herzoginnen um 11 Uhr zum Pontificalamte, welches Bischof Marotti gehaltenUnter dem Amte wurde Sr. Majestät statt des Pax der Zahn der hl. Apollonia zum Küssen gegeben. Vor dem Amte war die Predigt®). Dazu die Anmerkung aus dem Protocollum VI, 415: 1751 9. Februar ist zum erstenmale zum Feste der hl. Apollonia der Hofstaat nicht erschienen®). „Das Verzeichniß der Andachten, wie solche das Jahr hindurch in der k. k. Hofkirche bey den PP. Augu stiner Barfüssern gehalten wird"'), weist unter „Kör nung" das Fest als ständig wiederkehrend aus, da es heißt: „Den 9. Februar wird das Fest der heil. Apol lonia, mit beyden Vespern, Predigt, zwei Hochämtern und Litaney begangen. Auch wird die ganz Octav ein wahrhafter Zahn der heil. Martyrin zu küssen gege ben, und um 4 Uhr bey ihrem Altar eine Litaney ge halten." Nun zu dem berühmten Volks- und Barockpredi ger P. Abraham a Sancta Clara (1644—1709), der zudem als kaiserlicher Hofprediger bei St. Augustin (seit 1677), richtiger an Maria Loreto für den Heiligenkult daselbst tätig war und darüber hinaus als Heiligenverehrer und Heiligenprediger in Erscheinung trat®). In vier Büchern handelt er von St. Apollonia und ihrem Kult®), und zwei Predigten sind noch erhalten^®), die zugleich Zeugen dafür sind, was ein barocker Fest prediger und Festredner aus so spärlichen Angaben, wie es bei der hl. Apollonia zutrifft, Phantasie- und lehrreich darzubieten verstand. Basierend auf dem Kurzbericht, daß Apollonia die Zähne eingeschlagen worden seien — richtiger wäre das Kinn —, preist P. Abraham „die Alexandrinische Heldin und Patronin dieser Hofkirche" auf verschiedentliche Weise, weil „ihr die Zähn nicht nach dem Heiraten, nicht nach Geld, Schatz, Reichtum, Ehre und Würden, sondern nach den Tugenden und damit nach dem Himmel gewässert haben"; weil sie „sich be herztest, tapferst und heldisch wider den Verlockun gen des Tyrannen Kaiser Decius verhalten habe" und lieber ins Martyrium gegangen sei. „Um Christi willen habe sie sich die Zähn ausreißen lassen, damit der Himmel sehe, daß ihr die Zähn nach dem Ewigen und nicht nach dem Zeitlichen wässerten." Drum sei sie in der Glorie auch so hoch gestiegen. Ganze Ver gleichsreihen mit allen möglichen Zähnen (von Tieren) werden angeführt, um zur Verehrung des hl. Zahnes, der als kostbarste Reliquie in der kaiserlichen Hof kirche aufbewahrt sei, anzuregen. Abraham erscheint die Legende als wahrhafter Bericht: Anno 1458 habe sich in Cremona folgendes Wunder begeben: „daselbst in der kirchen der Carmeliter wurde auffbehalten undt verehrt der under (untere) Khinbakhen der h. Jungfrau undt Martirin Appollonia, dessgleichen sagten auch eben in diser statt die PP Humiliati, das sie den undem khinbakhen der h. A. hetten, wie sie dan solchen auch öffentlich vorgstelt zur Verehrung. Venturinus de Marinis, bischoff daselbst, damit die rechte Wahrheit an tag khombe, hat lassen ein grossen scheiterhauffen anzinden, beide khinbakhen durch ein grosse Procession dahin tragen v selbige eigenhendig an das feir gworffen, da ist geschehen,das der khinbakhen derPP Humiliaten zu aschen verbronen, der khinbakhen aber, den die PP Carmeliter gehabt, ist von freien stukhen selbst aus dem feir heraus gstigen, wordurch dan erkent wor den, das dises der wäre khinbakhen seie der h. Appolloniae, weil in disem khinbakhen noch ein einziger zandt vorhanden, also hatselben Venturinus de Marinis wegen solchen Wunders dem Remischen babsten ißerschikht. diser aber ist nachmals der Römischen kaiserin wegen dero sondern andacht zu der hh. zu thail wor den. undt diser ist der zandt, den man heit allhier zu verehren forstelt." — Und zusammenfassend munterte P. Abraham auf: „Hat nün der hl. Petrus mit dem blossen schatten seines leibs die krankhe gsund ge macht, wie vil ehender werden die wehtag weichen, wan man diese hl. Reliquien kust und verehrt, forderst aber wirt die hl. heldin undt Materin Apollonia mit Ihrer forbitt bey dem hegsten gott ausbringen, damit wier nit khomben an das Ohrt, wo da ist ein ewigs heilen und zendt klappern, sonder erreichen die ewige freidt undt Seligkeit. Amen". Anm.^) Dazu F. Loidl. Menschen im Barock. Abra ham a S. Cl. über das religiös-sittliche Leben in Öster reich in der Zeit von 1670 bis 1710. Wien 1938, S. 45 f. u. Anm. — -) Joh. Stadler—Franz Josef Heim. Voll ständiges Heiligen-Lexikon oder Lebensgeschichten etc. etc. in alphabetischer Ordnung. Augsburg 1858, S. 285—287 u. Anm. — K. Bihlmeyer in Franz v. Sales Doye. Heilige u. Selige der röm.-kathol. Kirche. Leipzig 1929, I S. 81. — Hans Hümmeler. Helden u. Heilige. Bonn, o. J. S. 86. u. a. — ^) Pfarrarchiv St. Augustin: Unsseres Wienerischen Closters Erstes, vnd Altes Prothocoll 532; Protocollum ecclesiae aulico-caesarea et conventus FF. Eremitarum Discal. S.P.N. Augustini II, 407; VI 293. — ^) Augsburg 1888, S. 7. — ®) Bei Wolfs gruber, Hofkirche S. 47. — ®) Ebenda Anm. 2. — ') O. J.(W. 17). 1 Blatt mit 4 Seiten, dies S. 2. Wiener Stadtbibliothek Nr. 103984 E. — ®) Loidl, Menschen im Barock. Kapitel IV: Heiligenverehrung, S. 31—47, Reliquienverehrung S 47 f. — ®) Gack, Gack, Gack, Gack ä Ga. Einer wunderseltzamen Hennen in dem Hertzogthumb Bayern... München 1695, S. 197: „Hoch in der Glorie ist die hl. Jung frau A., welche ihr alle Zähnd hat lassen außreissen, etwan darumb, damit sie vor der Holl befryt seye, allwo das Heulen und Zähneklappem..."; (^istlicher Kramerladen. Voller Apostolischen Wahren und Wahr heiten... I, Würzburg 1710, S. 129 f. S. 631; Abrahami sches Bescheid-Essen ..., Wien u. Brünn 1717, S. 463— 479: Titel: „St. Apollonia Vet. M. Ihr haben gewässert die Zähn nach Gott-Sein Glauben, Liebe, Leben und Tod"; Abrahamische Lauber-Huett... II, Wien u. Nürnberg 1722, S. 123—138. — ^®) Karl Bertsche. Die Predigten Abrahams a S. 01. S. A. aus „Schriften d. Ver. f. Geschichte u. Naturgeschichte d. Baar u. d. an grenzenden Landesteile in Donaueschingen XXI, Heft 1949, S. 172 u. 179. — Die beiden Predigttexte: BescheidEssen u. Lauberhütt, sh, oben. — Werke von Abraham a S. Cl. Aus dem handschriftl. Nachlaß, herausgegeb. v. d. Akademie d. Wissenschaften in Wien I (1943), S.445— 456 u. 626—628 (Nr. 38. Jahr 1680); ebenda II (1944), S. 277— 286 u. 385 f. (Nr. 81, Jahr 1702). — Vergl. dazu: Joseph Meuer. Forschungen zur Beurteilung Abrahams a S. CL, Bottrop i. W., o. J., S. 23 f. — Karl Bertsche, A. a S Cl. M. Gladbach 1918, S. 143. — ") Siehe aus führlich: Lauberhütt II 136 (richtig 137). 15. Die Seelsorger an der Heilanstalt Gögging (Fortsetzung) Josef Spann, Gugging IV. Der vierte Anstaltsseelsorger — nach dem Weg gang des Leopold Müllner — ist Josef Pugl. Geboren 1884 in Wien, 1908 in Wien zum Priester geweiht, Kaplan in Hadersdorf am Kamp (1908—11) und in Breitensee, Wien XIII. (1911—14)®®) Am 1. Sept. 1914 trat er den Dienst in der Anstalt an. Die Ausschreibung der Stelle war im Wr. Diözesanblatt 1914 erfolgt. Darin hieß es: „...Für letztere(= für in ausschließlicher Verwendung des Landes Niederösterrench stehenden katholischen Geistlichen) sind unbeschadet der den kirchlichen Oberbehörden zu stehenden Jurisdiktion alle für die n. ö. Landesbeamten vom Landtage festgesetzten Vorschriften bindend. Die Anstellung erfolgt zunächst provisorisch gegen ein Adjutum von jährlich 1600 K.Die definitive Anstellung kann bei zufriedenstellender Dienstleistung nach Ab lauf eines Jahres erfolgen und bewirkt sodarm die Ein reihung des Betreffenden zunächst in die JX. Rang klasse der n, ö. Landesbeamten mit den hiefür systemisierten Bezügen von jährlich 4500 K (3000 K Gehalt. 1500 K Quartiergeld oder Naturalwohnung und halbes Quartiergeld),.." ®®). Die Zeit des Ersten Weltkrieges brachte viele Schwierigkeiten. Für einige Monate kamen im Nov. 1914 leichtverwundete Soldaten in das Kinderhaus 12
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