Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Sein Nachfolger schrieb über ihn ins Ge denkbuch (II,276):„Der verstorb. H.Dechant Riederer hat die Pfarre Obermark, über nommen zu einer Zeit, da es als Ehre und Vorzug galt, hier Pfarrer zu sein. Er hat die Pfarre geleitet 38 Jahre lang, weit über die Grenzen von Obermark. hinaus bekannt, geachtet und geehrt. Seinen Pfarrkindern leuchtete er voran durch Wissenschaft und Frömmigkeit. Er imponierte durch sein ungewöhnliches Wissen, er wandelte vor den Seinen mit makellosem Ehrenschild. Der Pfründe schenkte der Verstorbene eine Reihe ausgezeichnet angelegter Weingärten, dem wissensbegierigen Nachfolger eine wertvolle Bibliothek. Wenn der Verstorbene trotz seiner Vorzüge hier viel Priesterleid getragen, und vor Miß erfolg und Enttäuschungen nicht bewahrt geblieben, so war das nicht seine Schuld, vielmehr eine zwangsläufige Folge der ungeheuren geistigen Umwälzung, die seit 1914 durch Europa geht vmd vor Obermark, natürlich auch nicht halt machte. Daß der hochw. Verstorbene gleidiwohl unerschüt tert stand — saltem in testimonium fidei — dankt ihm der Nachfolger von Herzen. ... Geschrieben, nachdem ich über ein Jahr Ge legenheit gehabt, die geistige Lage der Pfarrei und die Arbeitsweise meines Vor gängers zu studieren." 1941—46 P. Johann Wiesneth SVD, Missionspriester aus St. Gabriel: geboren 1908 in Waging, Bayern; nach seinem Weggange von Ober mark.Missionar auf den Philippinen,danach Pfarrer in München und schließlich Pfarrer in Quito (Ekuador). In der Nazi-Zelt zweimal in Haft: wegen Übertretung des Sammelverbotes (Meß wein), dann wegen „Fluchtbegünstigung" eines Theologen aus St. Gabriel. Fortdauer des 2. Weltkrieges und Behinde rung der Kirche. Kriegsende und Russenzeit: 10 Opfer in der Pfarre. Beginn der Kirchenrenovierung. 1946—53 P. Anton Angrik SVD, Missionspriester aus St. Gabriel: geboren 1911 in Hirschberg, Ostpreußen, nach seinem Weggange Pfarrer in Wien X. und Wels, danadi Seelsorger im Schwesternkloster St. Koloman in Stokkerau. Abschluß der Kirchenrenovierung, neue Kirchenglochen. 1953—63 P. Josef Spann SVD, Missionspriester aus St. Gabriel: geboren 1901 in Waltersdorf, Steiermark, vorher Pfarrer in Wien X., Geistl. Rat, nachher Pfarrer in Neumödling und Seelsorger in der Heilanstalt Gugging. Renovierung der Orgel, neuer barocker Beichtstuhl. 1958 Volksmission durch Redemporistenpatres. 1963— P. Johann Hermanns SVD, Missionspriester aus St. Gabriel: geboren 1911 in Münster, Westfalen, Geistl. Rat. Neubau des Pfarrhofes durch die Diözese^^). Quellen: a) Pfarrchronik („Gedenkbuch") und Matriken der Pfarre Obermarkersdorf. Die Lücken sind zum Teil erklärlich durch die Zeitereignisse (Hussitenkriege, Reformationszeit, SOjähriger Krieg), in denen viele Belege verbrannten. b) Akten aus dem Diözesanarchiv: Landpfarren, Obermarkersdorf. c) Heimatbuch des Bezirkes Hollabrunn. 2 Teile. Selbstverlag des Bezirksschulrates Hollabrunn. Beson ders die heimatkundlichen Arbeiten des Göttweiger Benediktiners P. Ludwig Koller (1. Teil). Anmerkungen: Ein Dokument von 1489(ohne Unterschrift) zählt die Reliquien auf für die Altäre des hl. Nikolaus und der hl. Maria Magdalena. -) Ulrich von Eitzing, aus einem bayrischen Rittergeschlechte, erwarb 1434 durch Kauf Schrattenthal. Durch weitere Erwerbungen errangen die Eitzinger, 1439 in den Freiherrnstand erhoben, eine Macht, die mit der Stellung der Kuenringer um 1300 verglichen werden kann. Michael Eitzing machte sich des Auf ruhrs gegen den Kaiser schuldig und wurde 1522 mit Hans von Puchheim in Wr. Neustadt hingerichtet. 1548 waren die Eitzinger schon protestantisch und bestellten als Patronatsherren für Schrattenthal und Obermar kersdorf auch protestantische Pfarrer. ^) „Hochwürdiger Fürst,... daß in meinem Dorf zu Markerstorff bey Schrattenthal alda Ich die Pfarre zu verleihn, der Pfarrer mit N"amen Herr Ulrich Weit ner, mit Tott abgegangen, damit aber meine Underthanen daselbst zu Marckerstorff, widerumb mit einem Pfarrer versehn, habe ich die Pfarre daselbst Herr Merten (Martin?) Randtecker verliehn, den Euer fürstl. G. Ich hiemit gehorsamblich praesentiere, ge horsamlich gleich bittendt, Sie wöllen gedachten Herrn M. Randecker, auf die Pfarr zu Markerstorff, zum Pfarrer gnediglich conflrmieren... Euer fürstl. G. gehorsamber Christoph Freyherr von Eyzing." Im Inventarium von 1556 ist die Rede von einer ehe lichen Tochter, „er noch Schulmeister gewesen".(Akten im Diözesanarchiv). "') Unter dem lutherischen Pfarrer Lackner hatte Schulmeister Viehauser 13 Knaben im Unterrichte. (P. Koller im Heimatbuch.) ") Nach dem Abgange der Eitzinger 1620 kam das Gut Schrattenthal durch Kauf an die Kaiserin Eleonora, Gemahlin Ferdinands II., die es der Gräfin Octavia von Strozzi schenkte. 1658 findet sich Markus Freiherr Putz von Aldersthurm im Besitze der Herrschaft, dem sein Sohn Johann Markus 1659 folgte. 1706 ist Maria The resia Gräfin Hartig, geb. Putz, Inhaberin; auf sie fol gen 1737 Anton Isaias Graf von Hartig, dann 1759 Anton Casimir und 1780 Anton Franz von Hartig. 1797 übernahm die Herrschaft Joh. Jakob Freiherr von Chachard, 1803 Aug. Graf Attems. Die späteren Guts besitzer sind Theodor Ritter von Offermann, Viktor Freiherr von Offermann und seine Erben, dann folgen Schumpeter und Schubert.(Nach P. Koller.) ®) 1476 errichteten die Eitzinger in Schrattenthal eine kleine kirchliche Niederlassung für AugustinerChorherren, die in der Reformationszeit um 1530 jedoch wieder einging, sie war für fünf Chorherren mit einem Propst bestimmt. Propst Martin Myllius errichtete eine Druckerei in Schrattenthal, in der seine in Latein abge faßte Schrift über die Sieben Schmerzen Mariens 1521 gedruckt wurde. Die Bruderschaft von den Sieben Schmerzen Mariens war ebenfalls von einem Eitzinger eingeführt und reich dotiert worden. Einige Pfarrer führten nach 1620 noch den Titel „Propst von Schrat tenthal". Um den Besitz der Propstei bewarben sich um 1650 das Wiener Dorotheastift, der Jesuitenorden und das Kloster St. Andrä a. d. Tr., das schließlich die Besitzungen 1669 käuflich an sich brachte. (Nach P. Koller.) ') Von Pfarrer und Propst Pranckh liegt in den Akten (Diözesanarchiv) ein Inventar vom 18, 2. 1623 mit der Dreiteilung: a) Pfarrkirche Schrattenthal, b) Schloßkapelle Schrattenthal, c) „so alles Ober Marckerstorff gehörig sein solle". In der Pfarrchronik ist der Taufname mit Gregor Stefan angegeben, was wohl ein Irrtum sein dürfte; die Akten nennen ihn Ernst Albert. ®) Am 18. 4. 1630 präsentiert „Contesa Octavia Strozi, Gräfin zu Schrattenthall" — „dem Hochwst. Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Leopold Wilhelm, Erzherzog zu Österreich und Herzogen von Burgund, Steyr, Karntten, Krain und Württenberg, Bischofen zu Straßburg, Halberstadt und Passau" — „nach zeit6

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