Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

daß es kein Werk gebe, das so viel Glaubenslicht auf die Krankenpflege geworfen hätte"). Tongelen griff aber auch sonst oft zur Feder und warb für Verständnis und um Mithilfe bei Klerus und Laien in Fachzeitschriften, wie „Der Seelsorger"^°), das „Volkswohl""), Wiener Diözesanblatt, „Caritas", Kor respondenzblatt für den katholischen Klerus Öster reichs, oder in Zeitungen wie Reichspost, Wiener Kir chenblatt, Neuigkeits-Weltblatt, oder Monatsblättern, wie Katholisches Leben, Die Volksseele'-), Sanct Calasanctius-Blatt'"), u. n. a. Als Mitglied des auf Krankenseelsorge abgestimm ten Ordens und auch dann als Weltpriester und Pfar rer drängte es Tongelen selbstverständlich zu den Kranken und Leidenden hin, was folgende Werke ver anschaulichen: „Herr, dein Wille geschehe! Worte an leidende Christen"'^). Von einem Rezensenten als Seelenarznei bezeidinet, führt das Buch Ursprung und Zweck der Leiden an Hand der göttlichen Offenbarung und nach Aussprüchen großer Seelen an, hebt im zwei ten Teil in Betrachtungen aus dem Leben Jesu jene Begebenheiten hervor, die für Schwergeprüfte beson ders trostreich sein können, und im dritten Teil als Früchte der vorangegangenen Lesungen und Betrach tungen Gebet um Trost und Hilfe und Ergebung in Gottes Willen. Wird in diesem Buch schon mehr als in ähnlichen Werken des Hl. Geistes gedadit, so dies voll und ganz in einem weiteren dreigegliederten Buch: „Friede und Freude im Heiligen Geiste. Religiöse Er wägungen"'"). Quellen und Literatur: Leider waren nur zerstreute Reste und Archivalien erfaßbar. — Personalstände der Säkular- und Regular-Geistlichkeit der Erzdiözese Wien 1908/1943, 1946; Wiener Diözesanblatt 1911, 182; 1917, 36; 1922, 52; 1925, 58; 1926, 9; 1930, 101; 1933, 109; 1936, 142; 1938, 116; 1940, 41 und 102; 1943, 72; Kelter, Katholischer Literatur-Kalender 1926, S. 369; Tätig keitsberichte des Caritasinstituts der Erzdiözese Wien; Leopold Krebs, Das caritative Wirken der katholischen Kirche in Österreich im zwanzigsten Jahrhundert, Graz und Wien 1927, S. III, 8, 9, 10, 11, 12, 51, 59, 70, 144, 148; Josef v. Tongelen, Die katholische Karitas, in: Alois Hudal, Der Katholizismus in Österreich, Sein Wirken, Kämpfen und Hoffen; Innsbruck-Wien-München 1931, S. 205—215; Jakob Fried, Nationalsozialismus und kath. Kirche in Österreich, Wien 1947, S. 62f; Wiener Kir chenblatt 1936, Nr. 52. S.6f. (mit Dankansprache Ton gelens); ebenda 1923, Nr. 45, S. 7f; Zeitungen und Zeit schriften, siehe unten! Anmerkungen:') Van ist richtig, und nicht von. — 2) Herder, Freiburg i. Br., 1912, 2. Aufl. 1925, VIII+90 S. — ") Ebda, 1913, VIII -h 204 S. — Ebda, 1916, IV + 174 S. (Die Predigten wurden 1913 und 1914 in Wien gehalten). — ") Augsburger Postzeitung, 19i2, Beilage Nr. 14. — °) Etwa auf dem 4. Katholikentag in Wien (im Mai 1927), auf dem ersten burgenländischen eucharistischen Landeskongreß im Juli 1929 usw. — ') Kanzelvortrag beim 4. Katholikentag in Wien, 1927, S. 27—37. — «) Bericht 1913, S. 509—518. — ") Herder, Freiburg i. Br., 1914, 1920, VIII + 316 S. — '") Der Seelsorger und die Caritas (1925, 91, 130), Die christliche Liebestätigkeit in der Erzdiözese Wien und ihre Leistungen (1926, 343/345). — ") Wissenschaftl. Monatsschrift der Volksbundzentrale Wien, Ständiges Organ (Mitteilungsblatt) des Caritasinstitutes Wien.•— Das Königtum Christi und die Frau (1928, S. 4—7); Gelegenheiten zum Wohltun (1931, 77, S. 9f. — ^•'') Ge danken über verschiedene Wohltätigkeitsveranstaltun gen (1935, 38. Jg., Nr. 4, S. 67f. — ")Herder, Freiburg i. Br., 1915, VIII+290 S. mit einem Titelbild. — '") Mödling b. Wien 1925,2. Aufl. 1937, VIII -l- 259 S. 26.Katechet Anton Mouß — Wortführer des Integralismus (t1917) (Biographisches). Dr.Franz Loidl Am 1. März 1868 in Köln/Rhein geboren, absol vierte Mauß') das Gymnasium 1880 bis 1887 in Köln, hierauf ein Jahr in Boppard/Rhein und zwei Jahre in Münstereifel (nördliche Eifel), wo er nach gutem Fort gang die Reifeprüfung ablegte. Sodann studierte er Theologie 1890 bis 1892 in Bonn, bis 1893 in Fribourg/Schweiz und 1893 bis 1894 zu Breslau. Am 17. Juli 1894 wurde er in das Alumnat zu St. Pölten aufgenommen und beendete hier seine Studien bis 1895. Die Priesterweihe empfing er im Dom von St. Pölten am 28. Juli 1895 aus der Hand des Diözesanbischofs Johannes Baptist Rößler. Seine Anstellungen in der Diözese St. Pölten waren: ab 14. September 1895 als Aushilfspriester in Tulln, ab 10. Dezember 1895 als Kooperator in Schrems, ab 7. Juli 1897 als Provisor daselbst. Im Dezember 1897 reichte er ein Urlaubsansuchen zur Übernahme einer Ei'zieherstelle bei Erzherzog Karl Stefan ein, war dann Kooperator in Zwettl (Stadtpfarre). 1898 übersiedelte er als Religionslehrer an die Knaben-Bürgerschule nach Wien-Floridsdorf, wurde im Jahr darauf Reli gionslehrer an der Knaben-Bürgerschule in Wien X. (Herzgasse) und schließlich definitiver Religionslehrer an der Mädchen-Bürgerschule in Wien XVIII. (Ana stasius-Grün-Gasse Nr. 10). Mit 8. Mai 1901 aus der Diözese St. Pölten entlas sen, (exkardiniert)-), wurde er noch am 19. Mai 1901 zum Direktor der altehrwürdigen Kirche St. Ruprecht (Wien I.) ernannt, was er bis zu seinem Tod am 13. September 1917 verblieb-''). Er starb an Herz lähmung erst 49 Jahre alt und nur 22 Jahre Priester'). Sein Leichnam wurde vom Trauerhaus (Seitenstettengasse 5) in die Ruprechtskirche, sodann in die Dom kirche zu Stephan getragen und auf dem Wiener Zen tralfriedhof Gruppe 10, Reihe 2, Grab 22 beigesetzt. Das Grab wirkt in seiner Gestaltung heute noch auffallend, zeigt es doch Mauß in einer ungewöhnlichen Marmor statue (Brustbild) als richtigen Zeloten im Talar und mit der typischen Stehfrisur. Neben der von ihm durch häufige Abwesenheit (in Rom)sehr vernachlässigten Schule versuchte er sich auf dem Gebiet des Kinderschutzes durch Gründung eines Knaben- und Mädchenhortes in Wien-Währing (Ana stasius-Grün-Gasse 10), „um die Kinder durch nützliche Beschäftigung dem Treiben der Straße fernzuhalten", dessen Leitung im November 1906 die Schwestern vom armen Kinde Jesu (Döbling) bis 1914 übernahmen"), und durch Werbung für diese ihm damals als sehr dringlich erscheinende Jugendbetreuung"). Weiters be tätigte er sich als eifriger Förderer der Wallfahrt nach Mariazell in dem von ihm als Präses geleiteten St. Ruprecht-Mariazeller-Wallfahrtsverein. Er gab dazu ein Mariazeller Wallfahrtsbüchlein, auch Gebete und Lieder zu dieser Volkswallfahrt heraus und redigierte ein Monatsblättchen „Mariazeller Glöcklein"®). Nicht wegen des bisher Erwähnten interessiert sich die Wiener Diözesangeschichte für diese Priester gestalt, sondern wegen der leider so verhängnisvollen und verwirrenden Wirksameit, die Anton Mauß als radikalster Wortführer des Integralismus (Extrakatho lizismus) und als heimtückischer Verdächtiger und auf dringlicher Denunziant kirchentreuer Professoren wie Ehrhard, Schindler, Horn, Pernter u. a. Persönlichkei ten als angebliche Modernisten und Reformkatholiken bei und durch Möns. Umberto Benigni"), wozu er sein „Österreichs katholisches Sonntagsblatt" (1910— 1915) weidlichst benützte. Doch darüber wird eine in Aussicht genommene gründliche Untersuchung (falls die zuständigen Archive zugänglich gemacht sein wer den) handeln. Noch sei vorläufig vermerkt, daß ihn vorübergehend Kardinal Nagl'®), jedoch nicht Kardinal Piffl") deckte und der als äußerst vornehm im Urteil bekannte irenische Reichspo^t-Redakteur Dr. Friedrich Funder sich zu äußern veranlaßt fühlte:''''^) ... Dazu gab es noch einen Reichsdeutschen, Anton Mauß, der im 29

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