Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

14. Pfarrer: Palm Alexander 1860—1883 15. Pfarrer: Mayer Johannes 1883—1910 16. Pfarrer: Hradelovics Franz 1910—1917 17. Pfarrer: Stracker Leopold 1917—1942 18. Pfarrer: Fessel Heinrich 1942—1951 19. Pfarrer: Toriser Josef 1951—1969 20. Pfarrer: P. Oorschot Vivald OFM. 1969— 42. P. Franz Ser. Volbert S7. Immerwährender Beichtvater (t 1966) Dr. Franz Loidl Beichte und Buße und mit ihnen zusammen hängende Notwendigkeiten und Probleme stehen wiederum in mündlicher und schriftlicher Diskussion. Müdigkeit und schwankende Auffassungen und Klagen und Beurteilungen finden sich bei den „Beichtvätern" und bei den „Beichtkindern", wenn die altertümlich anmutenden Bezeichnungen noch gebraucht werden dürfen. „Die Last des Beichtstuhls" drückte seit jeher, wer möchte dies leugnen oder leichternehmen, und wen drückte sie nicht? Und auch die Pönitenten haben ihre Ängste und Sorgen. Denken wir nun nicht an die Opfer des Beicht geheimnisses, sondern an die Opfer des Beichtstuhls, wie es der Verstorbene war, der diesem Priesteramt und diesem hl. Sakrament sein Lebtag lang und mit ganzer Hingabe diente. Tausende, ja Zehntausende Beichten von Welt- und Ordenspriestern, Kloster leuten, Priesteramtskandidaten und Katholiken ab nahm. Was von P. Leopold v. Castelnovo OFM Cap. (1866—1942) in seiner mit „Ein Anwalt der göttlichen Barmherzigkeit" (Solothurn 1951, 2. Auflage, aus dem Italienischen übertragen) ausgesagt wurde, kann auch auf seinen Zeitgenossen, eben unseren P. Franz Ser. Volbert, angewandt werden, dem dieser Gedächtnis artikel gewidmet sei. Überschrieben mit „Die Last des Beichtstuhls", heißt es:„Wenn sich die Größe eines Menschen an der Kraft offenbart, womit er die Lasten des Lebens trägt, dürfen wir P. Leopold einen Helden nennen. Denn freudig trug er das ganze Leben die Last des Beicht stuhls, dieses wahre Martyrium des Priesters. Man denke sich einen Menschen, dem Dienst der anderen ganz hingegeben, während fünfzig Jahren in ein Kämmerlein eingeschlossen, Tag für Tag gleich leutselig und freundlich. Das eintönige Geflüster der zahllosen menschlichen Armseligkeiten, denen er sein Ohr lieh, mußte ihn bedrücken. Aber nie ein Aus bruch des Unwillens und der Ungeduld, nie ein Zeichen des Ekels! Ist das nicht ein Held der Geduld? So lebte P.Leopold. Dazu war er fast beständig kränk lich. Und doch erklärte er nie: ,Ich habe genug!' Nie schickte er jemanden wegen unpassender Zeit fort. Hatte er für einige Augenblicke den Beichtstuhl ver lassen, kehrte er auf das Zeichen der Glocke sofort zurück: ,Eccomi, da bin ich!' Immer war es so, auch wenn es sich zehn- oder hundertmal wiederholte." (S. 91). Lebensdaten: Geb. am 17. August 1884 zu Steyr, O. ö., war Franz Seraph Maria Josef Volbert Zögling des Bisdiöfl. Knabenseminars Kollegium Petrinum in Linz/Urfahr, trat nach der 6. Klasse 1904 ins Noviziat der Jesuiten in St. Andrä/Lavanttal ein, war 1907/10 Präfekt in Kalksburg, studierte 1910/11 Philosophie in Preßburg und dann Theologie in Inns bruck, empfing am 15. Juli 1916 daselbst die Priester weihe, wirkte 1919 bis 1924 als Spiritual am Bischöfl. Knabenseminar der Diözese Klagenfurt und war von 1924 bis 1966 — nur mit dreimonatiger Unterbrechung 1939 in der Stiegenkirche zu Graz — an der Canisiuskirche in Wien IX als ständiger Beichtvater, Exerzitienmeister, Kongregationspräses, vor allem auch als geistlicher Berater der Priester, Priesteramts kandidaten und Ordensleute, darunter in besonderer Weise der Schulbrüder in Strebersdorf, Wien XXI, überaus segensreich tätig. Er starb am 21. Juli 1966 im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien VI, Liniengasse, und wurde in der Gruft der Schulbrüder zu Strebersdorf beigesetzt. P. Volbert lebt in Gedächtnis und Verehrung weiter als Charismatiker der Güte und Geduld und als bleibendes Vorbild der schwierigsten, aufopferndsten und selbstlosesten Seelsorgstätigkeit, wie es Beichtstuhl und Individualseelsorge abverlangen. Nachruf auf dem Totenbildchen: P. Volbert entstammte einer angesehenen west fälischen Familie, die bis 1461 zurückverfolgt werden kann. Sein Großvater war Schraubenfabrikant und Erfinder der Eisenbahnschraube; er wanderte mit sei nem achtjährigen Söhnchen Franz, dem späteren Vater unseres Paters, nach Steyr aus imd gründete dort eine Feilenfabrik. Die Mutter von P. Volbert war eine ge bürtige Cäcilia Neuhauser, eine Schmiedstochter aus Stadlkirchen b. Steyr. Die Persönlichkeit von P.Volbert wurde von den guten Anlagen seiner Eltern geprägt, freilich sehr unterschiedlich verteilt: für sich behielt er die unbeugsame Festigkeit und die Genügsamket des Westfalen,für andere hatte er die Liebe, Güte und Gebefreudigkeit seiner Mutter. „Von ihr habe ich das Oberösterreichische", pflegte P. Volbert zu sagen. — Seine Kindheit war mit Leid erfüllt: Mit vier Jahren erkrankte er an schwerem Scharlach und an einem Lungenemphysem, das damals nicht operiert wurde imd ihm zeitlebens eine Schädigung der Stimme und eine gekrümmte Haltung einbrachte. Mehr als zwei Jahre war der kleine Franz bettlägrig und erhielt den ersten Schulunterricht im Elternhaus. 1893 starb sein Vater.Eine gute Erbanlage war ein ungewöhnlich treues Gedächtnis,es ließ ihn nie vergessen auf die vielen See len,die ihm im Beichtstuhl und bei Exerzitien begegnet waren. Besonders beliebt und hochgeschätzt war er als Priesterseelsorger und als ständiger Beichtvater bei den Brüdern der Christlichen Schulen in Strebers dorf. In Anerkennung seiner Verdienste nahmen sie ihn als Bruder Johannes von La SaUe in ihre Ge meinschaft auf, in dankbarer Verehrung schenkten sie ihrem hochgeschätzten Beichtvater eine Ruhestätte in ihrer Gruftkapelle im Ortsfriedhof Strebersdorf. Ver klärung und Krönung dieses so reicherfüllten Priester lebens war die Feier des Goldenen Priesterjubiläums am 15. Juli 1966, P. Provinzial Schasching überbrachte die Glückwünsche der Gesellschaft, den Dank der Erzdiözese, den Segen des Hl. Vaters. Am Annatage, dem 26. Juli, wurde die sterbliche Hülle des Verewigten noch einmal in die Canisiuskirche gebracht, die ihm so unendlich viel verdankt. In der Klosterkirche zu Strebersdorf nahm seine von ihm so geliebte Gemeinde der Schulbrüder tief ergreifenden Abschied. Have pia anima. R. i. P. Totenbildchen zeigt sich herabneigenden Heiland, Viktring/Kärnten, um 1400. Verlag Ettal. 45.Kirchliche Verhältnisse im Neustädter Distrikt 1635—1641 Peter Schlor, Prigglitz Vor einigen Jahren wurden die Verhältnisse im Neustädter Distrikt Salzburger Erzbistums an Hand des Visitationsberichtes von Erzdechant Hieronymus Schmutz aus Weizberg, der im Jahre 1760 die Pfarren Personalstand der Wiener Erzdiözese 1926, 288; 1958, 655. — Gedenkschrift zum 50. Schuljahr des Bischöfl. Gymnasiums am Kollegium Petrinum, Linz 1954, 114. — Wiener Diözesanblatt 1966, 92. — Wiener Kirchenzeitung 1966, Nr. 31, 9. — Rundbriefe an die ehemaligen Schüler und Freunde der Schulbrüder, Wien XXI, 1966/2, Nr. 4/6, 201; 1966/3, Nr. 4/7, 233—241 und 14 Bilder. 45

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=