Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

dung schwerlich zu Stande bringt... die Stellung in Kierling würde demselben die nöthige Muße bieten zur Fertigstellung des genannten Werkes, wie auch zur häufigen Benutzung der Bibliotheken in Wien und der Stiftsbibliothek in Klosterneuburg ... da derselbe nichts weiter sucht, als sich ganz seinen geliebten Studien hin geben zu dürfen,so würde für ihn die Stelle in Kierling eine dauernde Lebensstellung sein... Endlich würde es dem ergebensten Bittsteller zur besonderen Ehre und Freude gereichen, Landesbeamter seiner zweiten Hei math zu sein."'^) Vohs wurde dann vorgeschlagen, die anderen ab gelehnt. Er erhielt vom Ordinariat die Jurisdiktion als provisorischer Hausseelsorger®). Wilhelm Vohs war 1849 zu Hagen in Westfalen ge boren, 1882 als Priester der Diözese Würzburg geweiht worden. Nach der Weihe Schloßkaplan in Würzburg, wurde er 1886 Religionslehrer in Wien. In der Eingabe des Landesausschusses an den Land tag vom 26. 3. 1892 um Altersnachsicht für Vohs heißt es: „Der Beruf eines Irrenanstaltsseelsorgers ist ein überaus heikler, mit mannigfachen Unannehmlich keiten verbundener, dessen geringe Anziehungskraft wohl am besten der Umstand erhellt, daß die in meh reren Blättern verlautbarte Concursausschreibung nur vier Bewerber zum Resultate hatte. Es erfordert eine solche Stellung ein ganz besonderes Taktgefühl, um mit würdevoller Wahrung des priesterlichen Stand punktes den eigenartigen Bedürfnissen der seelsorg lichen Behandlung psychisch Gestörter gerecht werden zu können,ohne in der Statur der Sache gelegenen Conflikte hervorzurufen... Der Landes-Ausschuß ist in der angenehmen Lage, dem Bittsteller auf Grund der nun mehr als einjährigen Erfahrung das beste Zeugnis aus stellen zu können." Mit 19. April 1892 wurde für Vohs die Altersnach sicht gewährt, im Mai 1892 wurde seine Stellung definitiv"). Schließlich wurde er auch Anstaltsseelsorger an der Landesirrenanstalt Klosterneuburg. Aber bereits am 19. Februar 1892 bewarb sich Vohs um die nach Ableben des Prof. Josef Zwettler frei gewordene Seelsorgerstelle an der Wiener Irrenanstalt. Die Direktion berichtete, daß Vohs hier am 1. Febr. 1891 den Dienst angetreten habe. „Im Verkehr mit den Kranken war er stets menschenfreundlich und takt voll." „Eine Transferierung wird bestens befürwortet" wegen Privatstudium und Sprachkenntnissen.'') Vohs war Seelsorger an der n. ö. Landesirrenanstalt Wien-Alsergrund, Lazarethgasse 14, 1895—1907, die fol genden Jahre lebte er im Pensionsstand. Der Wiener Diözesan-Schematismus nennt ab 1916 seinen Namen nicht mehr. So bleibt auch Tag und Ort des Todes un bekannt®). In die Zeit des Seelsorgers Wilhelm Vohs fällt die Erbauüng und Einweihung der Anstaltskirche, dem hl. Nährvater Josef geweiht. Ebenso die Errichtung und Einweihung eines eigenen Friedhofsteiles für die An stalt in Kierling. U. Der zweite Anstaltsseelsorger ist Johann Georg Doppier. Nach dem Weggang Vohs versah bis zur definitiven Besetzung der Franziskaner-Ordenspriester P. Sergius Dürnbach aus Wien den Dienst®). Die Ausschreibung der Stelle erfolgte am 26. Nov. 1894 im Wiener Diözesanblatt: „Jahresgehalt von 840 Gulden... Bewerber um diese Stelle haben ihre mit einem Stempel von 50 kr versehenen Gesuche, welchen der Nachweis der österr. Staatsbürgerschaft und der bisherigen Verwendung nebst einem kurzen curriculum vitae anzuschließen ist, thunlichst im Wege persönlicher Vorstellung bis längstens 31. Jänner 1895 beim n. ö. Landesausschusse, Wien I. Bezirk, Herrengasse 13, ein zubringen."^®). Einziger geeigneter Bewerber war Doppier Johann Georg, geb. 1862 in Wolfsegg in Oberösterreich. „Auf Wunsch der Mutter eingetreten in den FranziskanerOrden, am 5. 7. 1885 in Trient zum Priester geweiht, dem Drange nach einem thätigen Leben folgend verließ er den Orden nach erhaltener päpstlicher Dispens,... wirkte als Cooperator in Altlichtenwarth, Großenzers dorf und Ladendorf."^'^) Es liegt der Entwurf eines Vertrages mit Doppier vor, in dem die Verpflichtungen des Seelsorgers ge nannt werden: Hl. Messe an Sonn- und Feiertagen, am Donnerestag und 10 besonderen Tagen, — „an hohen Festtagen eine kurze Ansprache... deren Inhalt... entweder mündlich oder schriftlich der Direktion vor her bekannt zu geben ist... Der Inhalt dieser An sprache, sowie die Form derselben untersteht jederzeit der Kritik der Direktion... verspricht.. sich genauestens den diesbezüglichen Anordnungen der Direktion hinsichtlich etwaiger Abänderungen der zu haltenden Rede zu unterwerfen." — Litanei an Sonn- und Fest tagen, „wenn es die Direktion für zweckmäßig hält" — Spendung der hl. Sakramente der Buße und des Altares und der hl. Sterbesakramente, — Religionsunterricht, geistlichen Zuspruch, „passende Unterredungen, beleh rendes Gespräch", — Urlaub bis 8 Tage durch die Direktion, — Teilnahme an der Konferenz der Anstalts funktionäre, — jährlich 840 Gulden ö. W., sonst keine Entschädigung!^'^) Der Vertrag wurde, genau nach dem Entwurf, am 5. August 1895 von Doppier unterfertigt. Darauf erteilte das Ordinariat am 13. August 1895 die Jurisdiktion ab 1. Sept. 1895"). 1896 wurde die n. ö. Landes Pflege- und Beschäfti gungsanstalt für sdiwachsinnige Kinder (Kinderhaus genannt) errichtet und am 17. Aug. in einer Feier er öffnet. Zur Pflege und Betreuung der Kinder kamen Barmherzige Schwestern vom hl. Kreuz aus Linz (spä ter Laxenburg)^Ü. Am 3. Sept. 1896 erteilte das Ordinariat die Voll macht, an Sonn- und Feiertagen zu binieren^®). Der dirigierende Primararzt Dr. Josef Krayatsch wurde am 16. Jänner 1897 zum Direktor der n. ö. Landes Irrenanstalt Kierling-Gugging ernannt^"). Doppier kündigte („halbjährige Kündigung") am 10. Nov. 1896 seinen Dienst. Am 1. Mai 1897 verließ er die Anstalt. Bis zum Eintreffen des neuen Seelsorgers Müllner Leopold versahen Chorherren des Stiftes Klosterneuburg den Dienst^''). In den kommenden Jahren war Doppier 1898 Pfar rer in Mitterndorf (Dekanat Weigelsdorf), 1899—1904 Pfarrer in Katzelsdorf (Dekan. Wr. Neustadt), 1904—06 Kaplan in Wien-Rudolfsheim,1907 Messeleser in Baum garten (Pfarre Oberweiden), 1908 Schloßkaplan in Weit wörth bei Salzburg, ab 1909 im Ruhestand in Wien. Am 15. Jänner 1930 verstarb er im Krankenhaus der Barm herzigen Brüder in Wien lÜ®). III. Nach der Kündigung von Doppier erfolgte die Aus schreibung der Stelle im Diözesanblatt am 12. März 1897: „An der n. ö. Landes-Irrenanstalt in KierlingGugging gelangt mit 9. Mai 1897 die Stelle eines An stalts-Seelsorgers mit einem Jahresgehalt von 840 Gul den ö. W., einer Remuneration von 260 Gulden ö. W. für die Versehung des Seelsorgedienstes in der mit der Landes-Irren-Anstalt Kierling-Gugging verbundenen n. ö. Landes-Pflege- und Beschäftigungsanstalt für schwachsinnige Kinder und dem Ansprüche auf eine Naturalwohnung oder in Ermangelung einer solchen einem entsprechenden Quartiergelde in Erledigung, welche Stelle vertragsmäßig gegen beiderseitige halb jährige Kündigung verliehen wird. Bewerber um diesen Dienstposten wollen ihre mit einem 50 kr-Stempel ver sehenen Gesuche, welchen der Nachweis des Alters, der österr. Staatsbürgerschaft, der bisherigen priesterlichen Verwendung und ein Gesundheitszeugniß beizuschlie ßen ist, bis längstens 10. April 1897 beim n. ö. LandesAusschuße in Wien I, Herrengasse 13, thunlichst im Wege pei'sönlicher Vorstellungen einbringen."^®) Leopold Müllner ist der neue Seelsorger, der am 16. Mai 1897 den Dienst antrat'^®).

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