Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Da wäre zuerst der hl. Johannes v. Capestrano^") zu nennen, neben dem hl. Bernardin v. Siena der be deutendste Wanderprediger und Erneuerer des Franzis kanerordens im XV. Jahrhundert, der 1451 nach Wiener Neustadt und Wien kam, wo die nach ihm be nannte Kanzel am Stephansdom noch seiner aufsehen erregenden Tätigkeit gedenkt. Die Rettung Belgrads 1456 war sein Verdienst. Er starb noch im selben Jahr. — Dem hl. Laurentius v. Brindisi^^) verdankte Wien die Einführung des jungen Kapuzinerordens, kam er doch selbst 1599 mit den ersten Brüdern von Prag hieher. Auf Bitten Kardinal Klesls erhielten sie in der stark protestantischen Vorstadt St. Ulrich (Wien VII) eine Niederlassung. Drei Jahrzehnte hernach wurden sie bekanntlich zu Hütern der neuen Habsburgergruft bestellt. Der Heilige starb 1619 zu Lissabon. — Genau achtzig Jahre später, 1699, verschied in Wien der andere heiligmäßige Kapuziner, der Ehrwürdige Diener Gottes Marco d'Aviano^-) und wurde in der hiesigen Ordens kirche beigesetzt, 1912 wurde sein Seligsprechungs prozeß eingeleitet. Die mächtige Bronzestatue von Prof. Hans Maurer (1935) unterstreicht seine einstige Bedeutung. — Nach ihm soll noch der wohl weniger bekannte Diener Gottes, der Kapuzinerbruder Benno (Matthias, volkstümlich Hiasl) Koglbauer^^) aus Mönichkirchen am Wechsel erwähnt werden, „der Pförtner am Bodensee" geheißen, gest. am 13. Dezem ber 1925 in Bregenz und mit Br. Konrad v. Parzham, 1894 zu Altötting verstorben, verglichen, den er nachzu ahmen suchte. Auch der Ehrwürdige Diener Gottes Dominikus a Jesu Maria^"*), Unbeschuhter Karmeliter, fand nach seiner Tätigkeit 1630 hier, erst in der St. Josefskirche (Wien II), dann in der Karmeliterkirche (Wien XIX) seine Grabstätte, nachdem er sich während der ersten entscheidungsvollen Periode des 30jährigen Glaubens krieges um Kirche und Reich äußerst verdient gemacht hatte. Seine Seligsprechung wurde schon von Kaiser Ferdinand II. angeregt. Der große Jesuitenorden ist durch zwei Heilige vertreten: durch Petrus Canisius"*®), den zweiten Apostel Deutschlands, der 1552/56 durch seine wahr haft umfassende Wirksamkeit den tödlich bedrohten Katholizismus in Wien rettete und die Grundlage für den Wiederaufstieg der hiesigen Kirche schuf und noch dreimal wiederkehrte. Er ist seit 1597 zu Fribourg i. d. Schweiz begraben; und weiters durch den liebens würdigen Jugendheiligen aus Polen, Stanislaus Kostha^^O' dessen Hiersein von 1564 bis 1567 die trauliche Kapelle in der Kurrentgasse 2, im I. Wiener Bezirk, erinnert. Sein Tod in Rom fiel in das Jahr 1568. Die vier Angehörigen des verdienten Redemptoristenordens wurden der Erzdiözese im XIX. und XX. Jahrhundert geschenkt: der hl. Klemens Maria Hofbauer^'^), der Apostel und zweite Schutzheilige der Stadt Wien, seit 1913 auch zweiter Patron der Gesellen vereine (t 1820); der Ehrwürdige Diener Gottes P. Joseph Amand Passerat^"), Jünger und Nachfolger P. Hofbauer.s seit 1820, leitete als Generalvikar dies seits der Alpen die Kongregation mit großem Erfolg, wurde 1848 durch die Revolution vertrieben und starb 1858 zu Tournai. Seit 1892 läuft der Seligsprechungsprozeß. Dann der Ehrwürdige Diener Gottes, der Laienbruder Johann Baptist Stöger^''), der dem Wiener Erzbistum vor allem durch seine Abstammung nahe steht, wurde er doch i. J. 1810 in Enzersdorf b. Wien geboren und war somit ein Kind der Diözese.Der reiche Bauerssohn trat 1836 in den Orden des hl. Alphons v. Liguori ein, machte 1840 in Eggenburg, N. ö., die Profeß und war hier bis zu seinem Sterben i. J. 1883 als schlichter und gewissenhafter Klostergärtner ein Vorbild für jeden Laienbruder, ausgezeichnet noch durch Gebetseifer, Abtötung und Leidensliebe in harten körperlichen und auch seelischen Leiden. 1898 bzw. 1915 wurde sein Seligsprechungsprozeß aufgenommen. Schließlich darf, ja kann nicht übersehen werden der ehrwürdige P. Wilhelm Janauschek-"), als Kaufmanns sohn in Wien 1859 geboren, gestorben 1926, dessen Ge beine seit 1934 in Maria am Gestade ruhen. Die Augustiner Chorherrn von Klosterneuburg können sich des seligen Hartmann, „Organisators klösterlichen Lebens", späteren Bischofs von Brixen (1140—64) und Gründers von Neustift b. Brixen'-^^), als einer Leuchte rühmen. Zu Wien standen in Beziehung („gingen durch Wien") der selige Markus Körösi (Crisinus)'-'^), ein ge bürtiger Kroate, studierte erst daselbst, wo sein Name am 7. 2. 1593 ins Album der Marianischen Kongregation eingetragen erscheint, war dann Alumne des Germanikums in Rom, wurde in der Nacht vom G.Ii. September 1619 zu Kaschau von wütenden Kalvinern gemartert. Seit 1905 ist ihm die Ehre der Altäre zugebilligt; dann der ehrwürdige Missionsstifter P. Arnold Janssen®^) und Gründer von St. Gabriel zu Maria Enzersdorf b. Mödling 1889(f 1909). Allgemeine Lit.: Loidl Franz, Menschen im Barock. Abraham a S. Clara über das religiös-sittliche Leben in Österreich in der Zeit von 1670 bis 1710. Wien 1938 (Heiligenverehrung 31—48); Lexikon für i'heologie und Kirche (Buchberger), Freiburg i. Br., Bd. I—X(1930 bis 1938); 2. Aufl. (Höfer u. Rahner) 1957—1967; Pfliegler Michael, Die Eigenmessen der Erzdiözese Wien. Lateinisch u. deutsch. Wien, 1947, 46 S.; Missong Alfred, Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien 1933; 2. Aufl. 1948; 3. Aufl. 1970, 304 S. u. 69 Tafeln; ohne Namen: Niederösterreichs acht Schutzpatrone (auf einem Holzschnitt Albrecht Dürers dargestellt): Quirin, Maximilian, Florian, Severin, Kolo man, Leopold, Poppo, Otto v. Freising). Das kleine Volksblatt 1954, Nr. 257, S. 11; weitere Werke, davon die in Auswahl im folgenden. Anm.: ^) Gehab dich wohl... Wien u. Nürnberg 1737, 312. — ®) Geistlicher Kramerladen... Würzburg 1710, I, 477. — ®) 11. Heft. Studien u. Mitteilungen aus dem kirchenhistorischen Seminar der theol. Fakultät der k. k. Univ. Wien., Wien 1913, VIII + 149 S. — Be handelt werden die Heiligen: Joh. v. Capestrano, Petrus Canisius, Stanislaus Kostka, Laurentius v. Brindisi, Kl. M. Hofbauer; die ehrwürdigen Diener Gottes: Dominikus a Jesu Maria, Marco d'Aviano, Joseph Amandus Passerat; der Diener Gottes; Joh. Bapt. Stö ger. — •') „Heiligenlegenden für die Schulkinder", in: Christl.-pädagogische Blätter, Jge. 1908, 1909. — Her ausgegeb. vom Wr. Katechetenverein. Innsbruck— Wien—München,129 S. — ^) Bücher der Heimat. Bd. 13, 91 S. — Behandelt: Märtyrer, Glaubensboten, Einsied ler, Bischöfe, Fürsten, Frauen, Prediger, Bekenner, vielverehrte Heilige, Heilige des letzten Jahrhunderts, Landespatrone Österreichs. — ®) 167 S. u. 7 Bilder. — Sind 14 an der Zahl und auf seine Initiative als Kir chendirektor von St. Ruprecht (Wien I) daselbst in Glasgemälden dargestellt. — Verfaßte auch: Heilige Nothelfer, Wien 1938, III S. — österr. Heilige und Selige zieren auch die neue Kirche in Liesing, dann auch Glasfenster in der Votivkirche (Wien IX). — ") Z. B. Noll Rudolf, Eugippius, Das Leben des hl. Severin. Lat. u. deutsch. Linz 1947. — Tomek Ernst, Kirchengeschichte Österreichs 1936, I. Bd. 131, 204. — ") Ebda 160 ff. — ^®) Hofer Johannes/Bonmann,P.Dok34

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