Beiträge Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 11 (November 1973) III. Jahrgang Nr.6 Wien,am 1.November 1973 14.Jahrgang Inhalt: 35. Dienstsitz der Gestapo 1938—1945. — 36. Vom Überfall auf das Kurhaus am 8. Oktober 1938. — 37. Möns. August Schaurhofer (1872—1928). — 38. Seelsorgliches beim Bau der neuen Semmeringstraße 1839—41). — 39. Die österreichische Barnabitenprovinz (Ein Überblick). Wien 1, den 10. Nov.1938 Morzinplatz 4 Fernsprecher A17-5-80 55. Dienstsitz der Gestapo 1958—1945 Da hier zahllose Welt- und Ordenskleriker, katho lische Männer und Frauen und sogar Jugendliche bei derlei Geschlechts aus allen Berufsschichten durch Vorladungen, Verhöre, Leiden und Todesängste gequält wurden, sei folgendes festgehalten: Auf dem Gedenkstein daneben ist zu lesen, was eben, ja vor allem auch von Katholiken, gilt: „Hier stand das Haus der Gestapo. Es war für die Bekenner Österreichs die Hölle. Es war für viele von ihnen der Vorhof des Todes. Es ist in Trümmer gesunken wie das 1000jährige Reich. Österreich aber ist wieder auferstanden, und mit ihnen unsere Toten, die unsterblichen Opfer." Dazu das Dokument: Geheime Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Wien IA 443/38 An die Landeshauptmannschaft Nieder-Donau Wien I, Herrengasse 11. Betrifft: Dienstsitz und Anschrift der Staatspoldzeileitstelle Wien. Durch Verfügung des Ministers für Wirtschaft und Arbeit v. 17. Oktober 1938-58.725/II/1/38 ist die „Hotel Metropole Aktiengesellschaft" in Wien aufgelöst wor den. Das Gebäude dieser Aktiengesellschaft, Wien I, Morzinplatz 4 (früher: Hotel Metropole), ist in das Eigentum des Deutschen Reiches übergegangen und der Geheimen Staatspolizei als behördlicher Dienstsitz (Bürogebäude) für dde Staatspolizeileitstelle Wien zur Verfügung gestellt worden. Mit einem „Hotel" hat die ses Haus nichts mehr zu tun. Künftighin ist daher sowohl bei Briefanschriften als auch im übrigen amtlichen Verkehr von der Be zeichnung „Hotel Metropole" unter allen Umständen abzusehen, da es dieses Hotel nicht mehr gibt. Die Anschrift der Dienststelle lautet ausschließlich: Geheime Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Wien in Wien I, Morzinplatz 4. Ich bitte gleichzeitig, das vorstehende Schreiben allen ihren nachgeordneten Dienststellen bekanntzu geben sowie auch sonst für seine möglichste Weiter verbreitung zu sorgen. Präsidium der Landeshauptmannschaft Niederdonau 17 .November 1938 Pr. 1409-1 K 574 Unterschrift unleserlich NB: Abdruck aus: Mitteilungen des Dokumenta tionsarchivs des österreichiischen Widerstandes, Aprdl 1973, Folge 8, S. 4. — Dazu: Wiener Diözesanblatt 1938, 14, 162. Dr.F.L. 56. Vom Uberfall auf das Kurhaus am 8. Oktober 1958 Möns. KR. Johannes Eirawarlk Siehe dazu: Erika Weinzierl-Fischer. Österreichs Katholiken und der Nationalsozialismus (III) in: Wort und Wahrheit 1965 (XX/12), 799f. (Kurze MitteUung des Betroffenen Job. Krawarik an die Verfasserin, Anm. 134). — Viktor Flieder—Franz Loidl. Stephans dom, Zerstörung und Wiederaufbau. Chronik und Dokumentation. Wiener Dom-Verlag 1967, 18. — Josef Göbel. Vom Sturm auf das Kurhaus am 8. Oktober 1938. Ein Augenzeugenbericht. In; Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 1966, Nr. 3, 22f. Johannes Krawarik. Geboren 1903 zu Wien, zum Priester geweiht im Stephansdom am 18. Juli 1926, Domkurat seit 1. Oktober 1930, ab 1. September 1946 Pfarrer von Alt-Ottakring (Wien XVI), starb als KR. und Möns, am 26. März 1968 und wurde auf dem Ottakringer Friedhof bestattet (Personalstand d. Säkularu. Regular-Gedstlichkeit d. Erzd. Wien; Wiener Diöze sanblatt 1968, 28; 39; 40). Nun Krawariks Erlebnisbericht, überschrieben: „Erinnerung an Oktober 1938" (Pfarrblatt der Pfarre Alt-Ottakring zur Erhöhung des hl. Kreuzes,Wien XVI, 1963 (30. Jg.), Nr. 3: „Von verschiedenen Seiten innerhalb der eigenen Pfarrgemeinde wurde ich angeregt und aufgemuntert, über die Ereignisse der Nacht vom 8. auf den 9. Okto ber 1938, soweit sie mich selbst betrafen, einen aus führlichen Bericht zu geben, da sie in der Bericht erstattung der Presse nur mit einigen Worten gestreift worden waren. Nach einiger Überlegung entschloß ich mich zu dieser Darstellung, da sie mir auch Gelegenheit gibt, vei-sdiiedenen Personen, die mir in jenen schweren Zeiten menschliches Mitgefühl erwiesen haben, meinen Dank auch öffentlich auszudrücken. Am Abend des 7. Oktober 1938 hatte im Dom zu Sankt Stephan eine machtvolle religiöse Feier der katholischen Jugend, die erste große Feier nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, statt gefunden. Am nächsten Abend, Samstag, 8. Oktober, war ich von einem Besuch meiner Mutter, die damals allein in der Kaiserstraße wohnte, zum Stephansplatz zurückgekehrt. Eine bedeutende Menschenmenge in der Gegend des erzbischöflichen Palais in der Rotenturmstraße und ein ziemlicher Lärm ließen mich erkennen, daß eine Demonstration im Gange war.Ich konnte noch unbehelligt ins Churhaus,Stephansplatz 3, gelangen und begab mich in meine im ersten Stock gelegene Woh nung. Da vor dem Fenster meines Arbeitszimmers eine hell leuchtende Straßenlampe siich befand, konnte ich, ohne in der Wohnung selbst Licht anzuzünden, an meinem Schreibtisch mein Brevier beten. Nach einiger Zeit hörte ich, wie der Läi*m immer näher kam. Auf einmal wurde bei meiner Wohnung geläutet, dreimal kurz, ein internes Zeichen. Ich öffnete. Eine von unse ren fünf weiblichen Angestellten, Frau Käthe Vogl, 41
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=