Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

und eine „Erschütterung und Schwächung der Sittlich keit und Religiosität" eintrat, ist wohl verständlich. Nach diesem Visitationsbericht wiederholt nun Firmian die Bitte, die er schon anläßlich des Berichtes über den Zustand der Klöster 1829 dem Kaiser vor gelegt hatte, daß nämlich aus dem Uberschuß des Alumnatsfonds Stipendien herausgegeben werden.Diese sollen denjenigen Theologiestudenten zugute kommen, die eigentlich im Alumnate wohnen sollten, es aber aus Raummangel nicht können. Es sind dies meist Söhne von ärmeren Schichten der Landbevölkerung, die durch ihr privates Theologiestudium bedeutende Nachteile in jeder Hinsicht zu tragen hätten. Mit etwa 80 bis 100 fi. C. M. jährlich wäre dieser Mißstand etwas er leichtert. Der Alumnatsfonds, der mit päpstlicher Be willigung auf Stiftungen „creiert" wurde, wäre dazu vollkommen ausreichend, der Religicnsfonds müßte nicht angetastet werden. Zuletzt fügt der Erzbischof noch eine Liste jener Priester bei, die sich in diesen beiden Dekanaten be sonders ausgezeichnet hatten. Die Priesterliste befindet sich in: Beiträge zur Wie ner Diözesangeschichte 13 (1972), Nr. 2, S. 14. 23. Weltpriester als Kirchendlrektoren bei St. Ursula in Wien Dr.Franz Loidl Der von der hl. Angela Merici (t 1540 zu Brescia) zu Ehren der hl. Ursula gestiftete Lehrorden der Ursulinen wurde 1660 von der frommen Gemahlin Kaiser Leopolds I., Eleonore, aus Lüttich nach Wien berufen und entfaltete an seiner Stätte in Wien I, Johannes gasse, und Währing, XVIII., eine überaus verdienst liche und sich im Laufe der Zeit steigernde Tätigkeit auf dem Gebiet der Bildung und Erziehung der weib lichen Jugend'). Da aber nach drei Jahrhunderten die Räumlichkeiten und auch die Lage nicht mehr dem Ideal und Zweck genügen mochten, gründeten die unternehmenden Ursulinen in Mauer (XXIII. Bezirk), Franz-Asenbauer-Gasse, ihr modernes Kloster mit den Schulen, dem Halb- und Ganzinternat-). Der unter Denkmalschutz stehende altehrwürdige barocke Ge bäudekomplex mit seiner beeindruckenden Fassade wurde glücklicherweise vom Bund käuflich erworben, damit gerettet und nun einem neuen Verwendungs zweck dadurch zugeführt, daß hier ein Teil der Aka demie für Musik und Darstellende Kunst unter gebracht') und auch für die Sammlung „Religiöse Volkskunde" mit der herrlichen alten Klosterapotheke ein anziehendes Museum geschaffen wurde''). Auch die 1673 grundgelegte und 1675 geweihte Kirche mit ihrer wertvollen Einrichtung blieb nicht nur erhalten, son dern bildet als Akademiekirche St. Ursula eine leben dige Pflegestätte echter Kirchenmusik') und einen Aus strahlungspunkt des kulturell-kirchlichen Rundfunks. Die zu leicht und zu rasch in Vergessenheit ge ratenen, jedoch in ihrer Art verdienten Kirchendirek toren, Beichtväter, Spiritualen aus dem Säkularklerus seien durch diese Liste in Erinnerung behalten. Bekanntlich wirkte hier der hl. Clemens Maria Hofbauer CsSR. von 1813 bis zu seinem Tod 1820 als Direktor und Spiritual für die Klosterinsassen und darüber hinaus in die Stadt als Prediger und Beicht vater, woran die erhaltenen Gedächtnisstätten in Kirche und Altar bleibend erinnern"). Vor ihm wirkte der ehe malige Jesuit P. Kiffer'), nach ihm der Kapuziner P. Anton Schmidbauer (1823), geb. 1759 in Mattighofen, OÖ., Priester seit 1790, und als Hilfsgeistlicher der Weltpriester Willibrord Schmitz, geb. 1750 zu Pünderlich an der Mosel (damals Preußen), Priester ab 1776. 1828 war P. Schmidbauer allein. 1829 wird die Stelle des Direktors als unbesetzt gemeldet. 1831 weist die Liste einen P. Philipp Do11fuß, Exaugustiner, als Beichtvater aus, geb. 1753 in Wien, Priester ab 1779«). Nun beginnt die Reihe der Weltpriester, die bis zum Ende der Ursulinenkommunität den Direktor und Beichtvater und auch Aushilfspriester und für die Schulen Religionsprofessoren und Religionslehrer stellten'"). Mathias Beer, Kirchendirektor, Beichtvater (1835), geb. 1763 in Wien,Pr. seit 1788. Pens.Pfarrer. Joseph M a y n o 11 o, Kirchendirektor, Beichtvater (1741), geb.1808 zu Baden,Nö.,Pr.seit 1830. Joseph P i c h 1 e r, Kirchendirektor, Beichtvater (1850), geb. 1790zu Lichtenegg,Nö.,Pr.seit 1820. Franz Kalmus,Kirchendirektor (1854), geb. zu Prag, Pr. seit 1830. Ab 1856 Ehrenkanonikus von Linz, emer. k. k. Feldkaplan, Rel,Lehrer an der k. k. Genie-Akademie. 1858 unbesetzt. Anton Dörfler, Kirchendirektor, Beichtvater (1859), geb. 1807 zu Iglau, Mähren,Pr.seit 1832. (Dazu ein Aushilfspriester: Defizient Gustav Kirch mayer,geb.1823 in Wien,Pr.seit 1846. 1870 wieder als Aushilfspriester Joseph Pichler, als pens.Pfarrer, Jubelpr. 1878 als Aushpr.Franz Baumgartner, pens. Pfr. von Lanzenkirchen, geb. 1810 zu Oberleinsitz, Pr. seit 1836). Anton Schöpfleuthner (1882), Kirchendirektor, Beichtvater, sodann Superior, geb. 1845 zu Markt hof, Nö., Pr. seit 1868, gest. als Hausprälat, Inful. Domscholaster in Wien I, Stephansplatz, am 19. VI. 1921"). Johann Treml, Kirchendirektor, Spiritual (1897), geb. 1860 in Desdhenitz, Böhmen, Pr. seit 1884, gest. als Ehrendomherr, Pfarrer von Währing-Wien XVIII, St. Gertrud,am 13. XII. 1922. (Aushpr. Johann Dörfler, geb. 1845 zu Iglau, Mäh ren, Pr. seit 1869. Dazu: An der LehrerinnenBildgsanst. m. Ubgsch. Domkapitular Dr. Gustav Müller; Alois Freudhofmeier, KDir. am Kloster d. Salesianerinnen; Franz Metzker, später noch andere. Thomas Schimkowitsch, Kirchendirektor, Spiri tual (1908), geb. 1868 zu Ringelsdorf, Pr. seit 1891, gest. als Pfarrer in Obersdorf am 22. II. 1921. Richard Joch, Kirchendirektor, Spiritual (1914), geb. 1863 zu Weißenkirchen, Mähren, Pr. seit 1886, gest. als EKäm., Pfarrer von St. Othmar, Wien III, am 28. IX.1927'2). Dr. jur. can. Franz W a 11 e n t i n, Kirchendirektor, 1917 (1916 Hausgeistlicher), geb. 1866 zu Göppersdorf, Schlesien, Pr. seit 1892, gest. als RelProf. i. R. am 28. V.1934. Spiritual RelProf.Franz Riedmüller(1917). Franz Riedmüller, Kirchendirektor (1921), geb. 1869 zu Breitstetten, Pr. seit 1894, gest. als RelProf. i. R. u. Ex-Kirchenrektor des Invaliden hauses, Wien XIII,am 21. III. 1946"). Dr. theol. Rudolf Gründler, Kirchendirektor (1924), geb. 1888 in Wien, Pr. seit 1911, gest. als KR., Advokat am Metropolitan- u. Diözesan-Gericht, RelProf. i. R., am 27. IV. 1962. Anm.:') Missong, Alfred, Heiliges Wien, Ein Füh rer durch Wiens Kirdien u. Kapellen. Wien 1948, S. 101. — ') Personalstand d. Welt- u. Ordensgeistlich keit d. Erzdiözese Wien, Wien 1972, S. 221. —') öster reichische Hochschulzeitung 1966, Nr. 5, S. 4f. — ') Schmidt, Leopold, Sammlung Religiöse Kunst mit der alten Klosterapotheke im ehemaligen Wiener Ursulinenkloster (Veröffentlichungen d. österr. Museums f. Volkskunde, Bd. XII), Wien 1967. — °) Missong a. a. O., S. 101 f.; Personalstand 1972, S. 122. — ") Missong a. a. O., S. 101 f. — ') Ebda S. 101. — ®) Personalstände d. Wr. Erzd. 1823, S. 18; 1827, S. 18; 1829, S. 19; 1831, S. 19. — '") Nach den Personalständen. Sh. die einzelnen Jahrgänge unter; Ursulinenkirche, u. Nekrologien d. Wr. Erzd. — ") Fried, Irmbert. Das Metropolitankapitel zu St. Stephan in Wien in seiner per sonellen Zusammensetzung in der Zeit von 1722—1900. Wien 1952, 144/146. — ") Loidl, Franz, Die Pfarre St. Othmar „unter den Weißgärbern" u. ihre Ge schichte, Wien 1936, S.65. —")Loidl, Franz, Invalidenhauskirche St. Johann Nepomuk in Wien. Wien 1948, S.29. Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter: Archivdirektor Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mecfaitharisten-Buchdruckerei, Wien VII, Mechitaristengasse 4.

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