Ersten Weltkrieg wegen Überschreitung seiner Disziplinargewalt'") aus dem Schuldienst scheiden, wurde 1921 Lokalprovisor in Obersdorf") und mit 1. Februar 1922 auf diese Pfarre kanonisch inverstiert.'") Hier nun praktizierte er, was er früher bereits als Kaplan und Religionslehrer versucht und schrift stellerisch angeregt und vorbereitet hatte, als echt pianischer pastor animanun in der gegen 900 Seelen zählenden Gemeinde Obersdorf, Dekanat Pillichsdorf,'") und von 1928 bis zu seinem Tod im Herbst 1936 in der nur 560 Seelen starken Gemeinde Roseldorf — Markt bei Eggenburg(Dekanat Sitzendorf, N.ö.).") Gottesdienst, das ist vor allem Meßfeier und audr Andachtsleben, standen in der Mitte seines Wirkens, und da drängte er mit Zähigkeit und Konsequenz auf aktives Mittun. Daher bildete seine erste Sorge die Pflege des Kirchengesanges, des deutschen Kirchen liedes. Er sammelte daher brauchbare Kirchenlieder und gab schon 1915 im Selbstverlag ein Kirchenlieder büchlein heraus'®). Dann sammelte er weiter aus an deren Gebetbüchern imd brachte wiederum im Eigen verlag (Pfarramt Obersdorf) 1924 in Zusammenarbeit mit den Ordinariaten Wien, Regensburg und Rotten burg, mit Prof. Dr. Wilhelm Schmidt S.V.D., den Dechanten und vielen Priestern der Erzdiözese Wien „nach mühevollen Konferenzen und Zuschriften" und mit Abdrudcerlaubnis aus dem „Gebet- und Gesangs buch für die katholische Jugend der Erzdiözese Wien", aus dem Schott'schen Missale und dem „Maria Laa cher Liturgischen Volksbüchlein'"") sein mit Pfarr büchlein bescheiden benanntes liturgisches Gebet- und Gesangsbudi heraus, das den beachtlichen Umfang von VIII+ 391 Seiten ausmachte (Perchtoldsdorfer Drukkerei, Bestellort: Seraphisches Liebeswerk, Wien VI, Millergasse, Ausgabe B,für Erwachsene). Wie er in einem Aufklärungsblatt an seine „lieben Pfarrkinder" darlegte, sei es als eine Art Ergänzung des Diözesan-Gebet- und Gesangsbuches gedacht, da ein solches für Erwachsene wegen der großen Teue rung noch lange nicht hergestellt werden könne. Nach den gemeinsamen Gebeten (I. Teil) und „den hl. Sa kramenten und Sakramentalien" (II. Teil) mit Trau ung, Versehen und Begräbnis, und der „Missionsfeier" (IV. Teil) ist darin ausführlidist das Kirchenjahr (III. Teil, S. 43—147)") dargestellt und nicht weniger im V. Teil das Wallfahrten'") behandelt(S. 165—208). Der echte Volksliturgiker offenbarte sich in sei nem Bemühen um die Weckung des Verständnisses für das Kirchenjahr, die Sonn- und Feiertage, und vor allem für die Chormesse, von der er glaubte, eine noch bessere, als sie Pius Parsch vorlegte, in der Num mer 58 anbieten zu können'®). Messe und Rituale wer den mit lateinischem Text „der altehrwürdigen Welt sprache der Braut Christi (= Kirche)" und in Uber setzung beigebracht, um „eine innigere Verbindung mit der hl. Handlung"zu erreichen. Und nun das Originelle dieses Werbers für das gut gesungene Kirchenlied. Weil das Büchlein keine Noten bringen könne, käme der Druck doch fünf- bis sechsmal teurer, wolle er sich statt mit Noten mit den sie bezeichnenden Buchstaben über den Silben der Wörter in den Liedtexten helfen. Wie es ihm dabei auf das aktivst-praktische Mittun seiner „Pfarrkinder" ankam, erweist seine Einladung: „Aber Ihr habt ein gutes Gedächtnis und fast in jedem Haus irgend ein Instrument und so läßt sich mit ein wenig Geduld der Ersatz schon gebrauchen... Einstweilen aber kommt gerne Alt und Jung zu den Gesangsübungen in Kirche, Schule und Verein! — Das ist Wunsch und Bitte Eures Pfarrers". Dr. J. Kraft berichtete in seinem Nachruf nodi ergänzend hiezu: „In der Unterweisung im liturgischen Gebet und Gesang an Erwachsene und Kinder war er imermüdlich, in Priesterkonferenzen trat er dafür eifrig ein (gedruckt; Roseldorfer Singmesse. Verlag Volkslitur gisches Apostolat in Klosterneuburg). Die von ihm gestalteten Festfeiern sollten nach seinem Willen zu gleich Gottesdienst sein. Seine Gedanken dazu gefie len, so daß eine Beschreibung seiner Festfeiern in das Handbudr der Volksliturgie (von Kanonikus Minichthaler zu Piesting) Eingang fand (erschienen Friedrich Pustet — Regensburg 1931, S. 173—177). Er ließ das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis, den Engel des Herrn, das Gegrüßt seist Du, Maria, und viele andere Texte nach seinen choralmäßigen einfachen Singwei sen von den Kindern und der Gemeinde singen. 1934 erschienen seine „Ratschenrufe für die hl. Karwoche" (im Klosterneuburger Volksliturgischen Apostolat: Das deutsche Volkslied in losen Blättern. II, Geistliche Lie der, Nr. 46/47, 2 Bl.). Er lehrte den größeren und klei neren Kindern von Roseldorf kleine Dreikönigsspiele, die er im Winter 1929—1930, 1933 und 1934 in über 40 Orten bei SOOmal mit den Kindern unter seiner Leitimg vorführte. Dieses Sternsingen galt ihm als Volksgottesdienst, weshalb er vor und nach dem Spie len beten ließ und die Spiele im Familienwohnraum, nicht auf der Bühne zeigte. Nach den Spielen ver teilte er schöne Bilder und Kalender. Die hohen Kosten und die große Anstrengung dabei geboten ihm hier Einhalt (15 kleine Dreikönigsspiele ließ er 1933 im Klosterneuburger Volksliturgischen Apostolat unter dem Titel „Stemsingen" drucken =Heft 10 der Litur gischen Praxis. Die Gesangsbeilagen dazu sind von Vin zenz GoUer redigiert). Auf dem Kirchanger des Ortes versuchte er gemütvolle Kinderspiele vor den Eltern zustandezubringen. Auf dem gleichen Platze hielt er mit den Kindern Märchenstunden. Den braven Buben lehrte er das Schachspiel. Für die ganze Pfari'gemeinde veranstaltete er religiös durchwobene Dankfeste nach der Ernte und Weinlese. (Für letztere ein siebenstrophiges Kelterreigenlied von ihm. Nach der Ernte Auf hängen von Kornfruchtkränzen in der Kirche.)""") Wie er jede Gelegenheit für volksliturgische Aufklärung benutzte, zeigt erneut das nette Büchlein, die Glocken weihe, Kl. 8", Verlag Pfai'ramt Roseldorf, 56 S., das er 1935 herausgab. „Dieses mit viel Liebe zusammen gestellte Büchlein hat auch deshalb einen besonderen Wert, weil es für die Heimatkunde eine wichtige, ge naue Ubersicht über die Glocken verschiedener Orte bx-achte." Daß sich dieser mit seiner bäuerlichen Gemeinde richtig verbundene Seelsorger auch historisch inter essierte und Beiträge zur Ortskunde leistete, ist nur zu selbstverständlich. So stellte er schon in Obersdorf eine kleine Tafel mit Bildern und einer kurzen Pfarr chronik 1921—1928 zusammen, legte in Roseldorf zu den Matriken Register, eine Familienchronik der Pfarre, ebenso die Heimatrolle an und erarbeitete in 43
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