Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Prof. Wolfsgrubers gefunden") und war als Mitglied (seit 1911) des Wiener Altertxuns-, nunmehrigen Gesdiichtsvereins zur Mitarbeit am großen Werk der Gesdiidite der Stadt Wien herangezogen worden.1914 war denn auch sein vorbildlidier Beitrag zum V. Bd. (S. 160—330): „Das kirchliche Leben und die christli che Charitas" (vom Ausgang des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Maria Theresias) erschienen*®)1912/ 14 mit der "Veröffentlichung von Pfarr-Regesten im Wiener Diözesanblatt begonnen worden, die 1925/31 ihre Fortsetzung fanden*'), und denen 1927 und 1948 die beiden Bändchen „Spaziergänge durch Alt-Wien" folgten, die sich wohl an breitere Kreise wandten und auch bei ihrem Abdruck vorher imu Wiener Kirchen blatt (Jg. V—XI, 1923/29) gern gelesen wurden, aber durchwegs Archivmaterial vorlegten und den Verfas ser als ausgezeichneten Kenner des Stefansdomesund seiner reichen Geschichte offenbarten. Im Auftrag der Religionsprofessoren gab er bereits 1931/32 noch das zweibändige Lehrbuch für Kirchengeschichte an Mittelschulen heraus. Hauptsorge und Lebensaufgabe Tomeks bildete aber die großangelegte, auf drei Bände geplante Kir chengeschichte Österreichs, ein erstmaliges Werk die ser Art, womit er sein am Grabe des Vorgängers ge gebenes Versprechen einlösen mußte und wollte.1936 kam im Verlag Tyrolia der I. Bd. (389 S): Altertum und Mittelalter, heraus, und 1938 lag bereits der II. Bd. in Druckfahnen und ^ vom Verfasser korrigiert vor, wurde jedoch von den nationalsozialistischen Ge walthabern, denen schon der Name Österreich und dazu noch, wenn er mit Kirchengeschichte zusammen hing, ein Dorn im Auge war, zum Einstampfen ver urteilt. Erst 1949 konnte der Band erscheinen und umfaßt mit seinen 692 Seiten: die Reformation, Ge genreformation und den Humanismus in Österreich, und ist wie der I. Bd. eine wahre Fundgrube auch für die Kulturgeschichte Wiens und Österreichs, und für Biographien. Vom noch umfangreicheren III. Bd.: die Neuzeit, konnte der Gelehrte nur mehr etwa die Hälfte im Druck einsehen und korrigieren. Das Werk wurde dann von Prof. Hantsch 1959, also fünf Jahre nach dem Tode des Verfassers, publiziert und behan delt auf 748 Seiten das Zeitalter der Aufklärung und des Absolutismus (1648/1848*2). Damit hat die Kirche in Österreich ein Standardwerk, um das es manches Land beneiden mag und aus dem auch die Wiener Diözesangeschichte voll schöpfen kann. Nach diesen Hauptpublikationen liegen von Prof. Tomek natürlich zahlreiche längere und kürzere Ar tikel in Fachblättern, Zeitschriften und Zeitungen vor, von denen einige wichtige unten zusammengestellt werden sollen. Nicht übersehen sei auch seine reiche Vortragstätigkeit z. B. bei volkstümlichen Universi tätskursen, in der historischen Sektion der Leogesell schaft, in der Wiener Kathol. Akademie, im Wiener Geschichtsverein, im Verein für Landeskunde von Wien und N. ö. und anderwärts. Neben der angestrengten Lehrtätigkeit und uner müdlichen Forschungsarbeit erfüllte Tomek aber vor bildlich alle ihm anvertrauten akademischen Aufga ben als mehrmaliger Dekan, als Rektor magnificus im Krisenjahr 1933/34, da es so dringlich war, Gegen sätze auszugleichen und die Ruhe auf dem heißen akademischen Boden zu bewahren, was bei der dama ligen Massenpsychose keineswegs leicht war'*); dann gar als auf Kriegsdauer beauftragter Dekan. Unver gessen bleiben ihm seine Verdienste um die Fakultät während der ns. Unterdrückung. Mit Fingerspitzen gefühl" lenkte er sie durch alle tückischen Bedrohun gen hindurch und trug durch seine geschickten Ver handlungen im Berliner Ministerium und seine ein dringlichen Hinweise darauf, daß gerade die Wiener kath.-theol. Fakultät seit Jahrhimderten von vielen ausländischen Hörern, vornehmlich aus dem Ost- und Südosten besucht wird, wesentlich dazu bei, daß ihr das bittere und demütigende Los der Nachbarfakultä ten (Innsbruck, Salzburg, Graz und München) erspart wurde und sie nicht der Aufhebung anheimfieU®). Weiters gelang ihm die Rettung der Seminarbiblio thek in Graz, als dort 1939 die Fakultät aufgehoben wurde^®). Abhold jedem pseudohistorischen Journalismus und der auch Gelehrte bedrohenden Publicity,diente Tomek als emsiger Sammler und gewissenhafter Dar steller, freilich oft zu sehr in die Breite gehend und sich ins Kleine verlierend vornehmlich der Wiener Diözesan- und österreichischen Kirchen-Geschichts schreibung und vermittelte ihr dadurch reiches Quel len- und Literaturmaterial für eine konzisere und die Probleme schärfer sichtende Verwertung. Sein trokkener Humor, seine treffende Kritik und seine auf rechte Haltung gewannen ihm trotz seines manchmal spröd scheinenden Charakters stets eine dankbare Hörer- und Lesergemeinde, sein treues österreichertum und sein echtes Priestertum ließen ihn nicht we nigen zum Vorbild sein. Abschließend sei noch her vorgehoben, daß es ihn stets zur Seelsorgsmithilfe drängte und er seit der Einweihung der großen Kir che der Dienerinnen des hlgst. Herzens Jesu im III. Bezirk, Kainergasse, im Jahre 1906 an der Seite sei nes Freundes, Bundeskanzler Prälat Dr. Seipel und vor allem dann als dessen Nachfolger im Amte eines Superiors dieser Genossenschaft bis zuletzt seelsorg lich wirkte. Liste mehrerer heute kaum mehr bekannter Artikel: Im Lexikon für Theologie u. Kirche (Buchberger) I—X (1930/38) die Wien und seine Kirchengeschichte betreffenden Artikel. „Familiennamen, Gesellschaft u. Gewerbe in Wien zu Beginn des XV. Jhs.": In der Festschrift zum 70. Geburtstag O. Redlichs (Jahrbuch d. Ver. f. Lan-: deskunde v. W. u. NÖ., 1928, 3. u. 4. Heft (XXI), S. 140/52. „Die Bedeutung Wiens als Vorort der Christenheit in den Türkenkriegen". In: Wien, sein Boden u.seine Geschichte. Wolfrumverlag 1924, S. 268/80. „Das Konzil v. Trient, ein Markstein der Dogmenge schichte". In Festgabe der ö. Leogesellschaft zum XXlII. int. euchar. Kongreß 1912. „Die Abschaffung der Messe durch Luther". Im Jahr buch der ö. Leogesellschaft, 1925, S. 146/67. „Die Schwestern aus der Kainergasse". Ein Jubiläum kathol. Karitas. In: Reichspost 1923, Nr. 120. „Zölestin Wolfsgruber als Forscher u.Prediger".Detto 1924, Nr. 328. 26

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