Beiträge Diözesangeschidite BE ILAQE DES WIENER DIÖZESANTBLATTES Nr.6 Wien, 1. November 1961 Jahrgang Inhalt: 17. Prälat Franz Kornheisl, Anreger und Förderer der Diözesangeschichte. — 18. Abschrift der Pfarrerrichtungs-Urkunde der Pfarre Niederkreuzstetten v. 12. I. 1207. — 19. Regesten der Pfarre Michelstetten. 17. Prälat Franz Kornheisl Anreger und Förderer der Diözesangeschidite Dr. Franz Loidl Als Sohn des gleichnamigen, aus Teschen (CSSR.) stammenden Arztes^), am 29. Dezember 1829 zu Wien geboren, trat Franz Kornheisl nach dem Studium am Akademischen Gymnasium und der Philosophie an der Universität neunzehnjährig ins Wiener Alumnat ein und absolvierte die Theologie mit ausgezeichnetem Erfolg, besonders im Kirchenrecht (1847/51)^), was wohl mitbestimmend war, daß er -schon während der Wartezeit auf die mit Altersdispens dann erteilte Priesterweihe in der Ordinariatskanzlei Verwendung fand. Wurde am 30. Juni 1852 zum Priester geweiht. Gehörte somit dem letzten nodi von Fürsterzbischof Vinzenz Eduard Milde (t 1853) geweihten Jahrgang an. Wirkte vom 9. Juli 1852 bis zum September 1854 als Kooperator in Laxenburg. Wurde am 18. Septem ber d. J. von Kardinal Rauscher zum zweiten Ordi nariats- und persönlichen Sekretär ernannt, rückte 1863 zum ersten Ordinariatssekretär und Zeremoniär auf und wurde am 21. März 1867 mit der Führung der f. e. Ordinariatskanzlei betraut. Am 17. April 1868 Ehrendomherr geworden^), am 30. Oktober 1875 als Nachfolger des am 14. Mai d. J. verstorbenen Josef Tosi als Kanonikus von St. Stephan installiert^), am 3. Juli 1877 zum päpstlichen Hausprälat erhoben, diente Kornheisl 43 Jahre hindurch unter den vier Kardinal-Erzbischöfen Rauscher, Kutschker, Gangi bauer und Gruscha bis zur Berufung des Koadjutors Nagl im Jahre 1910 und trat dann freiwillig in den Ruhestand. Genoß in diesem wichtigen Amte so sehr das oberhirtliche Vertrauen, daß „durch seine Hände sozusagen die Besetzung sämtlicher Seelsorgsposten der Wiener Erzdiözese ging"®). Was jedoch hier interessiert, sind seine Bemü hungen und Verdienste um die Wiener Diözesangeschichtsforschung und -Schreibung, die vor allem mit seiner Einsetzung als f. e. Kanzleidirektor und der damit verbundenen Übernahme der Redaktion des Wiener Diözesanblattes mit der Nummer 9, vom 29. März 1867, begann. Das im Jahre 1863 an die Stelle der Consistorial-Currenden getretene und sie fort führende Blatt war bis dahin von Generalvikar J. R. Kutschker und Ehrendomherr Kanzleidirektor Johann Berger geleitet worden®). In den vier Jahrzehnten seiner Redaktionsleitung gestaltete er es nicht bloß zum vorbildlichen Amts- und Publikationsorgan der Erzdiözese aus, sondern benützte es ausgiebig für diözesanhistorische Anregungen, Pläne und auch Ver öffentlichungen, wie schon ein rascher Blich in die Sach-') und ins Generalregister®) zeigt und sich richtig bei der Durchnahme der einzelnen Jahrgänge des Wr. Diözesanblattes kundtut. So sei nun gleich z. B. an die zwei umfangreichen Artikelreihen hingewiesen: „Ge schichte des Wiener Clerikal-Seminars"®) und „Zur Geschichte der Diözese".^®) Selbst für die Landes- und Kirchengeschichte von N. Ö. und dem dazugehörigen Wien höchst interes siert, war Kornheisl seit der Gründung des Vereines für Landeskunde von N. ö., im Jahre 1864, nicht bloß als Mitglied, sondern durch volle 35 Jahre (1865/67, 1878/1911) im Ausschuß tätig^^) und blieb dem Verein bis zu seinem Tode „vom Herzen zugetan" und war daher immer bereit, dessen Bestrebungen direkt und indirekt zu fördern. Machte daher den Klerus darauf aufmerksam, regte wiederholt zum Beitritt an,^^) stellte das Diözesanblatt für Ankündigungen zur Ver fügung und lieferte sogar für die ersten beiden Jahr gänge der Vereinszeitschrift aus seiner Feder ein paar Beiträge mit diözesangeschichtlichen Themen^®). Er hätte gewiß noch weiterhin schriftstellerisch mit gewirkt, wenn es ihm seine Amtstätigkeit^ erlaubt hätte. Auf seine Initiative hin wurde das für die Topo graphie und Kirchengeschichte N. ö. wichtige und reichhaltige Wr. Diözesanarchiv erschlossen und aus gewertet. „Wie viel hundertfach waren die Einzelfälle, in denen er hauptsächlich in der Zeit zwischen 1870 bis 1900, ja so lange er überhaupt Direktor der f. e. Konsistorialkanzlei war, auf Ansuchen des Vereines für Landeskunde oder seiner Mitglieder bei ihren in die Landeskunde einschlägigen Arbeiten die nötigen Akten aus genanntem Archiv gerne zur Verfügung stellte(!)".^^) Das größte Verdienst jedoch erwarb sich Korn heisl dadurch, daß er Diözesanhistoriker und deren Mitarbeiter förderte. So ermöglichte er dem Kirchengeschichtsprofessor (ab 1882 in Olmütz, ab 1886 in Wien) Dr. Joseph Kopallik den Abdruck seiner Vor arbeiten und Studien über die Kirchengeschichte N. ö. bis (einschließlich) zum Interregnum^®) und den dreier Aufsätze über die spätere Zeit.^®) Kornheisl war auch die treibende Kraft, daß Kopallik sogleich nach seiner Berufung auf den Lehrstuhl für Kirchen geschichte an der kath.-theol. Fakultät der Wiener Universität am 1. Dezember 1886 von Kardinal Gangibauer mit der Historiographie der Wr. Erzdiö33
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