Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

eines Bauern, der sich mit den Unbilden der Witterung abzufinden versteht. Auch darin erwies er sich als Bauernsohn, daß ihm das Betteln, das nun einmal auch zum Beruf des Pfarrers gehört, besonder schwer fiel und daß er kein Verständnis dafür hatte, wenn Pfarrer in anderen Pfarreien als der ihren um Unterstützung ihrer Vorhaben baten. Für Äußerlichkeiten hatte er kein Verständnis. Auf Ehrentitel legte er keinen Wert. Viel leicht erklärt es sich auch von daher, daß er bei aller Achtung für die Werte der Liturgie Funktionen feier licher Art nicht gerne vollzog. Steinbocks priesterliche Persönlichkeit trug so dann deutlich den Stempel der Erziehung im Wiener Priesterseminar, die wesentlich von der Persönlichkeit des großen Priesters Karl Handloß bestimmt wurde. So war Steinbock Seelsorger vom Scheitel bis zur Sohle. Seine Seelsorge wurzelte in einer tiefen, nie zur Schau gestellten Frömmigkeit, in Treue zu Kirche und Papst. Sie schöpfte aus einem stets gepflegten ernsten Stu dium der Streitfragen. So konnte er auf der Kanzel und im Beichtstuhl, den Brennpunkten seiner prie sterlichen Wirksamkeit, in Predigt und seelsorg lichem Gespräch den ihm Anvertrauten der sichere, umsichtige und vielgesuchte Führer zu Christus werden. Er besaß das heute, wie es scheint selten gewordene Charisma des Beichtvaters und er wucherte mit ihm. Mit Bewunderung hörten die Mitglieder der Diözesansynode zu, als er von seiner Tätigkeit im Beichtstuhl sprach und die Zahl der Beicht gespräche nannte. Kein Wunder, daß dieser priester liche Mensch allem Geschwätz abhold und seine Rede immer überlegt und gehaltvoll war. Er war ein guter Gesellschafter, der kraft seiner Belesenheit immer In teressantes zu sagen wußte und der sich auch auf Humor verstand. Schon sind drei Jahre seit Steinbocks Tod vergangen. Trotzdem habe ich mich noch nicht entschließen können, das glänzende Photo, das ihn als Prediger mit dem ihn charakterisierenden Gestus dar stellt und das ich zur Erinnerung an ihn bekommen habe,von meinem Schreibtisch zu tun:Defunctus adhuc loquitur, sein geistliches Wirken ist mit seinem Tod nicht erloschen! 9. Die Bergkirche auf der Hohen Wand Anmerkungen zum vorausgegangenen Artikel Anmerkungen: ^) Wildenauer, Alois, Der Ruf der Berge (1948) 59. — Doch gehörte das Waldegger-Haus seelsorglich schon immer zur Pfarre Waldegg, die Grünbacher-Hütte zur Pfarre Grünbach usw. Die Pfarrgrenzen waren und sind nicht immer ganz klar. Ein Versuch, die Hohe Wand auch pfarrmäßig zu teilen (was für die Bewohner zweifellos Vorteile brächte), scheiterte am Einspruch der Pfarre Dreistetten. Vgl. DAW, Pf. A. Dreistetten Z. 2609, 0210 u. 7348. — Auch „Heilensteinweg". Schon die Kelten benutzten Saugraben und Große Klause als kürzeste Verbindung zwischen der Neuen Welt und dem Miesenbachtal, des gleichen die Römer.Der Trasse der „Römerstraße" folgt heute teilweise die Bergstraße bis zum Gasthaus Stickler. — *) Nach alten Sagen waren die Wände einst von nicht geheuren Frauenspersonen bewohnt, denen man u. a. auch „Völlerei" nachsagte. Peterka. Hubert, End, Willi, Wiener Hausberge (1964) 36. — Hatte auch regen Kontakt mit den Arbeitern im Kohlenberg baugebiet Höflein, Mtlg. Fitzthum. — ") Ebd.— '') Diese und die folgenden Angaben: Mtlg. Fitzthum. — ®) Ge boren 1892 in Zwittau/Mähren, geweiht 1918, Bürger schulkatechet in Gloggnitz und Kooperator in Payerbach, mit 1. September 1925 Pfarrer in Dreistetten. WdBl (1923) 25 (1925), 48. — °) Diese Pläne sind offen bar in den Wirren des Jahres 1945 verschollen bzw.zu grunde gegangen. Mtlg. F. Czerny.— ^°)„Ries" alte Be zeichnung für einen Weg zur Holzbringung. Vgl. „Krumme Ries", „Brünnlries", „Kanzelries". — 1^) Schreiben Hanigs an das Ordinariat vom 13. Mai 1934. DAW,Pf. A. Dreistetten Z. 5615. — Die Neue Zeitung, Nr.334 v. 3. Dezember 1932, S.5. — Neue Freie Presse, Nr. 24507 v. 4. Dezember 1932, S. 13. — Pfarr chronik Maiersdorf. — ^'') Mtlg. Fitzthum. — ^■') Ebd. — ir.) 'Wiener Neustädter Zeitung, Nr. 32 v. 11. August 1934, S. 5. — ^®) A. a. 0. S. 5 f. — Vaterländische Front, Nr. 3 (Juni 1935), S. 2. Nach Version der VF hätte Doll fuß schon bei der Eröffnung der Bergstraße den Wunsch geäußert, am Straßenende eine Kapelle zu bauen, wozu er auch die Mittel aufbringen wollte. Die Grundstein legung sollte Anfang August 1934 sein und Alwine Dollfuß hätte durch eigene Aktionen bereits Spenden gelder sammeln können. Ebd. — ^") Schenkungsvertrag (Entwurf). DAW, Pf. A. Dreistetten Z. 456. — ^®) Hiezu Photos im „Photoalbum Dollfuß-Kirche". — Wiener Neustädter Zeitung, Nr. 31 v. 4. August 1934, S. 6. — Bild in „Photoalbum Dollfuß-Kirdie". — ^°) Pfarrchro nik Maiersdorf. — -^) Wiener Neustädter Zeitung, Nr. 32 v. 11. August 1934, S. 5 f. — Eine gute Dokumentation im „Photoalbum Dollfuß-Kirche". — Zum Kirchen bau: Kramreiter, Robert, Die Dr. Dollfuß-Gedächtniskirche auf der Hohen Wand, in: Die Pause 1 (1935), H. 6, 46—50. — Vaterländische Front (1935), Nr. 5, S. 3. — Wiener Zeitung, Nr. 200 v. 22. Juli 1935, S. 1 f. — LThK 3 (1959) 877 f. — 2-') Grundbuchauszug E. Z. 364. DAW, Pf. A. Dreistetten. — 20) gjg hatte folgenden Wortlaut; „Zur frommen Erinnerung an Kanzler Engel bert Dollfuß, welcher Österreich im christlichen Geist erneuerte, wurde diese Kirche unter Papst Pius XI., Bundespräsiident Miklas, Kardinal-Erzbischof von Wien Theodor Innitzer, Bundeskanzler Kurt v. Schuschnigg und Pfarrer Hanig von Dreistetten von der Vater ländischen Front erbaut und am 21. Juli 1935 dem hei ligen Engelbert geweiht." Reichspost, Nr. 200 v. 22. Juli 1935, S. 2 f. — Weitere Berichte über die Ein weihung: Neue Freie Presse, Nr. 25452 A v. 22. Juli 1935, S. 3. — Wiener Zeitung, Nr. 200 v. 22. Juli 1935, S. 1 f. — Photos: „Photoalbum Dollfuß-Kirche", und: österreichische Woche 3 (1935), Nr. 31, S. 2. — Die größere Glocke, gespendet vom Landeshauptverband der Gewerbeverbände und Genossenschaften für N. ö. und Wien, trug die Inschrift: „Des Handwerks Dank gilt allerwärts und kling aus dieser Glocke Erz dem loten Heldenkanzler Dollfuß 1935." Die kleine: „Durch kleine Spenden aus willigen Händen." Beide Glocken wurden von der Fa. Pfundner in Wien X gegossen. — Pfarrchronik Dreistetten. — Reichspest, Nr. 199 v. 21. Juli 1935, 8. 7. — -') Beschreibungen der Kirche: Die Pause 1 (1935), H. 6, 46—50. — Kirchenkunst 7 (1935), 127—132. — „Photoalbum Dollfuß-Kirche". — Mtlg. Fitzthum. — „Photoalbum Dollfuß-Kirche". — 2®) Schreiben der VF an das Ordinariat v. 22. April 1936 und Ansuchen Hanigs an das Oi*dinariat v. 24. Oktober 1935. DAW, Pf. A. Dreistetten Z. 3898 und Z. 8270. — Schreiben Hanigs an das Ordinariat v. 22. April 1938. DAW, Pf. A. Dreistetten Z. 3618. — Auch der zweite Band der Dreistettener Pfarrchronik wurde be schlagnahmt und von Brosig nach Einzelaufzeichnun gen 1946 rekonstruiert. — Mtlg. Fitzthum — •''2) j^bd. — 3-'') DAW, Pf, A. Dreistetten Z. 3618/3. — Lokal provisor mit 1. Mai 1938, WDBl (1938) 44. — Hanig hatte sich nicht nur politisch exponiert. Die Finanzlage der Pfarre war in einen nicht leicht durchschaubaren Zu stand geraten, die Prozeßfreudigkeit des Pfarrers nicht unbedingt von seelsorglichem Vorteil. So finden wir Hanig am 1. Mai 1938 als Pfarrer von Stillfried wieder, hören aber am 31. Mai 1940 von seiner Versetzung in den dauernden Ruhestand. Am 30. Juni 1948 promo vierte er zum Doktor der Theologie, fand dann Ver wendung als Gerichtsrat und Prosynodalrichter, um am 13. Februar 1970 sein Leben zu beschließen. "WDBl (1938) 44 (1940), 58 (1948), 76 (1970) 46. — ^5) DAW, Pf. A. Dreistetten Z, 3618/3 Aktenvermerk v. 30. Mai 1938. — ''ö) Mtlg. Fitzthum. — ■''■) Ebd. — ^8) DAW, Pf. A. Drei stetten Z. 3618/8. — 30) Mtlg. Fitzthum. — Pfarr chronik Dreistetten, Bd. II. — DAW, Pf. A. Dreistetten Z. 3618 Beilage. — Pfarrchronik Dreistetten, Bd. II. — ^2) dAW, Pf. A. Dreistetten Z. 3547/14 v. 21. Juni 1941 und Z. 3547/15 v. 16. Juli 1941. — An den Reichsmlnister für kirchliche Angelegenheiten Hanns II

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=