ber 1705 im Alter von sechzig Jahren starb, war er es de facto längst. Dies gelang nicht, wohl aber besaßen die Armenier immerhin eine eigene Kapelle. Während die Griechen in der Savoyen-Kapelle des Stephansdomes einen eige nen Altar hatten, war ihnen eine Seitenkapelle in der Klosterkirche der Barmherzigen Brüder in der Leopold stadt eingeräumt. In armenischen Testamenten finden sich Schenkungen, Spenden für die Lampen und auch Hinweise, daß in dieser Kirche Schuldscheine und Ver träge zu treuen Händen hinterlegt wurden.Am 14. März 1715 verstarb im Kloster Bischof Auxentius Verziereski, der die siebenbürgischen Armenier zur Union geführt und hier mehrere Jahre seinen Wohnsitz aufgeschlagen hatte. Ein heute am zweiten Pfeiler der Evangelienseite angebrachtes Bildnis des heiligen Gregor des Erleuchters (es ist aber vermutlich nicht das ursprüngliche), bewahrt eine letzte Erinnerung an diese völlig verschol lene Kultstätte. Auch ohne ausdrücklichen Beleg ist kaum zu bezweifeln, daß sich hier am elften Samstag nach Karsamstag die gesamte armenische Gemeinde zur Feier des Hauptfestes ihres Kirchenstiftes versammelte. Aus der Fülle einschlägiger Nachrichten nur noch drei: 1669 hielt sich Erzbischof Arachiel längere Zeit bei der armenischen Kolonie in Wien auf und nahm auf seiner Rückreise ein kaiserliches Schreiben an den Schah mit. 1689 gab es im Wiener Dominikanerkloster zwei Mönche armenischer Herkunft; ein Zeugnis für die Verbindung mit dem unierten Dominikanerkloster in Nakschawan. 1715 instruierte der armenische Bischof von Syrmien Elias den unter spektakulären Umständen zum Christentum übergetretenen Imäm Mehmed Efendi. Über das Schicksal der Kolonie seit den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts stehen eingehendere For schungen noch aus..." * Weiters behandelt der Verfasser als noch inter essanter das Thema: Türkentaufen während des Gro ßen Türkenkrieges 1683—1699 (Jahrbuch des Vereines der Stadt Wien,Bd. 29, 1973, S.57—87)in Unterkapiteln: „Wesen und Bedeutung der Türkentaufen, Statistik und ihr zeitlicher Hintergrund, die Täuflinge, die Paten,zum Taufvorgang, Namengebung, Eingliederung und spätere Schicksale". — Dazu sei auch auf den ergänzenden Artikel, ebenfalls vom Verfasser, hingewiesen: Vom Los osmanischer Gefangener aus dem Großen Türken krieg 1683—1699 (Südost-Forschungen, Bd. XXXII, 1973, R. Oldenburg/Mündien, S. 33—72. NB. Zum Ver gleich ist interessant auch: Türkentaufen in Graz (1683—1696). Adler, Zeitschrift für Genealogie und Heraldik, 9. (XXIII.) Bd., Heft 3 (1971). S. 49—57 u. Heft 4, S. 74—81. Dr. F.L. 7.Die Pottschacher-Kirche im Wandel der Zeit, von Walter Arlt, 1969, III Seiten u. 54 Lichtbilder u.Zeichnungen, Die in der Karolingerzeit dem heiligen Dionysius geweihte und heute allein diesem Patron gewidmete, bedeutendste Altkirche der Wiener Erzdiözese, erhielt hier eine würdige und auf das Wesentliche ausgerich tete Darstellung, wozu noch der gute Druck und die treffliche Ausstattung beitragen. In den Kapiteln; Das karolingische Kirchlein, die gotische Kirdie, die späte ren Zubauten, die Grüfte, Gräber, Grabsteine, die Innenausstattung und das Kirchenäußere samt der näheren Umgebung, wird genug interessanter Stoff vor gelegt, noch dazu veranschaulicht durch 54 Lichtbilder und Zeichnungen, so daß einem das beim Anblick in eine ferne, entschwundene Zeit entrückende Kirdilein noch ansprechender zu erscheinen vermag.Dazu kommt der glückliche Einfall einer Zeittafel zur Geschichte Pottschachs (S. 85—91). Ein Anhang wurde den Listen: Die ersten bekannten Priester (ab 1342), die geschlos sene Reihe der Pfarrherrn (ab 1644), 22 an der Zahl, weiters sogar die Provisoren und Kapläne und nicht zu letzt besondere Typen,wie reitende Kapläne, protestan tische Pfarrherrn, ein wunderlicher Kopf, ein Gelehr ter und noch andere, gewidmet. Alles in allem: ein ge lungener Wurf und eine richtige Mischung von echter Historizität und volkstümlicher Breitenwirkung. Interessant die Anmerkung auch für andere,S. 104: „Bei der Überprüfung der Pfarre Pottschach im Som mer 1840 drängte Fürsterzbischof Vinzenz Eduard Milde auf die Errichtung eines Gedenkbuches. Diese f. e. Anordnung wirkt sich heute noch segensreich aus, stammt doch der größte Teil unseres Wissens über die Vergangenheit der Pfarre aus den Gedenkbüchern." Dr. F. L. 8. Die Seelsorge an der Heilanstalt Gögging Josef Spann, Gugging 1. Ende des 19. Jahrhunderts bestanden in Nieder österreich (Erzherzogtum Österreich unter der Enns) drei Anstalten für Geisteskranke: die Landesirren anstalten in Wien,Ybbs und Klosterneuburg. Dazu kam 1886 die Landesirrenanstalt Kierling-Gugging, die spä ter Heilanstalt Gugging genannt wurde und jetzt die Bezeichnung ,,Nö. Landeskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Klosterneuburg" trägt. Da die Zahl der Patienten sehr anstieg (1887: 104 Patienten, 1890: 400, 1900: 700, 1970: 1000), ergab sich die Notwendigkeit, einen eigenen Anstaltsseelsor ger anzustellen. Die Pfarre Kierling konnte die Seel sorge für die Zukunft nicht übernehmen. 1890 wurde die eigene Anstaltskirche erbaut und am 19. März 1891 geweiht^). Im November 1890 gab der Landes-Ausschuß die Ausschreibung der Stelle eines Anstaltsseelsorgers drei mal im Amtsblatt der „Wiener Zeitung" und im Wr.Diözesanblatt bekannt^). Im Wiener Diözesanblatt vom 24. Nov. 1890 heißt es auf Seite 264: „Ausschreibung der Bewerbung. Von Seite des n. ö. Landesausschusses wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die vom hohen Landtage systemisierte Stelle eines Seelsorgers röm. kath. Konfession in der n. ö. Landes-Irrenanstalt zu Kierling-Gugging vom 1. Jänner 1891 an zur Besetzung kommt. Mit der selben ist ein Jahresgehalt von 800 Gulden und ein Quartiergeld jährlicher 300 Gulden verbunden. Bewer ber um diese Stelle wollen ihre mit einer 50-kr-Stempelmarke versehenen Gesuche bis längstens 15. Dez. 1890. Nachmittag 2 Uhr, beim Einreichungs-Protokolle des n. ö. Landesausschusses in Wien I, Herrengasse Nr. 13 einbringen."®) Es langten Gesuche von vier Bewerbern ein. Diese sind (Text der Gesuche gekürzt): 1. Dr. Anton Wojcikowski, Weltpriester und Benefiziat, Unter-St. Veit bei Wien, geb. 1849 in Galizien: „... verspricht der ergebenst Unterzeichnete... sowohl durch einen streng priesterlichen Wandel wie auch durch seinen Eifer in Erfüllung der seelsorglichen Pflichten sich dieser Gnade immer mehr und mehr wür dig zu erweisen." 2. Johann Ev. Oballo, pens. Pfarrer in Lembach bei Marburg, Stmk., geb. 1824 „im ehemaligen Venetianischen Königreiche": „... der Bewerber der deutschen, italienischen und mehrerer Dialekte der slawischen Sprache mächtig." 3. Karl Kreiser, Pfarrer zu Hundsheim bei Hain burg a. d. D., geb. 1853 „im Großherzogtum Krakau": „... fühlt er ein großes Mitleid gegen so arme geistes kranke Personen und hat in seiner Seelsorgspraxis bei ähnlichen Fällen recht glückliche Resultate erzielt... verspricht... in dem ihm vorgezeichneten Wirkungs kreise mit vollem Eifer und ganzer Hingebung für das geistige Wohl der unglücklichen Geisteskranken thätig, und dem Lande N.Ost. ein treuer Diener zu sein." 4. Wilhelm Vohs, Weltpriester, Religionslehrer in Wien VI, geb. 1849 in Westfalen: „... der immerhin elementare Unterricht in der Schule ist für denselben wegen seines Bildungsganges eine unsägliche Bürde... derselbe arbeitet an einem umfassenden archäologi schen Werke, welches er bei seiner jetzigen Überbür
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