Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge y^igne,. Diözesangesdiidite BE ILAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTES Nr. 1 (Janner 1975) 113. Jahrgang Nr.1 Wien,am 1. Jänner 1975 16.Jahrgang Inhalt: 1. Archivsegen. — 2. Respekt vor dem menschlichen Leben 1834. — 3. Dr. Georg Läntsch von Ellingen (t 1519). — 4. Rudolf Till (Schluß). — 5. Kirchenbauten in Wien 1945—1973 — Auftrag, Aufbau imd Aufwand der Kirche von Wien. — 6. Die erste armenische Kolonie in Wien und Türkentaufen in Wien während des Großen Türkenkrieges 1683—1699. — 7. Die Pottschacher-Kirche. — 8. Die Seelsorger an der Heilanstalt Gugging. — 9. Kirche und Kloster der Serviten in der Rossau in Geschichte und Kunst. — 10. Series parochorum Sierndorf. 1. Archivsegen O Gott, Liebhaber der Wahrheit und Gerechtigkeit gib gnädig Deinen Segen für DIESES ARCHIV, das errichtet ist, die Dokumente der Geschichte und die Instrumente der Rechte vor den Unbilden der Zeit und der Vernichtung durch die Menschen zu bewahren. Möge es vor Bränden und anderen Gefahren sicher bestehen. Alle aber, die es studienhalber aufsuchen, mögen sich ehrlich bemühen, Kenntnis und Gerechtigkeit zu finden und in der Liebe zu Dir zuzunehmen. AMEN. (Erstes Blatt in: Sancta Crux, Zeitschrift des Stif tes Heiligenkreuz, 34. Jh., 1. Folge, März 1972. Der lat. Text auf dem Titelblatt.) an den Säkular- und Regular-Klerus dieser Erzdiözese erlassenen Kurrenden 1836 (1824—1835) v. 25. II. 1834. Dr. F. L. 2. Respekt vor dem menschlichen Leben 1854 „Da sich Fälle ereignet haben, daß lebensfähige und nicht lebensfähige Embryonen bey Fehl- und Früh geburten, ohne die Todtenbeschau vornehmen zu las sen, an beliebigen, manchmahl höchst unanständigen Orten begraben werden; so hat die hohe Landesstelle nach dem Inhalte eines hohen Dekretes vom 22. August 1833, Z. 44588 die Einleitung getroffen: 1) daß den Aerzten und Wundärzten, Geburtsärzten und Hebammen die im §. 94 des II. Theiles des St. G.B. enthaltenen Verpflichtungen, dießfällig vorkommende gewaltsame Todesarten dem Gerichte anzuzeigen, mit dem Beysatze in Erinnerung gebracht werden, bey Ent bindung lediger Weibspersonen mit Schonung und ohne Zwang dahin wirken, daß die todtgebornen, oder bald nach der Geburt gestorbenen Kinder nach Thunlichkeit beschaut, und gehörig beerdiget werden; 2. daß dieselben, so wie die Todtenbeschauer über haupt bey armen derley Entbundenen auf dem Be schauzettel das Wort »gratis« anzumerken haben. So wie nun in Beziehung auf das ärztliche Perso nale das Erforderliche an die betreffenden Behörden durch die hohe Landesstelle erlassen wurde; so werden in Folge desselben hohen Regierungs-Dekretes auch sämmtliche H.H. Seelsorger hiemit angewiesen, daß sie diejenigen unreifen Menschenfrüchte und lebensfähigen Embryonen, auf deren Beschauzettel das Wort »gratis« vorkommt, ohne Abforderung dem Armuthszeugnisses unentgeldlich beerdigen lassen." Sammlung der von dem fe. Konsistorium zu Wien 5. Dr. Georg Läntsch (t1519) von Eningen Doz. Dr. phil. Paul Uiblein Es soll hier von einem Mitglied des Wiener Dom kapitels gehandelt werden, von dem bisher zwar keine literarischen Werke bekannt geworden sind, über den aber doch ziemlich viele Nachrichten existieren und der auch als Stifter einer niederösterreichischen Pfarr bibliothek von Interesse ist, zumal dies auch Hermann Göhler in seiner ungedruckten Dissertation „Das Wie ner Kollegiat-, nachmals Domkapitel zum hl. Stephan in seiner persönlichen Zusammensetzung in den ersten zwei Jahrhunderten seines Bestandes 1365—1554" (Wien 1932) 441 f. nicht bekannt war. Georg Läntsch stammt aus der kleinen mittelfrän kischen Stadt Ellingen, Sitz einer Kommende des Deutschen Ordens in der Diözese Eichstätt. Im Hinblick auf seinen Studiengang dürfte sein Geburtsjahr um 1465 anzusetzen sein. 1486 kam er nach Wien und wurde an der Universität immatrikuliert. Er gehörte der rhei nischen Univ.-nation an, die zahlenmäßig die stärkste Gruppe an der Universität ausmachte und vor allem aus Süddeutschen bestand, doch befand sich die Wiener Universität zu dieser Zeit infolge des Krieges zwischen Kaiser Friedrich III. und König Matthias Corvinus von Ungarn, der 1485 auch Wien eingenommen hatte, in einer schweren Krise, so daß wohl nur persönliche Gründe die Eltern Läntschs veranlaßt haben werden, ihren Sohn nach Wien zu schicken und nicht an die nahegelegene junge und aufstrebende Universität Ingolstadt. Läntsch studierte zunächst an der artisti schen (philos.) Fakultät und wurde 1490 zum Magister dieser Fakultät promoviert, an der er bis zum Jahre 1498 auch Vorlesungen, bes. über Logik, hielt. In den Sommersemestern 1495 und 1499 sowie im Winterseme.ster 1502/3 leitete er die Fakultät als Dekan. Läntsch war auch an den Verhandlungen der Universi tät mit den Regenten König Maximilians über eine Studienreform beteiligt, durch welche humanistische Vorlesungen eingeführt, die scholastischen Vorlesungen refoi'miert und für die philosophische Richtung der Realisten, die neben dem in Wien herrschenden Nomi nalismus Berücksichtigung finden sollte, eine eigene Burse eingerichtet werden sollte. Läntsch dürfte auch mit dem deutschen Erzhumanisten Konrad Celtis be freundet gewesen sein. Seit etwa 1490 studierte er auch Theologie und hielt als Baccalar die üblichen Vor lesungen, u. a. über das Johannesevangelium sowie über die Sentenzen des Petrus Lombardus; für diese Vor lesung verwendete er den Kommentar des heiligen Bonaventura, von dem sich die Inkunabel aus seinem

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