38.Seelsorgliches beim Bau der neuen Semmeringstraße(1839—1841) Wurde durch die Festschrift „250 Jahre Maria Schutz" (herausgegeben vom Konvent der Passionisten in Maria Schutz/Semmering), Wien 1972, 79 Seiten und zwölf (ausgezeichnete) Abbildungen und eine Plansfelzze von der näheren Umgebung^), auf den Bau der neuen Semmeringstraße aufmerksam gemacht-). Es heißt darin; „Nach jahrelangen Vorbereitungsarbeiten konnte 1839 der Straßenbau an den mindestfordemden Bauunternehmer Felix Talachini aus Varese^) in der italienischen Provinz Como vergeben werden. Die Hof kanzlei übertrug dem Ingenieur Franz Dlauhy die Lei tung und dem Hofbaurat Francesconi die Überwachung des Baues. Talachini begann mit den Arbeiten im Mai 1839. Er beschäftigte sommers bis zu 2500 Arbeiter, meist Tsche chen. Der Arbeitstag dauerte von 4 bis 20 Uhr. Der Lohn für die löstündige Arbeitsleistung betrug 24 bis 36 Kreuzer, Handwerker erhielten 1 bis 2 Gulden. An Regentagen entfiel jedweder Verdienst. Die Arbeiter hausten schlecht und recht in Erdhütten. Verletzungen durch Erdlawinen und Sprengungen sowie Krankheiten waren an der Tagesordnung... Die prachtvolle neue Kunststraße wurde am 17. August 1841 feierlich eröff net und von Kaiser Ferdinand (I.) und seiner Ge mahlin Anna Karolina befahren." Und nun das, was hier mteressiert: „Franz Trnka, Dechant und Pfarrer von Schottwien, selbst Tscheche, war oft auf Verseh gängen unterwegs.Zu Ostern erlebte er die Freude, daß viele seiner Landsleute die Sakramente empfingen." Nach dem Personalstand der Säkular- und Regulargeistlichkeit der f. e. Wiener Erzdiözese (Jg. 1815—1857) erfahren wir über Trnka: Er wurde 1788 zu Tschitschemitz (auch Cziczemitz) im damaligen Böhmen (CSSR)geboren, am 4. Juli 1814 mit sieben Mitalumnen im Stephansdom zum Priester geweiht, war dann Kooperator in Schottwien und Puchberg am Schnee berg und wurde mit 10. September 1829 Pfarrer von Schottwien. Der Markt zählte mit der Ortschaft Aue und zerstreuten, bis zu einer Stunde entfernten Häusern an die 800 Seelen. Ein Kooperator half in der Seelsorge mit. Trnka wurde mit 11. März 1835 Dec±iant und Schul distriktaufseher des Dekanates Neunkirchen. Mit 15. Juli 1845 wurde er Pfarrer von Böhmischkrut und starb daselbst als f. e. KR.und Mitglied der k. k. Land wirtschaftsgesellschaft in Wien am 23. Oktober 1856. Der daraufhin angesdiriebene Schriftleiter der Fest schrift, Peter Schlor^), Pfarrer von Prigglitz, teilte mit-'^), daß, was Dechanten Trnka betreffe, die Chronik bei weitem nichtso ergiebig sei wie das Gedenkbuch vom Kuraten Johann Sedlak"), und daß bereits im „Pfarr brief des Dekanates Gloggnitz etc." Nr. 1971/3, S. 10; 1971/4, S. 16; 1972/2, S. 10f. über Dechanten Trnka und den Bau der Semmeringstraße veröffentlicht worden sei. Ein neuerlicher Abdruck erübrigt sich daher. Dafür sei aber der von Pfarrer Schlor zur Ver fügung gestellte und noch nicht publizierte Bericht des Pfarrers von Maria Schutz, Johann Georg Pillmayer (1833 bis 1845)'), aus dem Memoralienbuch Maria Sdiutz abgedruckt, vorher jedoch bemerkt, daß dessen Auf zeichnungen im Gegensatz zu Trnkas Bericht stehen®). Nun der Bericht: „Im Jahre 1839 ist der allerhöchst bewilligte Bau einer neuen Kunststraße über den Semmering ange fangen worden, durch den rühmlich bekannten Kunst straßenbauunternehmer Antonio Talachini & Comp., welcher den ganzen Bau um ca. 400000 fr Conv. Mze erstanden hat. Dieser kollosale Bau hat gleich im Iten Jahre zwischen Ein bis Zweytausend Arbeiter ver schiedenen Geschlechts und Alters und von verschiede nen Ländern, theilweise Italiener, größtentheils jedoch Böhmen herbeygezogen. Daß dadurch auch sehr viele Vagabunden und liederliches Gesindel herbeygelockt und die größten Unordnungen und Excesse veranlaßt wurden, versteht sich von selbst, so daß in moralischer Hinsidnt das Ende dieses Baues mit Sehnsucht herbeygewünscht werden muß. Das gedrängte Zusammen wohnen ohne Unterschied des Geschlechts in Erdhöhlen und brettemen Baracken leistet der Unzucht vielen Vorschub, und die heillosen Brantwein-Saufgelage, be sonders an Sonn- und Feyertagen, und die in Folge der Vollere! entstandenen Schlägereyen und Rauf händel übersteigen alle Gränzen. Viele Arbeiter büßen ihr Leben bey diesem Bau ein, theils infolge der von schlechter Lebensart und Pflege entstandenen Krank heiten, theils durch Unglücksfälle bey den Erdarbeiten, theils haben sich mehrere im wahren Sinn des Wortes zu todt gesoffen. Der ganze Bau muß kontraktmäßig in 3 Jahren zur Vollendung kommen, und wenn man weiß, wie viele Unglücksfälle sich auf der alten Straße ereigneten, auf welcher an manchen Stellen der Currentklafter um 17 Zoll steigt, wie besonders zur Winterszeit selten ein Tag vergeht, wo nidit ein oder mehrere schwere Fracht wagen umfallen, was nicht selten mit einem großen Schaden verbunden ist, muß man mit Dank die Aus führung dieses vaterländischen Unternehmens an erkennen." Anm.') 1925 in Österreich zugelassen. 1927 erster Provisor, 1929 erster Rektor. Personalstand d. Welt- u. Ordensgeistlichkeit d. Erz. Wien 1972, 456; Festschrift 42, 43. — ^) Ebd. 14. — ^) Noch ist eine Rinne nach ihm benannt. — "') Ebd. 9. — ^) Lt. Schreiben v. 6. 3. 1973. — °) Franz Loidl. Eisenbahnkurat J. S.(1851/55) und seine Kuratie am Semmering. In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte, 3. Jg. (1962), Nr. 1, 37—44. — ') Festschrift 42. — ®) Lt. Schreiben v. 6. 3. 1973. Dr.F.L. 39. Die österreichische Barnabitenprovinz — ein überblick P.Dr. Waldemar Posch SDS. („Vor 50 Jahren übernahmen die Salvatorianer die Seelsorge in den Barnabitenpfarren der Erzdiözese Wien und die Verwaltung ihres Besitzes zu treuen Händen. Mit Gutheißung Sr. Eminenz verhandelt der zeit unsere Gesellschaft mit dem Generalat der Barnabiten in Rom, um eine Endlösung herbeizuführen. Um Außenstehenden ein wenig klar zu machen, um was es bei dieser Angelegenheit eigentlich geht und um die Verdienste der nunmehr endgültig von der Diözese Wien scheidenden Barnabiten hervorzuheben, habe ich beiliegenden Überblick verfaßt." Der Autor mit 14. September 1973.) Nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Drängen Kaiser Ferdinands II. kamen die Barnabiten nach Österreich'). Er überhäufte sie mit Gunstbezeugungen aller Art und geriet dadurch nicht selten in Konflikt mit kirchlichen Behörden. Ihm verdankten sie alles. Mit Recht bezeichneten sie ihn als Gründer der öster reichischen Provinz*''). Am Höhepunkt ihrer Wirksam keit in Österreich setzten sie ihm im Stiegenhaus des Kollegs St. Michael in Wien sein Standbild zum Zei chen ihrer Dankbarkeit"). Sowohl durch Kardinal Harrach"*), seit 1624 Erzbischof von Prag, als auch durch seine Gemahlin Eleonora von Gonzaga aus dem Geschlechte der Her zoge von Mantua-Montferrat^), war der Kaiser auf die Barnabiten aufmerksam geworden. Harrach wollte sie für die Rekatholisierung Böhmens gewinnen, da sie in Frankreich bei der Wiedergewinnung der Hugenotten viel Geschick bewiesen hatten, Eleonora aber kannte die Barnabiten von ihrer lombardischen Heimat. Als Unterhändler der Barnabiten trafen am 6. August 1625 Don Florius Cremona und Don Venustus de Venustis ein®). Ersterer war einer der gefeiertsten Prediger Roms und Präses der Prälatenkongregation, letzterer besaß Kenntnisse der deutschen Sprache. Ihnen folgte am 24. Dezember D. Mansuetus Meratus, den der Kaiser zum italienischen Hofprediger er nannte'). 44
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