Beiträge zur Wiener Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 7 (Juli 1974) 112. Jahrgang Nr.4 Wien, am 1. Juli 1974 15.Jahrgang Inhalt: 21. Zur Gründung des Schwandnerischen Benefiziatkapitels an der St. Peterskirche in Wien 1754. — 22. Dr. Ernst Seydl. Letzter Wiener Hofbischof (f 1952). — 23. Kutschker als Schriftsteller und Kano nist (Fortsetzung). — 24. Literatur über Mariabrunn.~ 25. Die Seelsorger in der Heilanstalt Gugging. 21. Zur Gründung des Schwandnerischen^) Benefiziatkapitels an der St. Peterskirche in Wien 1754 Elisabeth Koväcs Die Erzbruderschaft zur Allerheiligsten Dreifaltig keit, von Kaiser Leopold I. in den Jahren 1675/76 nach dem Vorbild der römischen Erzbruderschaft des „Hospitals der Genesenden und Pilgrime"'-^) „wegen deren neulich im Königreich Hungarn gedempften Rebellionsflammen und des von so Villen angesponne ner gefährlichen Machinationen conservirten Erzhauses"^) zum Lob und Preis der göttlichen Dreieinigkeit gegründet^), wählte als ihren Sitz die St. Peterskirche in Wien^'). Nach siegreich bestandenen Türkenkriegen und in Dankbarkeit für das Erlöschen der großen Pest von 1679 legte der schon dem Ende seiner Regierungszeit zu gehende Kaiser 1702 den Grundstein für den Neubau der St. Peterskirche, den die Erzbruderschaft finan zierte. Die alte Kirche „war bei-eits baufällig und ohnedieß viel zu klein, finster und tief in der Erde gelegen, (so daß sie, Erg. d. Vf.) das anwachsende Chiustenvolk nicht mehr fassen konnte..."®). Im ovalen Grundriß sollte eine der römischen St. Peterskirche ähnliche kaiserliche Kirche in Wien entstehen'). Unter Karl VI., der im Bau der St. Karlskirche auch eine Variation von St. Peter in Rom durch Johann Bernhard Fischer von Erlach erstehen ließ, wurde am 17. Mai 1733 die von Johann Lukas von Hildebrand entworfene und vollendete Peterskirche vom Wiener Fürsterzbischof Sigismund Kardinal Graf Kolionitz als kaiserliche Patronatskirche geweiht^). Die Verwaltung der temporalia, der zeitlichen Kirchengüter, übernahm ein kaiserlicher Superintendet zusammen mit Admini stratoren der Erzbruderschaft zur Allerheiligsten Drei faltigkeit, dem Rektor, mit Assistenten, Consultoren, Sekretären und Schatzmeistern. Die spiritualia, die geistlichen Obliegenheiten, waren einem kaiserlichen Benefiziaten anvertraut. Ein Domherr der Wiener St. Stephanskirche wurde zum infuilierten Propst von St. Peter ernannt, dem ein Sakristeidirektor zur Seite stand. Die Gottesdienste und Predigten für die Erz bruderschaft und für das Publikum der Wiener Stadt hielten die Patres Franziskaner von St. Hieronymus, dem Kloster im Kärntnerviertel auf dem Franziska nerplatz. Außer ihnen versahen noch einige Beicht väter, vier Leviten und Chorsänger ihre Dienste an der Kirche®). Nachdem Kaiserin Maria Theresia einen ganz aus gezeichneten Finanzmann, den k. k. Justiz-BancoDeputationsrat und Ritter des Königreiches Böhmen, Joachim Georg von Schwandner^®), 1749 zum Super intendenten von St. Peter ernannt und feierlich bestellt hatte, ließ dieser nicht nur den schadhaft gewordenen Eingang in die Kirche mit einem Portalvorbau von Andrea Altomonte aus eigenem Vermögen verschönem und Orgel wie Hochaltar mit Silber ,.Beziren", er setze auch die Erzbruderschaft zur Allerheiligsten Dreifaltig keit zu seinem Universalerben ein^^). Im Rahmen dieser bedeutenden testamentarischen Verfügung und im Zu sammenhang mit dem kaiserlichen Bestreben, den Säkularlderus aufzuwerten und ihn in die Balance mit dem Ordensklerus zu bringen^-), stiftete Joachim Georg von Schwandner — „als ein zur Erhebung des welt lichen Priesterstandes gedeulig und heilsames Werk"") — sieben Benefizien für die St. Peterskirche. Nicht mehr die PP. Franziskaner von St. Hieronymus, son dern sechs Benefiziaten aus dem Weltklerus mit einem Dekan an der Spitze, sollten die gottesdienstlichen Auf gaben übertragen bekommen, „damit... in dieser herrlich und uralten Kirchen sowohl das Wort Gottes mit christlichem Eifer vorgetragen als den übrigen Dienst mit auferbaulicher Andacht versehen wer den ..."^•'). Joachim Georg von Schwandner schrieb streng vor, daß „bei einem Jeden dieser Beneficiati, welche dahin zu gelangen aspiriret, nebst seines tugendhaften Lebenswandels zugleich eine stattliche Gelehrigkeit und Wohlberedenheit erfordert werde""). Die Kaiserin hatte das Ernennungsrecht für den Dekan und die ersten beiden Benefiziaten, dem Wiener Fürst erzbischof stand die Präsentation der nächsten beiden zu, während die Erzbruderschaft den fünften und sechsten Benefiziaten wählen sollte. Auch übte die Erzbrudex'schaft weiter die zeitliche Verwaltung der Kirche aus, außerdem wurde sie mit der Kontrolle über die genaue Verwirklichung der Stiftung be traut"). Maria Theresia bestätigte zwei Jahre nach dem Tod des Ehepaares Schwandner am 14. Mai 1754 des sen Stiftung^") und ernannte zum Dekan des nunmehr zu errichtenden Benefiziatenkollegiums einen ihrer treuesten Diener, den Kantor des Wiener Domkapitels Kanonikus Simon Ambros Edlen von Stock; er wurde damit eo ipso infuilierter Propst von St. Peter. Ergänzend zu seiner Biographie sei hier erwähnt, daß er aus einer österreichischen Beamtenfamilie stammte, sein Vater war lateinischer Referendar der deutschen Reichshofratskanzlei^®), und daß er zusam men mit seinen beiden jüngeren Brüdern, Casimir Ferdinand und Joseph, durch Empfehlung des Grafen Carl Borromeo am Germanicum in Rom studiert hatte'^®). Aus diesen Studienjahren hatte er, wie auch andere Adelige der kommenden österreichischen Bischofsgeneration aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, jansenistische Ideen für eine nötig erscheinende Kir chenreform aus der Hauptstadt der Christenheit in seine Heimat mitgebracht-"). Zwischen 1732 und 1734 war von Stock dem damaligen Pfarrer von Propstdorf, dem späteren Bischof von Wiener Neustadt, Graf Franz Hallweil, als Hilfe zugeteilt^^). Am 12. Jänner 1734 erhielt er ein landesfürstliches Kanonikat von St. Ste25
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