glied zwischen den sprachlich und völkisch isolierten, „selbständig" gewordenen Ungarn und Wien, d. i. Westeuropa, hat man es doch in eine weitere Zukunft übergeleitet (Schreiben v. 9. II. 1974). Aus dem Kor respondenzblatt der Pazmaniten (Pazmanita Tudösitö), Wien, Jg. X — 1935—36, S. 78. Emst Tomek: „Aus den ersten Zeiten des Pazmaneums (Aus Anlaß der 300. Jahreswende des Ablebens des Gründers,Kard. P.Päzmäny,1637—1937"). „Aus den Zeitverhältnissen heraus ist es wohl ver ständlich, daß alle Katholiken Ungarns im 16. und 17. Jahrhundert sich an das Haus Habsburg mehr oder weniger anschlössen und daher auch mit der Residenz stadt des Kaisers in Verbindung blieben. Der stete Druck auf Ungarn von Seite der Türken, das Luther tum in Siebenbürgen und in Oberungam wie der Cal vinismus im eigenen Lande machen es erklärlich, daß man die Gegenreformation herbeiwünschen und nur vom Wiener Hof erwarten mußte. Die Lage der Kirche Ungarns war beim Amtsantritt Päzmänys noch immer traurig: die überwiegende Mehrzahl der Ungarn war protestantisch. Ein schrecklicher Priestermangel herrschte, die wenigen Priester waren nur wenig theo logisch gebildet, die Kirchen meist arm, denn der Staat hatte in den Kriegen viel Kirchengut weggenommen. Laien traten vielfach als Helfer der Priester über Wunsch der Bischöfe ein: solche Lizentiaten lasen in der Kirche die Predigt vor, tauften, assistierten den Ehen und führten die Toten zu Grabe. Daher suchte Päzmäny, wie alle eifrigen Bischöfe der Gegenreforma tion, einen gut gebildeten Klerus zu erhalten. Sein Vor gänger auf dem Graner Stuhl, Primas Nikolaus Oläh, hatte zwar 1565 schon ein Seminar für zehn Kleriker gegründet, aber was bedeutet das für die große Erz diözese? Als daher 1622 auf einer Synode der Bischöfe in ödenburg über die schlechte Bildung des Klerus ge klagt wurde, gründete Päzmäny 1623 ein Kolleg für ungarische Kleriker in Wien, wo sie bei den Jesuiten an der Universität studieren sollten. Eben zu dieser Zeit hatte ja Kaiser Ferdinand II. die Sanctio pragmatica erlassen, derzufolge die Jesuiten die wichtigsten Lehr kanzeln der theologischen Fakultät besetzten, und zwar zwei Lehrkanzeln der scholastischen Theologie, je eine Lehrkanzel der Heiligen Schrift, der Kontroversen und eine oder zwei Lehrkanzeln der Moraltheologie. Ebenso bestellten die Jesuiten die philosophische Fakultät: dort trugen sie Metaphysik, Ethik, Physik, Mathematik, Logik, Dialektik, Rhetoris, das Hebräische und Grie chische und die Poetik vor. So kamen also die ersten ungarischen Kleriker gerade zurecht, als die Wiener Universität nach einer Zeit des Verfalles wieder zu einer Zeit der Blüte emporzusteigen begann. Das neue ungarische Kollegium wurde auch der Leitung der Jesuiten unterstellt, die dieses Amt bis 1761 versahen. Der erste Rektor war P. Heinrich Lamormaini, der Bruder des P. Wilhelm Lamormaini, des Beichtvaters des Kaisers. Päzmäny hatte für die Zöglinge ein Haus neben der Kirche St. Anna (heute noch in der Anna gasse) „ex ea parte, qua hospitali civium vicinior est" (also gegen die Kärntnerstraße zu) gekauft, das aber bald gegen ein anderes Haus, die Lilienburse auf dem Dominikanerplatz, vertauscht wurde, weil es der da maligen Universität näher lag. Wer waren nun die ersten Pazmanen? Das Protocollum Episcopatus Viennensis tertium, das alle in Wien erteilten Weihen (von 1575 an) für diese Zeit enthält (im Erzbischöflichen Ordinariatsarchiv Wien,'MS 22), gibt uns zum erstenmal eine Reihe von Pazmanen an, die am 19. September 1626 die erste Tonsur und die vier niederen Weihen von Karl Wein perger, Bi.schof von Nazianz, in der Kirche des hl. Hieronymus (also in der Kirche des Franziskaner konvents) empfingen; das Protocollum nennt: „Franciscus Thuroczy, Varalliensis, ex dioec. Strigoniensi; Martinus Skackany, Skaczaniensis, ex dioec. Nifrien. Martinus Apathy, Apathiensis e dioec. Strigonien.; Georgius Jurkovicz, Dobrovodiensis e dioec. Strigonien.; Martinus Hoynich, Tapolczaniensis e dioec. Strigonien.; Marcus Senkuiczy, Senkuicziensis e dioec. Strigonien.; Michael Feieruari, Albovilensis, e dioec. Transsylvana; Casparus Raskoviky, Tyrnaviensis ex dioec. Draesoniensi (?); Michael Antonides, Czarensis, e dioec. Nitrien.; Joannes Dives, Szentgeorgiensis, e dioec. Stri gonien.; Martinus Szaczany, Szazaniensis, e dioec. Strigonien.; Martinus Szaczany, Szazaniensis, e dioec. Nitrien.; Martinus Janckouicz, Doiczensis, e dioec. Stri gonien.; Stephanus Büky, Bükiensis, e dioec. Jaurien.; Paulus Szelozozy, Tyrnaviensis e dioec. Strigonien.; Joannes Paifaluai, Palfaluaiensis, e dioec. Transsylvanen.; Georgius Rezeny, Claudiopolensis, e dioec. Transsylvanen.; Benedictus Bereczy, Zentletekiensis, e dioec. Transsylvanen." Zu diesen 17 Ordinanden macht das Protocollum Viennense die Anmerkung: „Supradicti omnes sunt ex Collegio Hungarico ad S. Annnam." Schon am 18. Dezember desselben Jahres 1626 ordinierte derselbe Bischof Weinperger wieder in der Kirche des hl. Hieronymus vier Pazmanen zu Subdiakonen, und zwar: Jacobus Jantschauizius, Martinus Skaczany, Franciscus Thurozi, Martinus Jurkomiz (die Namen diesmal etwas anderes geschrieben). Diese vier werden bezeichnet als:,Hungarici Collegii alumni.'Zwei Monate später, am 27. Februar 1627, weihte derselbe Bischof dieselben vier zu Diakonen, diesmal aber im Stephansdom, und am 20. März des gleichen Jahres zu Priestern. Die Feier fand wieder im Dom statt. Diesmal werden die vier Pazmanen bezeichnet als alumni IIlustrissimi Domini Pazmanni. Mit diesen beginnt also die lange Reihe von Paz manen, die so viele glänzende Namen aufweist, die in der Geschichte der Kirche und des Staates immer mit Ehren genannt werden. Mögen alle künftigen Genera tionen von Pazmanen sich ihrer Vorgänger würdig zeigen und stets das leuchtende Beispiel des hehren Gründers des Collegium Pazmanianum vor Augen haben!" Die Geschichtliche Erforschung und Darstellung des angesehenen Insituts ab 1866 harrt noch eines Be arbeiters. (Dr. F. L.) 46. Rudolf Till (t 197S) (Wiener kirchengeschichtliche Publikationen) Am 29. März 1906 zu Wien geboren, lebte er wäh rend des Ersten Weltkrieges bei seiner Großmutter im mährischen Müglitz (übrigens auch der Geburtsort Vizekanzlers und Wiener Bürgermeisters Richard Schmitz, 14. Dezember 1885, dem er eine Biographie widmete), besuchte die Bürgerschule und unterzog sich auf elterlichen Wunsch der dreijährigen Lehrzeit eines Werkzeugschlossers. Trat aber nach Privatstudien in die Oberstufe des Staatsgymnasiums in Olmütz ein und schloß i. J. 1929 nach Ablegung der Extemistenmatüra in Wien seine harte Werkstudentenzeit ab. Inskribierte an der Wiener philosophischen Fakultät die Fächer Geschichte und Geographie, wurde auf Grund der Dis sertation: „Die Anfänge des christlichen Parteigedan kens in Österreich" am 30. Mai 1933 zur Doktor phil. promoviert. Trat mit 1. Juni 1934 als Archivkonzipist .in den Dienst der Gemeinde Wien ein, wobei ihm das Archiv der Bundeshauptstadt den weiteren Besuch des 39. Kurses am Institut für österreichische Geschichts forschung ermöglichte und den er 1935 mit der Haus arbeit „Die Stadt Wiener Wirtschaftskommission" und der erfolgreichen Staatsprüfung abschloß. 1938—45 hatte er wie viele aufrechte Österreicher und Katho liken große Schwierigkeiten hinzunehmen, mußte vom April 1940 bis Jänner 1945 in der Deutschen Wehrmacht dienen. Konnte sich aber 1947 für „Österreichische mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte der Stadt Wien" habilitieren. Mit 1. Juli 1966 trat aus Krank heitsgründen (schwere Diabetes) in den dauernden Ruhestand. Starb am 10. April 1973. (Fortsetzung folgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter: Archivdirektor Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitharisten-Buchdruckerel, Wien VII, Meckitaristengasse 4.
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