Gelegenheiten spendete er meist auch an Sonn- und Feiertagen die Firmung*). Der Bericht darüber®) trägt das Datum vom 22.1.1824. Erst mehr als zwei Jahre später konnte der Erzbischof seinem Kaiser wieder einen Bericht vorlegen"), in dem er die Dekanate Baden (mit Ausnahme der Stadtpfarre), Pottenstein und Wiener Neustadt be urteilt. Sie betreffen vier Klöster und 62 Seelsorgstationen, von denen er nach eigener Angabe alle be sucht habe. Besonderen Eindruck dürften die Gebirge des Schneeberggebietes und der Hohen Wand auf ihn gemadit haben, denn er betont ausdrücklich, daß die Pfarren in den Dekanaten Pottenstein und Wr. Neu stadt oft „durch sehr ansehnliche hohe Gebirge von einander getrennt sind, und oft sehr beschwerliche Zugänge haben"'). Am 18. Juni 1827 begibt sich Firmian») neuerdings auf die Rei.se und hält in den Dekanaten „In dem Marchfelde", „Auf dem Marchfelde" (später Pillichsdorfer Dekanat) und „An dem Marchfelde neben der Donau" (später Probstdorfer Dekanat) die kanonische Visitation ab. Die beiden ersten Dekanate umfassen zu sammen 41 Seelsorgestationen. Zur Visitation des letz ten Dekanates kam er allerdings nicht mehr, weil durch die große Hitze von Mitte Juni bis Anfang Juli das Getreide und die anderen Feldfrüchte vorzeitig gereift waren und daher alle mit der Ernte beschäftigt waren. Aus diesem Grund hätten die Landleute nicht zur Visi tation ersdreinen können"). Der Bericht trägt das Datum vom 22. 2. 1828. Für das Jahr 1828 waren die „Grenz- und Gebirgsdekanate" von Neunkirchen, Kirchberg am Wechsel und Kirchschlag zum Besuch vorgesehen. Dem inzwischen 62jährigen Oberhirten schien das Reisen bereits einige Schwierigkeiten zu bereiten, denn als Begründung für die Wahl dieser Dekanate gibt er nicht nur eine „be sondere Veranlassung" wegen eines Chorherren aus Reichersberg an, sondern auch,„um noch bey frischeren Kräften diese beschwerliche Bereisung zurüdczulegen'""). Die visitierten Dekanate umfassen") etwa 50.000 Seelen, die von 42 Pfarren betreut werden. Die Pfarren sind jedoch weit voneinander entfernt, so daß Firmian fast sechs Wochen unterwegs war, einschließ lich der Sonntage, an denen er wieder Firmungen spendete. Besonders der ,,Zustand und Charakter dieses Gebirgsvolkes" errege lebhaftes Interesse beim Erzbischof'®). Der Bericht trägt das Datum vom 14. 11. 1828."). Fast genau ein Jahr vor seinem Tod verfaßte Firmian am 28. 11. 1830 den letzten Bericht an Kaiser Franz, der sich auf das Gebiet der beiden Dekanate „Ob dem Bisamberg" (später Hausleithener Dekanat genannt) und „Am Michaelsberge" (später Stocherauer Dekanat) erstreckt"). Beide zusanunen enthalten 41 Pfarren. In allen diesen Visitationsberichten befinden sich beigefügte Listen mit den Namen von Priestern, die sich besonders in ihrem Amte ausgezeichnet haben und die der besonderen Gunst des Kaisers anempfohlen werden. Viele dieser Priester wären sonst vielleicht der Vergessenheit anheimgefallen, hätte sich nicht Firmian für sie verwendet. Die visitierten Kioster: Gemäß dem allerhöchsten Kabinettschreiben vom 19. 8. 1824 und 27. 6. 1827"), wonach die Stifte und Klöster alle drei Jahre zu visitieren seien, gibt nun Firmian auch darüber genaue und umfangreiche Be richte an den Kaiser ab. Der größte dieser Berichte stammt aus dem Jahre 1829 und umfaßt 77 beidseitig beschriebene Blätter! Unter dem Datum vom 9. 10. 1829 werden 33 Stifte und Klöster angeführt, die der Wiener Erzbischof besucht hatte. Es sind dies: Klosterneuburg; Stift Schotten; Heiligenkreuz; das Neukloster in Wr. Neustadt; Piaristenkolleg in der Josephstadt; das Löwenburgische Konvikt; Piaristenkollegiura auf der Wieden; Barnabiten zu St. Michael; Barnabiten zu Mariahilf; Barnabiten zu Mistelbach; Barnabiten zu Margareten a Moos; Redemptoristen in Wien; Domini kaner in Wien; Dominikaner in Retz; Minoriten in der Alservorstadt; Minoriten in Aspam a. d. Zaya; Minori ten in Neunkirchen; Serviten in der Rossau; Serviten in Gutenstein; Augustiner in Wien; Augustiner in Maria Brunn; Franziskaner in Wien; Franziskaner in Maria Enzersdorf; Franziskaner in Maria Lanzendoirf; Karmeliten in der Leopoldstadt; Kapuziner in Wien; Kapuziner in Wr. Neustadt; Barmherzige Brüder in der Leopoldstadt; Barmherzige auf der Landstraße; Barmherzige zu Feldsberg; Salesianerinnen in Wien; Ursulinerinnen in Wien; Elisabethinerinnen in Wien"). Über jedes der angeführten Klöster will sich Firmian im folgenden äußern, wobei er zehn Punkte anführt, auf die er besonderes Augenmerk legen wollte: 1. Der Zustand des Gebäudes; 2. Die Dotation; 3. Vermögens stand; 4. Disziplin, Chorgebet, Klausur, usw.; 5. Geist des Ordens; 6. Die „Beschaffenheit der Oberen und Offizialen"; 7. „Ob der Nachweis hinreichend sey"; 8. Die Studien der Kleriker; 9. „Was ich hierüber be reits verfügt habe"; 10. „Welche Anordnungen noch zu treffen wären, um den Orden zu heben, oder dem Ver falle entgegen zu arbeiten""). Betrachtet man die Zeit, in der dieser Bericht ab gefaßt wurde und zieht man die politischen Umstände in Betracht, so könnte man zu der Meinung gelangen, Firmian habe als treuer staatskirchlich gesinnter Bischof seinem Kaiser nur das berichtet, was zu keiner Klage Anlaß gegeben hatte. Doch weist Firmian öfter — manchmal sogar sehr drastisch — auf Mißstände hin und ersucht den Herrscher um Abhilfe. Einzelne Orden'") werden scharf angegriffen, und ihre geistliche Verfallenheit wird schonungslos aufgezeigt. Aber der Erzbischof vergaß auch nicht, immer wieder auf ver diente Priester hinzuweisen (wie er es auch schon beim Pfarrklerus getan hatte) und für einzelne'") sogar eine kaiserliche Anerkennung oder „irgendeine allergnädigste Auszeichnung"zu erbitten. (Fortsetzung folgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter: Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Drude und Versendung: Mechitharisten-Buchdruckerei, Wien VII, Mechitaristengasse 4. 48
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=