Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

der 20O Schritte von der Krautmühle (jetzt Heidfabrik) entfernt war und in die Kirche übertragen werden mußte^^). Von diesem seinerzeit vielverehrten und mit reichen Votivgaben ausgestatteten Bilde (das Kirchen inventar weist sie 1880 aus)gibt es auch ein Wallfahrts bildchen (Sammlung Stephanie Neusser). Es scheint nach der Übertragung in das Gotteshaus angefertigt worden zu sein, da es mit dem Wappen der Klrdie und mit zwei Märtyrerpalmen geziert ist. Das Bild hing 1880 unterhalb des Kolomanibildes und ist 1894 statt eines Herz-Jesu-Bildes auf den Familienaltar ge kommen. 1841 wurde das „Wundertätige Kreuz", das 1816 aus der Au in die Kirche übersetzt werden mußte, im Turmgeschoß auf ein Postament gestellt; auf dem klei nen Altartisch darunter setzte man die schöne Pieta'®)» die jetzt in der ehemaligen Beiditkapelle, dem Gegen stück der Sakristei, den Altar ziert. Sie dürfte ein Werk des 1770 verstorbenen heimischen Bildhauers Bernhard Schilcher sein®^). Von diesem Schilcher stam men die große Pieta vor der Sparkasse 1762/63, der Johann Nepokum, ein Grabstein in Oberhautzenthal 1758 und wahrscheinlich auch die Friedhofskreuze in Senning, Sierndorf und Stetteldorf/Wagram sowie die Kreuzigungsgruppe bei der hiesigen Kirche. Eine vor Jahrzehnten vom Hause Hauptstraße Nr. 133 entfernte Immakulatastatue geht sicher auch auf ihn zurück. Dieses Haus gehörte dem schon obengenannten Seifen sieder Josef Roger, der die Pieta bei der Sparkasse bei Schilcher in Auftrag gab®®). Schilcher mußte 1768 nach Pirawarth reisen®"), um die dortige Kanzel zu besehen, nach deren Vorbild der Marktrat von Stockerau eine solche hätte haben wollen. Man ist von diesem Vor haben abgekommen im Hinblick auf den geplanten Neubau, der 1777, also sieben Jahre nach dem Tod des namhaften Künstlers, in Angriff genommen wurde. 1841 wurde der Durchgang auf der Südseite (der rechte Kreuzesarm) zu einer Beichtkapelle umgestaltet und darin ein Herz-Mariä-Altar aufgestellt®^). Auch ein jetzt in Privathänden befindliches Bild der 14 Not helfer, das an den in der alten Kirche bestandenen Achazius- bzw. Veitaltar erinnerte, hing dort und ist erst 1930 aus der Kapelle gekommen. 1850 gab man den Altarunterbau in die Karl-Borromäus-Kapelle von Unterzögersdorf®®). In dieser Kapelle, in der die Maria nischen Kongregationen ihren Versammlungsraum hat ten, befindet sich die obengenannte Pieta aus dem Turmgeschoß und seit 1954 auch das Aukreuz, das Franz Kaufmann 1847 mit einer silbernen Krone hatte schmücken lassen®"). Gegenüber der Kanzel hatte ein jetzt in Wiener Privathänden sich befindendes Abend mahlbild mit weißer Rahmung gehangen. 1854 kam statt des Bildes die Statue der Himmelskönigin. 15 wohlhabende Bürgersfrauen spendeten sie zum Dank für die Errettung Kaiser Franz Josephs aus Mörder hand''®). 1886 mußte die Statue in das Turmgeschoß, denn Fräulein Maria Weidlich hatte um 2000 Gulden einen Lourdesaltar an diesen Platz setzen lassen^'). Dazu konnten sechs Leuchter aus dem Erlös von Pre tiosen, die Herr Kaufmann zum Maria-Hilf-Bild ge spendet hatte (300 Gulden), angekauft werden"*®). 1954 kam, 100 Jahre nach dem Attentat, die Himmelsköni gin auf ihren alten Platz und die gasbeleuchtete Blu menkrone um die Statue wurde entfernt. Ein Bild des hl. Peregrinus, schon 1750 genannt"*®), kam aus der Halle unter dem Musikchor auf einen Chorpfeiler. 1858 spen deten Wohltäter den schönen Kreuzweg (eine Kopie des Fühnichkreuzweges von Leopold Kuppelwieser und seiner Schule um 2000 Gulden geschaffen)"*-*). Gelegentlich der Renovierung des Hochaltares und des Presbyteriums, die am 15. August 1867 beendet war, kamen zurh Hochaltar die Lindenholzstatuen der Apo stelfürsten Peter und Paul. Sie hatten auf dem Kirchen boden des Wiener Stephansdomes gelegen. Der Fürst erzbischof von Wien, Dr. Joseph Othmar Ritter von Rauscher, hatte sie zur hiesigen Kirche geschenkt"). Vor 1845 hatten zwölf Apostelflguren in der Kirche ge standen"*®). 1885 wurde die Kirche ausgemalt, 1888 die Orgel des Wieners Johann Kaufmann aufgestellt^^. Die Engelgruppe an der Orgelbrüstung blieb erhalten, den König David mit der Harfe hatte man damals entfernt. Er wurde 1938 aus antisemitischen Gründen aus dem Museum entfernt und der Kirchenvorstehung zurück gegeben. Er ist seither recht ruinös geworden und ver dient eine Reparatur. Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts kamen vier neue Beichtstühle zum ersten und dritten Altar. Der 1926 verstorbene Tischlermeister Johann Sedelmayr von Stockerau, dem auch die Ausstattung der Marien kapelle zu verdanken ist, schuf sie nach Plänen eines Bildhauers"). Vorher hatten sich solche aus dem 18. Jahrhundert vorgefunden. Selbe waren von der 1730 verstorbenen Gräfin Caroline Polixena Kisl, ge borene Montecucculi, die seit 1706 eine große Wohl täterin zu den Franziskanern war, deren Kloster in St. Pölten gespendet worden (jetzt ist diese Kirche Alumnatskirche)-*®). Als dieses Kloster aufgehoben wurde, kamen die Stockerauer Gemeindeherren bei der niederösterreichischen Regierung ein, diese Beicht stühle kaufen zu dürfen. Die alten drei Beichtstühle waren dem Zusammenfall nahe und außerdem hatte die Aufhebung des hiesigen Franziskanerklosters den Beichtandrang in die Pfarrkirche bedeutend ver vermehrt®®). Am 13., 14. und 15. Oktober 1784 kamen auf vier Wagen die Beichtstühle nach Stockerau. Sie kosteten 30 Gulden. 47 Gulden 12 Kreuzer erhielt der oben schon genannte Tischler Joseph Gerber für die Übergringung. Die Beichtstühle müssen recht ansehn lich gewesen sein. Am 4. Oktober 1785 legte der Bild hauer Fidelis Geiger zwei Rechnungen für Reparaturen von vier Figuren an den Beichtstühlen und für die Ausbesserungen, Verzierungen von acht Vasen, die mit neuen Rosen und Blättern versehen wurden, vor®'). Im Heimatmuseum befinden sich zwei Figuren, die wohl von diesen Beichtstühlen stammen können (hl. Petrus und hl. Büßerin Magdalena). 1945 kam die Kirche durch einen Bombenangriff zu großen Schäden am Dach. Ein großer Stein durch schlug die Wölbung beim Marienaltar; es entstanden Löcher an den Bildern am Hochaltar und am Marien altar. Ebenso -wurden die Figuralfenster des Hochaltar raumes zerstört. Mit großen Mühen konnten diese Schäden beseitigt werden. 1954 wurde das Kircheninnere ausgemalt. 1957 kamen eine Judas-Thaddäus-Statue in die Kirche, ebenso eine Barbaraplakette zum Gedächtnis an die Gefallenen des 44. Artillerieregimentes. 1962 wurden der Glockenstuhl und der Turm renoviert, 1963 die Außenfassade und die Orgel. 1968 kam eine zweite Plakette in die Kirche; sie erinnert an die Ge fallenen der Elfer-Dragoner und ist St. Georg geweiht. Im selben Jahr wurde die Warmluftheizung erstellt. Als man die Bänke mit Beibehaltung der Schnitzereien erneuerte, fand man eine Grabtafel, die an den Pas sauer Kastenamtsverwalter, hier, den 1581 verstorbe nen Jüngling Paul Haun, erinnerte®®). In der Sakristei sind seit 1968 neue Kästen. Vorher hatten solche Dienst gemacht, die früher im Pfarrhofe Hausleiten die Bücher des 1782 verstorbenen Dechants und Pfarrers Josef Matthäus Gschellhammer enthalten hatten. 1783 kamen sie auf sechs Wagen nach Stockerau. Der Fuhrlohn betrug 16 Gulden 34 Kreuzer und für das Abbrechen bzw. Neuaufstellen wurden über 4 Gulden verausgabt®®). In der Sakristei hängt das Maria-PötschBild aus der alten Kirche, und es ist ein rotmarmornes Lavabo, das auch von dort stammt, angebracht. Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlidier Schriftwalter: Ardiivdirektor Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitharisten-Buchdruckerei, Wien VII, Mechitaristengasse 4.

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