Beiträge Diözesangesdiidite BEILAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTE5 Nr. 1 {Jänner 1973) III. Jahrgang Nr.1 Wien,am 1. Jänner 1973 14. Jahrgang Inhalt: 1. Matrikenforschung. — 2. V. E. Mildes Mitarbeit an der Reform des Strafvollzuges. — 3. Neuere Verbote politischer Betätigung des Klerus. — 4. Wort- und Sachregister für Heimatforscher nebst einem Anhang „Wege zur Erstellung einer Ortsgeschichte". — 5. Wiener Diözesanhistorisches. — 6. Pfarrer in Obermarkersdorf bei Retz. — 7. Wiener Apotheken mit christlichen Benennungen. 1. Matrikenforschung ist leider ein stark vernachlässigter Zweig der seel sorglichen wissenschaftlichen Beschäftigung, und diese läge doch so nahe... Für wie viel Zweige der Kultur geschichte verbreiten die Matriken Licht? So hat jetzt der Rektor vom Steinhof (Baumgartner Höhe Wien XIII, heute XIV), Anton Gutmandlberger, aus dem ersten Matrikenbuch von Mödling, beginnend nach dem Türkenkrieg, herausgebracht, daß 48 Pro zent aller Hochzeitsleute aus der Steiermark stammten — ein Beitrag zur Besiedelungsgeschichte nach dem Türkenkrieg. Korrespondenzblatt f. d. kathol. Klerus. Wien 1933, Nr. 21, 216. — Nur als Erinnerung: Kirchliche Matriken und Pfarrchronik von Möns. Anton Kogler, Dechant, Waltersdorf, Steiermark, in: österr. KlerusBlatt Nr. 10/1972. — Weiters; Wiener Diözesanblatt 1887, 5, 55: Über Anregimg der k. k. statistischen Centraikommission hat der k. k. Minister des Innern durch die k. k. n. ö. Statthalterei zum Zweck der Er mittlung der Bevölkerungsstatistik früherer Jahre an alle Seelsorgsstationen bzw. Matrikenführer fünf Fragen vorgelegt. Lt. Ordinariatsverordnung sollten bis Ende März d. J. die Ergebnisse im Wege des Dekanatsamtes an d. f. Ordinariat gesendet werden. — Termingemäß liefen die Angaben ein. WDBl 1887, 10, 109—118 (Alter der Pfarrmatriken nach Dekanaten). — Auch: Rudolf Geyer, Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienfor scher. Verlag d. österr. Institutes f. Genealogie, Familienforschung und Wappenkunde. Wien 1929 (V/324 u. 6 Kartenbeilagen). Dr. F. L. 2. V.E. Mildes Mitarbeit an der Reform des Strafvollzuges Dr. Hildegard Holtstiege, Mainz 1.0 Vorbemerkungen V. E. Milde — von 1832—1853 Erzbischof von Wien — hatte sich bereits in den Jahren 1810—1817 auf Veranlassung der n.ö.-Regierung mit Fragen des Strafvollzuges befaßt^). Als im Jahre 1844 ein Plan für die Errichtung eines Strafhauses in WienerNeustadt ausgearbeitet und damit ein Versuch zur Einführung eines verbesserten Systems gemacht werden sollte, wandte sich die n.ö.-Regierung erneut an ihn als Erzbischof. Wenn Milde in diesem Zusammenhang auch nicht mehr unmittel bar selbst mit der Frage befaßt wurde,so zeigt die Art und Weise, wie er das an ihn herangetragene Anliegen — Geistliche für die Vorbereitungskom mission zu benennen — behandelte, sein noch im mer waches und aktives Interesse an Fragen der Reform des Strafvollzuges. Darüber geben Auf schluß 2.0 drei Dokumente aus dem Jahre 1844. 2.1 In einem Schreiben vom 22. April 1844 teilte der Oberste Kanzler Inzaghi Bischof Milde mit, daß eine Kommission gebildet sei, die einen wohl durchdachten Vorschlag für die Errichtung einer Strafanstalt in Wiener-Neustadt zu erarbeiten habe, „womit der Versuch über die Einführung eines verbesserten Sistems (sie!) gemacht werden solP)". Er bat den Erzbischof um die Benennimg von sachverständigen Geistlichen für diese Kom mission. 2.2 Am 13. Mai 1844 richtete Milde ein Schreiben folgenden Wortlauts an den Dechant Phillipp Münich in Ebersdorf(und an den) Pfarrer Laurenz Alko in Baden: Nachdem Se. k. k. Maj. eine Kommission zur Berathung über die zweckmäßigste innere Einrich tung einer Strafanstalt welche für 800 Sträflinge erbaut werden soll, unter dem Vorsitz Sr. Ex. des k. k. Nö. H. Rggs.-Praesidenten niederzusetzen geruhet haben, und da Allerhöchst dieselben Mir die Ernennung verständiger und erfahrener Geist lichen als Commissions Mitgliedern überlassen haben, so habe Ich E. Hw. in Vertrauen auf Ihre Erfahrung, Ihre ruhige und richtige Denkungsart, hiezu bestimmt, und zweifle nicht daß Sie Meinen Erwartungen und dem wichtigen Zwecke ent sprechen werden. — Sobald der Anfang der Kommission bestimmet seyn wird, werden Sie hievon Nachricht erhalten; einstweilen setze Ich Sie in Kenntniß, damit Sie vorläufig über diesen Gegenstand, besonders über die moralische Besserung der Sträflinge nach denken, sich über die Vorzüge oder Nachtheile der einzelnen Gefängniß Systeme, besonders des Pensylvanischen, und Aubournischen deutliche und bestimmte Begrife (sie!) formen, und Gründe und Gegengründe überdenken können. Ich wünsche in dieser Hinsicht, daß Sie in der nächstfolgenden Woche am Dienstage hieher kom men und Nachmittags um 4 Uhr bey Mir erschei nen, um mit Mir vorläufig Aussprache nehmen zu können. Aus M. Palais in Wien den 13. May 1844 3165 Vinc. Sld. Milde"®) P Fase.U.St.51 3 2.3 Milde antwortete dem N.ö.-Regierungspräsidenten am 15. Mai 1844 mit folgendem Schreiben: „Sr. Ex, Reggs.-Praesidenten Talatzko EE.
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