Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

über die bedeutendsten Erfolge, die der WrKV. in den 18 Jahren seines Bestandes erzielte (bedeutende Ver besserung der Dienst- und Entlohnungsverhältnisse, Ausgestaltung der ChrpBl., 100 Versammlungen mit Referaten über aktuelle Themen, Schaffung des Diözesangebetbuches, Verbesserung des Lehrplanes, Verzeichnisse von Firmungsbüchern und Jugendschriften). Da diese Erfolge zum größten Teil der energi schen und beharrlichen Arbeit des Gründers und bis herigen Obmanns, f. e. G. R. Emest Müller zu ver danken sind, wurde dieser von der Versammlung ein stimmig zum Ehrenobmann ernannt." Zum neuen Ob mann wurde nun Friedrich Rauchenwald (Kooperator, Wien XX) gewählt. So der Bericht"'). Den lobenden Worten folgte in der Festversammlung am 3. Dezember d. J. noch eine besondere Ehrung vor etwa 70 Teil nehmern, darunter die beiden Diözesaninspektoren, Prälat Dr. Krauß und Prälat Wolny, wobei der neue unternehmende Obmann nochmals dem Ehrenobmann für seine 18jährige Vereinsarbeit den gebührenden Dank aussprach und ihm als äußeres Zeichen der Dank barkeit einen künstlerisch ausgeführten goldenen Meß kelch und einen Barbetrag von 1700 Kronen überreichte, da Vereinsmitglieder und andere Verehrer Müllers 3000 Kronen zu einer vom Verein durchzuführenden Ehrung Müllers gewidmet hatten. Den Kelch, heißt es, nahm Müller mit Dank an, die Barsumme widmete er der Vereinsleitung als Dispositionsfond für katecheti sche Zwecke"®). Weitere Anlässe für neuerliche Ehrungen boten das 20. Gründungsfest (Oktober 1919), da man Müller den Ehrenvorsitz überließ"®) und in dieser „Jubiläumsver sammlung" (23. Oktober) „im Hinblick auf die neuer dings erkannten, unvergänglichen Verdienste um die katechetische Entwicklung" einmütig beschloß, ihm abermals schriftlich den Dank des Vereins zu über mitteln"'). Selbstverständlich wurde auch der 60. Geburtstag Müllers (am 26. März 1923) gefeiert, diesmal ob seiner neuen nicht weniger verdienstvollen Wirksamkeit, d. i. als Präsident des Reichsbundes der Katechetenvereine Deutschösterreichs (R.K.D.Ö.)"®). Die Ereignisse der Umsturzjahre 1918 und 1919 und der vom sozialdemokratischen Unterstaatssekretär und späteren Präsidenten des Wiener Stadtschulrates Otto Glöckel und Genossen aufgezwungene Kampf um die (areligiöse)freie Schule hatte zum notwendigen Zusam menschluß aller Katechetenvereine Deutschösterreichs, dann Österreichs geführt, da nur eine den Gegnern imponierende mächtige Organisation Erfolge erringen konnte. Die im Wiener Katechetenverein schon im Dezember 1919 erwogene Idee wurde rasch verwirk licht"") und „fast selbstverständlich der Mann an die Spitze dieses Reichsbundes gestellt, der sich um die katechetische Bewegung Österreichs besondere Ver dienste erworben hatte". „Und wie sehr Müller am rechten Platze war", hieß es in der Ehrung zum 60. Ge burtstag, „erwies sich an den beiden Bundestagungen in Linz (18. bis 20. Juli 1921) und in Salzburg (17. bis 20. Juli 1922), da er beidemale durch die meisterhafte Art der Leitung der Verhandlungen seine vorzügliche Sachkenntnis bewies und die anregenden Debatten einzigartig leitete". Auch müsse erwähnt werden, „wie er es verstand, nach des Tages Mühe und Arbeit die Katecheten aus den verschiedenen Gauen Österreichs in brüderlicher Liebe zu vereinen"'""). Freilich, gewiß aufregende Vertretungen'"'), Arbeitsfülle'"^) und schleichende Krankheit'"®) zwan gen den so Arbeitsgewohnten und Unternehmenden'"') die Präsidentschaft mit 22. November 1922 niederzu legen, wozu es aber hieß: sollte sich aus gewichtigen Gründen an dieser bedauerlichen Tatsache nichts mehr ändern, so möge doch unser erster Präsident des auf richtigen und dauernden Dankes aller Bundesbrüder für seine Tätigkeit an der Spitze des so rasch empor gewachsenen Bundes versichert sein'"®). Noch sei kurz auch der von Seite des Staates noch selteneren Ehrung gedacht, da Müller zum Schulrat ernannt wurde, was selbstverständlich seinem getreuen WrKV. neuerlich ervhinschten Anlaß bot, dies auch festlich zu begehen. Sein jüngerer Nachfolger als Prä sident des Reichsbundes der Katecheten Österreichs, Rauchenwald,sprach dabei über das Thema „Auszeich nungen vom menschlichen, priesterlichen und kateche tischen Standpunkt" und schloß mit herzlichen Glück wünschen an den Gefeierten, „der in seinem gewohn ten humorvollen Wesen — und damit ist wohl auch ein Zeichen seines Erfolges bei seinen Katechetenkollegen ausgedrückt — dankte'""®). Zuletzt sei noch ein Werk und damit Verdienst Mül lers genannt. Von ihm stammt die schon 1900 geäußerte Idee der Errichtung eines katechetischeri Museums mit dem Zweck: „es sollte den Katecheten die für ihr Amt nötigen und nützlichen literarischen Behelfe und An schauungsmittel in systematischer Anordnung mit möglichster Vollständigkeit vor Augen führen und zu gänglich machen, um so zur Vervollkommnung des RU. beizutragen"'"'). Mit zwei nicht ganz uninteressanten Bemerkungen in den ChrpBl. sei diese biographische Andeutung be schlossen und die Erwartung ausgesprochen, daß der Wiener Katechetenverein und dessen erster Obmann noch eingehender — und sollten sich Archivalien finden — behandelt werden mögen. In der Festversammlung zum 25jährigen Jubiläum (11. November 1923) erklärte Katechet Dr. Heinrich Noltsch: ...„Das providentielle Walten Gottes läßt sich deutlich am Katechetenverein erkennen, denn seine Gründer hatten es sich Wohl nicht träumen lassen, daß dieser Verein — als der einzige Priesterverein — nach 25 Jahren zu einem Instrument wurde, durch das in allen katechetischen Belangen, sei es auf dem Gebiet der Wissenschaft und Methodik, sei es vor allem in rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht, die Kirche ihre Ansprüche auf die Schule und öffentliche Er ziehung der Kinder wirksam werde behaupten kön nen. — Der Schwierigkeiten gab es genug. Man war ja in höheren kirchlichen Kreisen gegen eine Koalition der Priester mißtrauisch, da man eine Nebenregierung befürchtete, eine Befürchtung, die durch die späteren Vorgänge der „Jednota" in den Sudetenländern sich als nicht ganz grundlos erwiesen hat. Aber die hohe Auffassung der kirchlichen Hierarchie, die innere reli giöse Festigung und die filiale Stellung des deutschen und österreichischen Klerus gegen seine Bischöfe schlössen eine solche Bewegung einfach aus. — Größte Mühe machte es den Gründern auch, den Gedanken des Katechetenvereines unter die Mitbrüder zu brin gen: er war etwas Neues. Die alten Bahnen waren so ausgetreten, daß die einzelnen gar nicht darüber hinaussahen; man hatte damals die Idee des Katechetenvereines ebenso wenig klar erfaßt, wie heutzutage auch sehr viele die Gewerkschaftsidee nicht klar erfassen und durch ihr Unverständnis, zum Schaden der guten Sache, viele Hemmungen in ihrem Fortschritt verursachen. — ...Obmann E. M. sorgte dafür, daß dieser Baum seine Wurzel tief in die Erde senkte, daß er bodenständig im Klerus wurde, eine Arbeit, die sich vielleicht nicht so sehr nach außen zeigt, aber zu jedem weiteren Wachstum einfach Vor aussetzung ist..."'"®). Von Ehrenobmann Müller heißt es: „Er bedauerte in seiner Ansprache, daß die katechetischen Werke von Kanonikus Josef Minichthaler in Österreich so wenig bekannt seien und gab einen kurzen Überblick über die Entstehung des Vereines; der Uberblick wäre bei der sarkastischen Art Müllers wohl etwas anders aus gefallen, wenn nicht die durch Minichthalers Rede ge weckte Rührung noch nachgewirkt hätte"'"®). Anm.: '") ChrpBl. 1912, 312. — ") ebenda 98. — '")ebenda 205, 206. — Darin heißt es: Seine „Katecheti sche Studienreise" hat der katechetischen Bewegung 35

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