38. Allbundespräsident MIklas kondoliert zum Tod Erzblschofs Kamprath 1952. L. J. Chr! (=^ Laudetur Jesus Christus!) Wien, 9. April 1952 Euer Eminenz! Hochwürdigster Herr Kardinal Erzbischof von Wien! Ein unerwartet raschester Tod hat Euer Eminenz (Kardinal Innitzer) Ihren langjährigen Weihbischof, Se. Exzellenz Erzbischof Dr. Kamprath nach Gottes unerforschlichem Ratschluß aus diesem Erdenleben ins schönere Jenseits genommen. Was Erzbischof Doktor Kamprath Ihnen, Eminenz, ja schon Ihren Vorgängern auf dem erzbischöflichen Stuhle der Wiener Erzdiözese als Priester, Generalvikar, dann Weihbischof beruflich, ein treuer Mitarbeiter in der Seelenbetreuung der großen Erzdiözese gewesen ist, das brauche ich in die sen Zeilen nicht aufzuzählen. Es ist Euer Eminenz imd dem ganzen hochwürdigsten Ordinariat sow:ie den katholischen Diözesen gewiß in dankbarster Erinne rung. Der liebe Weltheiland, dem der nunmehr Ver ewigte ein langes Leben ad altare Dei und in der weiten Umwelt in Treuen diente, wird ihm in der Sterbestunde gewiß ein gnädiger, barmherziger Richter gewesen sein. Möge Er ihn auf die Fürbitte der lieben Gnaden mutter des Heilandes und des hl. Josef recht bald ein führen in des Himmels ewige Freuden! Seine sterb lichen Uberreste aber mögen in Gablitz sanft ruhen in Gottes heiligem Frieden, in dauernder Verehrung aller wahrhaft christgläubigen Diözesanen! Erzbischof Dr. Kamprath stand im 81. Lebensjahr, als ihn der Tod überraschte. Ich stehe im 80. Lebens jahr und hatte, als mich seine Todesnachricht am 8. April 1952 nachmittags im Radio überraschte, gerade eine recht traurige Gedenkstunde. Ich war nämlich genau sieben Jahre vorher, am 8. April 1945, etwa um 3 Uhr Nachmittag in der Hainburger Straße 15 mit meiner Familie (die sieben Söhne alle im Felde, zwei von ihnen schon gefallen, der dritte folgte noch 1945 nach) schwerstens ausgebombt worden! War in solcher Seelenstimmung nicht auch das plötzliche Ableben des hochw. Herrn Erzblschofs Dr. Kamprath eine Art Mene Tekel. . ., für mich, der ich fast im Alter Dr. Kamp raths stehe und dazu seit fünf Monaten recht marode bin? — Ich bin, was immer Gottes Wille ist, bereit, Seinem heiligen Rufe zu folgen. Denn „was Gott will, das ist das Beste", pflegte der selige P. Wilhelm Janauschek (heiligmäßiger Redemptorist) zu sagen. Der kommende Karfreitag mit dem Karsamstag und Oster sonntag (11. bis 13. April 1952), die mich an die schwer sten Krisentage Österreichs, 11. bis 13. März 1938, also vor zweimal sieben Jahren + einen Monat erinnern, werden mir das eindringliche Mene Tekel nur noch ver stärken. Gottes heiliger Wille geschehe! — Verzeihen Euer Eminenz, daß ich als ein „Alter von vorgestern" als Ausdruck meiner persönlichen Seelenstimmung diese Zeilen dem Beileidsschreiben zum Heimgange des verewigten Weihbischofs Erz bischof Dr. Kamprath angefügt habe! An den Trauer feierlichkeiten für den Verewigten im Sankt Stephans dom werde ich selbstverständlich noch teilnehmen, aber nach Gablitz hinaus zu seiner Ruhestätte kann ich den Leichenzug nicht mehr begleiten. Erzbischof Dr. Kamprath ruhe sanft in Gottes heiligem Frieden! Und sei uns Österreichern allen, den wahrhaft Christusgläubigen, aber auch unseren noch irrenden Brüdern und Schwestern, die doch noch im Sinne der Bethlehem-Engelsbotschaft guten 'Willens sind. Für bitter beim Allerhöchsten ut fiat vera pax, „Fax Christi Regis" in Austria, im corde Europae, et in orbe terrarum! Genehmigen Euer Eminenz mit dem Ausdruck auf richtigster Anteilnahme an dem schweren Verluste, der besonders auch Sie getroffen hat, die Versicherung frommen Mitgedenkens in Gebet und Opfer Ihres hochachtungsvollst ergebenen Wilhelm Miklas. 59. Gottesdienststätte im Winarsky-Hof, Wien XX (1954/1955) t Pfarrer Franz Schmid^) Nach der Februar-Revolte 1934 wurde Richard Schmitz als Bürgermeister an die Spitze der Gemeinde Wien berufen. Er und Kardinal Innitzer äußerten den Wunsch und Willen, daß in den größeren Gemeinde bauten und Sälen wo möglich Gottesdienststätten er richtet werden. In der Pfarre Zwischenbrücken (Wien XX) befand sich in der Stromstraße 76 — verlängerte Seestraße — der große sog. Winarsky-Kinosaal mit einer Anzahl von Nebenräumen. Es war eine Art Zentral-Regierungsstelle der Sozialdemokraten. Diesen großen Saal (für 500 Personen) samt Kino und den Nebenräumen wollten wir für die Pfarre erwerben: a) als Gottes dienststätte, b) für Pfarr- und allgemeine Verwendung (da es im ganzen Bezirk keinen so großen Saal gibt), c) für Karitaszwecke, d) für die verschiedenen Jugend gruppen, e) für die Betriebs-Vorführungen im sehr gut eingerichteten Kino und f) als Schulkino. . . alles eventuell als Einnahmsquelle für Kirchen- und Pfarr zwecke. — So unsere Gedanken!!! — In diesem Sinn haben wir vom Verwaltungsausschuß der Katholischen Aktion die Anmeldung sofort gemacht: a) bei der Polizei, b) bei der Magistratischen Liquidierungsstelle, c) beim H. Bürgermeister, d) beim eb. Ordinariat — der damals entstandene „Heimatschutz" hat den Saal usw. auch für sich angemeldet, doch zu Gunsten der Pfarre zurückgezogen —. Die Aussichten waren anfangs überall ziemlich gut. .. Wir haben bald für die Gotteldienststätte vom eb. Ordinariat und von der Polizei die Genehmigung erhalten. Um die Lizenz für den Kinobetrieb bemühte sich die Katholische Volkslesehalle (unter ihrem Präsi denten, dem Augustiner-Chorherrn Petrus Rumler aus Klosterneuburg), was aber sehr langsam voranging. Pfarrer Franz Schmid (der Chronist) berichtet weiter, daß er den beweglichen Altar, die zur Bühne auf steigende Treppe und anderes Inventar habe herstel len lassen, so daß er am 21. Oktober 1934 um 8 Uhr die Altarweihe habe vornehmen und die erste hl. Messe habe zelebrieren können. Den weiteren Gottesdienst übernahm sodann Hauptschulkatechet Otto Grassinger''^). Leider zogen sich die Verhandlungen wegen der Kino-Lizenz den ganzen November hin. Als die Volks lesehalle mit den Renovierungsarbeiten ziemlich fertig war und mit dem definitiven Programm beginnen sollte, verlangte die Polizei bzw. die Liquidierung stelle zuerst die Zahlung der alten Schulden der Vor gängerin, der Sozialdemokratischen Partei, was aber die Volkslesehalle ablehnen mußte, worauf weitere Aufführungen im Kino verboten wurden!!! Als nicht richtig und unpassend ergab sich auch: Am Vormittag Gottesdienst und am Nachmittag Kino vorstellung im gleichen Saal!? Da überdies die „Roten" Bewohner des WinarskyHofes und der Umgebung den Gottesdienst und das Kino boykottierten, manchte Präsident Rumler den Diözesanarchiv Wien, Erzbistum Wien, General vikare, Franz Kamprath 1929/50. — Das Großgedruckte ist in dem wie gestochen kurrent geschriebenen Brief unterstrichen. Altbundespräsident Miklas starb am 20. März 1956, im 84. Lebensjahr. Er wohnte in Wien I, Wildpretmarkt 1. 43
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