Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

ein solemnes Lob-Ambt,welches Ihro Bischöfl. Gnaden, der hoch- und Wohlgebohrne H.H.Franciscus Antonius Graf V. Puchhaimb u, Bischoft zur Neustadt (Wiener Neustadt) gesungen^), gehalten, und die rariste Music unter continuirlichen Paucken- und Trompetenspiel gehöret worden. Dieses Ambt hat, ohne das Wax 36 f. gekostet. Urheber und Fautor dieser Andacht ist ge wesen alß Landtsmann R. P. Abraham a S. Cl. p. t. Definitor IV(= einer der vier Beiräte des Provinzials), welcher auch zur Vermehrung dero von Päbstl. Heyligkeit Innozenz XII. vollkommenen Ablaß außgewirket". — Dazu die interessante Bemerkung, daß „unter diesem Ambt" zugleich drei hiesige Primizianten: P. Constantius beim St. Josefs-, P. Johannes beim St. Cajetans-Altar und P. Fortunatus in der LoretoKapelle ihr erstes Meßopfer Gott dem Allmächtigen „abgelegt" haben^^). Bertsche erinnert daran, daß dies die Gelegenheit geboten habe, P. Abrahams Geburts und Namenstag (Ulrich) zu begehen, was von den Landsleuten sicher nicht übersehen wurde''^"'^). Leider scheint die Predigt dieser Schwabenfeier verloren ge gangen zu sein^), wenn sie und andere Schwaben predigten nach genauen Textuntersuchungen nicht aus den großen nachgelassenen Sammelbänden „Abrahami sches Bescheid-Essen" (Wien u. Brünn 1719) und „Abrahamische Lauber-Huett" (Wien u. Nürnberg, Bd.I, 1721, Bd.II, 1722, Bd.III, 1723)^^) herausgefunden werden^®). 1698 verlautet die Hauschronik: „den 6. Juli (Sonn tag in der Oktave von St. Ulrich) ein Löbl. Schwäbische Nation das änderte mahl zu Ehren ihrer Heyligen Landtspatronen ein herrliches musicalisches HochAmbt, welches Ihro Gnaden,H.Propst bey St. Dorothee gesungen, halten lassen, dafür denen Musicanten 36 f. gegeben worden. — R.P. A. a. S. Cl. hat vorhero umb neun Uhr bey einer volckreichen Versamblung ein ziehrliche Predig gethan, welche hernach H.Probst von StejTgärsten auf seine Unkosten trucken lassen"®"). Sie trägt den echt barocken Titel: „Patrocinium, auf Erden schlecht, im Himmel gerecht, d. i. eine kurze LobPredig von den lieben Heiligen Gottes, vorderist aber denjenigen, so vorhin auf Erden aus Schwabenland ge bürtig gewest.. Verfolgt man nun in der Haus chronik die mit „Festum s. Udalrici" oder einfach mit „Schwabenambt" am Rand gekennzeichneten kurzen Berichte, so fällt einem auf, daß P. Abraham nirgend wo mehr als Prediger genannt wird. So heißt es: 5. Juli 1699 (erster Sonntag nach St. Ulrichsfest), daß das Hochamt vom Propst St. Dorothee (Wien I) gesun gen wurde, vorher aber der wohlehrwürdige P. Petrus Weichard O. P., Ordinari-Prediger bei St. Maria Rotunda (Dominikanerkirche, Wien I), eine zierliche Lob-Predigt von den Schwaben-Heiligen, und dies in Gegenwart einer volkreichen Versammlung getan habe®"); am 4. Juli 1700 pontiflzierte ein ungarischer Bischof, die Musikanten erhielten 32 f., vorher habe der Karmeliter P. Reinardus a S. Carlo, OrdinariPrediger bei St. Josef „ob der Laimgrube" (Wien VI), eine zierliche und gelehrte Predigt über erstgedachten Heiligen, d. i. St. Ulrich, gehalten®®); am 10. Juli 1701 feierte den Gottesdienst wiederum der Propst vom be nachbarten Augustiner-Chorherrn-Stift St. Dorothea nach vorangegangener Predigt des Don Carl Joseph (Bamabit), Ordinari-Prediger bei St. Michael (eben falls Wien I)®®); am 9. Juli 1702 heißt's noch kürzer: „als infra octavam S. Udalrici hat ein Löbl. Schwäbische Nation zu Ehren deren Heiligen die ge wöhnliche Predigt (gar ohne Nennung des Kanzelred ners) und das Hochamt halten lassen®^); am 8. Juli 1703 hat die Schwäbische Nation abermals wie andere Jahr das Fest zelebriert, die Lobpredigt wurde aber von dem Ordinari-Prediger „beim hl. Kreuz hinter dem Landthaus" gehalten, das Hochamt vom Domherrn von St. Stephan, Hueber, und zwar sogar in Gegenwart „Ihro Kayserl. und Königl. Majestät"'®); am 6. Juli 1704 hat sie ein Lobamt solemniter halten lassen, das P. Nicodemus a S. Nicoiao Tolentino, geborener Augsburger und Primiziant, gesungen, abermals mit Pauken und Trompeten, wofür die Musikanten 30 f. empfangen haben. Die Lobpredigt wurde „gemacht" von P. Anto nius a S. Guilelmo unseres Ordens (!)®®); am 5. Juli 1705 feierte der Propst vom Benediktinerkloster (?) das Hochamt und predigte wiederum obiger Pater^'); 1706 findet sich kein Vermerk vor,wohl aber wird ein Brand in der Tischlerei erwähnt, der am 23. April d. J." einen Schaden angerichtet habe^''); am 10. Juli 1707 (4. Sonn tag n. Pf.) ließ genannte Nation eine Predigt und ein Lobamt mit Pauken und Trompeten zu Ehren ihres hl. Patrons Ulrich, Bischofen, solemniter halten, „unter welchem Ambt gedachte Nation einmahl zum Opfergang gangen; auf dem Altar brannten nur sechs Körzen, die Predigt ist von dem H. Barnabiten, das Ambt vom Propst zu Mannswerth verrichtet worden®"); am 8. Juli 1708 verlief die Feier wie gewöhnlich..." Wegen hergebrachter Trompeten und zierlicher Musik mußten 32 f. bezahlt werden. Die Lobpredigt hielt diesmal sogar ein P. Jesuit. Beim Amt brannten „nit mehr", denn sechs Kerzen. Das „St. Ulrich Bild stunde ober dem Tabernakel wie bei anderen dergleichen oxtraordinariis Festitvitatibus"®"'); am 7. Juli 1709, dem Todesjahr P. Abrahams®"), hat eine dahier befindliche Schwäbische Landsgenossenschaft das Fest ihres Patrons, Bischofs und Beichtigers Ulrich wie auch an dere ihrer hl. Landesheiligen bei uns mit gewöhnlicher Predigt und unter herrlicher Musik, Trompeten und Pauken den Gottesdienst, so der Propst de Monte serrato (Schwarzspanier vor dem Schottentor) gehalten, begangen®®). Zum Schluß der nicht ganz uninteressante Hinweis Professor Bertsches, daß seit P. Abrahams Tod wahr scheinlich kein gebürtiger Schwabe mehr im Wiener Kloster weilte und man daher eben anderswoher Fest prediger einladen mußte. Im Jahre 1738 aber tauchte doch wieder ein „Vollblutschwabe" auf, der eine im selben Jahr im Druck erschienene Predigt hielt: „Abraham und Isaak, das ist: Udalricus und seine Schwäbischen Lands-Kinder" (zehn Blatt). Er nannte sich P. Liborius a S. Barbara, der sich förmlich ent schuldigend erklären zu müssen glaubte: „Befriedige dich demnach, Hochlöbliche Schwäbische Landsgenos senschaft, mit meinen geringen Gedanken, und weilen aus meinem hl. Orden mein Weltberühmter Abraham a Sancta Clara der Erste, ich aber der andere, Udalrico die Ehren-Red zu verfertigen gewürdigt.. ."■*®). Anm.: ^) Theodor G. v. Karajan, Abraham a Sancta Clara. Wien 1867; Hans Strigl, Abraham a Sancta Claras Werke, In Auslese. Wien 1904, Bd. I., XIV-XL.; Karl Bertsche, A. a. S. Cl. Führer des Volkes. Eine Samm lung von Zeit- und Lebensbildern, M. Gladbach 1918, 22. Heft und 1922, 2. Aufl. + Anhang; Franz Loidl, Menschen im Barock. Abraham a S. Cl. über das religiös-sittliche Leben in Österreich in der Zeit von 1670 bis 1710, Wien 1938, I-XI. — ®) Karl Bertsche, Die Predigten A. a. S. Cls. in zeitlicher Reihenfolge, wo 216 Nummern nachgewiesen sind. Dann: Karl Bertsche, Werke von A. a. S. Cl. (herausgegeben von der Aka demie der Wissenschaften in Wien), Wien 1943, Bd. I, 1944, Bd. II, 1945, Bd. III. — ®) 63 Werke mit 394 Früh drucken. Loidl a. a. O. S. II, Anm. 13. — ^) Ebda S. IV f., IX—XI. — ®) Wolfsgruber Cölestin, Geschichte der Lorettokapelle bei St. Augustin. Wien 1886. — ") Bertsche. P. Abraham a S. Cl. 57, 70 — '') Ebda 162 ff. — ") So im Codex 393 (b), Jahr 1709; 406 (b), Jahr 1711. — ®) Sh. Karajan a. a. O. 221 f., Anm. 1. — ^®) Sh. Bio graphien oben von Karajan u. Bertsche. — ®^) Sh. die Schilderung des Einzugs der großen moskowitischen Gesandtschaft in Abrahams „Merks Wien", Ausgabe Strigl 1904 II. Bd., 14 f. — ") Z. B. in St. Stephan, St. Ruprecht, St. Peter, Am Hof, Bei den Schotten, St. Michael. Sh. Mais a. a. O. 95. — ^®> Ebda. — ") Ebda 104, 106. — ^") Sh. oben Nr. 8, S. 93—123. — ^") Loidl a. a. O. 129—132. — ^') Bertsche. P. Abraham a S. Cl. 129. — Bertsche, Werke von A. a. S. Cl. (Akademie der Wissenschaften) II (Anhang) 425. — ®®) Ebda 425 f. Die vollständige Namensliste wurde von Bertsche im Nov.-Heft (1926) der Zeitschrift des Badensischen Lan desvereins f. Heimatgeschichte u. Volkskunde „Mein Heimatland" publiziert. — ®®) 1695/1718. Wodka Josef, Das Bistum St. Pölten, 1950, 55 — ®^) Codex 325. — ®'®) P. A. a. S. Cl. 20 u. Anm. 1; 129. — Der Geburtstag lag zwischen 27. 6. u. 2. 7. 1644. — ®®) Ebda 129. — ®^) Herausgeber P. Alexander a Latere Christi. '— ®®) Bertsche, Werke von A. a. S. Cl. II, 424. (Siehe nächste Nummer) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter: Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitharisten-Budidruckerei, Wien VII, Mechitaristengasse 4.

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