ringen konnte, auch noch in seiner letzten Krankheit, die ohnehin durch die Hitlerära verschuldet oder wenigstens gefördert ward. Er war ein so überzeugter Österreicher und katholischer Priester, daß ihm jede Nennung Hitlers oder seiner Kumpane ein zorniges Kopfschütteln verursachte." In Wien gab es kaum einen katholischen Verein, in dem Weczerzik nicht einen interessanten Vortrag (mit Lichtbildern) über Kunst oder seine vielen Reisen gehalten, kaum eine Kirche, von deren Kanzel er nicht gepredigt hätte. Seit dem Zusammenbruch 1918 versah er durch fünfzehn Jahre auch die Kanzel der Hofburg kapelle. Priestertum und Seelsorge wurden von ihm stets zu allererst betont, ob er auf dem Predigtstuhl, in der Schule oder am Vortragspult stand. Man lese etwa den Artikel: „Über das Priestertum, Gedanken anläßlich des vierzigjährigen Priesterjubiläums", in den Quatember-Stimmen 1937, 1. 9., S. 1 f. Sein Streben ging stets dahin, die Liebe zum Christentum und die Treue zur katholischen Kirche in seinen Zuhörern zu festigen. Mehr als Worte galt ihm jedoch die eigene vorbildliche Haltung, sein fast kindlich-gläubiges Ge müt, wie sein von ihm selbst verfaßtes Totenbildchen aussagt: „Milder Herr Jesus, gib ihm die ewige Ruhe!" Am 5. August 1941, „genau ein Jahr nach seinem Bruder, mit dem er in guter und frommer Wohnungs gemeinschaft lebte" (Wien I, Opernring 8), das ist im 68. Jahre seines Lebens und im 45. seines Priestertums, starb er im Kaiserin Elisabeth-Spital und wurde auf dem Hietzinger Friedhof begraben. Seinen Primizkelch hatte er schon einige Jahre vorher dem Provinzialrat der Jesuiten, mit denen er stets gute Nachbarschaft gepflegt hatte, übergeben. Neben wertvollen und interessanten Beiträgen im Wiener Kirchenblatt u. a. veröffentlichte Weczerzik folgende Schriften: 1. Die Lage des Berges Sion, Wien 1905 (eine Weiter führung seiner mit dem Doktor theol. erarbeiteten lOOseitigen Dissertation). 2. Geschichte der Kirche und Pfarrer „Zu den neun Chören der Engel" in Wien „Am Hof", Wien 1908. 3. Psychologie des Religionsunterrichtes, Wien und Leipzig 1911. 4. Rom, Amtlicher Reiseführer, Wien 1933, 382 S., 2. Aufl. 1934*). 5. Die Scholastik in Dantes Weltsystem, Wien 1923. 6. Reisen und Studien, Wien 1931. 7. Betet ohne Unterlaß! Wien 1936. Anm.: Im Auftrag Kardinal Innitzex's herausge geben mit einer Karte von Italien, Plänen von Rom, Mailand, Florenz und Neapel und 48 Bildern, „ist es keine trockene Aufzählung der Sehenswürdigkeiten, sondern kann auch für solche, die nicht nach Rom pilgern, als Lektüre dienen; zu diesem Zwecke ist alles im schildernden und beschreibenden Stile gehalten und mit zahlreichen Zitaten aus Dichtern und anderen Schriftstellern geschmückt" (WDBl. 1933, Nr. 7/8, 57 f.). Quellen u, Lit.: Personalstand der Wiener Erz diözese 1894—1946; Wiener Diözesanblatt 1897, 144, 1908, 228, 1909, 120, 1911, 139, 1914, 149, 1927, 64, 1933, 109, 1941, 6; I. Rigorosenbuch der theol. Fakultät der k. k. Universität Wien, 357 (1. Rig. 18. 10. 1897, 2. Rig. 2. 5. 1898, 3. Rig. 11. 3. 1899, 4. Rig. 2. 3. 1900, Promotion am 19. 6. 1900); Wiener Kirchenblatt 1934, Jg. 17, Nr. 5, 5 f. (Dr. H. Göhler); Katholischer Literaturkalender (Heinrich Kelter), Freiburg i, Br., 1926, (15. Jg.) 386; Heimat-Jahrbuch Mauer b. Wien 1933, 159; Mitt. Job. Reisenberger (1. 8. 1961). 24. P. Abraham a Sancta Clara^) und vier „Nationen" bei St. Augustin in Wien. Eine Dokumentation, a) Die Schwäbische Nation Dr. Franz Loidl Der seit seiner Rückkehr vom Wallfahrtsort Taxa bei Augsburg im Jahre 1672 in und um Wien und dar über hinaus gefeiertste Prediger-), fruchtbare Schrift steller"), vielseitigst tätige, geniale Augustiner-Bar füßer und barocke Polyhistor'^), der gebürtige Schwabe und Wahlwiener Johann Ulrich Megerle, bekannter als P. Abraham a Sancta Clara, Sonntagsprediger „an Maria Loreto bei St. Augustin"") und seit 1677 Kaiser licher Hofprediger und Subprior"), 1680 bis 1682 Prior, 1683 bis 1686 Lektor am Münzgrabenkloster in Graz und 1686 bis 1688 Prior daselbst, 1689 abermals in Wien und bis 1692 Provinzial, 1693 bis 1694 Professor am Ordenskloster Mariabrunn und ab 1651 Definitor in Wien bis zu seinem männlich ergreifenden Ver scheiden am 1. Dezember 1709*), hatte sich auch um sog. Nationen, das sind Landsmannschaften oder spätere Landesgenossenschaften^), gekümmert, sei es durch Mitwirkung bei der Gründung, sei es durch Mit hilfe bei der Festgestaltung, und da wiederum durch Übernahme der Festpredigt beim kirchlichen Hauptfest der betreffenden Nation. Codex 12.473 in der Handschriftensammlung der Eibl. Pal. Vind.°) (d. i. der ehemaligen Hof-, nunmehri gen Nationalbibliothek in Wien), in Karajans und Bertsches Abraham-Biographie richtig Hauschronik benannt^'^), verzeichnet nun nicht nur den Ablauf der jährlichen Hauptveranstaltung in Frage stehender Nationen, sondern gibt auch, wie noch zu erwähnen sein wird, andere interessante Aufschlüsse und Ein blicke. Im Verlaufe des so festfrohen Hoch- und Spätbarocks in der Reichs-, Haupt- und Residenzstadt Wien^^) traten, verteilt auf verschiedene Heiligtümer'^-), an die 30 Nationen. Ins Leben^") und zogen ihre Volks gruppen an, bis auch ihnen wie überhaupt sämtlichen Bruderschaften das betreffende Reformdekret Kaiser Josephs II. 1783 den Todesstoß versetzen sollte"'''). Es ist nun keinesfalls beabsichtigt, .eine voll ständige Geschichte aller bei St. Augustin etablierten Nationen und auch nicht einer einzelnen darzustellen, wie es Adolf Mais vorbildlich bei der Mährischen Nation zu St. Michael (Wien I) unternimmt und damit ein Abbild der anderen Landsmannschaften bietet"'"), sondern es wird nur auf diejenigen Bezug genommen, die sich, so weit nachweisbar, einer direkten Mitwir kung P. Abrahams erfreuten"'"). Da war es nun in erster Linie die Schwäbische Nation, das Sammelbecken seiner Landsleute in Wien, der er seine besondere Unterstützung angedeihen ließ, besser vielleicht noch, seine Weihe gab"'''). Nun gleich etwas über die Mitglieder. Auf die An regung Bertsches hin hatte der Bibliothekar des Augu stiner-Barfüßer-Klosters in Schlüsselburg (tschech. Lnäfe, CSSR), des einzigen damals noch bestehenden Klosters dieser Art nördlich der Alpen, P. Fulgentius a S. Corde Jesu, nach Publikationen P. Abrahams ge forscht und 1925 ein verloren geglaubtes 42-seitiges Schriftchen gefunden, dessen Titel eindeutig auf die Schwaben-Nation hinweist: „Kurtze Lebens-Beschrei bung des Heil, und Wunderthätigen Bischoffs Ulrich Als eines Sondren Patrons und Schutz-Herrns der Löb lichen Schwäbischen Nation, Zusammengetragen durch P. A. dero Nation, Wienn bei Johann Georg Schlegel Univ. Buchdrucker 1709""^). Darin findet sich auf S. 33 bis 42 eine Liste der damaligen Mitglieder, und zwar 93 an der Zahl, mit besonderer Hervorhebung der Gründer, alles Männer aus sämtlichen Gesellschafts kreisen, vom Grafen und Erbtruchseß bis zum bürger lichen Heringer und Händler, und wie Bertsche meint, erst Eingewanderte und nicht Nachkommen^"). Die Hauschronik vermeldet unterm 7. Juli 1697 vom ersten „Schwäbischen Ambt": „Um 12 Uhr nach vorgemeldter und vollendter Prozession ist in unserer Kirche bei dem Hochaltar zu Ehren des hl. Udalricl, der hl. Afra und andern hl. schwäbischen Patronen von einer Löbl. Schwäbischen Nation daß erste mahl 39
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