Das Ziel soll erreicht werden durch milde Gaben edler Menschenfreunde! Daher ergeht an sie alle die freundliche und dringende Bitte, durch gütige Spenden oder durch den Beitritt als Mitglieder (diese zahlen jährlich Kr. 3,— und erhalten monatlich das gemein same Vereinsblatt aus Linz) dieses edle Werk zu fördern. Das Liebeswerk wird hiemit der wohlwollenden Förderung seitens des hochw. Diözesanklerus bestens empfohlen." Unterdessen mußte ein Heim bzw. Platz für die in Frage kommenden Kinder gesucht und erworben werden.Es bestanden bereits drei Heime,die eine Mög lichkeit bieten mochten: Das St. Antonius-Heim in Stetten b. Komeuburg (Volks- und Bürgerschule für Knaben rmter Leitung der Schulbrüder)für 120 Schütz linge; das Stephaneum des Kathol. Waisenhilfsvereins zu Biedermannsdorf (vorschulpflichtige Kinder und Volks- und Bürgerschule für Mädchen) für 60 Schütz linge; und das Heim (Asyl) für verkrüppelte Kinder (Knaben und Mädchen) in Oberlanzendorf (Pfarre Maria Lanzendorf) für 80 Schützlinge^®). Gab es schon Stiftsplätze in den beiden erstgenannten Heimen, so sollte dieses letztgenannte Heim nun in die Verwal tung des Seraphischen Liebeswerkes kommen, wie durch mehrmaliges beharrliches Fragen aus dem zu be scheiden denkenden Möns. Altrichter vom Verfasser herauszubringen war. Eines Tages erschien nämlich die Oberin (Barmherzige Schwester, Mutterhaus Graz, Mariengasse) bei ihm und erkundigte sich, ob nicht das Liebeswerk das Heim in Oberlanzendorf übernehmen könnte. Während der Verhandlungen ergab sich ein Angebot einer daneben aufgelassenen, verfallenden Zwirnfabrik, die im Besitz eines jüdischen Fabrikanten stand. Der Verwalter bot die Objekte samt dem Areal um einen Preis von 2,000.000 Schilling zum Kauf an. Da jedoch das Liebeswerk so eine hohe Summe nicht zur Verfügung hatte, wurde erst auf 1,000.000 Schilling herabgehandelt, und da sich kein anderer Käufer fand, der Kauf um eine halbe Million Schilling getätigt. Bau meister Prokosch übernahm die Abtragung der Ge bäude unter der Bedingung, daß ihm das Material überlassen wurde. Dafür errichtete er die Mauer um das ganze Areal, das nun in einen Gemüsegarten um gewandelt wurde, für den man die Bewässerung aus der vorbeifließenden Schwechat herbeileiten konnte. Bald konnten an die 300 Kinder hier untergebracht werden, die von zehn bis zwölf Barmherzigen Schwe stern betreut wurden. Was Möns. Altrichter an persön lichen Opfern, Arbeitsleistungen, da er sich vor keinem Handgriff scheute usw., erbrachte, würde weit den Rahmen dieses Artikels sprengen,wollte man davon be richten. Einmal ging es ihm dabei sogar ans Leben. Als besonderer Erfolg war auch die Erwerbung des öffentlichkeitsrechtes für die Heimschüler zu buchen. Leider wurde auch dieses Werk vom NS-Einbruch zerstört, „dieses Kinderparadies der Ärmsten voll ständig zertreten", was den edlen Kinderfreund schwerstens in der Seele traf und ihm eine bleibende Wunde zufügte. Die Beschlagnahme bedingte das nun mehrige Fehlen des Archiv- und Kanzleimaterials. Seit 28. April 1967 ruht Altrichters Leib im eigenen Priestergrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (hinter der Dr.-Karl-Lueger-Kirche). Was er in den zwei Jahrzehnten des Bestandes „dieses Vorläufers eines Kinderdorfes in der Wiener Erzdiözese" vollbracht, wurde ihm von Kirche (Päpstlicher Ehrenkämmerer 1929) und Staat (Überreichung des ihm vom Bundes präsidenten Wilhelm Miklas durch Sozialminister Dr. Resch verliehenen Silbernen Ehrenzeichens der Republik 1933) bedankt und lebt im 1948 wiedererstan denen, nun von den Kapuzinern in Wien I, Tegetthoffstraße 2 (Kloster) betreuten Seraphischen Liebes werk fort, das 1948 bereits wieder 1033 Mitglieder zählte. Belege: Personalstand der Wiener Erzdiözese; Wie ner Diözesanblatt 1905, 132, 204; 1907, 192; 191^ 157; 1929, 43; 1934, 130; 1935, 115; 1936, 28, 71, 136; 1967, 60; Johann Grippel, Geschichte des f. e. Knabenseminars der Erzd. Wien zu Oberhollabrunn 1906, S. 120; 100 Jahre Bundes-Gymnasium Hollabrunn 1865—1965, Hollabrunn 1965, S. 79; Wiener Kirchen-Zeitung (Dr. Franz Loidl), 14. Mai 1967: Möns. Josef Alt richter t; Leopold Krebs, Das karitative Wirken der käthol. Kirche in Österreich im zwanzigsten Jahrhun dert, Graz u. Wien 1927, S. 16—19, 52f.; Seraphischer Kinderfreimd, Zeitschrift des Seraphischen Liebeswer kes, Wien 1948 (Jg. 37/38) (Schriftleiter P. Hildebrand Urdl OCap.), S. 3 u. 12; Kleines Volksblatt 1949 (6. 3.); Mariahilfer Bezirksbote, 1933 (2. 1.); Lex. f. Theol. u. Kirche (Buchberger) IV (1932) 209; VI (1934) 566; Er lebnisse u. Gespräche des Autors und Mitteilungen der langjährigen Sekretärin Anna Bozdech (Wien VII, Schottenfeldg.), u. a. Mitt. Anmerkungen: Ü Sh. Dr Franz Loidl, Cölestin Wolsfgruber (1848—1924), Wien 1959, S. 24—32. — 2) Erzählte oft von dem Pfarrersonderling Joh. Kaltenegger (*1843 zu Aspang, Pr. 1866), von dem ihn Weih bischof Marschall erlöste. — ^) Personalstand. — Ü Wiener Kirchenblatt 1928 (10. Jg.), Nr. 33 mit Porträt. — °) P. Cyprian Fröhlich. „25 Jahre im Dien ste des göttlichen Kiinderfreundes" (1914). — ®) Starb 1932. Korrespondenz der Associatio pers. sacerd. Wien 1932, S. 158. — Ü Ebda. 1929, S. 31. — ®) Starb am 17. August 1938 und mußte so den Untergang des Wer kes erleben (Nekrologium 1962, S. 95). — ^) Beliebt wegen der an Wilhelm Busch erinnernden gelungenen Skizzen und Geschiditen. — ^®) Krebs, a.a.O., S.52f. 32. Von der Januarius-Kapelle, einem verlassenen, noch bestehenden Heiligtum (Schluß) Fritz legte am 29. Jänner d. J. seine professio fidei ab. Er starb am 7. September 1827. Mit Datum vom 11. Oktober d. J. reiditen zehn Kleriker um diese vakante Stelle ein. Primo loco wurde Joseph R i n n e r, gebürtig aus Enneberg (Tyrol) und Benefiziat am Bür gerspital zu St. Marx, vorgeschlagen und ausgewählt. Er war bereits 68 Jahre alt, hatte am Priesterseminar zu Brixen studiert, diente 20 Jahre als „Hülfspriester", teils als Seelsorger in seiner Geburtsdiözese, 9 Jahre als erster Kooperator und deutsdier Prediger zu Triest und war seit 1812 eben Benefiziat bei St. Marx (Wien). Merkwürdigerweise findet sich in der ab 1802 ge druckten Konsistorial-Currende nichts über die Januarius Kapelle, erst 1851"), da wiederum der Kon kurs für das Benefizium in der St. Januarius-Kapelle im lombardisch-venetianisdien Gardehof mit Angabe der Obliegenheiten des Beneflziaten ausgeschrieben wurde: a) täglich die hl. Messe, und zwar vier derselben in der Woche auf die Intention des Stifters zu lesen; b) an allen Sonntagen eine Homilie zu halten; 36
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