Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

nicht wunderzunehmen, daß Müller bei der nächsten Wahl (1904) einhellig per acclamationem wieder gewählt wurde'®). Gleich in der dritten Versammlung, deren guten Besuch er als Zeichen für die sich stei gernde Erkenntnis der Notwendigkeit des Katecheten vereins deuten konnte, unterrichtete er über seine persönlidie Vorsprache bei Generalvikar Weihbischof Dr. Schneider (der übrigens von 1885—1891 Pfarrer von St. Augustin war)''®) wegen Regelung des Dienstver hältnisses zwischen Pfarrer und Kooperatoren, Rege lung der Ferienfrage (mit Rücksichtnahme auf eine Änderung der Gottesdienstordnung während der Schulferien, eventuell auch einer Honorierung von Vertretern aus der Kirchenkasse) und Einberufung der Kooperatoren Wiens zu einer Konferenz-*'). Auch refe rierte er über die „Los-von-Rom-Propaganda unter der Schuljugend", denn in einigen Bezirken Wiens lockte man katholische Kinder in protestantische Sonntags schulen, wo man sie durch Absingen entsprechender Lieder, Bibellesung, Verteilung von Drucksachen mit Ankündigung von Ort und Zeit der Abhaltung eines Methodisten-Gottesdienstes für den Abfall präpa riere"). Ende des Jahres besprach er „das neue Kate chetengesetz" und „schilderte in launiger Weise die vielen Wege, die es gekostet habe, bis das nunmehr beschlossene Katechetengesetz durchgesetzt -wurde". Wenn die Katecheten etwas erreicht hätten, so sei es dem zu danken, daß sie als Verein aufgetreten seien; und, wie immer die Werbetrommel rührend, erhob er die Aufforderung, daß es Standespflicht jedes Kate cheten sei, Mitglied des Katechetenvereins zu sein und sich lebhaft an den Versammlungen zu beteiligen. Auf seinen Antrag hin vinirde allen Behörden, die für das Zustandekommen des Gesetzes ihre Kräfte ein gesetzt hatten, schriftlich der Dank ausgesprochen"). Daß er in der Hauptversammlung (Dezember 1904) in seinem Rüdcblick: Fünf Jahre Katechetenverein"), mit Genugtuung erfüllt sein mochte, können wir ihm nachfühlen und finden es für selbstverständlich, daß er wieder auf drei Jahre zum Obmann gewählt wurde. Fachkundig mußte er über das neue Katechetengesetz und seine Auslegung korreferieren"), die neue Schulund Unterrichtsordnung kritisieren und teilweise für unannehmbar erklären und sogar beantragen, daß alle Priester-Rechtschutzvereine Österreichs zur Einleitung einer Aktion aufgefordert werden"). Auch mußte er sich um „den Religionsunterridit und seine Vertretung in den Wiener Ortssdiulräten" kümmern^''), das Memo randum betreffend die „Neue Schul- und Unterrichts ordnung" mitbetreiben"), konnte aber angesichts des überfüllten Saales „Zur goldenen Ente" (Wien I), das stetig wachsende Interesse am Katechetenverein fest stellen, vom Katechetiker Pichler das Lob „eines sehr verdienten, rührigen Obmanns"'*®) und die einzige, jedoch sehr erfreuliche Würdigung des Dekanatsklerus von Baden und Pottenstein") entgegennehmen. Im sel ben Jahr schrieb er über den „neuen Diözesan-Lehrplan""), auch konnte er bald berichten, daß er beim Wiener Bezirksschulrat wegen Ausschreibung mehre rer erledigter Katechetenstellen, und dies nicht ohne Erfolg, habe vorsprechen können"). Nach der Recht fertigung, daß er als Obmann im vergangenen Jahr (1906) sechs Versammlungen geleitet, an zwei Pastoral konferenzen und an einer größeren freien Konferenz — nicht ohne Erfolg — den Verein vertreten habe"), wurde er wiederum, und zwar durdi Zuruf gewählt"). In den nun folgenden Jahren scheint er mit Artikeln und Referaten auf: so „Katechet und religiöse Übun gen""), „Organisierung des RU in Budapest""), „Kin derarbeit""), „Die Allgemeine Vereinigung für christ liche Kunst, ein neues Bilderunternehmen für Schule und Haus"®®), „Über die Mängel des RU""),„Zwei neue Bildwerke für den RU"")u. a. Noch mehr bot er durch seine Vielseitigkeit in den mannigfachen Referaten, wie: „Der RU und seine Ver tretung in den Wiener Ortsschulräten"®*), über „Orga nisation des Klerus in Katechetenvereinen"®'), „Kate chetenverein und katechetische Konferenzen""), „Der neue illustrierte Katechismus"®*), die vieldiskutierte „Gebetbuchfrage"®'), „Das katholische Kirchenjahr in Bildern"®®), „Der gegenwärtige Stand der Lehrpläne und die Gebetbuchfrage"®*),„Praktische Schulfragen"®®), „Über Standes- und Organisationsfragen" (in Wiener Neustadt gehalten)®®) usw. Naditrag zu 23: Der Bericht eines Augen- und Ohrenzeugen, des Katechetikers Wilhelm Pichler, Vor trag bei der Jubiläurasversammlung am 23. Oktober 1919, über die letzten 20 Jahre katechetischer Bewe gung: In München bestand seit 1887 ein Katecheten verein, der gegen Ende des Jahrhunderts eine sehr eifrige Tätigkeit entfaltete und durch seine „Kateche tischen Blätter", die er seit 1897 als Vereinsblatt be nützte, auch auf Österreich Einfluß nahm. So lag der Gedanke nahe, daß man sich auch hier zusammen schließe, und am 5. Oktober 1899 gründete nun Bürger schulkatechet E. M.den Wr. KV., was von weittragen der Bedeutung war. „Zunächst hatten wir Gelegenheit und Anregung, uns über den RU zu besprechen, auf seine Mängel hinzuweisen und nach Abhilfe zu suchen, was eifrig getan wurde. Das sorgfältig geführte Vereinsbudi weist 110 Versammlungen auf, wobei die außerhalb Wiens gehaltenen sog. Wanderversammlun gen nicht mitinbegriffen sind. Am eifrigsten wurde die Lehrplanfrage erwogen, in zwölf Versammlungen; viel beschäftigte man sich auch mit Beichte und Kommu nion der Schulkinder, mit dem Schülergebetbuch und mit dem Anschauungsunterricht. Unter dem Titel ,Aus dem Vereinsbuch des Wr.KV.' ließe sich ein wertvoller Beitrag zur Geschichte unserer katechetischen Bewe gung geben. — Nach dem Vorbild des Wr.KV. und z.T. infolge der persönlichen Bemühungen des Gründers und langjährigen Obmanns E. M. erstanden auch in anderen Diözesen Österreichs Katechetenvereine, und zwar deutsche 1905 in Prag, 1907 in Salzburg, Budweis und Leitmeritz, 1911 in Kärnten, 1917 in Olmütz (wozu dann Oberösterreidi, Steiermark [1919], Tirol, Vorarl berg kamen). Am 19. November 1901 brachte Prof. Dr. Leopold Schranzhofer den Verein der katholischen Religionslehrer an den Mittelschulen zustande, der mit dem Katechetenverein oft zusammenwirkte.. (ChrpBl. 1919, 147; 1929,20 u. a.) Anm.: *) Wiener Diözesanblatt 1944, 60 — St. A. Landstr. ZI. 1437/44. — ') WDBl. 1914, 149. — ') Tauf register der Pfarre Jedlesee, Bd. II, 182. Baptizans Karl Ritter Nippel v. Weynehrmühle. Getauft 17. 3. 1863, 5 Uhr, Wohnung Jedlesee Nr. 29. Ernest Wil helm. — Vater: Heinrich M., lt. Min. Erl. d. d. Dez. 1852 lt. Trauschein Monza Kanzlist der Kaiser Fer dinand-Nordbahn, geb. zu Wien, Josefstadt, Sohn d. Wilhelmine Massa, verw. Müller. — Mutter: Maria Theresia, geb. Rinnern, geb. zu Wien, Josefstadt, Toch ter d. Ignaz Rinnern, Privat., u. d. Anna geb. Pfauertins. Pate: Georg Spanagl, Beamter der Kaiser Fer dinand-Nordbahn. Eltern: getraut am 27. Juli 1851. — Testament d. GR. u. Katecheten E. M. erliegt bei Notar Dr. Conrad Krünes, Wien I, Riemerg. 1, unter Num mer 881/42 am 21. IV. 1942. — *) Grippel Johann. Ge schichte des f.e. Knabenseminars der Erzdiözese Wien zu Oberhollabrunn (1906), 110. — ®) Sh. Personalstand der Säcular- u. Regular-Geistlichkeit der Wiener Erz diözese 1884/87. — ®) WDBl. 1887, 131. — *) Grippel a. a.0.110.— ®) Katalog der ehem. u. jetzigen Alumnen des Collegium Germanicum et Hungaricum de Urbe nach dem Stande vom 1. X. 1930. Paderborn (1930), 68. — ®) WDBl. 1887, 131. — i«) Lex. f. Theologie u. Kirche VIII (1936), 264. — ") Sh. einzelne Versamm lungsberichte der Christlich-pädagogischen Blätter. — *2) ChrpBl. 1912, 206. — ") ebenda. — '*) ebenda. — *') Personalstand der Wr. Erzdiözese. — In der Pfarre lagen damals selbst: Kapuzinerkirche, Kirche St. Anna, Malteserkirche in der Kärntnerstraße, Burgkapelle, in inmittelbarer Nachbarschaft St. Michael und St. Ursula. — *°) 1816 von Hof- und Burgpfarrer Jakob Frint auf Veranlassung Kaiser Franz I. gegründet. Personalstand d. Wr. Erzd. — **) So war der erste Kooperator Kate chet im X. Bezirk, ebenso die anderen außerhalb der Pfarre. Sh. die weiteren Personalstände. — *®) Perso nalstand. — *®) ChrpBl. 1912, 206. — ") WDBl. 1919, 41. — Hessel Johannes. Frauenkirche und ehem. Klo ster der Augustiner-Eremiten in Baden bei Wien, 1972. — 2») WDBl. 1944, 60. — ^2) ChrpBl. 1900, 32, 77. — Ka28

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