Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

können, wenn die Eltern tatenlos zusehen? Aus den südlichen Landdekanaten®®) berichtet Firmian einmal: „Die Aeltem sind häufig an soldie Geburten ihrer Toditer so gewöhnt und dagegen so gleichgültig, daß sie... sagen: Dies läßt sich nun einmal nicht hindern." Die „weiche Erziehung" der ICinder, denen die Eltern oft nicht einmal einen Wunsdi abzuschlagen sich ge trauen, trägt das Ihrige zu diesem Mißstand bei. Be merkenswert ist, daß auch „fremde Truppen" als Ur sache für den Sittenverfall angegeben werden. Wie hoch die Zahl solcher Findelkinder gewesen sein mag, läßt sich kaum abschätzen, da ja die Kinder- und vor allem die Säuglingssterblichkeit viele nicht einmal das erste Lebensjahr überleben ließ. Ein weiteres Laster, das der Erzbischof angreift, ist die „Ergebenheit dem Trunke". Leider muß Firmian dabei auch einige Pfarrer und Lehrer nennen, die damit nicht nur sich selbst schaden, sondern auch der Pfarre bzw. Schule, die sie zu betreuen hätten. Hier wirkte sich jedoch die Geldknappheit vieler günstig aus, da sie „diesem Hange niederer Volksclassen wohlthätige Schranken" setze®®). Auch die nächtlichen „Schwärmereyen" der Jugend, vor allem der Burschen an den Kirchtagen könnte dadurch imterbunden werden. Trotz dieser verschiedenen „uiblen Eigenschaften" der Bevölkerung haben die Leute doch etwas für die Religion übrig. Es wird berichtet^®), daß sie gerne ihre Kirchen und die Altäre verzieren und verschönern, die Kinder oft imter großen Mühen'^) zur Schule bringen und den Gottesdienst zahlreich besuchen"). Zieht man die Wohngebiete der Bevölkerung in Betracht, so fällt auf, daß die Gebirgsbewohner schlechter beurteilt werden. Das schon erwähnte Übel") der vielen unehelichen Kinder „ist vorzüglich hier im Gebirge zu Hause". Ursache dafür ist der „freye Umgang" der Geschlechter, was dazu geführt hatte, daß (laut Taufbuch) häufig jedes sechste bis vierte Kind unehelich zur Welt kommt. Bemerkenswert sind die Ursachen, die Firmian dafür eruieren konnte"). Der Kampf der Seelsorger und die Macht der Beamten reichen aber nicht aus,um diesem Zustand Einhalt zu gebieten. Auch von Verbrechern wird berichtet"). Dabei soll — nach Meinung Firmians — besonderes Augenmerk auf die Holzknechte gelegt werden, da sich unter diesen oft „lichtscheues Gesindel" herumtreibt. Zudem hätten viele dieser Menschen nicht einmal einen ordnungs gemäßen Paß, auf den von Seiten der Beamtenschaft großer Wert gelegt werden sollte. Der Erzbischof weist auf diesen Umstand aus gegebenem Anlaß hin, „indem die in Pinkafeld festgehaltene Räuberrotte eben erst kürzlich die ganze Gegend in Angst und Besorgnis ver setzt hatte""). Die ausgezeichneten Priester: Gemäß Punkt C) der kaiserlichen Verordnung") fügt der Erzbischof jedem seiner Berichte eine Liste mit denjenigen Priestern (aus dem Welt- und Ordens klerus) bei, die sich besonders verdient gemacht haben und die er deshalb zur „allerhöchsten Kenntnisnahme" bringen will. Wenn auch viele davon heute nicht mehr bekannt sein dürften, und die vielleicht nicht einmal mehr in der Lokaltradition der Pfarre oder des Klo sters, wo sie wirkten, erwähnt werden, so sollen sie dennoch hier im folgenden aufgezählt werden; Aus den Dekanaten Baden, Pottenstein und Wr. Neu stadt'®): Johann Schabel, Dechant in Baden; David Kainz, Dechant in Hernstein; Franz Kammerlocher, Dechant in Wr. Neustadt; Dominik Herbom, bisher Pfr. in Gumpoldskirchen; Konrad Berlin, Pfr. von Pfaff stätten, SOCist aus Heiligenkreuz; Heinrich Ret tinger, Pfr. von Raisenmarkt, SOCist aus Heiligen kreuz; Aligius Dierzer, Pfr. von Tattendorf, CanReg aus Klosterneuburg; Ignaz Bugl, Pfr. von Tribuswinkl; Eduard Witzig, Pfr. von Leobersdorf, OSB aus Melk; Kajetan Geyer, Pfr. von Grillenberg, OSB aus Melk; Jakob Rippstein, Pfr. von Altenmarkt; Wenzel Hübner, Pfr. von Neuhaus; Joseph Hofmann, Pfr. von Pernitz; Marian Stadler, Stiftsprior, Gymnasialpräfekt und Pfr. im Neukloster; Johann Starkbaum, Pfr. von Theresienfeld, vormals Gesandtschaftskaplan zu Kopenhagen; Anton Schallerl, Pfr. von Moosbrunn, früher in Waid mannsfeld;Ignaz Pinteritsch, Pfr. von Lichtenwörth. Aus den Marchfelddekanaten'®): Jakob Beyer, Dechant zu Pillichsdorf; Ignaz Ehr mann V. Falkenau, Dechant in Bockfließ®®); Joseph Kainz, Pfr. in Kagran®'); Frigdian Blakora, Pfr. in Leopoldau, CanReg aus Klosterneuburg; Franz Herle, Pfr. in Gerasdorf; Martin Wannemacher, Pfr. in Jedlersdorf; Johann Kaube, Pfr. in Schönkirchen; Georg Sickl, „Vicarius zu Roggendorf"; Karl v. Kraus, Pfr. in „Sciiweinbart"; Gaudenz Maix, Pfr. in Götzen dorf, CanReg aus Klosterneuburg; Franz Weyda, Pfr. in Angern; Adam Krieg, Pfr. in Prottes, OSB aus Melk;Rudolph Beranek, Pfr. in Untergänserndorf, OSB aus Melk; Urban Himmler, Pfr. in Oberweiden, OSB aus Melk. Aus den Dekanaten Neunkirchen, Kirchberg am Wech sel und Kirchschlag®-): Herrmann Praxmarer, Pfr. in Neunkirchen, Guar dian des dortigen Minoritenklosters®®); Martin Rosenau, Pfr. in Payerbach;Peter Pensch, Pfr. in Puch berg am Schneeberg; Johann Skerle, Pfr. in Schwarzau am Steinfeld; Johann Höfer, Pfr. in Aspang; Anton Feßler, Pfr. in Edlitz, CanReg aus Reichersberg; Anton Handlos, Pfr. in Scheiblingkirchen, CanReg aus Reichersberg; Ignaz Rilke, Pfr. in Thernberg, CanReg aus Reichersberg; Johann Ratzke, Pfr. in Feistritz; Johann Talkofsky, Pfr. in Trattenbach; Joseph Forstlechner, Pfr. in Hochneukirchen; Bernard Ruß, Pfr. in Krumbach; Franz John, Pfr. in Wismath; Anton Meixner,Lokalkaplan zu Kranichberg. Aus dem Dekanat„ob dem Bisaraberg"®^): Franz Krapf, provisorischer Dechant und Pfr. in Weikendorf; Franz Arbesser, emeritierter Dechant, Pfr. in Hausleiten; Joseph Puhler, Pfr. „zu Haunzenthal"; Johann Freytag, Pfr. in Niederrußbach; Michael Wailer, Lokalkaplan zu Bergau; Franz Neißl, Lokalkaplan zu Höbersdorf; Georg Laimer, Kooperator in Hausleiten; Joseph Spitzhütl, Kooperator „zu Städteidorf"®®). Aus dem Dekanat„am Michaelsberg"®®): Karl Lappisch, Pfr. in Senning; Johann Bachraayr. Lokalkaplan zu Würnitz; Johann Neurauter, Pfr. in Simonsfeld; Paul Hausmann, Pfr. zu Haselbach, CanReg aus Klosterneuburg; Leander Stifter, Pfr. in Korneuburg,CanReg aus Klosterneuburg. 14

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