Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Seelsorgsstationen. So wandte sich der k. k. Lokal kaplan von Wopfing am 15. Septemeber 1789 an das Konstistorium: „Nach zuverlässig eingebrachter Er fahrnuß, daß in dem depositorio zu Wienerisch Neu stadt Vermög aufgelöster Klöster, worüber H. H. Abt zu Neustadt die Aufsicht hat, annoch folgende ganz unbedeutende Stücke sich befinden." Und seine Wünsche aufzählend — einen Sakristeikasten und Kirchenbänke — bitte er, seiner „armen Kirche be meldete Stücke allergnädigst verabfolgen zu lassen, zumal um so mehr, als diese Gerätschaften an jemand anderen gebracht könnten werden." Seiner Bitte wurde stattgegeben und bereits am 15. Oktober konnte der Lokalkaplan — Ignaz Prathengeyer — mit seiner und seines Kirchenvaters Jakob Schöllhammer Unterschrift die Übernahme der gewünschten Gegenstände aus dem Neustädter Depositorio bestätigen. Die neuen Aufstellungsorte sind weitgestreut. Es finden sich die Namen von 13 Pfarren der Wiener und einer der heutigen Eisenstädter Diözese. Einige Bezeich nungen sind allerdings ungenau und mehrdeutig. Die Pfarren werden hier in alphabetischer Reihenfolge auf gezählt. Es erhielten Altenmarkt a. d. Triesting am 4. Oktober 1787 einen Seitenaltar der hl. Elisabeth, aus Holz, mit vergoldeten Statuen und einen kleinen Sakristeikasten... aus der Karmeliterkirche; Dreistetten (Dekanat Piesting) aus der Expauiinerkirche von den Altären „was von Verzierungen noch brauchbar"; 4 Tabernakelengel; 2 vergoldete Engel mit Leuchtern; 2 größere und 2 kleinere Leuchter; 4 Pyra miden; 1 Statue des auferstandenen Heilands; 4 harte Kirchenstühle;(Datum unbekannt); Egg&ndorf (E. a. Walde? E. i. Tale?) aus der Expaulinerkirche 1 Sakristeikasten; 'aus der Karmeliter kirche 1 Beichtstuhl von weichem Holz;(28. Mai 1787); Erdberg (Wien III? oder bei Willersdorf?) aus der Expaulinerkirche 2 Beichtstühle; 1 Sakristeikasten; 1 Turmglocke;(28. September 1787); Furth (Dekanat Pottenstein) aus der Karmeliter kirche ein Bild / Johannes und Paulus; Aus- der Ex paulinerkirche eine Turmglocke; 6 holz. Statuen, weiß gestrichen, samt Postament; 1 großes Kirchengangkreuz; 12 hölzerne Altarleuchter; 1 versilbertes Antependium; 1 schwarzes Meßbuch; 2 abgenutzte rom. Missale; 1 Sakristeiglöckl; 5 Sessel m. rotem Plüsch; (14. März und 15. Juli 1788); Hadersdorf aus der Expaulinerkirche 6 große ver goldete und 4 kleine Altarleuchter; aus der Karme literkirche 6 hölzerne Blumenstöckl samt Buschen; (5. September 1787); Obritz (Dekanat Haugsdorf) aus der Expauliner kirche 2 Reliquien / Pyramiden (12. Juni und 5. Sep tember 1787); Scheuchenstein (Dekanat Piesting) aus der Kar meliterkirche 1 kleinen Sakristeikasten (27. Oktober 1787); Siebenhirten (bei Mistelbach?) aus der Karmeliter kirche 1 Beichtstuhl / weiches Holz; (19. November 1787); Trattenbach (Dekanat Kirchberg a. W.) aus der Ex paulinerkirche 1 sehr alten Betd/schamel (6. August 1787); Waldegg (Dekanat Piesting) aus der Expauliner kirche ein alt schwarzer Tabernakel; 4 hölz. Taber nakelengel; 6 sehr alte Pyramiden; 8 vergoldete Leuchter;(13. April 1787); Wetzelsdorf (Dekanat Poysdorf) aus der Kar meliterkirche 1 kl. Sakristeikasten; 1 Pontifikal- und 4 kl. Sessel: aus der Expaulinerkirche 2 handförmige Kasten mit Reliquien;4 hölz. Blumenkrügl;(19. Novem ber 1787); Wopfing (Dekanat Piesting) aus der Expauliner kirche Verzierungen von Hoch- und Seitenaltären; 1 Tabernakel; 1 holzgeschnitztes Antependium; 6 harte und 4 weiche Kirchenstühle; 2 kurze Schubladkästen für Sakristei; 1 blauleinernes Fastentuch; 1 weißes Meßbuch; (Datum unbekannt); Nach Piringsdorf in Westungarn, heute Diözese Eisenstadt, kam 13. Februar 1788 der Skapulieraltar aus der Karmeliterkirche. Diese Liste könnte vielleicht aus mancher Pfarr chronik noch ergänzt werden. Aus der Literatur kom men zwei Hinweise auf die Kircheneinrichtung der ehemaligen Karmeliterinnenkirche von Wiener Neu stadt. So vermerkt Maximilian Fischers Kirchliche Topographie, 8. Band der 1. Abteilung: Österreich unter der Enns: Wiener Neustadt und ihre Umgebungen, S. 197 zur Pfarre Waldegg: „Kaiser Joseph II. schenkte 1785 den Hochaltar des zu Neustadt aufgehobenen Klosters der Karmeliterinnen dieser Kirche (Waldegg), der sogleich aufgestellt und mit einem neuen Altar blatte, den hl. Jakob vorstellend, verziert wurde". Nach dem Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs, Band Niederösterreich, S. 389, besitzt die Pfarrkirche von Wolfpasslng a. d. Hochleiten (Dekanat Pillichsdorf) ebenfalls bedeutende Stücke: „Reicher barocker Hochaltar mit Bild, Aufnahme der hl. Theresia in den Himmel, bzw. Petrus van Roy, 1732. Das Bild, die Kanzel und der Johannesaltar derselben Zeit stammen aus der Karmeliterinnenkirche in Wiener Neustadt". Unter den Akten des Faszikels L 81/8 des Neu kloster Archivs ist auch ein Schriftwechsel verschiede ner staatlicher und kirchlicher Behörden. Anlaß dazu war ein Ansuchen des Pfarrers von Bierbaum am Klee bühl (Dekanat Groß Weikersdorf),ihm einen Sakristei kasten aus der ehemaligen Karmeliterkirche zuzuteilen. Dieses gewünschte Objekt war aber vom Neuklosfer Abt bereits an den Fabrikanten, dem die Kirche zuge wiesen worden war, verkauft worden. Das k. k. Kreis amt vermutete irgend eine Eigenmächtigkeit, obwohl sich Abt Alberich auf die Anweisung des Konsistoriums vom 18. Februar 1788 berufen konnte, nach der er einige noch vorhandene Einrichtungsgegenstände, „da sie die Mühe nicht lohnen, selbe zu verteilen, diese auf die bestmöglichste Art an den Mann zu bringen und das Geld dafür an das k.k. Kreisamt abgeschickt wer den soll." Der Abt wies darauf hin, daß er für die 3 Sakristeikästen vom Fabrikanten nicht bloß die ge schätzten 6 sondern 20 fl erhalten und an das Kreis amt abgeliefert habe. Der Schriftwechsel zieht sich bis Mai 1790 hin. Auf die Aufforderung des Kreisamtes nach Vorlegung von Verzeichnissen der abgegebenen und der noch vorhandenen Gegenständen antwortete am 25. Mai 1790 die Verwaltung des Neuklosters... „... Da aber, sowohl was für Stüdce verabfolget, als auch die hohen Bewilligungen dazu von hier .aus an das Neustädter Dekanat und von diesem an das hochfürstl. Wienerische Konsistorium vorlängst abgesendet worden, so kann nur mehr anliegendes Verzeichnus deren itzo noch vorfindlichen ganzen und auch der zerfallenen Gerätschaften eingereichet werden". Dieses „Verzeichnus deren von jenen aufgehobenen Pauliner und Karmeliterkirchen zu Neustadt depositiert gewesten Kirchengerätschaften noch vorfindigen Stücke" deckt sich inhaltlich genau mit einem anderen, dem „Inventarium über die dem H. Lorenz Schinner, bür gerlichen Tandler allhier eingeantworteten Kirchen gerätschaften", ausgestellt am 21. Mai 1790 und unter fertigt von Anton Breisch als abgeordneten Kommis sar, dem Prior und Pfarrer des Neuklosters P. Dominik Pruckner und dem bürgerlichen Tandler Lorenz Schinner. Damit war für den Abt des Stiftes Neukloster diese Angelegenheit erledigt. Der damals noch vorhandene Rest wurde auf Weisung des Kreisamtes den Schätz meistern mit einem lOprozentigen Zuschlag überlas sen. Daß dieser Rest noch immer bedeutend genug ge wesen, ist aus dem Inventarium der dem Trödler übergebenen Gegenstände zu entnehmen: Der Hochaltar mit dem Bildnus des hl. Leopold; 3 kleine Seitenaltäre samt dazugehörigen 3 Bildern; 2 hölzerne versilberte Pyramiden; 4 versilberte Reliquiaria von Gürtler Arbeit; 4 weiße Altarbuschen; 6 hölzerne Altarleuchter;

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