Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

um 1900 Innenrenovierung mit drei Weichholz altären®) 1905 mechanische Turmuhr®) 1927 elektrische Beleuchtung'®) 1933 Orgelbrand 1960/70 Gesamtrenovierung des Innenraumes der Kirche. Anm.: ') Edgar Weyrich, Der politische Bezirk Floridsdorf und Umgebung (1923), 121—130. — -) Perso nalstand der Erzdiözese Wien (1969), 568. — ") Weyrich, a. a. O., 158. — ^) Pfarrgedenkbuch St. Petrus in Schieinbach, 1/4. — ®) Weyrich, a, a. O., 170. — ®) Pfarr gedenkbuch, a. a. O., 1/96. — ') ebendort 1/115. — ®) ebendort 1/132, 150. — ®) ebendort 1/144. — '®) eben dort 1/236. 28. P. Abraham a S. Clara (t 1709) und vier „Nationen" bei St. Augustin in Wien. Eine Dokumentation, b) Die Böhmische Nation Dr. Franz Loidl Zumindest denselben Einfluß und Erfolg erzielte P. Abraham bei der Böhmischen Nation, die ein Jahr später als die Schwäbische Nation mit ihren Fest feiern bei St. Augustin begann. Dabei könnte man an nehmen, daß sie Johann Nepomuk als ihren Patron erwählt hatte, dessen Verehrung schon im Mittelalter lebendig war und dem seit der Errichtung des bekann ten Standbildes auf der Prager Karlsbrücke unzählige Nachbildungen gewidmet wurden, wenn freilich erst 1729 die offizielle Heiligsprechung erfolgte'). Schon am 24. Dezember 1695 hatte eine gewisse Josepha Adelhaidis, Truchsessin bei der Fürstin von Schwarzenberg, um 110 f. eine Statue des sei. Johann Nepomuk in der Augustinerkirche „aufrichten" las sen®). Doch wurde St. Wenzel als Landespatron ge feiert" 1698 heißt's in der Chronik, daß die hochwohlgeborne Frau Susanna Theresia, Gräfin von Tschernin, geborene Gräfin von Martinitz, am 28. September — dem Festtag") — zu Ehren des hl. Herzogs Wenzel um 11 Uhr ein Hochamt mit Trompeten und Pauken, nachmittags aber, um 5 Uhr eine Litanei beim Altar des hl. Josef, wie andere Jahr, auf ihre eigenen Kosten habe halten lassen, für das Amt 24 f., für die Litanei aber 8 f. denen Musikern gegeben habe. Auf dem Altar habe sie sechs pfündige und sechs halbpfündige Ker zen, was 6 f. 36 Kr. ausgemacht, angeschafft, für das Geläute, zum Amt und die Litanei, für die offiziales, so beim Amt und bei der Litanei gedient, für „Auf putzung und Ziehrung des Altars mit Silber" wie auch für andere Müh und Unkosten 6 f. 24 Kr. bezahlt habe. Das Bild des hl. Wenzel sei von dem Ansager aus der Böhmischen Kanzlei (am Judenplatz) abgeholt wor den^). Von einer Predigt wird jedoch nichts berichtet. Gilt auch von den folgenden drei Jahren. Über die Veranstaltung am 28. September 1699, die wie im vergangenen Jahr verlief, heißt's ergän zend, daß diesmal die Wohltäterin das Amt „mit Aus setzung des Hochwürdigsten auf ihre Unkosten habe halten lassen und daß sie für Amt und Litanei den Musikanten 32 f., fürs Geläute, „Paramentis" und an dere Unkosten 6 f. 24 kr., für sechs hl. Messen 3 f., dem Ansager für das Bildbringen 30 Kr. etc. ausgegeben habe®). Zum selben Datum i. J. 1700 hat Frau Theresia Ludmilla, Gräfin von Würben, geborene Gräfin von Martinitz, Obrist-Kanzlerin des Königreichs Böhmen zu Ehren des St. Wenzel ein „kunstreiches" Lobamt halten lassen, für das sie den Musikanten und Trom petern 30 f. hat bezahlen müssen, „uns aber hat sie für alles und andex'es nit mehr als 6 f. zu einem recompens gegeben"®); und im Jahr darauf (1701) heißt's bei derselben Art der Veranstaltung: P. Narcissus a S. Leopoldo pt. Prior habe von den 30 f. 6 f. dem Bruderschaftsansager für sein Müh und Arbeit 2 f. geschenkt^). Am Sonntag, dem 14. Mai 1702 stiftete dieselbe Gönnerin beim Hochaltar zu Ehren des (hl.) Johannes Nepomuk ein solmnes Hochamt mit Trompeten und Pauken und nachmittags eine „figurierte" Vesper, wo bei sie für das Amt 20 f. und für die Vesper 7 f. aus legte, „das Geld aber", wird lakonisch vermerkt, „hat P. Bernardus a S. Theresia von dem Adel procurirt"®). Über das diesjährige Böhmen-Fest am 28. Septem ber folgt nun ein langer Vermerk; denn „es hat Ihro Exz. der hochgeborne H. H. Johann Frantz des H. Röm. Reichs Graf von Würben etc. Obrist-Kanzler im Königreich Böhmen das Fest des St. Wenzeslaus mit einer zierlichen Lob-Predigt, so R. P. Abraham zuerst gemacht, und in Truck gegeben, wie auch künstlichem Hochambt mit Trompeten und Pauken, welches Ihro Gnaden Propst bei St. Dorothee gesungen, auf seine Unkosten in unserer Kirchen bei dem Hochaltar feier lich celebrieren und begehen lassen; denen Musicanten sind für das Ambt 30 f., dem Ansager für sein Müh 2 f., für 100 getruckte Verkündzettel 1 f. 12 Kr., für sechspfündiges Wax 4 f. 48 Kr., uns aber für Zie rung des Hochaltars, offiziales, Silber, Paramentis und Geleuth ist für ein discretion nit mehr als 6 f gegeben worden." Und NB. steht: Nit der H. Graf, sondern die Gräfin von Würben, als böhmische Hofkanzlerin, hat diese Andacht halten lassen®). Unserem Abraham-Forscher Bertsche gelang es, die Erstausgabe dieser Festpredigt — und zwar in einem Stück — ausfindig zu machen. Sie trägt den Titel: „Drei Buchstaben W.W.W., d. i. eine gering ge schmiedete Lobred von dem glorwürdigen Blutzeugen Christi Wenzeslaus. . ." (Prag 1703, G. Labaum), und wurde dem Reichsgrafen Wenzel A. von Sternberg, Ritter des Goldenen Vließes und des Königl. Hofes in Böhmen Marschall etc., gewidmet, jedoch nicht vom Verfasser, sondern vom Konvent der Augustiner-Bar füßer bei St. Wenzel in Prag. Darin wird der Heilige als Wunder der Welt und vor allem als Fürstenspiegel dargestellt'®). Auch beim Fest „des glorreichen Märty rers und Herzogs Wenceslai, des Königreichs Böhaimb besonderen Patrons", in der Augustinerkirche, wobei das Lob- und Hochamt der Prälat vom Schottenkloster (Benediktiner, Wien I) unter Trompeten und Pauken und „zierlicher Musik" gesungen, „wofür die Musikan ten 30 f.", wür aber ohne Wax, für die paramentis, offiziales, von Ihro Exz. Frau Theresia Ludmilla, Gräfin von Würben etc. 10 f. empfangen — sie hat in allem 45 f. ausgegeben" —, hat R. P. Abraham, Definitor provinzialis, „vor einem volkreichen Auditorio" die Predigt gemacht"). Sie liegt gedruckt vor'®) und feiert den hl. Wenzel als Herzog von Böhmen und fürstliches Vorbild: denn der kleine Wenzel war schon groß bei Gott, lebte wie ein Kind im Stand der Unschuld, bei ihm logierte die Heiligkeit bei Hof, bearbeitete selbst Acker und Weingarten, wo von Weizen und Wein fürs Meßopfer genommen wurden, nahm sich der zerrissenen Bettier an und gab Almo sen, wurde, obwohl unverheiratet, Vater der Armen genannt, wollte mit der Arm-Reliquien alles Unheil von Böhmen „wegschieben", wollte zwischen den Festen der Hl. Cosmas und Damian und St. Michael sein Blut vergießen und wurde zur größten Glorie des böhmischen Volkes. 1704 (28. September) „hielt" die Böhmische Nation abermals feierlich das Wenzelsfest, mit einer Predigt P. Abrahams, worin er den Heiligen einem Adler ver glich, und einem Hochamt „mit zierlicher Music" und Heerpauken, gesungen vom Prälaten von Pernegg nebst Diacon, Subdiacon und zwei Assistenten'"). Lei der ist die Predigt nicht im Nachlaß erhalten'-*). 1705 (28. September) „machte" dem hl. Wenzel die Predigt ebenfalls P. Abraham; das Hochamt zelebrierte obengenannter Prälat „unter doppeltem Chor der Trompeten und Heerpauken nebst kunstreicher Music; bei dem Amt brannten 30 Kerzen und assistierten ne ben Diakon und Subdiakon" auch zwei aus den Unsrigen, und empfingen die Musicanten 42 f. „Während des Amtes zelebrierte beim St. Josefsaltar der Erzbischof von Prag Graf Preiner", deme in Cottis zwei 45

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