Beiträge y^jgner Diözesangesdiidite BEI LAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 3(März 1972) 110. Jahrgang Nr.2 Wien,am 1. März 1972 13.Jahrgang Inhalt: 7. St. Thomas Morus-Kapelle (Schafbergkapelle) in Wien. — 8. Die Auferstehungsprozession des Jahres 1823 bei den Wiener Mechitharisten. — 9. Auffallende Schicksalsgemeinsdiaft zweier Not kirchen. — 10. Von den ersten Vorstehern des Wiener Alumnates. — 11. Pfarre Maria vom Sieg (Wien XV), 1876 gegründet. Series pastorum.—12.Aus den Visitationsberichten des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Firmian (1822—1831). , 7. St.Thomas-Morus-Kapelle (Schafbergkapelle) in Wien DDr.Rudolf Weiler Aus einer Notkirche auf dem Schafberg, in Wien 17, Josef-Redl-Gasse, erstand in fast 20 Jahren Aufbauarbeit eine würdige Filialkirche, der dem Bene diktinerstift St. Peter in Salzburg inkorporierten Pfarrkirche zu St. Rupert-Dornbach. Zugleich stellt sie heute ein modernes Heiligtum und Mahnmal für die Juristen über den Raum Wiens hinaus dar. Die Seele des Kirchenbaues und der Idee von der „Juristen kirche" war ein Mönch aus dem Pfarrklerus, Pater Petrus Grader OSB. Seiner Idee haben sich von An beginn an namhafte Juristen angeschlossen und ihre Mitarbeit bis heute angedeihen lassen. Am Sonntag, dem 21. Juni 1970, 9 Uhr, hat Erzbischof Koadjutor Dr. Franz Jadiym die feierliche Konsekration der Kirche vorgenommen. Nach den ersten Plänen von P. Petrus hat die Kirche den hl. Thomas Morus zum Patron. Vermut lich handelt es sich um die einzige Kirche in Öster reich, die ihm geweiht ist. Von der Aktualität der Verehrung dieses heiligen Juristen und Staatsmannes aus dem England des 16. Jahrhunderts für das Leben unserer Zeit erzählen uns die beiden Glasfenster der Bergkirche. Das eine — „Juristenfenster" genannt — zeigt das Antlitz dreier heiliger Enthaupteter (Thomas Morus in der Mitte neben Johannes d. Täufer und Bischof John Fisher), die ihr Leben im ungeteilten Dienst der Gerechtigkeit hingaben. „Gewalt und Macht gehen niemals vor Recht und Wahrheit", so berichtet die Inschrift einen Leitsatz des hl. LordKanzlers Morus von England. Gegenüber befindet sich das „Ehefenster" mit der Inschrift: „Nie habe ich daran gedacht, einer Sache zuzustimmen, die gegen mein Gewissen wäre." More und Fisher — Märtyrer der Gewissensfreiheit und der Heiligkeit der Ehe, Opfer eines Justizmordes über Veranlassung Hein richs VIII. im Jahre 1535, sind hier dargestellt in Ver bindung mit Symbolen der Unauflöslichkeit der Ehe. P. Petrus konnte mit Hilfe „seiner Juristen" diese Fenster anschaffen. Durch eine glückliche Fügung konnten sie aber auch bei der Verwirklichung seines Lieblingsgedankens helfen, nämlich eine Reliquie des Heiligen in die Kirche zu bekommen. Dies ist eine eigene seltsame Geschichte. In die anglikanische Kirche zu Chelsea, am Ort des einstigen Landsitzes von Thomas More, wurden im vorigen Jh. die Gebeine des Heiligen übertragen und beigesetzt, ihre Identität ist allerdings ungewiß. Das Haupt aber, einige Tage nach der Enthauptung auf dem Tower Hill ausgestellt gewesen, war seinerzeit über Geheiß der Lieblings tochter Mores, Margarete, verheiratete Roper, über raschend geborgen und im Familiengrab der Roper bestattet worden. In Blei gefaßt, ruht es dort in einer Seitenkapelle der heute anglikanischen gotischen Pfarrkirche von St. Dunstans, Roper-Kapelle genannt. Fest vermauert und ohne jeden Zugang wird diese Gruft gehalten, da einst Heinrich VIII. die Heraus gabe des Hauptes gefordert hatte. Eine Bodenplatte in der Kapelle gibt heute kund: Beneath this floor is the vault of the Roper family in which is interred the head of Sir Thomas More of illustrious memory sometime Lord Chancellor of England who was beheaded on Tower Hill 6th July 1535 Ecclesia Anglicana libera sit AD 1932 Als begeisterter Freund der „Juristenkirche" hatte Univ.Prof. Dr. Willibald M. Plöchl bei einem Aufent halt anläßlich eines Vortrages in London ein Gespräch mit dem anglikanischen Domherrn Sutterthwait im Lambeth Palace, der ihm den Hinweis auf den Ver bleib des Hauptes von Thomas More gab und die Ver bindung zur dortigen Pfarre herstellte. Eine Öffnung der Bleifassung der Reliquie kam allerdings nicht in Frage. Nun machte der Assistent Curate an der Pfarre St. Dunstans, R. D. Trevor-Roper, ein Nachfahre einer mit Margarete Roper verschwägerten Familie den Vor schlag, den Stein in der Gruft, auf dem die Reliquie Jahrhunderte gelegen hatte, nach Wien zu schicken. Dazu mußte erst von der Außenmauer der Kapelle her ein Zugang zur Gruft ausgebrochen werden. Der 15kg schwere Stein, der mit dem Canterbury-Kreuz verziert ist, wurde dann von Prof. Dr. Hugo Zelzer
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