tete stets, ihnen geeignete Männer an die Hand zu geben, die sie in Wissenschaft und Askese einführen sollten. Da es in den Gründungstendenzen Frints lag, Mitgliedern aus allen Kronländern der Monarchie die Bildungsmöglichkeiten seines Institutes zugute kommen zu lassen, sorgte Kutschker auch stets für eine mög lichst gerechte Verteilung der vorhandenen Plätze unter den verschiedenen Nationen. Zu den Aufgaben des Burgpfarrers gehörte auch, erledigte Hofkaplansposten dem Kaiser zu melden und neue Männer vorzuschlagen^"}. Die Stellung der Hofkapläne war im kirchlichen Bereich eigentümlich. Sie wurden vom Kaiser ernannt und erhielten vom Ordi nariat die Jurisdiktion") — sie waren aber nicht ad nutum episcopi amovibel, was öfters zu Unkömmlichkeiten führte. Femer oblag es dem jeweiligen Burg pfarrer. um Vaterland und Kirche verdiente Mitglieder des IQerus zur Führung des Titels eines k.u.k. Hof kaplans zu empfehlen""). Kutschker unterzog sich die ser Aufgabe immer mit größter Sorgfalt, wie die erhal tenen Akten beweisen""). Aber nicht nur für erledigte Hofkaplaneien waren Besetzungsvorschläge einzubringen, sondern auch für die ausfallenden Mesnerdienstposten an den verschiede nen Hof- und Schloßkapellen. Verlangte Kutschker von seinem Dienstpersonal „musterhaftes Benehmen", so suchte er aber auch ihren persönlichen Sorgen und An liegen weitgehendst entgegenzukommen und sie bei Hofe zu vertreten. Besonders erfreut war Kutschker, als es ihm ge lang, seinen Studiengenossen Josef Feßler für die Stelle eines Studiendirektors am Frintaneum zu gewinnen, womit auch dessen Ernennung zum Hofkaplan verbun den war. Kutschker fühlte sich vom ersten Augenblick an zu Feßler. zu seinem Schaffen und zu seinem Geist hingezogen, zumal beide eine besondere Vorliebe für das jus canonicum und die Schriftstellerei auf diesem Gebiete zeigten. Feßlers Aufgabe am Frintaneum be stand in der Leitung der kirchengeschichtlichen und kirchenrechtlichen Studien der Theologen und Priester und in patristischen Vorlesungen""). Kutschker genoß das seltene Glück, außer Feßler in seiner nächsten Umgebung gute Freunde zu besitzen, in deren Kreis er sich wohl und geborgen fühlte. In diesem Freundeszirkel wurden auch vielfach Dinge erörtert, die sich auf die Wissenschaft, die Kunst, die Literatur, die kirchliche und politische Zeitlage Euro pas bezogen.Der ungezviomgene Meinungsaustausch, die Summe der Erkenntnisse und Erfahrungen, über die ein jeder verfügte, bereicherte jeden einzelnen von ihnen. Dazu kamen weitgehende Verbindungen, die über die Grenzen der Monarchie nach Deutschland zu Hefele, Drey, Kuhn, Klee und Aberle oder zu italieni schen und französischen Fachkollegen führten und Ge winn im Denken und Handeln bedeuteten"'). Das Wien des 19. Jh. liebte ja geistig anregende Zirkel und Zusammenkünfte, die der Erörterung kultureller Tages fragen gewidmet waren. Dieses reiche Kulturleben blieb auch auf theologischem und kirchlichem Gebiet nicht unfruchtbar. Hier entwickelte besonders der Kreis um Anton Günther eine besondere Regsamkeit und scharte viele um sich""-). Leider ging Günther bei der Bekämp fung des Pantheismus selber in die Irre und vertrat einen Rationalismus bzw. Semirationalismus, der mit der gesunden Lehre der Kirche nicht vereinbar war. Einer der ersten, der dies erkannte und in einer aus führliehen Denkschrift darzulegen versuchte, war Pro fessor Othmar Rauscher, Direktor der Orientalischen Akademie in Wien und nun Erzbischof dieser Stadt. Ihn bestärkten Feßler und Kutschker""), der schon als Theologe in Wien Günther und dessen Werke kennen gelernt hatte, sich ihm aber nie anschloß; die freund schaftlichen Bande zu Feßler, Zenner und nicht zuletzt zu Rauscher bestärkten ihn in seiner Ablehnung Gün thers und dessen Kreises. Wie Feßler hat auch Kutsch ker in späteren Jahren gegen Günthers Irrtümer Stel lung bezogen und sie scharf verurteilt. Die rest lose Ablehnung Günthers und seiner Lehre war mit der Hauptgrund, warum Kutschker zu Männern wie Emmanuel Veith, Sebastian Brunner, dem jungen Gruscha und anderen keinerlei Beziehungen auf nahm, obwohl wir es hier mit Priestern zu tun haben, die sofort nach Ausbruch der Revolution die geistige Führung im Kampf um die Freiheit der Kirche innehatten"'). Das einzige Verbindungsglied zwischen dem Günther-Kreis einerseits und Kutsch ker, Feßler und einem Teil seiner Freunde ande rerseits bildete der Hofkaplan und Redakteur des „österreichischen Volksfreundes", Dr. Michael Häusle. Als dieser wegen der "Übernahme der Redaktion der genannten Zeitschrift mit dem Obersthofmeisteramte in Schwierigkeiten geriet, versuchte Kutschker durch ein fein abgewogenes Gutachten seinem Hofkaplan zu hel fen"''). Doch blieb sein Versuch erfolglos, da staatlicherseits Quertreibereien gegen Häusle einsetzten, die die sen zwangen, die Redaktion aufzugeben. Häusle, der in den Revolutionsjahren gegen das josefinische Staats christentum ankämpfte und als Mitglied der Opposition gegen den damaligen Erzbischof von der Polizei miß trauisch beobachtet wurde, gelang es nicht, das Odium eines „Umstürzlers" in der neoabsolutistischen Aera ab zuschütteln; alle Versuche Kutschkers,dem verbitterten Hofkaplan zu einer ehrenvollen Stelle zu verhelfen, schlugen fehl; und als Häusle endlich zum Oberhof kaplan und Zeremoniär ernannt wurde""), sah er in der Beförderung mehr einen billigen Trost als Ehrung und Anerkennung. 1862 übersiedelte Kutschker von der Hofburg auf den Stephansplatz, da Weihbischof Zenner gestorben und Kutschker zu seinem Nachfolger ernannt worden war. Die interimistische Führung der Hofkapellenange legenheiten wurden Vikar Pusch übertragen. Als seinen Nachfolger aber weiß Kutschker seinen „Busenfreund" Schweiz mit Erfolg zu bestimmen"'). 8. KR. Anton Steinbock(t 1970). Vorbildlicher Individual- und Pfarr-Seelsorger (Zu der von Dr. Franz Loidl 1972 unter diesem Titel abgefaßten Biographie in: Miscellanea aus dem Kir chenhistorischen Institut der kath.-theol. Fakultät, Bd.XXXV,34 S., nun die erbetene Ergänzung:„Erinne rung an Steinbock", vom ehemaligen Mitkaplan Prälat DDr. Josef Musger, Stadtpfarrer in Baden, lt. Mitt. v. 24. Juli 1973). Ich lernte Steinbock als Kaplan von Neusimmering kennen und wohnte von 1938 bis 1941 Tür an Tür neben ihm und nahm mit ihm an der uns von „Vater Rondonell" gebotenen vita communis teil. Au(^ nach meiner Einberufung zum Militär 1941 und meiner Versetzung 1945 blieb ich mit Steinbock in Verbindung, die freilich mehr habitueller als aktueller Art war: Wir kannten einander und verstanden einander! Sein Wesen scheint mir weitgehend von seiner bäuerlichen Herkunft geprägt zu sein. Schon Größe und Gestalt zeugten von einer an sich gesunden Abstam mung, wenngleich eine Erkrankung der Lunge ihm während des Studiums zu schaffen machte und ihn zeitlebens zur Vorsicht mahnte. Er war in seiner Le bensführung sehr bescheiden. In seinem Äußeren kei neswegs ungepflegt oder vernachlässigt, trug er doch — seltene Fälle ausgenommen — Jahr und Tag den selben Anzug. Er war auch äußerst seßhaft: Er war als Seelsorger nur in Staatz und Neusimmering tätig; außer seiner Reise zum eucharistischen Kongreß in Barcelona und nach Rom hat er m. W. keine Reise unternommen. Seine kurzen Urlaube verbrachte er, so lange die Mutter lebte, in seiner Waldviertler Heimal, dann im Passionistenkloster Maria Schutz am Semmering; alle übrigen Gegenden der Welt, auch die Öster reichs, kannte er nur aus den Büchern. Den Ereignissen in seinem persönlichen wie im politischen Leben begegnete er mit der Gelassenheit 10
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