Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

ten Lebensmittel, soweit sie nicht aus Spenden stamm ten, gekauft und bezahlt werden. Die nötigen Geldmittel kamen aus verschiedenen Quellen. Zu den Eingängen aus der statutenmäßig bei jeder Sitzung vorzunehmenden Kollekte kamen die regelmäßigen Beiträge eines Kreises von „beitragenden Mitgliedern", Freunden, die, wenn schon nicht durch aktive Sozialarbeit, so doch durch ihren finanziellen Beitrag helfen wollten. Sie kamen aus allen Schichten der Bevölkerung. Ihre Zahl stieg in den ersten Jahren auf mehr als 140 an, doch gab es auch hier starke Schwankungen. Zu diesen mit einer gewissen Regel mäßigkeit eingehenden Beträgen kamen gelegentliche Spenden von meist größeren Geldbeträgen. So wurde der Verein des öfteren in Testamenten bedacht. Zu den wichtigsten Wohltätern zählte die Wiener Neustädter Sparkasse, die regelmäßig ihren Beitrag leistete. Unter den Wohltätern findet sich neben bürgerlichen Fami lien auch der Adel, so etwa die Kaiserin Augusta Karo lina und andere mehr. Unterstützungen konnten auch in Form von Naturalgaben dem Verein übergeben werden, Lebensmittel aller Art, Brennmaterial, Stoffe und Kleider. Wenn diese nicht ausreichten, verteilte man Anweisungen in Form von Weißblechmarken, die in bestimmten Ge schäften eingelöst werden konnten. Zu den Feiertagen des Jahres wurden diese Zuwendungen erhöht.Das Stift Neukloster stellte auch fertige Mahlzeiten zur Ver fügung, die vom Verein verteilt wurden. Bei so viel Armut und Bedürftigkeit reichten die Mittel der Vinzenzkonferenz bei weitem nicht aus. Im Protokoll vom 27. Marz 1886 heißt es: „Daß die all gemeine Verarmung, das materielle Elend immer grö ßere Dimensionen annimmt, kann man besonders in Industriebezirken in erschreckender Weise wahrneh men. Auch imsere Stadt liefert dafür den vollgültigen Beweis, und der Verein vom hl. Vinzenz v. Paul weiß davon zu erzählen; denn die Zahl der um Hilfe Flehen den wird immer größer." Man suchte neue Geldquellen zu erschließen: Sammlungen während der Gottesdienstes, durch einen Opferstock beim hl. Antonius in der Neuklosterkirche, durch Verkauf von Blumen auf den Straßen der Stadt durch Pfadfinder der Pfairjugend, durch Theater und Konzerte und anderes mehr. Auch der schwankende Geldwert tat das seine hinzu. Auf die harte Friedens währung folgten die phantastischen Zahlen der Infla tion, die wieder von den zwar guten, aber kleinen, sehr kleinen Schillingbeträgen in der Vereinskassa abgelöst wurden. Rückblickend auf die fast 80 Jahre ihrer Geschichte könnte die Frage gestellt werden, was die Vinzenzkon ferenz nun tatsächlich für die Uberwindung von Armut und Not in unserer Stadt geleistet hat. Nun,diese ideal gesinnten christlichen Männer waren sich wohl der Begrenztheit ihrer Möglichkeiten bewußt. Zu einer grundlegenden Änderung der sozialen Lage viel zu gering, taten sie, was in ihren Kräften lag, selbst wenn dies nur gleich einem Tropfen Wasser auf einem heißen Stein war. Und darum soll ihr Einsatz nicht vergessen werden, wenn es auch keine bequeme Entschuldigung für jene Katholiken sein kann, die damals mehr hätten tun können. Siehe Pius XI.! Die Vinzenzkonferenz „Maria Himmelfahrt" war unter den Opfern der Ereignisse des Jahres 1938. Das letzte Protokoll vom 13. November 1938 stellt kurz fest: „Herr N. stellt den Antrag auf Auflösung des St.-Vinzenz-Vereins. Dieser Antrag wurde abgelehnt." Doch dieser Beharrungsbeschluß konnte nichts mehr aufhal ten. 15. Die Anstaltskirche in Klosterneuburg-Gugging P. Josef Spann SVD, Gugging Das Krankenhaus für Neurologie und Psychologie in Klosterneubui-g (früher Landesirrenanstalt KierlingGugging, dann Heilanstalt Gugging genannt) wurde im Jahr 1886 errichtet. In rascher Folge wurden Pavillons erbaut, und die Zahl der Patienten stieg. 1887: 104 Pa tienten, 1890: 400, 1900: 700, 1970: fast 1000. Es ergab sich bald die Notwendigkeit, einen eige nen Anstaltsseelsorger anzustellen und eine öffentliche Kapelle zu erbauen. In der Sitzung des Landtages für Niederösterreich {Erzherzogthum Österreich unter der Enns) vom SO. Dezember 1886 wurde der Bau einer Kapelle und die Errichtung eines Friedhofes in das Bauprogramm pro 1888 aufgenommen'). Erst im Jahr 1890 kam es endlich zum Bau der Anstaltskirche. Ein diesbezüglicher Vertrag wurde mit der Firma Ferd. Schlimp und Friedr. Kleibl, Stadtbaumeister in Wien VII., Stiftgasse 4, abgeschlossen-). Für die Glocke überreichte der Glockengießer Hilzer in Wr. Neustadt am 14. März 1890 einen Kosten voranschlag. — Den Auftrag für die Kirchenuhr erhielt am 23. April 1890 der Turmuhrfabrikant Emil Schauer, Wien VI., Mariahilfer Straße 61, um den Betrag von 380 Gulden. — Altar und Paramentenkästen wurden am 6. Mai 1890 beim Bau- und Kunsttischler Scheidl-Cepl, Wien V,Bachergasse 5, bestellt^). Für eine Kapellenheizung legte die Firma Heim, Wien I, Michaelerplatz 5 („Fabrik für Meidlinger öfenund Hausgeräte"), am 13. Mai 1890 einen neuen Plan vor: unterirdische Centrai-Luftheizung'). Belege für die Bezahlung der Rechnungen liegen vor, so zum Beispiel die sechste (letzte Partialrechnung von Schlimp-Kleibl am 30. August 1890: laut Kosten anschlag 13.370 fl, 05 kr, außer Kostenanschlag 1700 fl, 67 kr. — Am 23. September 1890 Auszahlung an Firma Heim für die Beheizung der Kapelle 648 fl, 34 kr.— Am 6. Oktober 1890 Auszahlung für den Altar der Kapelle 820 fl ö. W. „Der Altar ist ganz bedingungsmäßig, voll kommen solid hergestellt." — Am 6. Oktober 1890 für die Turmuhr 380 fl ö. W.„Die Uhr ist vollkommen be dingungsmäßig in sehr solider Weise hergestellt wor den'"'). Im Bericht der Direktion an den Landesausschuß vom 25. September 1890 heißt es: „Die für die Kapelle notwendige innere Einrichtung (Kirchenbänke und andere Tischlerarbeiten) wird von der n. ö. LandesZwangsarbeitsanstalt in Korneuburg angefertigt, da gegen werden die Kirchenparamente, Kirchenwäsche und dergleichen von der Verwaltung im Handeinkaufe besorgt." — „Am 19. September 1890 hat die Commission wegen Ertheilung des Benützungskonsenses... stattgefunden."®) Am 16. Oktober 1890 Begleichung der Commissionskosten per 30 fl,86 kr anläßlich der stattgehabten Collaudierung der Kapelle, des Leichenhauses, des Arbei ter-Pavillons, der Stall- und Wirtschaftsgebäude'). Am 8. November 1890 berichtet die Verwaltung wegen Einweihung der Anstaltskapelle, wegen Aus schreibung der systemisierten Seelsorgerstelle, um Be willigung einer Remuneration für Instrumentalbeglei tung des Gesanges beim Gottesdienste und der Remu neration an den Kapellendiener für die Reinhaltung der Kapelle und das Waschen der Kirchenwasche ab 1. No vember 1890. Die Kirchenbänke sind geliefert, die Kir chenparamente angeschafft. „Auch ist das Harmonium in der Kapelle aufgestellt." Es erfolgt der Auftrag, „ob die angeschafften Kirchenparamente bereits der erfor derlichen Einweihung unterzogen wurden", „ob der Altar... mit der nach dem Ritus der röm.-kath. Kirche vorgeschriebenen Altarplatte versehen ist". Den Orga nistendienst in der Kapelle besorgt Julius Falb, Kapell meister eines Orchesters in Kierling, für jährlich 60 fl. Kirchendiener ist seit 1. November 1890 Josef Weinlinger"). Am 23. November 1890 berichtet die Verwaltung: „Hoher n. ö. Landesausschuß! In Befolgung des hohen Erlasses vom 19. November 1890, Z. 40.578 beehrt sich die ergebenst gefertigte Verwaltung ehrfurchtsvoll zu berichten, daß in der Anstaltskapelle Alles für die Ein weihung derselben hergerichtet ist. Die Altarplatte wurde beim Consistorium in Wien gekauft, dieselbe ist 14

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