keiten und Behinderungen und schließlich die Stil legung von Seiten der Nationalsozialisten und veranlaßten den Karitas- bzw. Generaldirektor durch kluges, aber nervenzerrüttendes demütigendes Verhandeln zu retten, was zu retten war. Man lese z. B. nur die Auf rufe und Weisungen des Erzbischofs und seines Ordi nariates etwa im Wiener Diözesanblatt dieses Umsturzund Vergewaltigungsjahres 1938 nach (S. 34, 80, 106 f., 137, 149 f.) und erfährt, daß die so weitverzweigte, wohlorganisierte und international anerkannte Karitas nun durch die mit dem sogenannten Alt-Reich gleich geschaltete Sterbevorsorge, NSV und dem Winterhilfs werk sidier verdrängt wurde. Was das Winterhilfswerk angeht, mußte das Ordinariat sogar „erwarten, daß jeder Priester in der angegebenen Weise zum Winter hilfswerk beitragen werde" (Ord.-Z. 12.888). Der Prä sident der internationalen katholischen Karitasver bände und Generaldirektor der österreichischen Karitas. Prälat Tongelen, hatte vom März 1938 an kaum einen Tag Ruhe und mußte immer wieder zu den national sozialistischen Stellen und Funktionären gehen, um Hunderte von Interventionen durchzuführen, die man zum Teil anscheinend günstig erledigte, schließlich aber alle im Sand oder ganz negativ ausgehen ließ", schreibt Prälat Jakob Fried über die von ihm mit „Knebelung der Caritas" charakterisierte Periode, und weist sum marisch darauf hin, daß die Besitzungen der karitativen Vereine beschlagnahmt und die Vereine selbst aufgelöst wurden und so Dutzende von Waisenhäusern,Spitälern, Altersheimen, Siechenhäusern, Hunderte von karitati ven Kindergärten und Kinderbewahranstalten „im Rachen der braunen Revolution" verschwanden und dies mit dem echt nationalsozialistischen Schlagwort, die Karitasarbeit der Kirche sei überflüssig, da alle armen und bedürftigen Volksgenossen von der NSV (nationalsozialistische Volfcswohlfahrt) ohnehin und viel besser betreut würden. Da der Karitasverband auf gelöst worden war und der bisherige Pfarrer und \Von Schwantnerscher Benefiziat) Stiftsdekan KR. Josef Hainzl von St. Peter (Wien I) in den Ruhestand trat, folgte ihm Tongelen (seit 1925 incardiniert und seit 1926 erster Kuratbenefiziat daselbst) mit 1. Septem ber 1938 als Stiftsdekan und mit 28. März 1940 als Vor steher eben der Kollegiat-Pfarre von St. Peter nach. Mit 19. Oktober d. J. übernahm er noch das Superiorat der als beschaulicher Orden (von der Heimsuchung Maria) damals besonders bedrängten Salesianerinnen am Rennweg (Wien III), doch starb er schon am 22. Oktober 1943, also während des Krieges, und wurde auf dem Friedhof von Ober-St. Veit (Wien XIII) be graben. Eine in Aussicht stehende Dissertation an der Kathol.-theol. Fakultät wird sich unter fleißiger Such arbeit nach verstreuten Archivalien ausführlich und abschließend mit dieser, aus der Geschichte der Karitas in Wien und Österreich nicht mehr wegzudenkenden Klerikerpersönlichkeit und mehr noch mit ihren Achtung gebietenden Leistungen zu befassen haben. Noch sei auf eine besondere Tätigkeit Tongelens hingewiesen: Prälat Tongelen darf zu den Priestern gezählt wer den, die es auf die Kanzel drängte, also gern und häufig predigten, und die mehr ausholende Predigten der Kurzpredigt vorzogen. Er kann als typischer Ver treter jener Predigergeneration und Predigtweise be zeichnet werden, deren Predigten wohlgesetzt oder, wie man zu sagen pflegte, „ausgefeilt" waren, die von einer richtigen Thematik durchpulst am liebsten Zyklen dar boten, wozu die damals sehr gern besuchten Fastenund Maipredigten den Anlaß und Anreiz gaben. „In eindringlicher, aber stets maßvoller und würdiger Sprache hielten sie ihrer Zeit die Gebrechen und Sün den vor und erzielten, weil die Predigten doch un gesucht originell, warmblütig und modern waren", bei den Zeitgenossen auch ihre Wirkung. Den Inhalt seiner Haupt-, richtiger Zyklenpredigten könnte man etwa mit der paulinischen Devise: Caritas Christi urget nos, umschreiben und damit wären die zwei Grundthemen genannt: Christliche Caritas und leidender Heiland. Noch ein Vorzug sei nicht unerwähnt, nämlich die stete Schriftbezogenheit. Alles bestätigt sich nun bis heute, da eine Anzahl von Einzel- und Zyklenpredigten im Druck erschienen ist und noch vorliegt; so: „Der Heiland am ölberg und die moderne Welt" (sechs Fastenpredigten nebst einer Karfreitagspredigt), die Mißbrauch der Gnade, Indif ferentismus, Ursache, Ausführung und Wirkung des Verrats des Judas, moderne Feinde Jesu, Liebe Jesu und Undank der Menschen behandeln und den „König des Kreuzes als Vorbild im Leiden und Sterben" hin stellen-). — Dann: „Das Menschenleben im Lichte der Passion" (zwei Zyklen-Fastenpredigten nebst je einer Osterpredigt), worin Zyklus I den Heiland vor seinen Richtern und die Sünde im Menschenleben, Zyklus II den kreuztragenden Heiland und die Leiden im Men schenleben behandelt und die beiden Osterpredigten den Auferstandenen als Vorbild unserer sichtlichen Auferstehung darstellen"). — Weiters: „Golgotha" (zwei Zyklen-Fastenpredigten nebst je einer Oster predigt) mit Zyklus I: „Liebe ohne Grenzen", Zyklus II: „In der Tugendschule des Gekreuzigten"-"). Eine Rezension im Jahre 1912 vermerkt"), daß sich dieser neue biblische Versuch auf den ersten und zweiten homiletischen Kurs zu Ravensburg und Wien an geschlossen habe. Aus der Reihe fallen, sie waren ja die Erstlinge, die „Jubiläumsreden auf Pius X. und Franz Joseph I"(1908 und 1909). Einzelpredigten und vor allem Konferenzreden, Vorträge auf Tagungen und Festansprachen") kreisten stets um die Themen: Wesen, Motivierung, Verlebendi gung der „seit der Einladung, genauer Aufforderung Christi groß geschriebenen und die Urgemeinde (siehe Apg. 2 und 4) charakterisierenden „Caritas und Akti vierung der Mitarbeiter und Helfer in den Zweigen der offiziellen und freiwillig geübten Liebestätigkeit wie: „Die Liebe als Grundgesetz im Königreiche Christi"'), „Im Geiste des Evangeliums" (Predigten 1926), „Die Liebe Christi drängt uns" (Caritasreden 1923), oder schon der Vortrag auf dem XXIII. inter nationalen eucharistischen Kongreß in Wien im Jahre 1912: „Eucharistische Krankenseelsorge""), und die „Religiösen Belehrungen für katiholische Kranken pflegerinnen aus dem Ordens- und Laienstande", er wachsen aus Konferenzen im Zentralverein für Haus krankenpflege unter dem Titel: „Ich war krank und ihr habt mich besucht", wovon eine Kritik erklärte, 28
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