gestaltung des Olmützer Klerikalseminars vornahm, hatten einige Professoren im Seminar Privatvorlesun gen zu halten, darunter Kutschker über Liturgik. Diese Vorlesungen gab er 1842 in einer eigenen Sammlung, „Die heiligen Bräuche von Septuagesima bis Ostern", im Dnick heraus. Sie atmen denselben Geist der Fröm migkeit und Treue zur katholischen Kirche, wie seine übrigen Vorlesungen. Ein Jahr nach Beginn seiner Lehrtätigkeit starb sein Gönner, Erzbischof Chotek. Als sein Nachfolger wurde Max Freiherr von Sommerau-Beeckh ernannt. Auch er war ein großer Förderer der Universität und des Seminars und mit Kutschker in Freundschaft ver bunden. Er machte den jungen Gelehrten, der auf Grund seiner Dissertation über die gemischten Ehen schon mit dem Titel eines eb. Konslstorialrates aus gezeichnet worden war®"), im Jahre 1841 zum bischöf lichen Sekretär „in kirchlichen Angelegenheiten" und zum Mitglied der Prüfungskommission für Pfarrkonkurse^^), und im Jahre 1842 zu seinem Kanzler^'^). Im selben Jahr verlieh ihm Kaiser Ferdinand den Titel eines k.k. Hofkaplans. Es war dies eine besondere Aus zeichnung, da in der ganzen Provinz Mähren kein ein ziger Institutspriester eine solche besaß'^). Der Posten des Kanzlers war ein sehr wichtiges Amt, das besondere Geschäftsgewandtheit in den administrativen Angelegenheiten der Diözese erfor derte. Da war Sorge zu tragen, daß alle Erlässe an Be hörden und Parteien nach dem Konsistorialbeschluß im Einklang mit den landesfürstlichen Gesetzen, den kanonisttechen Vorschriften und den Diözesanvorschriften abgefaßt und raschestens zugestellt würden; ferner waren die eingehenden wichtigen Aktenstücke mit dem „votum informativum" zu versehen und zu protokollieren; Gegenstände, die zum Vortrag kamen, sollten die Bestimmung eines Referenten durch den Bischof erfahren, daneben war das Kanzleipersonal ge nau zu beaufsichtigen — alles das war die unerläßliche zeit- und geduldraubende Kleinarbeit eines jeden Amtstages. Daß Kutschker diese Aufgabe neben seiner Lehrtätigkeit und seinen literarischen Arbeiten mei sterte, zeigt von seiner Begabung und unverwüstlichen Arbeitskraft. Graf Schaffgotsche, der als Domherr und Weihbischof von Olmütz Kutschker kennengelernt hatte, erbat sich als nachmaliger Bischof von Brünn ständig seine Hilfe und ernannte ihn zu seinem Konsistorialrat und zum Assessor des Brünner Konsisto riums^), und das Kollegiatskapitel von Kremsier ver lieh ihm 1843 den Titel eines Ehrenkanonikus, die höch ste Auszeidinung, die einem Nichtadeligen in der Olmützer Diözese erreichbar war®^). Während seiner Lehrtätigkeit bekleidete er zweimal (1837 und 1851) das Amt eines Dekans der theologischen Fakultät und im Studienjahr 1843/44 das Amt eines Rektors. 1849 war er Prodekan, 1850 wurde er noch zum Prossmodalexaminator aus der Moraltheologie bestellt. Anläßlich seines Abschiedes aus Stadt und Diözese ernannte ihn 1852 die Stadt Olmütz zu ihrem Ehrenbürger. Die stürmischen Ereignisse des Revolutionsjahres 1848 hatten den kaiserlichen Hof veranlaßt, Wien zu verlassen und seine Zuflucht in Olmütz zu nehmen®®), wo das verschreckte Kaiserpaar die Gemächer des Fürsterzbischofs von Sommerau-Beeckh bewohnte. Erzherzog Franz Josef, der Neffe und Nachfolger des Monardien, bezog einige Zimmer des Dompropstes Baron Peteani, eines väterlichen Freundes des Kanz lers Kutschker. Bei seinen Besudien des greisen Kano nikus fand die erste Begegnung mit dem jungen Prin zen statt, ein Umstand, der für den Verlauf seines spä teren Lebens so entscheidend werden sollte. Uber den Inhalt der Gespräche ist freilich nichts mehr bekannt, wohl aber von dem tiefen Eindruck, den Kutschker auf Franz Josef machte®''). Mit dem Zusammenbruch der Revolution und dem Thronwechsel in Olmütz fiel auch auf kirchenpoliti schem Gebiet die Entscheidung. Der Ruf nach Konsti tution und Freiheit hatte auch das herrschende Staatschrlstentum erschüttert. Jetzt konnte der Kirche nicht mehr verweigert werden, was man anderen Institutio nen zubilligte. Überall im Reiche standen Männer auf, die mutig die kirchlichen Positionen bezogen, oft gegen den Willen ihrer Bischöfe. In Olmütz war es vornehm lich Kutschker, der in diesen sturmbewegten Tagen durch Charakterfestigkeit, Umsicht und taktvolle Hal tung wesentlich dazu beitrug, daß Klerus und Volk in Mähren die Bahn und Grenzen der Gesetzlichkeit nicht verließen, dennoch aber auf seinen berechtigten Forde rungen beharrten. In Wahrung aller Disziplin und Form wurde ein „Memorandum" der Bischöfe der mäh rischen Kirchenprovinz ausgearbeitet und der Regie rung überreicht. Sein Urheber war Kutschker®®). In ihm weist er die verheerenden Schäden des josephinischen Kirchenregimentes nach, legt klar und präzis die Grundsätze des kanonischen Rechtes dar und fordert ihre strikte Durchführung. Besondere Beschwerde punkte des Memorandums betrafen u. a. den Verkehr der Bischöfe und Ordensoberen mit Rom, die Erzie hung des jungen Klerus und die Frage der konfessio nellen Mischehen. Verhielt sich auch sein Diözesanbischof zunächst den Neuerungen gegenüber ablehnend, so überstürzten sich die Ereignisse in einem Maße, daß er sich dem Drängen seines Klerus nicht widersetzen konnte, zu mal aus allen Teilen der Monarchie Eingaben auf Ein gaben erfolgten, die das alte System anprangerten und die Rechte der Kirche forderten. Der Sieg blieb bei den stärkeren Persönlichkeiten des Klerus: bei Bischof Rauscher, dem der Weg zum jungen Kaiser als dessen ehemaliger Erzieher, und bei Kardinal Schwarzenberg, dem er zu seinem Bruder, dem Ministerpräsidenten Felix von Schwarzenberg allzeit offenstand. Dieser hatte seinen Bruder aus Salzburg nach Olmütz gebeten, um an den großen Fragen des Verhältnisses der Kirche zum Staat mitzuberaten. Da trafen Kutschker und Kar dinal Schwarzenberg zum erstenmal einander und pflegten miteinander lebhaften Anteil an den wichtigen Gesprächen®®). Kutschker schwebte der Plan einer gro ßen Konferenz aller Bischöfe •Österreichs vor, auf der die neugeschaffene Lage besprochen werden sollte. So kam es in den späten Frühlingstagen 1849 nach langer Zeit zur ersten Bischofskonferenz''®), bei der der Fürst erzbischof von Salzburg, Kardinal Schwarzenberg, den Vorsitz führte. Um ihn gruppierten sich an die drei Dutzend Bischöfe, Prälaten und andere Geistliche. Auf der Theologenbank finden wir neben Zenner und Feß1er auch Kutschker, der seinem Oberhirten als unent behrlicher Ratgeber und Anwalt zur Seite stand"). Ein Schreiben Schwarzenbergs an den greisen Oberhirten von Olmütz ließ erkennen, wie hoch er Kutschker schätzte und wie sehr man ihn brauchte, besonders bei der Behandlung kanonsstischer Fragen. Ein bischöf liches Komitee nahm zur praktischen Durchführung der Konferenzbeschlüsse den amtlichen Verkehr mit dem Ministerium auf und suchte um staatliche Bestätigung nach"*^). Man war auf dem besten Wege und beiderseits vom Willen beseelt, Gott zu geben, was Gottes, und dem Kaiser, was des Kaisers ist. In einem Promemoria wurden die Ergebnisse dem jungen Kaiser überreicht, der es günstig aufnahm,und auch in Rom war man mit den Ergebnissen zufrieden. Der Weg zum Konkordat war frei. 5. Die österreichische Barnabifen provinz (Ein Uberblick) (Fortsetzung) P. Dr. Waldemar Posch SDS Anmerkungen: ^®)Gottlieb,a.a.O.— Kirchen- und Pfarrprotokoll der Kays. St. Michaels Hof-Pfarr-Kirchen in der Kays, u. Erz-Landes-Fürstlichen Residenzstadt Wien, I. Teil, 1775, pag. 20 ff. u. 87. Nachdem der Kompilator den An teil der Habsburger an der Erweiterung der Michaelerkirche urkundlich festgestellt hat, zieht er den Schluß:
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