Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

13.Zur Geschichte derReformation und Restauration in Stetteldorfam Wagram Karl Ked£, Senning Stetteldorf, seit 1460 eine Marktgemeinde'), ge hörte kirchlich bis zum Jahr 1330 zur Altpfarre Haus leiten. Schon von 1300 bestand in Stetteldorf ein Kirchlein, in dem von der Mutterpfarre aus ein Geist licher an Sonn- und Feiertagen den Gottesdienst hielt und die Seelsorge ausübte, 1320 saß bereits ein Prie ster im Ort. Er führte den Namen Chunradus. Für diese Vergünstigung hatte die Kirchengemeinde nach Hausleiten jährlich zu Neujahr 4 Pfund Wiener Pfen nige zu entrichten^). 1330 aber fertigte der Diözesanbischof Gotfried von Passau eine Urkunde aus, kraft der die Bindung mit der Mutterpfarre aufhörte und Stetteldorf selber eine Pfarre wurde^). Aus der Ur kunde erfahren wir leider nicht, wer die Mutterpfarre entschädigt und die neue begabt hat. Eine Herrschaft bestand damals in Stetteldorf selber nicht. Die jetzige Herrschaft ist erst nach 1582, in welchem Jahr der Markt Stetteldorf von den Starhembergem an die Hardegg überging, aufgebaut worden. In der Urkunde heißt es nur, der Bischof habe auf die Bitte der Zech pröpste (Kirchenväter) wegen der weiten Entfernung von der Pfarrkirche in Hausleiten und, weil nach der Auskunft des Pfarrers Laurentius von dort die finan zielle Seite für beide Teile ausgiebig geregelt sei, in die Abtrennung gewilligt.Die Originalurkunde hat sich weder in Stetteldorf, noch in Hausleiten erhalten. Auch in dem bisdiöflichen Archiv Wien findet sie sich nicht vor. Zum Glück ist uns der Wortlaut, aber ohne genaue Daten im ältesten Urbarium der Pfarre St. Agatha von 1307 (besser 1320) erhalten. Die neue Pfarre hatte nur noch die eine Verpflichtung, an den Bittagen nach Hausleiten zu gehen. Eine weitere, die im Urbarium aber nur mit den Worten „und anderes" angedeutet sein mag, war gewiß das Recht des Pfar rers von St. Agatha, daß die Begräbnisse aller auf Halblehenhäusern in Nieder-Absdorf, Stetteldorf und Starhenwört Verstorbenen durch ihn in Hausleiten gehalten werden sollten. Dieses Recht gab 1452 Pfar rer Wilhelm Stachel, den wir auch von seinem Kreuz zuge mit dem heiligen Johannes Capistran im Jahre 1456 gegen die Türken vor Belgrad kennen'), für seine Lebenszeit gegen eine Entschädigung preis^). Später erlosch es ganz. Das Patronat war ab 1330 bischöflich, ist im 16. Jahrhundert aber an den Dorfinhaber' und damit an die Besitzer der späteren Herrschaft Stettel dorf gekommen"). Die Pfarrkirche war dem hl. Nikolaus, dem Patron der Schiffer, Fischer und Kaufleute, geweiht und lag samt der Ortschaft Stetteldorf') in der Ebene jenseits der jetzigen Bahnstation der Linie Stockerau—Abs dorf. Wie Starnwörth, dessen Name an eine von Störchen bewohnte Donauinsel erinnert®), ist Stettel dorf später wegen der sumpfigen Lage und wegen der Überschwemmungsgefahren auf den Wagram verlegt worden"). Im 15. Jahrhundert stiftete die Gemeinde mit Wissen und Willen des Grundherrn, des Herrn von Starhemberg, im Markte auf dem Boden der jetzigen Pfarrkirche eine Kapelle zu Ehren der hl. Märtyrerin Katharina^"). An diese Heilige erinnert im jetzigen Gotteshause ein Seitenaltar und der uralte und gern besuchte Katharinimarkt im November. War für die Vergebung der Pfarrstelle der Bischof zuständig, so für die Kapelle die Bürgerschaft"), his im 16. Jahrhundert das Patronat über beide Stellen in die Hand des Dorfinhabers, bzw. der Gutsherrschaft kam. 1553 heißt es schon im passauischen Consistorialprotokoll für 1550/56, die Collatoren (Vergeber) des Catherinenbeneflziums seien die Herren von Starhem berg. Der Geistlichenmangel in diesem Jahrhundert führte dazu, daß nach 1528, da noch ein eigener Benefiziat (Kaplan) erscheint'^), beide Stellen von einer Person, dem Pfarrer, innegehabt wurden. Auch wurde von da an die Pfarrseelsorge von der Kapelle aus be sorgt, während bei St.Nikolaus nur mehrzu Nikolaus, Markus und Allerseelen Gotteldienst war. Beim nun mehr etwas vernachlässigten Kirchlein wohnte ein verheirateter „Ainsiedel", der das Gotteshaus hütete und den Totengräberdienst ausübte^"). Vom Hochaltar dieser Kirche hat sich der Titelheilige in einer lebens wahren Figur vort ca. 1360 erhalten. Er ist über die Filialkapelle von Inkersdorf, wohin ihn der Gutsherr, Graf Franz zu Hardegg-Glatz und im Machlande, vor 1838 geschenkt hatte^''), nach Ober-Hautzental ge wandert. Ober-Hautzental steht ja mit Stetteldorf in enger herrschaftlicher und kirchlicher Beziehung. 1761 heißt es von dieser Nikolauskirche, sie sei uralt, ge weiht, aber feucht und enthalte nur einen Altar^^), der laut Aufschrift 1524 von Meister Johann Kronheib aus Braunau erbaut wurde^") und beim Abbruch der Kirche verkommen ist. 1787 kam es infolge der kaiser lichen Verordnung von 1786, daß in Pfarrorten keine Nebenkirchen bestehen durften, zur Niederreißung der Kirche'"'), nachdem schon 1714 Pfarrer Salvator Tezini darum vergeblich eingekommen war'®) und 1768 Pfarrer Leopold Zentz die Verkleinerung der ruinö sen Kirche bis auf das Presbyterium, das fortan nur eine Totenkapelle sein sollte, erreicht hatte'"). Anmerkungen: ') ^chwerdling, Gesch. des Hauses Starhemberg, S. 136. ^) Blätter des Vereines f. Landeskunde 1893,S.13 f. ") Archiv f. Nö. (Archiv Stockerau 5, Nr. 1). '^) Heimatbuch Korneuburg 1., Aufsatz Hausleiten. Wie ^), S. 31; Abschrift im Archiv Stockerau 5, Grundbuch 1603. ") Archiv Stetteldorf, Fasz. Pfarre Stetteldorf. "') Nö. Landesarchiv, MS Mareck, Entwurf zur G. der reichsgräfl. Familie Hardegg, S. 101. ®) Wie ^), Aufsatz Starenwörth. ") Wie% '") Wiedenmann, G. der Reformation III, S. 518. ")Ebendort. "^) Diözesanarchiv, passauer Consistorialprot. 1528/30, folio 34 Verso. '") Ebendort, Kirchenrechnungen 1639/40, 1688/90, 1694/96 und Kaufbuch der Herrschaft St. im Archiv Nö.(Archiv Stockerau 18 zum Jahr 1652). '■') Diöz.archiv, Fasz. St. '") Ebendort, Fasz. Visitationen im Dekanat ob dem Bisamberg. '") Pfarrgedenkbuch St. Ebendort. '"') Wie '"), Consistorialprot. 1714. '") Ebendort., Consistorialprot. 1768 und wie "■"). (Fortsetzung folgt) Herausgeber Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — .Verantwortlicher Schriftwalter; Univ.-Prof. Dr. Franz Loldl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitaristen-Buchdruckerei, Wien VII, Mechitariatengasse 4.

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