Hofbauer.— 22. Der Wiener Charus Kare, O.S.A., 1736—1772. — 23. Ein moralisch-religiöser Widerstandsplan 1938. — 24. Konversionen in der LoretoKapelle bei St. Augustin in Wien von 1733 bis 1784. — 25. Die Seelsorger an der Heilanstalt Gugging (Fortsetzung). — 26. Chronik von Glaubendorf — Gemeinde Heldenberg. — 27. Der Augustinerhistori ker Xystus Schier (1727—1772). — 28. Uber Desertation und Asylrecht im XVIII. Jahrhundert. — 29. Das Erscheinungsbild des Pfarrers im 15., 16. und 17. Jahrhundert. 21. Ein lebendiges Bild des helligen Klemens Maria Hofbauer Dr.Johann Zabel Im Archiv des Redemptoristenkollegs Maria am Gestade in Wien I, befindet sich ein Brief aus dem Jahre 1868 von Prälat Eduard v. Unkhrechtsberg,einem Schüler des hl. Klemens,an den Maler Josef Ritter von Führich. Es geht, scheint es, um ein Großbild des hl. Klemens M. Hofbauer, dLas Führich malen soll. Daher liegen dem Brief als Vorlagen drei Bildchen des Heiligen bei. Ob Führich den Auftrag übernommen und ausgeführt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Folgend der Wortlaut des Briefes: Dem Hochwohlgeborenen Herrn Josef Ritter von Fü h r i c h k.k. Professor an der Akademie der Künste ec.ec. in Wien. J.M.J. Hochwohlgeborener Herr Professor! Ich übersende Ihnen hiemit, der getroffenen Ver abredung gemäß, die Abbildungen des ehrw. Dieners Gottes P.Klemens Maria, unter denen mir a. von ande ren Personen als das gelungenste bezeichnet wurde. Auch ich finde im Allgemeinen die Ähnlichkeit mit dem lebenden Originale in demselben; nur scheinen mir die Lippen zu dick, die Brauen zu buschig, und überhaupt die Gesichtszüge zu scharf ausgeprägt, wodurch zu gleich dem Konterfei jene gewinnende Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit fehlt, welche dem Gesichtsaus drucke des D. G. (Diener Gottes) eigen war. Auch pflegte er selten die Augen so weit zu öffnen als es im Bilde dargestellt ist. Doch kann ich nicht umhin zu er klären, daß der Charakter der Physiognomie richtig aufgefaßt ist, und die Darstellung auf den ersten Blick den P. Hofbauer erkennen läßt. Minder gelungen erscheint mir das Bild b. welchem Geist und Lebendigkeit des Ausdruckes mangelt; auch ist das Kinn, zu lang. Endlich lege ich noch eine mit Aquarellfarben illuminierte Fotografie einer Kreidezeichnung des seel. P. Rinn S. J. sub c. bei, welche nach meiner Erin nerung (mit Ausnahme vielleicht der Haare, die zu kurz und zu grau sind) den ehrw. D. G. unverkennbar, ein Lustrum etwa vor seinem Tode, darstellt. Der Eindruck, welchen dieses Bildchen, beim ersten An blick, auf mich machte, war ein überraschender. Der die Überschlagung des Talars unrichtig andeutende schwarze Strich ist durch ein Versehen hinzugekom men. Ich überlasse nunmehr die Benützung dieser Bild chen, und die Würdigung der vorstehenden Andeutun gen Ihrer Einsicht und künstlerischen Begabung ge ehrter Herr Professor, und sehe bei Gelegenheit meines nächsten Kommens nach Wien im Laufe der Fastenr zeit, der Mitteilung Ihres für mich maßgebenden Urtheils über die Ausführung des besprochenen Bildes entgegen. Empfangen Sie den Ausdruck der vollkommensten Hochachtung und aufrichtigen Verehrung, womit ich mich zu zeichnen die Ehre habe als Ihr ganz ergebener Edu. von Unkhrechtsberg Abt u. Cong. SS. Red. Oblatus Leoben, am 12. Jänner 1868. P.S. Die unter c. genannte Zeichnung von P. Rinn S. J. ist meines Wissens das einzige lebensechte Bild aus der Lebenszeit des hl. Klemens. An dieser Kreide zeichnung sind alle späteren Bilder des Heiligen orien tiert, teils idealisiert, teils auch verkitscht. Das Provinzialat der Redemptoristen (Prov. P. Dr. Alois Kraxner) gibt nun gemeinsam mit den Süd mähren in Österreich zum Klemensfest dieses Bild in zwei Ausgaben heraus: als Postkarte und als Wand bild mit der faksimilierten Unterschrift des Heiligen. Es wäre wünschenswert, daß das wahre Bild des großen Erneuerers und Wiener Stadtpatrons weit ver breitet werde und auch als Wandbild in den Woh nungen einen Ehrenplatz bekäme. Anm.: Die Bilder wurden in der Missionsdruckerei St. Gabriel/Mödling b. Wien als Farbbilder gedruckt. — Dazu auch: WKZ 1975, 10, S. 12. 22. Der Wiener Charus Kare, O.S.A., 1756—1772 F. DDr. Johannes Gavlgan, O.S.A. Die Person dieses kurzen Aufsatzes genießt eine gewisse Sympathie unter den Kennern der AxigustinerEremiten der österreichisch-ungarischen Provinz aus wenigstens drei Gründen: 1. Er war der ältere Bruder des letzten Provinzials dieser Ordensprovinz, P. Gaudiosus Kare^). 2. Er opferte sein junges Leben aus Motiven der Nächstenliebe auf, weil er sich freiwillig anbot, den mit ansteckenden Krankheiten leidenden Sterbenden die letzten Sakramente zu bringen. 3. Er war der intime Freund eines der würdigsten Augu stiner seiner Zeit, P. Xystus Schiers, der in derselben Woche und aus demselben Grund wie sein Mitbruder starb. Kares Leben ist ein echtes Stück Wiener Ge schichte, weil er sein ganzes Leben, so weit wir sehen können, in der Hauptstadt verbrachte. Sein Leben als Augustiner-Eremit entwickelte sich ausschließlich im Augustinerkloster auf der Landstraße und an der Wiener Universität. Geburt und Studien Kare ist im Jahre 1736 in Wien zur Welt glom men, entweder am 13. oder am 20. April^). Er bekam den Taufnamen Anton. Sein erster uns bekannter 17

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