Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Der drey-einige GOtt seye also von uns allen unendlicii gelobet, geehret, und demselben demütigster Dank gesagt für alle Gnaden und Gutthaten, welche er auf die Fürbitt dieser gebenedeytesten HimmelsKönigin so reichlich bishero ausgespendet, aber zu gleich inbrünstig gebetten, er wolle auch hinführe alle treu-beständige Verehrer Mariae in seiner Gnad erhalten, alles Übel Leibs und der Seel von denenselben barmherziglich abwenden, und diese Gnaden-volle Mutter JESU uns allen einen Morgen- und Meer-stem seyn und verbleiben lassen, welcher uns aus diesem gefährlichen Welt-meer an das glückseelige Gestatt der ewigen Seeligkeit leite und führe,AMEN." Rupert Winkler 27. Geschichte: Reliquien-Inventar 1958.Stephansdom, Wien Josef Göbel Als Vorbild für die Anlage des neuen Inventars diente die „Spezielle Uibersicht des Standes der Ein zelnen Reliquien in den Wandschränken" aus dem In ventar 1849, die gleichsam Abbilder der Kasten mit den Inhalten zeigten. Das gedruckte Verzeichnis 1904 enthält übrigens schon zwei Lichtbilder, die erkennen ließen, wie die Schränke in der Kapelle aufgestellt waren. So ergab sich schließlich die dann eingehaltene Vorgangsweise, auf Lichtbildern die geöffneten Schränke samt den darin enthaltenen Reliquiaren festzuhalten und sie der Reihe nach mit den über lieferten Angaben zu versehen. Dieses nun vorliegende Inventar aus dem Jahre 1958 erweist sich jedoch als bereits teilweise überholt, nachdem, verbunden mit weiteren Entlehnungen an das Diözesanmuseum, wie der Dornen- und Blutmonstranz, der ganze Reliquien bestand im Jahre 1962 tatsächlich zum zweiten Male in die nördliche Emporen-Kapelle rückübersiedelte. Weil die Anzahl der Schränke unverändert blieb, konn ten mit Hilfe des Inventars die Reliquiare in der dort geschilderten Weise wieder eingestellt werden, das Verzeichnis wenigstens für die Kasten giltig bleiben. Die Übertragung in die entlegene Emporenkapelle bedeutete, wie schon im Inventar 1904 vermerkt, einen erschwerten Zugang, doch verlor inzwischen dieser Umstand allmählich seine hemmende Folge. Seit geraumer Zeit nämlich war die altehrwürdige Gepflo genheit, an bestimmten Festtagen Reliquiare auf Al tären aufzustellen, daran, sich zurückzubilden. Das In ventar 1849 erklärte bereits, daß sich die Aussetzung der noch vorhandenen Reliquien bloß auf die Fest tage der h. h. Apostel, des heiligen Kreuzes und Blutes, des heiligen Erzmärtyrers Stephan sowie ein paar anderer Heiligen beschränke. Im Manuskript zum In ventar 1903 schien zwar noch ein Aussetzungs-Kalen der auf, der dann aber in der gedruckten Broschüre 1904 bereits weggelassen war. Immerhin führte diese die beiden Schreine des hl. Fridolin und der hl. Verena noch als auf den beiden Seiten-Altären des Haupt chors aufgestellt an. In der zweiten Auflage 1914 scheinen sie an den genannten Orten nicht mehr auf, sondern finden sich als in die Emporen-Kapelle über tragen. Sie dürften mit Vorsatzbildern auf den Lang haus-Altären vor dem Eucharistischen Kongreß 1912 entfernt worden sein. Daß die Reliquien 1937 in die Nähe des Hochaltars kamen, ließ den Aussetzungs kalender nicht mehr aufleben. Nach Vorbildern, die Möns. Joh. Popp auf seinen Reisen an deutschen Domkirchen kennengelernt, wollte er als Sehenswürdigkeit für den Allgemeinen Deutschen Katholikentag 1933 in Wien ein Diözesanund Dommuseum errichten. Der neuernannte Erzbischof Dr. Theodor Innitzer förderte mit einem beson deren Aufruf und Überlassung von Sälen dieses Vor haben. Um die ausreichende Anzahl von Schaukästen zu bekommen, gab das Metropolitankapitel die Erlaub nis, aus der Reliquienkapelle über der nördlichen Orgelempore fünf der zwölf barocken Intarsien schränke zu entlehnen. Die darin aufbewahrten klei neren Reliquiare wurden in die übrigen sieben Kasten verteilt, die größeren in der geräumigen, nun halb leeren Kapelle frei stehen gelassen. Ein und das andere kunstvolle Gehäuse, wie das Kreuz-Reliquiar Kaiser Maximilians von 1520 sowie die ältesten Inventare wanderten mit den Schränken in das Museum ab. Durch dieses Geschehnis verlor das letztgiltige Inventar von 1914 seine Richtigkeit. Erst gar aber trat es außer Kraft, als 1937 die schwer zugängliche und darum wenig aufgesuchte Kapelle geräumt und die sieben Schränke mit ihren Inhalten sowie die frei stehenden Reliquiare in die um etwa die Hälfte klei nere Kammer an der Epistelseite des Hochaltars zurückversetzt wurden. Dieser Raum, trotz seiner Be schränktheit gewölbt und mit profilierten Rippen geziert, gehört noch der Zeit des gotischen Chorbaues im 14. Jahrhundert an und diente schon zumindest vom 17. bis zum 20. Jahrhundert dem Zweck der Reliquienaufbewahrung. Der nun leichtere Zugang bot allerdings erst nach den schicksalsschweren Ereignissen des Luftkrieges ab 1944, des Dachbrandes 1945 und des folgenden Wieder aufbaues gute Gelegenheit, ein neues Inventar zu er stellen, das die Veränderungen, berücksichtigte. Bei nahe erst als abermals der Plan auftauchte, wie 1903 die Kammer beim Hochaltar in einen Winterchor der Domkapitularen umzugestalten und den Reliquien bestand neuerdings in die Emporenkapelle beim nörd lichen Heidenturme rückzuverlegen, ergab sich gerade zu die Notwendigkeit, das Verzeichnis umzuarbeiten, damit nach der Übertragung der Schränke die Anord nung der Reliquiare beibehalten werden könne. Gegenwärtig werden allein die Reliquien der Apostel, die aus diesem Grund in der oberen Sakristei beim Hochaltar aufbewahrt sind, an deren Festen während der Messe des Domkapitels aufgestellt. Weil somit die Reliquiare kaum noch gebraucht werden, wie gerade auch deren Abwanderung in das Dommuseum zeigt, spielt der entlegene Zugang zur Emporen-Kapelle keine Rolle mehr. Gleichfalls erübrigt sich darum, ein neues Inventar, womöglich mit Kalender und Register anzufertigen, weil nur die Verwahrstätte, nicht aber, wie erwähnt,das Schränkeverzeichnis geändert ist. Die Kcjnstitution des II. Vatikanischen Konzils über die Liturgie nennt als Herkommen der katholi schen Kirche, echte Reliquien zu verehren. Daß die Echtheit betont erscheint, will wohl bedeuten, daß Reliquien zeitnaher Heiliger, wie etwa des hl. Kle mens Maria Hofbauer in Wien um die Wende des 19. Jahrhunderts auf Grund streng verbürgter Zeug nisse in Betracht kommen. Eine solche kritische Aus lese sollte den Sinn der Reliquien und darüber hinaus der Heiligenverehrung überhaupt überzeugender gestalten, um nach den Worten des Konzils die Wun der Christi in seinen Dienern zu künden und den Gläubigen willkommene Beispiele zur Nachahmung zu bieten. 28. Zur Geschichte der Pfarrkirche in Stockerau 2. Teil: Die neue Kirche^) Karl Keck,Senning Der Aufstieg Stockeraus im 17. und 19. Jahrhundert brachte eine Vermehrung der Bevölkerung, so daß die mittelalterliche Kirche zu klein wurde; ein Umbau sollte Wandel schaffen. Zuerst entstand der Turm. Er ist eine Widmung der Marktbürger und 1725 fertig geworden^) und enthält unterhalb seiner Fundamente eine Gruft. In dieser liegen unter anderem der 1772 ver storbene Marktrichter Leopold Lengfeld, unter dem Stockerau sich 1748 von seiner Untertanenschaft frei gekauft hatte®) — sein Grabmal ist in dem Raum unter 30

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